Schon zwei Tage später meldete Magda mit säuerlicher Miene vor dem Mittagessen. „Herr Reichsführer ein gewisser Herr Regner will sie sprechen.“ So sehr Magda die Jungs in den schwarzen Uniformen schätzte so sehr verabscheute sie die Leute vom SD. Für sie waren das nur nutzlose Ledermäntel mit Hut. Wer liebt schon lästige Schnüffler ohne Manieren. „Wenn sie mich nicht brauchen gehe ich zum Mittagessen. Soll ich ihn jetzt schon hereinbitten?“ „Ja Magda gehen sie ruhig essen und lassen sie den Regner herein.“ Dieser hatte wohl hinter der Türe gehorcht, denn als Magda die Türe von Himmlers Arbeitszimmer öffnete huschte ein Mann in einem Ledermantel sofort herein. Während Magda die Türe schloss begrüßte dieser den Reichsführer überschwänglich. Himmler wehrte ab. „Lassen sie es gut sein Regner. Berichten sie mir lieber. Was haben sie herausgefunden?“ „Ja mit Heisenberg in Berlin ist nicht viel los, da scheint es keine Fortschritte zu geben. Paul Harteck und Wilhelm Groth an der Universität Hamburg scheinen da schon weiter zu sein. Ihr Ziel ist es einen Antrieb für U-Boote zu entwickeln. Diese Leute scheinen vertrauenswürdig und fleißig zu sein. Dann gibt es noch Kurt Diebner in Kummersdorf. Leider konnte ich über das Heereswaffenamt dem er untersteht keine Auskünfte erhalten. Das Beste würde sein ich lade in vor.“ Himmler unterbrach den Redefluss. „Das lassen sie bleiben. Darum kümmere ich mich persönlich. Verstanden.“ „Ja mein Reichsführer. Dann wäre da noch zuletzt noch ein Herr Alfons Müller von der deutschen GUSSA. Der betreut alle Zulieferungen an die drei befassten Arbeitskreise.“ „Danke Regner. Gute Arbeit. Sie können gehen.“ Bald darauf schaute Magda herein. „Ich bin vom Essen zurück. Kann ich etwas für sie erledigen Herr Reichsführer?“ „Ja doch. Nachdem ich unseren Besuch selbst hinaus gebracht habe können sie Alfons Müller von der DEGUSSA kontaktieren.“ „Sofort, bin ich froh dass der Regner weg ist.“ „Ich weiß Magda, ich kenne ihre Einstellung zu ihm.“ „Der Mann ist so kalt wie ein Fisch und ebenso glitschig. Dazu versucht er überall herumzuschnüffeln.“ „Ich weiß Magda, aber das macht ihn im SD so wertvoll.“ Magda verließ das Arbeitszimmer des Reichsführers. Bald darauf klingelte das Telefon. Himmler hob ab und es war Magda am Apparat. „Herr Reichsführer, ich habe Alfons Müller auf der anderen Leitung. Er möchte wissen um welche Angelegenheit es geht.“ „Gut dann stellen sie ihn durch.“ Müller stellte sich vor wobei er kurz seinen Aufgabenbereich erklärte. Auf die Frage nach Diebner wurde Müller schweigsam. Nach kurzem Zögern bat er um ein persönliches Gespräch, da dies keine Angelegenheit für telefonische Auskünfte sei. Himmler stellte ihn zurück zu Magda damit sie einen Termin vereinbare. Schon am nächsten Tag meldete Magda kurz nach elf Uhr „Herr Reichsführer Alfons Müller ist soeben eingetroffen. Soll ich ihn noch hereinlassen, denn sie haben um zwölf Uhr das Treffen mit Keitel?“ „Klar der Mann kommt direkt aus Essen, den wollen wir doch nicht warten lassen.“ Alfons Müller erwies sich als kleiner rundlicher Mann mit Brille. Sein schon etwas schütteres Haar zeigte, dass er die vierzig schon weit überschritten haben musste. Er stellte sich vor „Alfons Müller, DEGUSSA. Was kann ich tun?“ „Ich brauche ihre Einschätzung in Sachen Uranbrenner.“ „Sie fragen nach den Fortschritten die nicht in den üblichen Berichten stehen?“ „Ja genau, ich möchte ihre Einschätzung hören.“ Herr Müller zögerte einen Moment, dann putzte er kurz seine Brille. Danach sah er Himmler in die Augen. „Darf ich frei sprechen ohne dass es Jemandem zum Nachteil gereicht.“ „Natürlich. Alles was sie sagen, bleibt in diesem Raum und in meinem Gedächtnis. Es werden keine Akten angelegt.“ „Dann muss ich sagen es schaut nicht so gut aus wie es könnte. Dis Sache mit Otto Hahn war ein riesen Fehler.“ Himmler war sichtlich uninformiert, daher auch irritiert. „Das müssen sie mir wohl näher erläutern.“ Herr Müller drehte seinen Kopf um sich nochmals zu überzeugen, dass sie allein waren. „Otto Hahn entdeckte das Prinzip der Kernspaltung einiger radioaktiver Stoffe. Er erkannte die Möglichkeiten, die sich daraus ergaben. Er wandte sich an die Wehrmacht um auf die Möglichkeit einer Bombe hinzuweisen.“ Müller machte eine kurze Pause. „Die blöden Kerle haben nur gelacht und gemeint. Befreite Welt des britischen Autors H.G. Wells haben wir schon lange gelesen. Jeden Monat weist uns irgendein Spinner darauf hin. Vielen Dank auch. Auf Wiedersehen.“ Himmler entrüstete sich. „Professor Hahn ist doch kein Spinner, das muss den Kerlen doch klar gewesen sein.“ „Das hat den Professor nur kurz verärgert. Er hat seine Ergebnisse publiziert und dann auf einem Kongress in Amerika bei Rutherford vorgetragen.“ Müller wartete kurz, doch als der Reichsführer nichts sagte fuhr er fort. „Als Hahn von Amerika zurückkam wurde er als Volksverräter beschimpft. Das hat ihn schwer getroffen.“ Himmler „Das hätte es mich auch, in einer solchen Situation.“ „Ja aber es kam noch schlimmer, man verbot ihm weitere Publikationen zu diesem Thema. Ob sie ihm auch seine Forschungen verboten haben weiß ich nicht genau. Tatsache ist Professor Hahn hat das Forschungsgebiet gewechselt. Mit ihm wären wir am schnellsten weitergekommen.“ Himmler putzte nun seine Brille dann nach kurzem Nachdenken: „Wie läuft die Forschung jetzt?“ „Also Paul Harteck und Wilhelm Groth an der Universität Hamburg wollen für die Marine einen Antrieb für U-Boote entwickeln. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Erzeugung von dem neuen Element 94. Groth behautet mit einem solchen Antrieb könne ein U-Boot getaucht die Erde umrunden ohne Treibstoff nachzufüllen. Er ist nicht sicher ob die Zerfallswärme von Element 94 genügt oder ob er einen Brenner für Element 94 entwickeln muss.“ Nach kurzem Zögern fuhr Müller fort. „Nun ja die Luft Lage in Hamburg behindert ihn, außerdem fehlt ihm eine ganze Menge an schwerem Wasser.“ Himmlers Gesicht verzog sich ärgerlich. „Ja zur Luft Lage sollte sich der Dicke (gemeint Göring) bald etwas einfallen lassen. Die Produktion von schwerem Wasser in Norwegen genügt sicher nicht. Wir sollten im Reich mindestens eine weitere Anlage errichten. Das möchte ich mit Speer besprechen.“ Alfons Müller blickte erstaunt auf. So viel Detailwissen hatte er vom Reichsführer nicht erwartet. „Kurt Diebner in Kummersdorf hat die schlechteste Ausrüstung von Allen. Er interessiert sich auch für das neue Element 94. Er hat einige Anfragen an die DEGUSSA gerichtet ob wir ihm dieses nicht liefern könnten, doch das übersteigt unsere Möglichkeiten. Er würde sowohl einen Uranbrennbrenner als auch eine Bombe bauen wenn er könnte. Dann ist da zuletzt Werner Heisenberg. Er interessiert sich für Uran. Wir liefern ihm Natururan, Uranoxid und auch reines Uran als Metall. Er arbeitet an einem Uranbrenner für den er auch gewisse Mengen Uran 235 benötigt. Sein hauptsächliches Interesse liegt in der Sicherheit eines Uranbrenners. Eine Bombe würde er mit Sicherheit nicht bauen. Er hat auch unser aktiviertes Uran als zu unsicher abgelehnt.“ Himmler wurde plötzlich hecktisch. „Was stellt dieses aktivierte Uran dar?“ „Wir haben es durch Bestrahlung aus Thorium gewonnen. Es ist noch leichter als das von Heisenberg geforderte Uran 235, er maß das Atomgewicht mit 233.“ In diesem Moment kam Magda zur Türe Herein. „Herr Reichsführer ihr Termin.“ Himmler bejahte, dann wandte er sich an Müller. „Leider muss ich, aber können wir das Gespräch fortsetzen? Sie wollen wohl heim zu ihrer Familie aber wir sollten ein neues Treffen vereinbaren.“ „Meine Familie gibt es nicht mehr. Bei den Luftangriffen auf Lübeck sind meine Frau und Tochter umgekommen. Ich stehe jederzeit zur Verfügung.“ Himmler zwinkerte kurz dann fuhr er fort. „Heute Abend zum Essen?“ „Ja selbstverständlich.“ „Magda besorgen sie für Herrn Müller ein Quartier. Herr Müller kommen sie um neunzehn Uhr hierher.“ Damit reichte er Müller die Hand um zu seinem nächsten Termin zu eilen.
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