Paula Hering - Rosalies Schlüssel

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Im Dezember endet das vertraute Leben der 20-jährigen Leni, denn als ihre geliebte Großmutter stirbt, ist nichts mehr, wie es vorher war. Dann trifft sie eine Entscheidung: Sie stellt sich dem Abenteuer, die zu sein, die sie wirklich ist. Es ist das Geheimnis und zugleich das Vermächtnis ihrer Großmutter, die von den Menschen in ihrem Dorf für eine Hexe gehalten wurde…

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ROSALIES SCHLÜSSEL

Paula Hering

Im Dezember legte mein Leben ab und trieb aufs offene Meer. Alle Gewissheit ließ ich am Ufer zurück. Verlust und Erinnerung sind zwei Pole zwischen denen ich seither lebe; sind Preis und Wert.

Meine Großmutter hatte wunderschöne Hände. Die Haut auf ihren Handrücken war durchscheinend wie Pergament und wenn sie erzählte, tanzten ihre Finger, als sprächen sie eine lautlose Sprache. Die starre Haltung ihrer grauen Hände an jenem Morgen machte mir ihren Tod deutlicher, als es der Anruf meiner Tante vermocht hatte.

„Oma ist tot“, hatte sie gesagt.

Kein „Hallo“, keine Einleitung, kein „Wie geht’s?“

Sie starb am Heiligen Abend. Ich war über Weihnachten bei meinen Eltern in Italien gewesen und wollte am zweiten Feiertag zu ihr fahren. Beim Kauf der Fahrkarte hatte mein Magen in freudiger Erwartung geprickelt, aber als ich sie einlöste, blickte ich in ein schwarzes Loch.

Die Zugfahrt durch ganz Deutschland, der bedrückende Gang durch das verlassene Haus und der traurige Anblick ihrer Sachen, hatten mich nicht begreifen lassen, was geschehen war.

Das Haus war in einem erbärmlichen Zustand. Sie hatte immer auf Sauberkeit geachtet, doch in den letzten Monaten ihres Lebens musste ihr alles zu viel geworden sein.

In der Küche türmte sich schmutziges Geschirr. Schimmel schwamm auf den Kaffeepfützen. Offenbar hatte sie versucht, durch Einweichen der Lage Herr zu werden. Ich stieß das Küchenfenster auf, denn der säuerliche Geruch verschlug mir den Atem.

Im Wohnzimmer war es dunkel. Hier auf dem Sofa hatte sie die letzten Tage verbracht. Eine Wolldecke lag auf dem Boden.

Ich öffnete auch dort die Fenster, um den Geruch von Einsamkeit zu vertreiben. Der Wind zog die Gardinen hinaus. Wie Geister flogen sie aus dem Haus, um der Welt zu verkünden:

„Ich gebe auf!“

Dann öffnete ich sämtliche Fenster in der unteren Etage, ließ alle Geister frei und ging nach oben.

Die schmale Treppe war lange nicht benutzt worden. Alles, was sie zum Leben brauchte, hatte sie nach unten gebracht.

Als ich die Tür am oberen Ende der Treppe aufstieß, empfing mich ein vertrauter Geruch: eine unvergleichliche Mischung aus Federbetten, Mottenkugeln, Uraltlavendel, Vertrautheit und feuchter Kühle. Ich ging ins Schlafzimmer und setzte mich auf das riesige Bett.

Wenn ich als Kind bei ihr übernachtet hatte, war es mir unmöglich gewesen, die schwere Bettdecke auch nur ein paar Zentimeter nach oben zu ziehen. Ich hatte mich mühsam mit den Hacken abstoßend weiter unter die Decke arbeiten müssen, wenn mir kalt war.

Als ich den sternförmigen Schlüssel des Kleiderschranks drehte und die Tür öffnete, knirschte es, als würden Sandkörner zermahlen. Dieses Geräusch hätte ich unter Hunderten erkannt.

Während ich noch schlief, war sie leise die mit rotem Teppich bedeckten Stufen hinunter in die Küche gegangen, hatte den Wasserkessel auf den Herd gestellt und den Frühstückstisch gedeckt. Wie viele Male hatte mich dieses Knirschen geweckt? Wie viele Male war mein erster Blick auf sie gefallen, die den Kopf in den Kleiderschrank steckte?

Später, als ich älter war, lag ich wach im Bett, wenn sie die Treppe hinunterging. Ich lauschte ihren Schritten auf dem kalten Terrazzoboden. Dem grellen „Autsch!“ des Wasserkessels, wenn sie den Deckel herauszog, um ihn zu füllen. Dem Geschirrklappern und dem Aufschrei der Besteckschublade, der wie ein erschrockenes „Huch!“ klang.

Und wenn sie wieder nach oben ins Schlafzimmer kam, beobachtete ich sie durch meine Wimpern hindurch und verfolgte mit Spannung jede ihrer Bewegungen bis zu dem Moment, wenn sie die Schranktür öffnete und sich zu mir umsah.

Wenige Tage nach ihrem Tod steckte ich den Kopf in ihren Schrank. Eine offene Parfumflasche stand auf dem unteren Regalbrett. In dem dunkelgrünen Glas waren Luftbläschen eingeschlossen. Sie hatte den Zeigefinger der rechten Hand auf die Öffnung gelegt und die Flasche mit Schwung auf den Kopf gedreht, um mit dem feuchten Finger erst rechts, dann links einen Hauch von Uraltlavendel hinter das Ohrläppchen zu tupfen. Die Flasche roch noch immer schwer und süß. Ich ließ sie in meine Jackentasche gleiten und fühlte mich wie eine Diebin.

Beklommen blätterte ich durch ihre Kleider. Ich kannte sie wie meine eigenen. Unter der Kleiderstange stapelten sich Schuhkartons und Taschen. Die Schuhe in den vergilbten Kartons hatte sie kaum getragen. Wie viele der Kleider hatte sie auch ihre guten Schuhe geschont. Nun würde sie niemand mehr anziehen.

Ich suchte ihr schönstes Kleid heraus, ein braunes, hochgeschlossen mit einem Schal, der senkrecht bis zur Taille verlief wie eine Krawatte. Der fein gemusterte Wollstoff hatte gut zur Farbe ihrer Hände gepasst. Er hatte ihre Zartheit unterstrichen und ihren transparenten Schimmer noch verstärkt.

Sie war nicht vermögend gewesen, aber ich hatte sie immer als reich empfunden, denn sie besaß alles, was sie brauchte und die Berührung ihrer Hände verlieh jedem Gegenstand seinen Wert.

Vor dem Fenster stand ein kleiner Frisiertisch mit einem Polsterhocker davor. Er gab federnd unter meinem Gewicht nach, als ich mich darauf setzte. Auf dem Tischchen standen lauter vertraute Dinge: ein Apothekerfläschchen aus braunem Glas mit winzigen Seemuscheln darin, eine elfenbeinfarbene Bonbonniere mit Goldrand. Als ich den Deckel der Bonbonniere vorsichtig anhob, durchzuckte mich das klirrende Geräusch. Es war Kleingeld darin, glänzende Fünfmarkstücke, einige Silbermünzen in Schutzfolien und ein kleiner goldener Schlüssel. In einer ovalen Porzellanschale, die mit Käfern bemalt war, lag ein Herz aus Perlmutt, eine Kleiderbürste in Form eines Igels, Haarbürste und Handspiegel, das Silber angelaufen, eine halbvolle Flasche Chanel Nr. 5, der Inhalt dunkelbraun.

Die Trauergemeinde zog vorbei an grauen Kirchenbänken, die zu schmal waren, um bequem darauf zu sitzen; wenige Bekannte und ein paar Nachbarn, Tante und Onkel passierten den offenen Sarg. Großmutter trug das Kleid, das ich für sie ausgesucht hatte.

Ich war die Letzte in der Reihe, aber es fiel mir schon auf, bevor ich bei ihr war. Ein weißes Band zog sich über den Ringfinger der linken Hand. Der Ring fehlte. Sie hatte ihn immer getragen. Jetzt war ihre Hand leer und tot ohne ihn. In dem Moment wurde mir bewusst, wonach ich in ihrem Haus gesucht hatte.

Den Blick starr auf ihre Hände gerichtet, weil ich nicht wagte, ihr Gesicht anzusehen und, um auch sonst niemanden ansehen zu müssen, ging ich mit gesenktem Kopf den Gang hinunter bis zu einer leeren Bank.

Die Kapelle war schmal, der Organist spielte auf einem kleinen Cembalo, das hinter dem Altar stand. Es war kaum Platz für Sarg und Blumen.

Großmutter hatte den Pastor nicht leiden können. Seine Besuche anlässlich ihrer Geburtstage hatte sie zähneknirschend über sich ergehen lassen. Und der Hauptgrund, warum sie nicht hundert hatte werden wollen, war der, ihn nicht Jahr für Jahr in ihrem Wohnzimmer ertragen zu müssen.

Nun stellte er sich vor die Trauergemeinde und sprach, als hätte er Kreide gefressen. Erzählte von einer Frau, die als Fremde ins Dorf gekommen sei, deren freundliches Wesen ihr schnell Sympathien eingetragen hätte und schloss mit den Worten, dass ihre Kinder in Trauer und Dankbarkeit am Sarg ihrer geliebten Mutter stünden. Tante Katharina saß in der ersten Reihe und schaute zu ihm auf.

Ich war wie in Trance. Die Gemeinde folgte dem kleinen Wagen, auf dem der Sarg bis zur Grabstätte gezogen wurde. Der Boden war gefroren und ein eisiger Wind schnitt in die Haut. Tante Katharina hielt eine Ansprache, der ich keine Beachtung schenkte. Erst beim „Asche zu Asche, Staub zu Staub“, kam ich wieder zu mir.

„Was passiert mit ihren Sachen?“, fragte ich sie später bei Kaffee und Kuchen im Dorfkrug.

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