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Dezember 2019
© Copyright by Ludwig Khun
Liebe Leserin, lieber Leser,
seit vielen Jahren schon habe ich mir zur Angewohnheit gemacht, jedes Jahr im Dezember etwas zum Thema Weihnachten zu schreiben.
Waren es anfänglich in bayerischer Mundart verfasste Gedichte, so wandelte es sich im Laufe der Zeit zu normalen amüsanten Geschichten, welche sich auch sehr gut als kindgerechte „Gute-Nacht-Geschichten“ in der Vorweihnachtszeit, oder als Lesung zu Advents- und Weihnachtsfeiern eignen.
Obwohl mich meine Kinder jedes Jahr schon ab August bearbeiten, ob ich zu Weihnachten wieder eine Geschichte schreiben werde und von was diese wohl handeln könnte, halte ich sowohl das Eine, wie auch das Andere vor ihnen bis zur Bescherung geheim.
Sehr zum Leidwesen meiner Kinder, die sich innerlich mehr zum Auspacken der unter dem Christbaum verteilten Geschenke hingezogen fühlen, als alles andere um sie herum, habe ich es mir zur Tradition gemacht, mein neuestes Werk jeweils erst vor der Bescherung – sozusagen als erstes allgemeines Geschenk - der anwesenden Familie zu präsentieren.
Sie können sich bestimmt vorstellen, dass eine Weihnachtsgeschichte am Heiligen Abend vor einem schön geschmückten und hell beleuchteten Christbaum, unter dem die Geschenke liegen, brennenden Kerzen auf dem Tisch neben einer Schale selbst gebackener Weihnachtsplätzchen, ein loderndes Kaminfeuer und großen neugierigen Kinderaugen, eine ganz verzaubernde Wirkung auf jeden Anwesenden entfacht.
Um auch Ihnen diese besondere Vorfreude auf Weihnachten zu bereiten, lade ich Sie auf eine bunte Weihnachtsreise ein.
Auch wenn sich diese Geschichten sehr unterhaltsam lesen, sollen sie dennoch zur Besinnlichkeit und zum Nachdenken auffordern.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Ludwig Khun
Liebes Christkind, ich danke Dir,
für alle Geschenke, die Du gebracht hast heute mir,
ich will nun brav und redlich immer sein
und nie mehr böse und gemein,
dass Du im Himmel ganz hoch droben,
von nun an kannst mich hier auf Erden loben.
Ich danke Dir auch für die Eltern mein,
die mich behüten wohl, Tag aus, Tag ein,
lass beide auch und meine Geschwister, die mir anvertraut,
alles immer übersteh`n mit heiler Haut.
Behüte Oma, Opa immerdar,
von nun an über`s ganze Jahr.
Beschütze uns auch jeden Tag,
dass ist`s worum ich Dich jetzt Bitten mag.
Schenk` uns bitte auch für alle Zeit,
viel Glück, Gesundheit und Geborgenheit.
Frohe Weihnachten oder Wie war das noch einmal mit dem Christkind?
Die Familie um den Schreinermeister Zachgruber ist schon sehr aufgeregt. Sie haben sich heuer einmal in den Kopf gesetzt, Weihnachten nicht zu Hause, sondern auf einer Hütte in den Bergen zu verbringen.
Für die Kinder, so meint die Frau, wäre so etwas bestimmt eine Abwechslung und ein Erlebnis sondergleichen, inmitten der Natur unter dem Christbaum zu sitzen, sich Geschichten anzuhören und miteinander Weihnachtslieder zu singen und sich vom Weihnachtsmann bescheren zu lassen. Die zwei Jüngsten, die Rosl und der Sepp, glauben doch noch fest an das Christkind.
Nur der Älteste, der Andi, ist seiner Meinung nach etwas weiter aufgeklärt und zweifelt schon ziemlich an der Echtheit der himmlischen Märchen. An den Nikolaus glaubt der Lauser nicht mehr, seit dem er seinen Onkel Zacharias letztes Jahr, kurz vor seinem spektakulären Auftritt als »Heiliger Mann«, beim Ankleben des weißen Rauschebartes erwischt hat. Und den Osterhasen - nein des verzählt man ihm nicht - das so ein kleines Tier Eier legt, sie anmalt und auch noch versteckt, weil erstens legen die Hühner die Eier und zweitens haben die Hasen überhaupt keine Hände zum Stifte halten. Wie sollen diese dann die Eier so schön bunt bemalen? Und überhaupt, so weiß der Andi, sind die Karnickel viel zu träge und zu faul, um überhaupt was zu verstecken - höchstens sich selbst drin im Häuserl. Bloß mit dem Christkind, da weiß er es doch noch nicht so recht, denn über dieses Thema gibt es ja so viele Geschichten und Filme im Fernsehen, dass sich der Kleine schon gleich gar nicht auskennt. Und in der Schule - im Religionsunterricht - da hat er ja auch schon erfahren, dass vor ungefähr 2000 Jahren ein Kind in einem Stall geboren wurde - der Jesus - von dem man sagt, es wäre Gottes Sohn und damit also auch das Christkind. Aber nichts desto trotz, hat er schon oft versucht, diese Märchen seinen Geschwistern auszutreiben. Bislang allerdings ohne Erfolg, weil die zwei Kleineren glauben halt doch mehr der Mutter, als ihren allzu neumalklug geratenen großen Bruder.
Zwei Tage vor Weihnachten, haben die Zachgruber alles was sie so für die nächsten Tage brauchen in große Koffer im Auto verstaut, sind gebürstet und geputzt und quasi schon zur Abfahrt bereit, als dem Andi plötzlich noch einfällt, er habe eine wichtige »Geheimsache« vergessen. Flugs springt er in sein Zimmer und zerrt eine, für den Buben allzugroße schwarze Tasche heraus. Mit den Worten: » Die ist wichtig, die brauch ich unbedingt! « legt er diese ganz vorsichtig hinten in den Kofferraum.
Angesichts des vollen Stauraumes kommen nun aber dem Sepp langsam Zweifel und er fragt: » Du Andi, willst Du die Tasche nicht lieber daheim lassen? Du weißt ja, wir brauchen ganz viel Platz im Auto beim Heimfahren, weil wir die Geschenke von Christkind alle mit einpacken müssen. «
» Ach, Du bist doch ein Depp «, meint der Andi drauf. » Das Auto ist groß genug und außerdem ist meine Tasche eh fast leer, da geht schon noch was rein - vor allem was die Geschenke angeht. «
» Ja aber... « - » Steigt endlich ein! «, geht der Vater jetzt energisch dazwischen, » wir wollen hier schließlich keine Wurzeln schlagen und die Fahrt ist noch weit genug. «
Mit diesen Worten kehrt fürs erste Ruhe ein und alle steigen ins Auto um endlich losfahren zu können.
Nach gut zwei Stunden Fahrt kommt unsere Familie endlich an der Hütte an.
Der Vater ist total genervt und platzt fast vor Wut, nachdem der Andi schon wieder einmal versucht hat, seinen beiden Mitgefährten die Geschichte mit dem Christkind auszureden und diese natürlich nicht locker ließen, das es den Weihnachtsmann auch wirklich gebe. Das Ganze artete natürlich in einen handfesten Streit unter den Geschwistern aus. Aber jetzt, wo sie endlich am Ziel sind, ist der Ärger schnell vergessen und die Aufregung über das Bevorstehende macht sich breit.
Nachdem sie alle die Hütte von oben bis unten unter die Lupe genommen und die Koffer, unter anderem auch die schwarze Tasche mit Andi`s Geheimsache, im Haus verstaut haben machen sich die Kinder daran, die Umgebung draußen zu erkunden.
Nebenbei - so denken sie sich - könnte es ja sein, dass sie vielleicht doch schon das Christkind irgendwo am Himmel droben umher fliegen sehen.
Am nächsten Tag, gleich nach dem Frühstück, gibt es viel zu tun. Die Rosl muss der Mutter im Haus helfen, und die Buben dürfen mit dem Vater ins Dorf fahren, um einen geeigneten Tannenbaum fürs Weihnachtsfest auszusuchen.
Der Sepp ist natürlich gleich Feuer und Flamme, als die drei vor einem Christbaumverkauf am Marktplatz stehen und sich einen Baum nach den anderen anschauen. Ganz aufgeregt hüpft er zwischen den Tannen und Fichten umher und schreit: » Den nehmen wir, oder doch den da? Sag Vater, welchen meinst denn Du? «
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