Helmut H. Schulz - Dame in Weiß

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Berlin ist die Stadt, in der Hans Stadel, Kind einer Lehrerstochter und eines kleinbürgerlichen Kaufmanns, heranreifte, wo er zur Schule ging, vom Triumph der germanischen Rasse hörte, wo er Jungvolk-Uniform trug und schließlich, nach Evakuierung, die sich Kinderlandverschickung nannte, zurückkehrte: mutlos, frühreif, unsicher. In Berlin erlebte Stadel Luftschutzkel-lerängste, die erste Liebe, den Einzug der Roten Armee; er musste lernen, kleine Geschäfte zu tätigen fürs Überleben. Berlin ist der Schauplatz dieses Fami-lienromans, der ebenso ein Entwicklungsroman ist.
Der Roman entwirft an differenziert gezeichneten Schicksalen ein dichtes Mosaik von Begebenheiten und Beobachtungen, die in Ihrer Gesamtheit das Nachdenken über die Ausbreitung des braunen Ungeistes fördern und uns mit einer Fülle von Erfahrungen Bereichern…; Tribüne
Schulz … arbeitet mit den Erfahrungen seiner eigenen Entwicklung, die seiner ganzen Generation auf…; Rhein-Neckar-Zeitung

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Ich hätte sie gern veranlasst, über meinen Vater zu sprechen, zu dem mein Verhältnis merkwürdig gebrochen gewesen ist, eine Mischung aus Verachtung und Mitleid. In späteren Jahren entstand etwas wie Freundschaft. Ihm gegenüber sehe ich mich immer in der Rolle des Aktiveren, Unternehmenderen. Die Fotos, die ich von ihm besitze, zeigen zwar auch einen Soldaten, im Unterschied zu meinen beiden Großvätern aber zugleich einen körperlich schlecht entwickelten jungen Mann in schlotterndem Waffenrock und riesiger Tellermütze. Er war fünfzehn, als er zum ersten Mal eine Uniform trug; 1916, zum Andenken an meinen Bruder , steht auf der Rückseite in der gestochen scharfen Sütterlinschrift des Kaufmanns. Er stand in der Lehre bei der Firma Peek und Cloppenburg, seine Arbeitszeit dauerte von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends, zwei Stunden Pause in der Mitte, dafür erhielt er monatlich fünfzehn Mark, im letzten Lehrjahr fünfzig Mark. Aber im letzten Lehrjahr trug er kaiserliche Uniform. Unterwiesen wurde er in den kaufmännischen Wissenschaften, Briefwechsel, Buchführung, Wechsellehre und Warenkunde: Mut und Wollen jedem Streben, ernstem Wollen Heil und Preis ...

Sein spitz-ovales Gesicht ist der Kamera direkt zugewendet, die Hände liegen gekreuzt im Schoß. Aber diese mitleiderweckende Gestalt ist nicht die ganze Wahrheit über ihn; es gab auch Jahre der Zuversicht und des Einverständnisses. Er war etwas, für das mir der Begriff Mitläufer falsch erscheint, weil er den Mangel an Motiven nicht erklärt.

»Du bist ungerecht wie immer, wenn du über deinen Vater urteilst, was dir nicht zusteht«, sagte Verena, auf die Uhr blickend. Ihre Teestunde lief ab. Sie hatte für die Stunde vor dem Abendessen um achtzehn Uhr wer weiß was vorgesehen. Sie lebte nach der Uhr.

»Ich bin nicht ungerecht, ich suche nach Erklärungen für euer Leben.«

»Du und deine Generation, ihr leidet an dem Trauma, dass wir versagt haben. Ihr geht davon aus, euer heutiges Wissen hätte euch vor Nationalsozialismus, Krieg und Nachkrieg bewahrt.« Und listig fügte sie hinzu: »Die Geschichte wäre also bloß abgelaufen, damit ihr euren Komplex bekommen konntet?« »So ist es natürlich nicht.«

Aber wie war es? Stimmte es, was sie behauptete, wir litten unter dem Trauma, unseren Eltern ständig ein beispielloses Versagen bescheinigen zu müssen? Fiel gerade der Zwischengeneration die Entscheidung besonders schwer? Trug noch der Vater meines Vaters den Husarenrock mit naivem Selbstbewusstsein, trug Verenas Vater, der Studienrat und Reserveoberleutnant bei der Garde - vielleicht der Einheit, die einen Liebknecht-Mörder großzog -, trugen diese Männer noch ihre Uniformen wie Auszeichnungen, so stand sie meinem Vater, dem Nachgeborenen, wie der Kittel eines traurigen Harlekins.

Es waren, noch andere Erinnerungen da, die an einen Uniformierten in Polen: Radomsk, Kielce, Krakow. An die als selbstverständlich gehandhabte Siegergeste, an die Fresspakete, vielleicht nicht ganz so zahlreich, vielleicht mit einem Rest an schlechtem Gewissen geschickt, aber doch beteiligt. Nie ganz dafür, auch mit verletztem Rechtsbewusstsein, mit stiller Qual, einem Stück über die Zeiten geretteter Redlichkeit, Glaube an Ordnung, Recht, aber doch immer mit dabei.

»Leider«, seufzte sie, »ich habe es auch überhaupt nicht glauben wollen, als Papa mir die Aufnahmen von den Erschießungen zeigte. Ich habe ein paar Nächte lang nicht schlafen können, und ich habe es für ganz falsch gehalten, sie dir ebenfalls zu zeigen, einem Zwölfjährigen, fanatisiert bis in die Knochen.«

»Fanatisiert? Red dir nichts ein, Mama, in Wirklichkeit hattet ihr Angst, mit euren Kindern zu sprechen, sich ihnen zu offenbaren, eure Ängste bloßzulegen. Die stille Vereinbarung galt unter euch, ja den Mund zu halten, allein mit diesen Sachen fertig zu werden. Ihr konntet mit eurem Hitler nicht mehr Schritt halten.«

»Man hat ja auch gesagt, Größenwahn, und wie sich hinterher herausstellte, war Hitler Paranoiker.«

Ich musste lachen, sie sah mich mit Erstaunen an und bemerkte: »Wüsste nicht, was es da zu lachen gäbe.«

»Wegen der nachträglichen Rechtfertigung - was soll man mit einem Verrückten machen?«

Sie schwieg, hob mehrmals die Schultern, und mich reute es, laut geworden zu sein. Ich wollte sie wieder auf das Thema zurückbringen, wie mein Vater war, und sie nahm das Angebot an.

»Als ich ihn kennenlernte - ich arbeitete bei Max Hirsch -, ließ er sich bei Peek und Cloppenburg anstellen, es soll diese Firma ja heute noch geben. Er war Buchhalter, warte mal; ich schätze, er ist knapp zwanzig gewesen, trug Anzüge von C & A, er sang sogar, auf einer Werbeschallplatte mit, - drum gehen Sie, Sie wissen ja, gehen Sie zu C & A -. Wir sind schon weit in den zwanziger Jahren, wie du siehst.«

Ruhrbesetzung, Inflation, Kapp-Putsch, alles vorbeigegangen ohne eine Spur von Nachdenklichkeit?

»Die meisten Deutschen dachten nicht nach. Worüber hätten sie nachdenken sollen? Wir begriffen ja kaum, woher diese vielen Symbole kamen. Die Welt, unsere Welt, war auseinandergebrochen, das war die Zäsur, der Schlussstrich. Also dein Vater ging außerordentlich gut angezogen. Wir lernten uns in einem Theaterverein kennen.«

Das war eines der großen psychologischen Rätsel für mich, in dieser Zeit gingen sie in einen Verein, um als Laienschauspieler aufzutreten, Feste zu arrangieren, Reisen zu veranstalten, nach bester, übelster deutscher Vereinstradition, und das, wo sich auf der Straße, vor ihrer Tür ein Kampf auf Leben und Tod abspielte.

»Du kannst das kaum beurteilen. Es war nach dem Kriege damals ganz ähnlich wie nach dem jetzigen Krieg. Die lange zurückgehaltene Lebenslust, die Not, machten sich im Frieden in einer sicherlich übertriebenen Vergnügungssucht Luft. Man wollte endlich leben. Es wird so oft von einer Scheinblüte geredet, es war keine, sie war echt. Wir lebten gut und heirateten Neunzehnhundertachtundzwanzig.«

Was sie mit wenigen Worten entwarf, darauf bauend, dass ich ihr nicht auf die Sprünge kommen konnte, war das Auswechseln der einen gegen die andere Legende. So glaubte ich nicht meine Mutter zu hören, sondern den historischen Kommentator: Zuerst brach das Kaiserreich zusammen, dann kam die Inflation, kamen die Konjunktur und die Krise, es kam Hitler, der Erretter Deutschlands. Zuletzt mussten wir eingestehen, uns in allem geirrt zu haben. So läuft eben Geschichte ab. Nichts lässt sich dagegen unternehmen.

Sie unterschlug, dass Christoph Stadel, ihr Mann und mein Vater, von Peek und Cloppenburg zum Wolffschen Telegrafenbüro gewechselt war, als Börsenberichterstatter, wenigstens der Familienlegende nach und falls es bei diesem Nachrichtendienst einen solchen Berichterstatter überhaupt gegeben hat.

»Mit Gewissheit«, sagte Verena, »mein Schwiegervater besaß gute Verbindungen, und da hast du es: Diese Zeiten ließen uns Spielraum. Wir wiegten uns in dem Traum, aus deinem Vater einen Börsenmakler zu machen. Dein Vater war Fachmann, als Buchhalter konnte er mit Geld umgehen.«

Auch eine überraschende Verkleidung, aus dem kleinen unglücklichen Soldaten, dem Laien-Hamlet und Buchhalter, der mit spitzer Feder die Positionen auf Kredit und Debet verteilte, der sich für einen Schreib- oder Rechenfehler von einem Oberbuchhalter oder vom Hauptbuchhalter rüffeln lassen musste, aus dem Werbesänger für Anzüge war in den Träumen ein Börsenmakler geworden, der Bankorders abwickelte und vielleicht auch selbst zu spekulieren vorhatte.

»Daraus wurde ja auch nichts.«

»Nein, daraus wurde nichts.« Sie schüttelte den Kopf. Eine komische Variante, ein Abschluss dieser Karriere·ergab sich Jahre später, als meine Familie zehntausend Mark Reichsanleihe zeichnete, wozu sie aufgrund irgendeiner Erbschaft in der Lage war.

»Wir hätten mit dem Geld schon nichts mehr anfangen können«, erklärte meine Mutter. Sie legte mir ihre Hand auf den Arm, zum Zeichen, dass sie etwas Wichtiges mitteilte.

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