Rita Kuczynski - Mauerblume

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Ihre Kindheit verbringt Rita Kuczynski in beiden Teilen
von Berlin. Der Mauerbau 1961 macht den Osten über
Nacht zu ihrer einzigen Heimat. Sie versucht sich durch die
Beschäftigung mit Musik und Philosophie eine Nische zu
schaffen, später flüchtet sie in eine Ehe. Doch auf der Suche
nach ihrem beruflichen und persönlichen Glück stößt die
ungewöhnliche Frau immer wieder an die Grenzen des Systems.
Rita Kuczynski erzählt ihre Lebensgeschichte. Sie berichtet
von dem Versuch, sich von der Umklammerung durch die
Politik zu lösen und selbstbestimmt zu sein.
"Das Hin und Her zwischen zwei Welten war mein natürlicher Lebenshintergrund. Grenze zwischen Ost und West, Demarkationslinie im Kalten Krieg. … Ich hatte mein Leben nicht nur zu teilen gelernt in ein falsches und ein wahres. Ich habe diese Teilung auch gelebt."

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Nach der endgültigen Entlassung aus der Nervenheilanstalt ging ich nicht wieder zurück zu den Eltern. Meine persönlichen Sachen fanden Platz in einer Reisetasche, mit der ich durch die zwangsverordnete Heimat zog. Natürlich war ich irgendwo in Berlin polizeilich gemeldet. Keinen festen Wohnsitz zu haben, war strafbar. Aber sich irgendwo bei Bekannten anzumelden, ein Namensschild an ihren Briefkasten zu kleben, blieb eine Formalität.

Irgendwer gab mir den Rat, zu einer Berufsberatung zu gehen, weil keine Arbeit zu haben auch strafbar war. Man nannte das asozial. Im Zentrum für Berufsberatung schlug mir ein Berater vor, ehe ich auf die Idee käme, ein Studium aufzunehmen, sollte ich unbedingt einen ordentlichen Beruf erlernen. Weißnäherin zum Beispiel, da gäbe es freie Lehrstellen. Auf meine Nachfrage, was das denn sei, wurde mir erklärt, daß ich in diesem Beruf lernte, Bettwäsche zu nähen. Die Freude in meinem Gesicht muß wohl nicht sehr groß gewesen sein. Daher schlug mir der Berater vor, Gärtnerin zu werden, das sei gut für die Nerven. Feinmechanikerin, dafür hätte ich mit meiner Vorgeschichte als Klavierspielerin auch gute Voraussetzungen. Ich solle mir alles in Ruhe überlegen. Ich überlegte und ging nie wieder zu der Beratungsstelle.

Ich schlug mich durch mit Gelegenheitsarbeiten. Ich brauchte nicht viel in dieser Zeit. Ich hatte kein Ziel, das mir lebenswert schien. Warum ich überhaupt noch lebte und herumlief, verstand ich selbst nicht. Auf die Idee, mein Leben zu beenden, kam ich erst langsam. Ich war sprachlos nach dem Einsturz meiner musikalischen Welt. Mich in einer anderen Sprache als in der der Musik auszudrücken, hatte ich nicht gelernt. Darüber hinaus schienen mir alle anderen Ausdrucksformen wenn nicht minderwertig, dann zumindest unbrauchbar, jedenfalls für mich. Ich wußte nicht, wie zu sprechen war über das, was geschehen war. Was ich sagte, war unbeholfen und grob. Die Wörter brachten nicht zum Ausdruck, was ich sagen wollte. Ich bekam Angst zu sprechen, weil mir meine Entfremdung unüberhörbar und unverhohlen gegenüberstand.

Wortkarg arbeitete ich am liebsten als Hilfsarbeiterin in Nachtschichten im volkseigenen Glühlampenwerk Narva. Diese Arbeit hatte nichts mit mir zu tun und wurde gut bezahlt. Die Arbeiter tolerierten mich, weil ich meine Arbeit schaffte, trotz meines immer abwesenden Blicks.

In dieser Zeit hatte ich einen kaum zu bändigenden Drang zu stehlen. Wenn ich schon gezwungenermaßen im ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staat leben mußte, wollte ich auch etwas davon haben. Schließlich gehörte das Eigentum allen, und so nahm ich mir vom Volkseigentum, was ich zum Leben brauchte.

Etwa zwei Jahre zog ich mit meiner Tasche durch Berlin-Brandenburg. Inzwischen hatte ich Deddi, Maria und Leisten-Paul kennengelernt. Deddi war vor 1961 ein sogenannter Grenzgänger. Er wohnte im Osten und arbeitete im Westen. Sein Lohn wurde gesplittet, 50 Prozent in West, 50 in Ost. Deddi ging es vor dem Mauerbau finanziell gut. In Westberlin arbeitete er als Einkäufer für ein Hotel. Manchmal erzählte er, wie er Eier, Butter und Fleisch vom Osten in den Westen verschob und wie alle Beteiligten daran verdienten. Daß er nach dem 13. August 1961 im Osten hängengeblieben war, hatte er nie verkraftet. Deddi hatte einen Lastwagen und eine ungeheure Wut auf die DDR. Diese Wut, eingesperrt zu sein, einte uns. Der Zukunft zugewandt, die vor der Mauer endete, waren wir uns schnell einig, daß wir etwas tun mußten, um unser sozialistisches Glück zu verkraften. Mit dieser Wut organisierten wir den Diebstahl von Holzzäunen.

Ich hatte Deddi über Maria kennengelernt. Maria arbeitetete auch im Glühlampenwerk. Wir verabredeten uns immer häufiger zur Nachtschicht. Sie hatte Schulden, wie sie mir später sagte. Maria war beeindruckt von meinem Gehör. Ich konnte ihr nämlich sagen, wann das Band, an dem wir Glühlampen einsortierten, stillstehen würde. Ich hörte es vorher, weil der Antriebsmotor in unregelmäßigen Drehzahlen arbeitete, bevor er kaputtging. Ich sagte ihr dann, gleich könnten wir eine Zigarette rauchen. In diesen Rauch- und Quasselpausen haben wir uns angefreundet. Den Pauschallohn für die Nacht bekamen wir auch, wenn das Band wegen eines technischen Defekts nicht lief. Als ich vertrauter war mit Maria, erzählte ich ihr von den Kopfschmerzen, die ich häufig vom Lärm in den Maschinenhallen bekam. Eines Tages fragte sie, ob ich nicht als Horcherin mitmachen wolle bei dem Diebstahl der Zäune. Das wäre gut für alle. Sie wären nämlich beinahe mal erwischt worden, weil sie die nahenden Spaziergänger nicht gehört hätten. Natürlich müsse ich nicht nur horchen, sondern auch Zäune schleppen. Ich war einverstanden und schleppte mit Maria und Deddi den ganzen Winter lang Schneewachten von den volkseigenen Feldern. Leisten-Paul hatte einen Privatladen für Gartengeräte. In seinem Schuppen strich er die Wachten mit dunkelbrauner Holzbeize zu Zäunen um und verkaufte sie unter der Hand. Gartenzäune aus Holz waren knapp, wie alles in der DDR knapp war. Und die Zahl der Kleingärtner stieg gerade in dieser Zeit. Von dem Erlös der Schneewachten ließ sich leben. So wechselte ich also von der Nachtschicht im Glühlampenwerk zur Nachtschicht bei Deddi. Meine Arbeit bei ihm nahm ich ernster, als ich sie im volkseigenen Werk genommen hatte, weil mein Verdienst im hohen Maße von mir, von meiner Geschicklichkeit und meinen Einfällen abhing.

Als der Winter zu Ende ging, ging auch unsere Saisonarbeit zu Ende. Die Genossenschaftsbauern holten die übriggebliebenen Schneewachten von den Feldern. Deddi und Maria zogen mit ihrem Lastwagen gen Ostsee. Ich hatte etwas Geld gespart und besetzte eine leerstehende Wohnung. Sie war ziemlich heruntergekommen, aber gemütlich. In dieser Zeit lebte ich sehr spartanisch. Ich stahl nur, was ich zum Essen brauchte und Bücher, vor allem Klassiker: Hölderlin, Schiller, Kleist, Büchner und Eichendorff. Es war das erste Mal, nachdem ich von meiner Großmutter fort war, daß ich wieder las. Hölderlin war schon als fünfzehnjährige mein Lieblingsdichter gewesen, und er sollte es noch Jahrzehnte bleiben.

Der Aufbau-Verlag hatte in dieser Zeit eine sehr gute Klassikerreihe herausgebracht. Ich besaß sie bald komplett. Irgendwer hatte mir einen Band Rilke geschenkt. Ich las Gedichte und Dramen wie eine Süchtige. Über den Sommer gingen meine Ersparnisse am Volkseigentum zu Ende. Das war in der Zeit, da das Fleisch in Berlin mal wieder rationiert wurde. Jeder mußte eine feste Fleischerei wählen, seine Adresse notieren lassen, um Fleisch zu bekommen. So sehr ich über den Sommer süchtig war nach Gedichten, so sehr bekam ich im Übergang zum Herbst Appetit auf Fleisch. Ich hatte in der Zeit, als ich Klavier spielte, in Prüfungszeiten immer Steaks gegessen. Meine Großmutter schwor auf Steaks gegen Prüfungsstreß, ich glaubte daher an die stärkende Wirkung von Rindersteaks.

Ob zuerst das Fleisch knapp wurde und sich dann mein Hunger einstellte oder umgekehrt, kann ich mit Sicherheit nicht sagen. Auf jeden Fall waren zwei Pfund Fleisch in der Woche, oder etwas mehr, zu wenig für meinen Hunger, der so plötzlich über mich gekommen war. Ein Schild in einer privaten Fleischerei: “Suche Verkäuferin”, brachte mich auf die Idee, hier meinen Hunger loswerden zu können. Ich ging in den Laden und sagte, daß ich als Verkäuferin arbeiten wollte. Der Fleischermeister besah mich von oben, nach unten, nach oben. Ich war sehr dünn zu dieser Zeit. Ich glaube, der Meister war sich einen Augenblick lang unsicher, ob ich ihn veralbere. Ich wiederholte mein Angebot mit dem mir möglichen Ernst. Daraufhin sah er sich meine Hände an. Er wollte sehen, ob ich auch zupacken könnte. Ich sagte nichts von der Klavierspielerin. Ich packte zu. Er stellte mich ein. Er zeigte mir die Handgriffe, die ich brauchte, damit ich mir nicht die Finger abschnitt beim Rouladenschneiden. Er zeigte mir, wie ich mit Beil und Knochen umzugehen hatte und wie mit dem Wurstmesser. Dann ließ er mich in Ruhe. Er belästigte mich nicht mal sexuell. Ich war ihm zu dünne, wie er sagte. Er erlaubte mir auch deshalb, soviel Fleisch und Wurst zu essen, wie ich wollte. Natürlich nur während der Arbeitszeit. Für das Wochenende gab er den beiden anderen Verkäuferinnen und mir immer etwas Feines mit für den Sonntagsbraten, wie er sagte.

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