Rita Kuczynski - Mauerblume

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Ihre Kindheit verbringt Rita Kuczynski in beiden Teilen
von Berlin. Der Mauerbau 1961 macht den Osten über
Nacht zu ihrer einzigen Heimat. Sie versucht sich durch die
Beschäftigung mit Musik und Philosophie eine Nische zu
schaffen, später flüchtet sie in eine Ehe. Doch auf der Suche
nach ihrem beruflichen und persönlichen Glück stößt die
ungewöhnliche Frau immer wieder an die Grenzen des Systems.
Rita Kuczynski erzählt ihre Lebensgeschichte. Sie berichtet
von dem Versuch, sich von der Umklammerung durch die
Politik zu lösen und selbstbestimmt zu sein.
"Das Hin und Her zwischen zwei Welten war mein natürlicher Lebenshintergrund. Grenze zwischen Ost und West, Demarkationslinie im Kalten Krieg. … Ich hatte mein Leben nicht nur zu teilen gelernt in ein falsches und ein wahres. Ich habe diese Teilung auch gelebt."

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Ost und West zu wechseln, wie man innerhalb einer Wohnung die Zimmer wechselt, mit der Selbstverständlichkeit, über die zu reden sich eigentlich nicht lohnt, weil sie zum Alltag gehört, wie Aufstehen und zur Schule gehen, das habe ich als Kind geübt: Mit Leichtigkeit von einem System ins andere zu kommen.

Das System wie ein Zimmer zu wechseln, in dem ein anderes Musikstück in einem anderen Tonsystem gespielt werden muß, hat mein Abstraktionsvermögen frühzeitig entwickelt, hat den Sinn für kontrapunktische Zuspitzungen und deren mögliche Auflösung geschult. Auch deshalb hatte ich wohl ein frühreifes Interesse für den Kontrapunkt als Kompositionsprinzip und liebte Bachs “Kunst der Fuge”.

Wie ich ohne mein Klavier den kalten und den heißen Krieg in Berlin überstanden hätte, weiß ich nicht, erfand ich doch zu meinem geteilten Leben in der Frontstadt ein weiteres. Es kam aus meinem Klavier. Ton für Ton spielte ich mir seine Melodie zu. Oder spielte mir das Klavier die Töne zu? Ich weiß es nicht. Ich wußte es nie. Denn bei Gott und allen Kriegen, die stattfanden in Berlin, hatte ich doch diese Töne. Sie waren geboren mit mir und klangen. Sie nicht zu verlieren, war mein innigstes Streben. Denn von Anfang an ahnte ich, verliere ich die Töne, bin ich verloren. Lange Zeit konnte ich das nur nicht ausdrücken, aber ich spürte die Angst, wenn ich sie nicht hörte, weil der Vater so herumbrüllte. Dann fing ich an zu weinen und bat ihn, mir meine Töne nicht zu zerschreien. Wenn er nicht aufhörte, schloß ich alle Türen hinter mir. Ich hielt mir beide Ohren zu und summte mit größter Konzentration meine Melodie in immer neuen Variationen. Ich dachte, je mehr Variationen mir einfielen, desto eher werde ich mich zumindest an eine von ihnen erinnern. Ich summte die Töne und spielte sie so lange auf meinem Klavier, bis sie hell und klar in mir schwangen und ich sicher war, der Krieg draußen vor der Tür werde ihnen und mir nichts mehr anhaben können. Dann machte ich die Tür hinter mir wieder auf. Selbst wenn der Vater neben mir stand, hörte ich nicht mehr, was er brüllte. Ich sah zwar seinen Mund sich bewegen, aber ich hörte nur die Töne und ihre Variationen, die ich erfand.

Meine Großmutter hörte die Töne auch. Sie meinte, sie seien ein Geschenk Gottes. Ich dürfte es auf keinen Fall verlieren und half mir die Töne zu bergen aus meinem Klavier. Damit ich meine Melodie behielt, finanzierte sie mein Klavierspiel durch Unterricht. Bald lernte ich Klavier überall zu spielen, ob in der Straßenbahn oder im Turnunterricht. Ich machte meine Fingerübungen auf dem Straßenpflaster und an Fensterscheiben, auf den Schulbänken oder in Vaters Kneipen. Ich spielte oder spielte es in mir? Auch das konnte ich nie mit Gewißheit sagen. Bald bekam ich Klavierunterricht an der Musikhochschule in Westberlin. Die Großmutter finanzierte meine musikalische Ausbildung einschließlich Ballett- und Bewegungsunterricht, denn er gehörte zu einer künstlerischen Ausbildung, sagte sie. Später bekam ich Unterricht in Gehörbildung und Komposition und spielte in der Kinderklasse der Westberliner Musikhochschule.

Als zweites Instrument an der Hochschule lernte ich Orgel. Bald war ich der irdischen Welt ganz verloren und allein mit den Tönen, ihrer Melodie und dem Klavierspiel befaßt. Den Kalten und den Heißen Krieg hatte ich ausgesperrt und mit ihm die Welt, in der ich herumlief. Ich hatte die Grenze zwischen Ost und West eingetauscht gegen die Grenze der Spielbarkeit immer komplizierterer Klaviersstücke. Mit der Bewältigung dieser Stücke öffnete ich mir Tür um Tür zu einer Welt, in der anderes galt. Daß ihr Schlüssel bei mir lag, bei meiner Fähigkeit, ein Musikstück zu spielen, begeisterte mich. Je besser ich spielte, um so eher konnte ich neue Grenzen überschreiten, konnte neue Räume erschließen, in die ich nur hineinließ, wen und was ich hineinlassen wollte: die Klaviersonaten von Bach und Mozart, meine Großmutter und die Winterreise von Schubert, meinen Klavierlehrer und das Wohltemperierte Klavier, Inge, die Flötenspielerin, und Vivaldi. Meinem Vater und allen Lehrern, die herumschrieen, versperrte ich die Tür. Ich war fasziniert, daß ich über mein Klavier “Welt” auszusperren gelernt hatte. Denn ich lernte nicht nur Türen aufzumachen, ich lernte auch Türen hinter mir zu schließen. Dann trieb ich mitunter tagelang mit den Tönen umher und war erstaunt, wenn ich wieder auftauchte in der anderen Welt, in der ich mit der S-Bahn zur Schule fuhr oder ein Diktat zu schreiben hatte, auf das ich mich nie konzentrieren konnte. Oder wenn ich bei den Eltern in der Küche saß und schon die fünfte Marmeladenstulle aß, wie mir meine Schwester glaubhaft versicherte. Mitunter hatte ich Schwierigkeiten von der Tonwelt in die Ost-West-Welt zu wechseln. Nicht immer fand ich mich schnell genug zurecht in ihr. Mitunter hatte ich Furcht, aus der Tonwelt nicht zurückzufinden, hatte Furcht, ich könnte mich verlieren im Klang, der sich wie ein konzentrischer Kreis endlos ausbreitete, wobei ich mitschwang auf dem jeweils äußersten Kreis. Wenn die Furcht zur richtigen Angst wurde, weil ich zu weit fortgetrieben war von jeglichem Mittelpunkt, wurde mir unheimlich so allein mit der Musik. Damit die Angst verging, fing ich in solchen Momenten an zu singen und war überwältigt von meiner Stimme, die manchmal allein gegen ein großes Orchester ansang.

Ich hatte es also geschafft, die Welt, in der ich herumlief, zu vergessen. Ich hatte mir über die erste Welt eine zweite gebaut.

Meine Mutter baute auch an einer Welt, sie hatte mit meiner nichts zu tun. Es war die sozialistische Welt, für die sie unermüdlich tätig war. Weil die große Befreiungsschlacht für die Menschheit alle Kraft meiner Mutter in Anspruch nahm, blieb keine Zeit übrig. Da wir trotzdem unsere Ordnung haben sollten, wurden wir innerhalb der Verwandtschaft aufgeteilt. Ich müsse das verstehen, es täte ihr leid, wirklich, sagte meine Mutter, aber der Kampf um die Zukunft der ganzen Menschheit und deren Glück ginge nun mal vor. Ich verstand nicht. Schließlich kannte ich die Menschheit nicht. Aber ich wurde auch nicht gefragt. Meine große Schwester kam zur Ostoma, ich zur Westoma. Und ich verstand sofort, das war ein Glück für mich. Seit 1953 wohnte ich also mit wenigen Unterbrechungen bei meiner Großmutter in Westberlin. Dort stand mein Klavier, dort fühlte ich mich zu Hause.

Den Kalten Krieg hatte ich vergessen. Ich befand mich auf dem Weg, Pianistin zu werden und überlegte mit meinem Lehrer, was ich zur Hauptprüfung an der Musikhochschule im Fach Klavier spielen sollte, da ich unbedingt in die Meisterklasse aufgenommen werden wollte. Er erklärte mir, warum die Partiten von Bach besser wären für mich als die A-Dur Sonate von Mozart K. 331, von der ich nicht loskam in jener Zeit. Da schlug der Kalte Krieg am 13. August 1961 zu.

Meine Mutter hatte in der Nähe von Berlin ein Sommerhaus gekauft. Es war Brauch, daß ich einige Zeit der Sommerferien bei den Eltern war. Meine Mutter hatte das Bedürfnis, ihre wenigen Urlaubstage auch mit mir zu verbringen. Schließlich sei ich ihre Tochter. Das Argument verstand ich zwar nicht. Aber das Segelboot, das ich nutzen konnte, wenn ich bei meinen Eltern war, reichte hin, um zwei, drei Wochen in Ostdeutschland zu sein.

Ich erinnerte mich erst später, daß es in eben jenem August eine heftigere Auseinandersetzung zwischen meiner Großmutter und meiner Mutter über die Eigentumsfrage gab, wessen Tochter ich eigentlich sei. Sie ging wie immer unentschieden aus, aber meine Mutter setzte sich vorübergehend durch und entschied gegen den Willen meiner Großmutter, daß ich mit ihr die Ferien zu verbringen hatte. Noch beim Frühstück am 11. August fragte mich meine Großmutter, ob ich wirklich fahren wollte, die politische Situation sei so gespannt. Doch ich wollte nichts hören von den Ost-West-Spielen und von Politik. So trieb ich am Sonntag, dem 13. August, auf einem See in Ostdeutschland und erfuhr erst einen Tag später, daß die Mauer stand.

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