Die Schalek: Wieso zufrieden? zufrieden ist gar kein Wort! Nennt es Vaterlandsliebe, ihr Idealisten; Feindeshaß, ihr Nationalen; nennt es Sport, ihr Modernen; Abenteuer, ihr Romantiker; nennt es Wonne der Kraft, ihr Seelenkenner – ich nenne es frei gewordenes Menschentum.
Der Offizier: Wie nennen Sie es?
Die Schalek: Frei gewordenes Menschentum.
Der Offizier: Ja wissen Sie, wenn man nur wenigstens alle heiligen Zeiten einmal einen Urlaub bekäme!
Die Schalek: Aber dafür sind Sie doch durch die stündliche Todesgefahr entschädigt, da erlebt man doch was! Wissen Sie, was mich am meisten intressiert? Was denken Sie sich, was für Empfindungen haben Sie? Es ist erstaunlich, wie leicht die Männer auf dritthalbtausend Meter Höhe nicht nur ohne die Hilfe von uns Frauen, sondern auch ohne uns selbst fertig werden.
Eine Ordonnanz(kommt): Melde gehorsamst, Herr Leutnant, Zugsführer Hofer ist tot.
Die Schalek: Wie einfach der einfache Mann das meldet! Er ist blaß wie ein weißes Tuch. Nennt es Vaterlandsliebe, Feindeshaß, Sport, Abenteuer oder Wonne der Kraft – ich nenne es frei gewordenes Menschentum. Ich bin vom Fieber des Erlebens gepackt! Herr Leutnant, also sagen Sie, was denken Sie sich jetzt, was für Empfindungen haben Sie?
(Verwandlung.)
Im Vatikan. Man hört die Stimme des betenden Benedikt.Benedikt – Benedikt XV., Papst von 1914 bis 1922. Die pausenlosen Friedensappelle des Papstes sind aber nur die halbe Wahrheit. KK hat in den Szenen Akt III, Szene 15bis 17 sowie Akt V Szene 7die Kriegspropaganda der evangelischen Kirche (weil damals noch Katholik) dargestellt. Es gibt aber keinen Zweifel, daß die katholischen Predigten vom gleichen Geiste waren. Die Kriegspredigten des Münchner Kardinals Faulhaber demonstrieren das sehr eindringlich. Man vergegenwärtige sich die perverse Situation: die deutschen Bischöfe segnen die deutschen Waffen, die französischen Bischöfe segnen die französischen Waffen und ihr Vorgesetzter, der Papst duldet das. Christen morden Christen. Gipfel der Heuchelei: Er prägt die Vokabel vom »Martyrium der Neutralität«. Nach seinem Tod wurde er als »Friedenspapst« bezeichnet und der Herr Ratzinger sieht sich als Fortführer seines Werkes
– Im heiligen Namen Gottes, unseres himmlischen Vaters und Herrn, um des gesegneten Blutes Jesu willen, welches der Preis der menschlichen Erlösung gewesen, beschwören wir Euch, die Ihr von der göttlichen Vorsehung zur Regierung der kriegführenden Nationen bestellt seid, diesem fürchterlichen Morden, das nunmehr seit einem Jahre Europa entehrt, endlich ein Ziel zu setzen. Es ist Bruderblut, das zu Lande und zur See vergossen wird. Die schönsten Gegenden Europas, dieses Gartens der Welt, sind mit Leichen und Ruinen besät. Ihr tragt vor Gott und den Menschen die entsetzliche Verantwortung für Frieden und Krieg. Höret auf unsere Bitte, auf die väterliche Stimme des Vikars des ewigen und höchsten Richters, dem Ihr werdet Rechenschaft ablegen müssen. Die Fülle der Reichtümer, mit denen Gott der Schöpfer die Euch unterstellten Länder ausgestattet hat, erlauben Euch gewiß die Fortsetzung des Kampfes. Aber um was für einen Preis? Darauf mögen die Tausende junger Menschenleben antworten, die alltäglich auf den Schlachtfeldern erlöschen – –
(Verwandlung.)
In der Redaktion. Man hört die Stimme des diktierenden Benedikt.
– Und die Fische, Hummern und Seespinnen der Adria haben lange keine so guten Zeiten gehabt wie jetzt. In der südlichen Adria speisten sie fast die ganze Bemannung des »Leon Gambetta«. Die Bewohner der mittleren Adria fanden Lebensunterhalt an jenen Italienern, die wir von dem Fahrzeug »Turbine« nicht mehr retten konnten, und in der nördlichen Adria wird den Meeresbewohnern der Tisch immer reichlicher gedeckt. Dem Unterseeboot »Medusa« und den zwei Torpedobooten hat sich jetzt der Panzerkreuzer »Amalfi« zugesellt. Die Musterkollektion der maritimen Ausbeute, die sich bisher auf das »maritime Kleinzeug« erstreckte, hat einen gewichtigen Zuwachs erhalten, und bitterer denn je muß die Adria sein, deren Grund sich immer mehr und mehr mit den geborstenen Leibern italienischer Schiffe bedeckt und über deren blaue Fluten der Verwesungshauch der gefallenen Befreier vom Karstplateau streicht – –
(Verwandlung.)
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