Vorwort
Ich bin zu diesem Buch von Karl Olsberg inspiriert worden, der „Mygnia“ geschrieben hat und auf seiner Internetseite andere Autoren motiviert hat, seine Welt mitzugestalten, und etwas zu erschaffen, was einst J.J. Tolkien mit der „Herr der Ringe“-Saga getan hat. Ich habe diese Gelegenheit genutzt, um endlich einmal eine komplexe Geschichte zu schreiben, mit den zugehörigen Recherchen, damit es halbwegs reell wird.
Dabei war mir wichtig, dass ich aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse mit einer erfundenen Geschichte verknüpfe, die sich aber möglichst nahe an der Realität bewegen soll. Das fasziniert mich an Büchern wie zum Beispiel „Der Schwarm“ von Frank Schätzing. Gibt es plausible Gründe, warum so etwas nicht passieren kann? Ist es eine Frage des OB oder vielmehr die Frage nach dem WANN?
Damit bin ich beim Buch. Was ist Realität und was ist meiner Fantasie entsprungen? Einige Orte, so zum Beispiel der Flughafensee in Tegel, sind naturgetreu beschrieben. Ebenso habe ich für einige wissenschaftliche Erklärungen entweder mein eigenes Fachwissen oder das des Internets herangezogen.
Aber alles andere entspringt den Bildern in meinem Kopf, den Gedanken, die ich seit meiner Kindheit mit mir herumtrage. Die ich sicherlich mit vielen anderen Menschen überall auf der Welt teile. Angefangen mit der Frage, ob wir allein sind im Weltall oder ob es doch andere Zivilisationen gibt. Ich bin fest davon überzeugt, dass es sie gibt. Wann wir allerdings die berühmte Begegnung der dritten Art haben werden, ist ungewiss. Es kann morgen sein, oder erst in tausenden von Jahren. Falls es uns Menschen dann noch gibt.
Aber zurück zu unserer eigenen Entwicklung und den vielfältigen Möglichkeiten, die wir noch vor uns haben. Wenn ich nur hundert Jahre zurück gehe und mir die wissenschaftliche oder technische Entwicklung seit dem ansehe, muss ich mir wegen meiner, aus heutiger Sicht vielleicht absurder, Fantasie keine Gedanken mehr machen. Wie viele Dinge, die Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts für unmöglich gehalten wurden, sind heute selbstverständlich? Nehmen Sie das berühmte Zitat, angeblich von Thomas Watson, Vorsitzender von IBM, aus dem Jahre 1943: "Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt." Wie viele gibt es heute? Das war einfach unvorstellbar, aus damaliger Sicht, gerade einmal gut siebzig Jahre her.
Und so geht es uns mit vielen Dingen.
Also, was kann uns wirklich noch überraschen?
Prolog
Es war eine trostlose Landschaft, hier am Rande der Berge. Der staubige Boden und die Felsen hatten eine einheitliche gelbbraune Färbung, nur hin und wieder schimmerten einzelne Flecken, in denen sich Mineralien angesammelt hatten, in leicht bläulichen Tönen. Die Vegetation in diesem kargen Gebiet war spärlich, und nur die anpassungsfähigsten Pflanzen konnten hier ihr Dasein fristen. Es gab eine dünne Schicht anspruchsloser Flechten und niedrige, blütenlose Sträucher, die zwischen den Felsen Halt suchten. Selbst die sonst weit verbreiteten und sehr robusten Ramsfarne kamen hier nur in kleinen Gruppen vor, und nur dank ihrer überlangen Wurzeln konnten sie sich halbwegs mit dem tief gelegenen Grundwasser versorgen.
Die beiden Sonnen brannten erbarmungslos von dem blauvioletten Himmel. Das Wesen saß im Schatten einer Gruppe der halb vertrockneten Farne. Es war etwa einen Meter groß und besaß zwei Arme und Beine, die jeweils drei Zehen und Finger nach vorn und zwei nach hinten gerichtet hatten. Der Kopf wurde von zwei großen, dunklen Augen dominiert, die auf ein Leben überwiegend in der Dämmerung schließen ließen. Wie alle seine männlichen Artgenossen hatte es zudem auf dem Kopf zwei nach hinten gebogene Hörner, die allerdings keinen praktischen Zweck hatten. Um den Hals trug er eine Kette mit einem länglichen Stein, sonst war weder Schmuck noch Kleidung zu sehen.
Er hatte in letzter Zeit viel durchgemacht auf seinem Weg, ein vollwertiges Mitglied im Clan zu werden und den Status des Jünglings endgültig abzulegen. Aber wie viele andere vor ihm hatte er bislang alle Prüfungen bestanden, und er war sehr stolz darauf. Die größte stand ihm nun bevor. Er war aufgebrochen, um einige von den heiligen und sehr seltenen Larynxbeeren zu finden, was bei weitem nicht allen gelang. Aus diesen Beeren wurde zu ganz besonderen Anlässen ein berauschender und die Sinne erweiternder Trank gebraut.
Er erinnerte sich noch genau daran, wie Rasa, die Älteste im Clan und Heilige Frau, die außergewöhnliche Leistung eines seiner älteren Brüder besonders hervorgehoben hatte, als sie ihn offiziell in den Kreis der Ausgewachsenen aufnahmen: „Hier seht ihr Gord. Er hat es als einer von wenigen in seinem Alter geschafft, die heiligen Beeren zu finden und zu uns zu bringen. Dabei hat er viele gefährliche Abenteuer überstanden, ist aber unverletzt zu uns zurück gekehrt.“ So war Gord´s Ansehen im Clan von einem auf den anderen Tag schlagartig gewachsen. Und auch ein weibliches Clanmitglied folgte endlich seinen bis dahin verborgenen Sehnsüchten und blieb fortan an seiner Seite.
Ja, sein Bruder Gord hatte es geschafft. Jetzt war es an ihm, es ihm gleich zu tun und sich den anstehenden Herausforderungen zu stellen. Wie vorher Gord hatte er von Rasa den heiligen Stein bekommen, den er wie seinen Augapfel hütete. Sie hatte ihm auch erklärt, was er damit tun musste, wenn er in ausweglose Gefahr geriet. „Harf, du wirst dich in sehr gefährlichen Gegenden bewegen müssen, um die Beeren zu finden. Nutze das Amulett nur, wenn du wirklich keine andere Möglichkeit siehst, dein Leben zu retten. Aber denke auch daran, was es mit dir macht. Vergiss das nie!“
Er hatte es hoch und heilig versprochen und seitdem einen noch viel größeren Respekt vor diesem immens schweren Stein.
Er erinnerte sich daran, dass Gord ihm einmal erzählt hatte, dass er in einer Situation, die ihn sicherlich das Leben gekostet hätte, den Anweisungen von Rasa, der weisen Frau in seinem Clan, gefolgt war und den Stein einfach in den Mund genommen hatte. Er hatte ein gleißendes Licht gesehen und hatte das Gefühl, in einen bodenlosen Schacht zu fallen. Als er erwachte, fand er sich in einer fremden Umgebung wieder, und ein merkwürdiges Wesen auf zwei Beinen war auf ihn zugekommen. Wieder rettete ihn der Stein, aber dieses fremde Wesen war mit hierher gekommen. Die beiden freundeten sich an, und irgendwann war das Wesen wieder verschwunden. Harf hatte das Ganze nur vage in Erinnerung, er war zu der Zeit noch zu jung gewesen, um alles zu verstehen.
Nun saß er hier. Die mittägliche Hitze wurde durch den starken Wind, der ihm ins Gesicht blies, erträglich. Er spielte gedankenverloren mit dem Stein, den er an einer Kette um den Hals trug. Er sah äußerlich fast aus wie jeder andere Stein hier, aber er wusste, dass er aus einem bestimmten Material war und ganz besondere Kräfte hatte.
Das Rauschen des Windes war das einzige Geräusch, was er hörte. Er schloss die Augen und gab sich seinen Gedanken hin. Würde er die Beeren finden? Was würde ihn dann in seinem Leben noch alles erwarten? Würde er Nachkommen haben? Wenn ja, wie viele und was wäre das für ein Gefühl? Welchen Status würde er im Clan einnehmen? So viele Fragen, aber auch so viele Träume, für die es sich sicherlich lohnte, hart daran zu arbeiten und nun auch diese schwerste aller Prüfungen zu bestehen. So wie es alle anderen auch machen mussten, weil ihnen einfach nichts anderes übrig blieb. Die Welt um ihn herum war voller Gefahren und Herausforderungen, denen man sich stellen musste, wollte man überleben und sich weiter entwickeln. Wie viele verschiedene Raubtiere gab es hier, vor denen man sich sehr in Acht nehmen musste. Und dann waren diese silbern geflügelten Wesen, die seinesgleichen zu tiefst hassten. Er hatte aus verschiedenen Erzählungen gehört, dass diese Lichtwesen schon öfter Mitglieder aus seinem Clan entführt hatten und sie zu ihren Dienern gemacht hatten. Bis auf einen, der fliehen konnte und alles erzählte, war bislang nie jemand zurück gekommen.
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