Karl Olsberg - Mygnia - Die Entdeckung

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Mygnia - Die Entdeckung: краткое содержание, описание и аннотация

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Mai 1627: Die englische Corvette «Fairwind» nimmt mitten auf dem Atlantik einen schiffbrüchigen spanischen Matrosen auf. Der halb verdurstete Mann behauptet, sein Schiff sei in einem heftigen Sturm an den Felsen eines unbekannten Kontinents zerschellt, den er Mygnia nennt. Doch im Umkreis von Hunderten von Seemeilen gibt es kein Land …
Fast vierhundert Jahre später geht ein Experiment am Large Hadron Collider des CERN in Genf gründlich schief. Unerklärliche Messergebnisse und seltsame Lichterscheinungen stellen die Physiker vor ein Rätsel. Kurz darauf findet ein Bauer in der Nähe des kleinen französischen Dorfs Cessy Körperteile eines Wesens, das nicht von unserer Welt zu stammen scheint.
Als der zehnjährige Sohn der Kinderbuchautorin Maja Rützi aus Cessy spurlos verschwindet, macht sie sich gemeinsam mit dem Journalisten Alex Mars auf die Suche. Die beiden entdecken, dass durch das LHC-Experiment offenbar ein Durchgang in ein Paralleluniversum aufgerissen wurde – ein Tor zu einer fremdartigen, unerforschten Welt …
"Mygnia" ist mehr als ein Roman – es ist eine Einladung zu einem einzigartigen literarischen Mitmach-Projekt des Bestseller-Autors Karl Olsberg. Weitere Informationen auf mygnia.de.

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Karl Olsberg

Mygnia

Die Entdeckung

Roman

Mygnia - Die Entdeckung

Karl Olsberg

Copyright 2012 Karl Olsberg

published at epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

ISBN 978-3-8442-2067-4

Mygnia ist eine eingetragene Marke der Briends GmbH, Hamburg

www.mygnia.de

www.briends.de

Gewidmet Jules Verne,

dem größten Entdecker von allen

Man entdeckt keine neuen Erdteile,

ohne den Mut zu haben,

alte Küsten aus den Augen zu verlieren.

André Gide

Prolog

Ein kühler Nordostwind blähte die Segel der Fairwind und sorgte für vereinzelte Schaumkronen auf dem endlosen Ozean. Einige Matrosen gingen ihren unbegreiflichen Aufgaben nach, während die Soldaten ihrer Majestät König Karls I. von England in kleinen Gruppen kartenspielend, scherzend und lästernd an Deck herumsaßen.

Johann von Galen stand allein an der Reling und blickte hinaus über das Meer. Es wäre ihm nicht eingefallen, sich unter das grobe Volk zu mischen, mit dem er die Enge des Schiffs zu teilen gezwungen war. Keiner von ihnen, vielleicht mit Ausnahme des Kapitäns Walter Scurrey, war in der Lage, eine gepflegte Konversation zu führen – von Diskussionen über theologische oder philosophische Fragen ganz zu schweigen.

Johann war langweilig. Schon seit einer Woche waren sie jetzt unterwegs, und es gab absolut nichts, womit er seinen wissensdurstigen Geist hätte füttern können. Natürlich hätte er beispielsweise versuchen können, zu verstehen, was die Matrosen taten, warum sie es taten, warum sie etwas überhaupt nur dann taten, wenn sie vom Maat vorher angebrüllt wurden. Doch derartige Betrachtungen waren ihm fremd. Menschen interessierten ihn nicht, er hatte sie noch nie wirklich verstanden.

Was ihn dagegen faszinierte, waren die übrigen Geschöpfe, die Gott in erstaunlicher Vielfalt geschaffen hatte – vom einfachsten Gewürm bis zum mächtigen Wal, vom Seeungeheuer in der Tiefe bis zur Möwe, die scheinbar schwerelos im Sonnenlicht dahin glitt. Besonders die Vögel hatten es ihm angetan. Glichen sie mit ihren gefiederten Flügeln nicht Engeln? Waren sie nicht Gott im Himmel näher als alles andere Getier, sogar als der Mensch? Sie waren nicht grob wie die lästernden Soldaten, sondern so zart und leicht, dass er sich als Kind gefragt hatte, ob sie nicht innen hohl sein mussten. Sie sangen ihre Melodien in einer Schönheit, die selbst der begabteste Musiker nicht übertreffen konnte. Johann war überzeugt, dass sie Gottes liebste Geschöpfe waren. Die Mönche in der Klosterschule, in der er Lesen und Schreiben gelernt und seine philosophische und theologische Grundausbildung erhalten hatte, waren dagegen der Ansicht gewesen, vor Gott seien alle Geschöpfe gleich – mit Ausnahme des Menschen natürlich, den er nach seinem Ebenbild erschaffen und zum Herrscher über die Welt erkoren hatte.

Ob Gott nun Vorlieben hatte oder nicht, er hatte jedenfalls eine erstaunliche Vielfalt von Lebewesen auf die Erde gebracht. Das faszinierte Johann schon seit seiner Kindheit. Als Schüler hatte er versucht, ein vollständiges Verzeichnis sämtlicher auf der Welt existierenden Insektenarten zu erstellen. Stolz hatte er sein Werk dem Prior des Klosters präsentiert. Alle vierzehn Arten hatte er auf ein Blatt Papier gemalt und sorgfältig beschriftet. Der Prior hatte nur geschmunzelt, ihn gelobt und ihn ermuntert, herauszufinden, ob es nicht doch noch irgendwo eine fünfzehnte Insektenart gäbe.

Längst hatte Johann den Versuch aufgegeben, ein vollständiges Verzeichnis von irgendetwas zu erstellen – gerade darin lag ja Gottes Größe, dass seine schöpferische Kraft keine Grenze kannte. Doch die Suche nach Erkenntnis hatte seitdem sein Leben beherrscht.

Besonders ein Rätsel hatte ihn nie losgelassen: Warum waren die Lebewesen nicht bunt gemischt? Wieso gab es in den Wäldern seiner Heimat, dem Bistum Münster, andere Vögel als auf den Azoren, auch wenn sich manche nur geringfügig voneinander unterschieden? Warum waren gerade sich ähnelnde Singvogelarten räumlich getrennt, so verschiedene Vögel wie Sperling und Krähe dagegen auf demselben Gebiet heimisch? Was bezweckte Gott mit diesem Ordnungsprinzip?

Johann hegte die Hoffnung, diesem Rätsel auf die Spur zu kommen. Deshalb hatte er sich erboten, diese Expedition in ferne Gefilde zu begleiten. Seine offizielle Aufgabe war die eines Kartographen und Naturkundlers. Er sollte dem König Bericht erstatten, welche Wunder und Schätze sich auf seinem Besitz, einem abgelegenen Eiland mit dem Namen Barbados, wohl finden ließen. Außerdem hatte er das Land zu vermessen und einen geeigneten Ort für die in Kürze zu errichtende Siedlung zu bestimmen. Denn zwei Schiffe mit Siedlern würden der Fairwind im Abstand von sechs Wochen folgen.

Sein persönliches Ziel allerdings bestand darin, einen Vergleich zwischen den Vögeln seiner Heimat und jenen auf Barbados zu erstellen, um so Ähnlichkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten.

Wenn sie doch bloß schon dort wären! Er konnte es kaum abwarten, die Seltsamkeiten der Inseln des Karibischen Meeres mit eigenen Augen zu sehen, von denen er in den Kneipen Dovers gehört hatte. Allerdings würden sie nach Aussage des Kapitäns noch mehr als eine Woche auf See verbringen.

Ein Schrei riss ihn aus seinen Gedanken. An der gegenüberliegenden Reling deutete ein Matrose aufgeregt auf den Ozean. Einige Soldaten liefen zu ihm. Sie diskutierten lautstark, ohne dass Johann den Grund für die Aufregung verstand. Hatten sie einen Wal entdeckt? Oder gar ein Seeungeheuer?

Mit einer Mischung aus Sorge und Neugierde lief Johann quer über das Deck und starrte angestrengt in die Richtung, in die der Matrose zeigte. Tatsächlich, dort draußen war etwas, nicht viel mehr als ein schwarzer Punkt, der hin und wieder über die Wellenkronen hinaus hüpfte. Wie ein Fisch oder ein Krake sah es nicht aus. Ein Stück Treibholz vielleicht.

Einer der Matrosen eilte in die Kapitänskajüte. Kurz darauf erschien Walter Scurrey, ein Sehrohr in der Hand. Er hielt es vors Auge, dann gab er den knappen Befehl, beizudrehen und Kurs auf das unbekannte Objekt zu nehmen.

Bald erkannte Johann, worum es sich handelte: Es war ein kleines Ruderboot, das führerlos auf den Wellen dahin dümpelte. Wie kam es hierher, hunderte von Seemeilen von der nächsten Küste entfernt?

Neue Aufregung entstand, als sie sich dem Boot näherten. Eine reglose Gestalt lag darin, ein einzelner Matrose offenbar.

Ein Beiboot der Fairwind wurde eilig zu Wasser gelassen. Zwei Seeleute kletterten über eine Strickleiter herab und ruderten hinüber zu dem fremden Boot. Sie riefen etwas, das für Johann wie „He's alive!“, er lebt, klang.

Sie nahmen das Boot in Schlepp. Mit Hilfe einer Hängematte aus dem Unterdeck wurde der unbekannte Mann an Bord gehievt. Er bot einen erbärmlichen Anblick: Ausgemergelt, die Haut von der Sonne verbrannt, die Lippen verkrustet, die Augen zugeschwollen. Ein junger Militärarzt, der mit den anderen Soldaten zur Vorhut für die Besiedlung Barbados' gehörte, beugte sich über ihn, betastete Handgelenke und Hals. Dann hielt er ihm eine Trinkflasche an den Mund.

Etwas wie ein Schauder lief durch den Körper des Mannes. Ein Stöhnen entfuhr ihm. Einige der Matrosen sprachen Dankesgebete, was Johann überraschte – Gottesfurcht schien ihm unter Seefahrern eher die Ausnahme als die Regel zu sein.

Der Schiffbrüchige schlug die Augen auf, oder versuchte es jedenfalls, doch seine Lider öffneten sich nur einen Spalt weit

„Wer seid Ihr?“, fragte der Arzt auf Englisch. „Könnt Ihr mich verstehen?“

Der Gerettete murmelte etwas. „Das klingt wie Spanisch“, sagte der Arzt. „Versteht jemand diese Sprache?“

Die Männer blickten sich betreten an. Falls einer von ihnen des Spanischen mächtig gewesen wäre, hätte er es wohl kaum zugegeben, um sich nicht des Verdachts der Spionage für den Feind auszusetzen.

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