Wir folgten seiner Anweisung. Nach einer Weile richtete ich mich ungeduldig nach vorne und spähte suchend nach einem Menschen, der uns entgegenkam. Nach einer endlosen Zeit erkannte ich eine Gestalt in der Ferne. Ob es wohl Machú war? Er war noch so weit weg. Wir näherten uns der Person. Ich erkannte einen großen Mann auf einem mächtigen, weißen Pferd. Es war Machú, der uns empfing. Ich merkte, dass meine Kräfte am Ende waren, aber ich gab mir einen Ruck. Ich wollte zeigen, dass eine Frau aus der Stadt Durchhaltevermögen besaß. Ich konzentrierte mich auf mein Ziel.
Machú, was für ein seltsamer Name, schoss mir durch den Kopf. Von hier aus sah er aus wie eine Fata Morgana. Die untergehende Sonne blendete mir ins Gesicht, denn der Sonnenuntergang breitete sich aus. Lange hatte ich dieses Farbspiel nicht mehr gesehen. Es war so unbeschreiblich schön. Es schien so, als ob die Wolken zum Greifen nah wären. Hinter Machús Gestalt leuchtete der Himmel in Orange und Rosa.
Luci hatte Machú schon erreicht. Jetzt standen beide in der Ferne und warteten auf mich. Ich sah, wie sie sich angeregt unterhielten. Ich versuchte, meine Madonna zu animieren, einen Schritt schneller zu gehen und versprach ihr ein Zuckerstückchen, wenn sie gehorchte. Sie schien leider nicht käuflich zu sein, im Gegenteil, sie verlangsamte ihren Galopp.
Schließlich kam auch ich bei den beiden an. Luci grinste mich an. „Endlich kann ich dich meiner deutschen Schwester vorstellen, Machú“, ergriff Luci das Wort und zeigte auf mich.
Wir saßen alle noch auf unseren Pferden. Der Ritt hatte mir alle Kräfte abverlangt. Ich drehte mich wackelig und schnaufend zu ihm. Machú und ich sahen uns ins Gesicht. Ich weiß nicht, wie lange wir uns anstarrten. Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Diese dunkle Haut, dieses Gesicht. Am liebsten wäre ich abgestiegen, um ihn zu berühren und um herauszufinden, wie sein Körper sich anfühlte, so sehr war ich von seiner Gestalt fasziniert. Sein hartes, breites Kinn verriet starke Männlichkeit. Sein Ausdruck war aber gleichzeitig sehr weich. Sein Oberkörper war nackt und er trug eine braune Fransenlederhose. Sein schwarzes, langes Haar flatterte im Wind. Er trug ein tiefrotes Stirnlederband, an das eine große Feder befestigt war. Ich schaute mir diese Feder an, sie kam mir so vertraut vor.
Ich bemerkte, dass Machú mich auch intensiv beobachtete. Es war so, als ob er mich mit seinem Blick durchleuchtete. Ich spürte genau, wohin seine Augen wanderten. Ich nahm ein Kribbeln im Beckenbereich wahr. Unerwartet wieherte meine schwarze Madonna, und der Bann schien gebrochen zu sein. Machú begrüßte mich: „Herzlich willkommen in meinem Land!“ Daraufhin gab er uns die Anweisung ihm zu folgen.
Lucia und ich folgten ihm wortlos. Nach einem hügeligen Pfad ging es bergab. Ich sah am Ende des Weges eine tiefe Steinschlucht. Vorsichtig trabte ich hinterher, als Machú kurz vor der Schlucht nach rechts in einem geheimen kleinen Weg einbog. Hier hielt er unsere Pferde an und trat an mich heran und sagte:
„Ich muss dir ab hier deine Augen verbinden. Das Dorf möchte seine Lage geheim halten. Seine Lage darf nicht öffentlich werden.“
„Das ist doch gar nicht nötig, ich würde niemals den Weg bis hier hin finden“, erwiderte ich.
„Es tut mir leid, aber ich muss mich an unsere Dorfregeln halten.“
Ich gab nach und duldete, dass Machú mir meine Augen mit einem schwarzen Schal verband. Dann hörte ich, wie er sich nun zu Lucia drehte und auch ihr die Augen verband.
„Bitte haltet euch gut an eurem Sattel fest, denn es wird ein wenig ungemütlich werden. Bleibt bitte ganz ruhig, die Pferde dürfen sich nicht erschrecken, da wir auf einem ganz schmalen Weg reiten werden, der nicht gesichert ist. Aber keine Angst, es wird nichts passieren, wenn ihr auf mich hört“, sagte er.
Mir wurde mulmig zumute, denn ich ahnte, unser Weg führte in Richtung Schlucht. Ich riss mich zusammen und vertraute diesem Menschen, der uns jetzt an den Leinen unserer Pferde führte. Es dauerte eine gefühlte Stunde, bis wir nach einem anstrengenden Trab an unserem Ziel ankamen. Ich hörte, wie Machú von seinem Pferd abstieg und uns von dem Augenverband befreite. Ich brauchte einen Augenblick, um mich wieder ans Licht zu gewöhnen.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.