Im Stadion konnte man die Fassungslosigkeit fast greifen. Mit hängenden Köpfen fuhren die Bayreuther über das Eis. Keiner der Tigers-Spieler blickte auf die Freiburger Spielertraube, die ausgelassen ihren nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg feierte. Nur wenige Minuten vorher ein völlig anderes Bild: Die Bayreuther Fans standen, feierten lautstark ihr Team. Freiburg nahm seinen Torwart vom Eis. Die Anzeigentafel zeigte noch 17,8 Sekunden, als die Gäste zum 1:2-Anschlusstreffer kamen und Verteidiger Daniel Sevo mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe vom Eis musste. Keiner glaubte, dass Bayreuth diese Partie noch aus der Hand geben würde – doch 5,7 Sekunden vor der Schlusssirene fiel der Ausgleich. Und in Überzahl schoss der zusammen mit Torwart Christoph Mathis stärkste Gästeakteur, Tobias Kunz, den Siegtreffer in der Verlängerung.
„Bitterer kann man nicht verlieren“, sagte EHC-Trainer Sergej Waßmiller. „Wir waren die bessere Mannschaft.“ Sein Team bot gegen einen starken Gegner eine mitreißende Partie. Der Einsatz stimmte, die Ordnung im Spiel stimmte, die Laufbereitschaft stimmte. Die 2:0-Führung hatte sich Bayreuth auch durch seine individuelle Klasse erarbeitet. Ein Geniestreich von Veit Holzmann brachte das 1:0. Er lupfte die Scheibe hinter dem Tor an seinem Gegenspieler vorbei in Richtung Tor, der Gästekeeper war völlig überrascht, und Holzmann stocherte seine eigene Vorlage über die Linie. Im zweiten Abschnitt behielt Thielsch bei einem Konter die Nerven und beförderte den Puck mit der Rückhand ins Tordreieck. Zudem bewahrte der starke Torwart Julian Bädermann sein Team mehrmals mit Glanzparaden vor einem Gegentreffer. Bayreuth spielte nicht wie ein Aufsteiger, zeigte keine Nervosität und legte in der Abwehr sogar eine gewisse Abgezocktheit an den Tag – bis 17,8 Sekunden vor Schluss.
EHC Bayreuth:Bädermann – Sevo, Wolsch; Mayer, Potac; Kasten, Göldner; Hermann – Holzmann, Müller, Thielsch; Bartosch, Kolozvary, Geigenmüller; Altmann, Pietsch, Juhasz; Pleger, Zeilmann, Schadt.
EHC Freiburg:Mathis – Klante, Vavrusa, Meyer, Brückmann, Frank, Peleikis – N. Linsenmaier, T. Linsenmaier, Mauch, Kunz, Rießle, Wiecki, Billich, Bauer, Airich, Vozar, Appel, Salzer, Saccomani.
Tore:1:0 (19.) Holzmann (Thielsch, Müller), 2:0 (31.) Thielsch (Müller, Göldner), 2:1 (60.) Appel (Vavrusa – 6 gegen 5), 2:2 (60.) Vozar (6 gegen 4), 2:3 (62.) Kunz (Vozar, Wiecki – 4 gegen 3).
Strafminuten:Bayreuth 12 + 5 + Spieldauerstrafe gegen Sevo; Freiburg 6.
Zuschauer:1255.
Dennis Thielsch (vorne, im Duell mit Michael Frank) war einer der stärksten Bayreuther im Auftaktspiel. Er bereitete ein Tor vor und schoss das 2:0.
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Niederlage gegen Freiburg
2. Spieltag: EHC braucht zu viele Chancen
3:4 bei den Schweinfurt Mighty Dogs
Julian Bädermann (rechts) im EHC-Tor agierte bei zwei Gegentreffern unglücklich.
Im zweiten Saisonspiel kassierte der EHC Bayreuth die zweite knappe Niederlage. Im fränkischen Derby waren die Tigers das spielbestimmende Team, verloren aber bei abgezockten Schweinfurtern mit 3:4 (1:1, 1:1, 1:2).
Diese Partie durfte der EHC Bayreuth eigentlich nicht verlieren. Das Ergebnis spiegelte die Leistung der Tigers nicht wider. Die Gäste waren das aktivere Team, entwickelten mehr Offensivgeist, schossen öfter auf das Tor und waren etwas lauf- und auch einsatzfreudiger. Nur der Puck ging zu selten über die Linie. Die mangelnde Chancenverwertung war der Hauptgrund für die Niederlage. In den entscheidenden Momenten fehlten den Bayreuthern vor dem Tor die nötige Cleverness und die letzte Konzentration.
„Ich kann meiner Mannschaft eigentlich keinen Vorwurf machen“, sagte EHC-Trainer Sergej Waßmiller. „Uns fehlt im Abschluss einfach das letzte Quäntchen Glück, aber das werden wir uns wieder erarbeiten.“ Hinzu kam, dass der Schweinfurter Torwart Benjamin Dirksen einen Sahnetag erwischt hatte und die Bayreuther Offensive mehrfach zum Verzweifeln brachte. Dagegen agierte sein Gegenüber Julian Bädermann bei zwei Gegentoren etwas unglücklich.
Das Spiel war in den ersten zehn Minuten ausgeglichen. Spätestens ab der 15. Minute spielte fast ausschließlich Bayreuth. Lange stand es 2:2, und Bayreuth drückte auf den dritten Treffer – doch den machten in der 48. Minute die Schweinfurter. Nikolai Pleger leistete sich eine unnötige Strafzeit und Routinier Mikail Nemirovsky nutzte die Überzahl zum vorentscheidenden 3:2. Die Hausherren spielten taktisch klug, konzentrierten sich darauf, das Spiel sehr eng und das Mitteldrittel dicht zu machen. Mit schnellen Angriffen setzten sie dann gefährliche Nadelstiche. Und – im Gegensatz zu Bayreuth – blieben sie vor dem Tor eiskalt. Viele Chancen benötigten die abgezockten Mighty Dogs nicht für ihre vier Treffer.
Schweinfurt Mighty Dogs:Dirksen – Koch, Amrhein, Zimmermann, Eller, Elbl, Knaup, Filobok, Zilla, Fissekis, Litesov, Kleider, Knaup, Nemirovsky, Stähle, Aminikia, Schäfer.
EHC Bayreuth:Bädermann – Wolsch, Kasten; Potac, Mayer; Göldner – Holzmann, Müller, Thielsch; Geigenmüller, Kolozvary, Bartosch; Altmann, Pietsch, Juhasz; Pleger, Zeilmann, Schadt.
Tore:0:1 (7.) Bartosch (Wolsch – 4 gegen 5), 1:1 (8.) Amrhein (Aminikia, Schäfer), 2:1 (22.) Litesov (Nemirovsky, Stähle – 5 gegen 4), 2:2 (31.) Potac (Geigenmüller – 5 gegen 4), 3:2 (48.) Nemirovsky (Litesov, Koch – 5 gegen 4), 4:2 (55.) Stähle (Litesov, Knaup), 4:3 (60.) Geigenmüller (Potac, Kolozvary – 6 gegen 5).
Strafminuten:Schweinfurt 4, Bayreuth 12.
Zuschauer:1009.
3. Spieltag: Der erste Oberliga-Sieg
3:2 gegen den EV Regensburg
Im dritten Anlauf klappte es: Der EHC Bayreuth hat den ersten Oberliga-Sieg der Vereinsgeschichte geholt. Allerdings strapazierte der Aufsteiger beim 3:2 (2:0, 1:0, 0:2) erneut seine eigenen und die Nerven der Fans.
Makel Chancenverwertung: Auch Kapitän Florian Müller (vorne) traf in dieser Situation nicht.
Der EHC war über weite Strecken das spielbestimmende Team, beherrschte seinen Gegner fast nach Belieben. Die Oberpfälzer brachten erst nach 19:50 Minuten den ersten Schuss aufs Bayreuther Tor. Und doch wäre Regensburg fast mit etwas Zählbaren nach Hause gefahren. In der Schlussminute kam Eddy Rinke frei stehend an die Scheibe, das kurze Eck des Tores war offen, doch der Regensburger setzte den Puck über das Gehäuse. Es wäre der 3:3-Ausgleich gewesen.
Warum die Bayreuther nach einer klaren 3:0-Führung nochmals um den Erfolg zittern mussten, war völlig unverständlich. Bis zum ersten Regensburger Treffer überzeugten die Tigers auf ganzer Linie und erzielten teils schön herausgespielte Treffer. Als der Puck in der 47. Minute in einer unübersichtlichen Situation zum 3:1 über die Linie kullerte, drehten sich die Kräfteverhältnisse plötzlich. Bayreuth war nun nervös, leistete sich Abspielfehler, ging nicht mehr konsequent in die Zweikämpfe und brachte den EVR so wieder ins Spiel. Zudem wurde es nun ruppiger. Waren in den ersten beiden Dritteln vor allem die Oberpfälzer Dauergast auf der Strafbank, nahmen dort nun immer öfter die Hausherren Platz. Allen voran Veit Holzmann, der nach einer Boxkampfeinlage mit Michael Welter die ungewöhnliche Strafe von 2 plus 2 plus 2 plus 10 Minuten kassierte. Sein Sparringspartner erhielt nur 14 Strafminuten. Die Überzahl nutzte EVR-Verteidiger Tomas Schmidt zum 3:2 – sein Distanzschuss schien nicht unhaltbar. Bayreuth wackelte, fiel aber nicht und holte den ersten Saisonsieg.
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