Rita Brown - Virus im Netz

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Ein durchreisender Hell's Angel und der Bankdirektor von Crozet kommen ziemlich unsanft zu Tode, während ein Computervirus die Netze der Stadt befällt. Ein Fall für die Schnüfflerkatze Mrs. Murphy und die Corgi-Hündin Tee Tucker ...

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Rita Mae Brown & Sneaky Pie Brown

Virus im Netz

Ein Fall für Mrs. Murphy Roman

Joan Hamilton und Larry Hodge sowie all meinen Pferdefreunden auf der Kalarama Farm gewidmet

Personen der Handlung

Mary Minor Haristeen (Harry), die junge Posthalterin von Cro­zet, die mit ihrer Neugierde beinahe ihre Katze und sich selbst umbringt

Mrs. Murphy, Harrys graue Tigerkatze, die eine auffallende Ähnlichkeit mit der Autorin Sneaky Pie aufweist und einmalig intelligent ist

Tee Tucker, Harrys Welsh Corgi, Mrs. Murphys Freundin und Vertraute, eine lebensfrohe Seele

Pharamond Haristeen (Fair), Tierarzt, ehemals mit Harry ver­heiratet

Mrs. George Hogendobber (Miranda), eine Witwe, die empha­tisch auf ihrer persönlichen Auslegung der Bibel beharrt

Market Shiflett, Besitzer von Shiflett's Market neben dem Post­amt

Pewter, Markets dicke graue Katze, die sich notfalls auch von der Futterschüssel lösen kann

Susan Tucker, Harrys beste Freundin, die das Leben nicht allzu ernst nimmt, bis ihre Nachbarn ermordet werden

Big Marilyn Sanburne (Mim), Queen von Crozet

Rick Shaw, Bezirkssheriff von Albemarle County

Officer Cynthia Cooper, Polizistin

Simon, ein Opossum, das auf Menschen nicht gut zu sprechen ist

Herbert C. Jones, Pastor der lutherischen Kirche von Crozet, ein gütiger, sparsamer Mensch, von dem man weiß, daß er seine Predigten mit seinen zwei Katzen Lucy Fur und Eloquenz ver­faßt

Hogan Freely, Direktor der Crozet National Bank, ein guter Banker, aber nicht gut genug

Laura Freely, verantwortliche Fremdenführerin in Ash Lawn und Hogans Ehefrau

Norman Cramer, geachteter Chefbuchhalter bei der Crozet Na­tional Bank, dessen Heirat mit Aysha Gill die Klatschmäuler in Crozet in Bewegung hält

Aysha Gill Cramer, eine jung vermählte, die ihren Mann mit Adleraugen bewacht

Kerry McCray, Norman Cramers noch flackernde alte Flamme, die zu schwelen beginnt

Ottoline Gill, Ayshas Mutter, die gesellschaftliche Ungehörig­keiten im Auge behält und ihren frischgebackenen Schwieger­sohn nicht aus den Augen läßt

Vorbemerkung

Während ich in den historischen Heiligtümern von Virginia für meine Krimis recherchierte, habe ich zwar eine Menge über die Geschichte der Menschheit, aber nichts über unsere eigene Ge­schichte erfahren.

Eine Sachbuchautorin unter Euch Miezekatzen, die dies liest, sollte die Geschichte der Säugetiere Amerikas schreiben. Alle Lebensformen sind wichtig, aber es ist schwer, von Fischen zu schwärmen, nicht wahr - es sei denn, man frißt gerade einen.

Richtet Euer Augenmerk auf die Tatsache, daß die Menschen sich Regierungen schaffen mußten, weil sie nicht miteinander auskommen. Katzen brauchen kein Parlament. Es gibt im Leben genug Gefahren, da muß man sich nicht auch noch eine Ver­sammlung von bezahlten Schaumschlägern anhören. Von Zeit zu Zeit könnt Ihr Eure Menschen daran erinnern, daß sie nicht die Krone der Schöpfung sind, für die sie sich halten.

Ciao-Miau SNEAKY PIE

1 Gemütlich war das meistbenutzte Wort um die Kleinstadt Crozet zu - фото 1

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»Gemütlich« war das meistbenutzte Wort, um die Kleinstadt Crozet zu beschreiben, nicht »malerisch«, »historisch« oder »hübsch«. In Mittelvirginia im allgemeinen und Albemarle County im besonderen gab es jede Menge malerische, histori­sche und hübsche Ortschaften, aber Crozet gehörte nicht dazu. Eine behagliche Geschäftigkeit herrschte in der Gemeinde. Vie­le Familien lebten dort schon seit Generationen, andere waren Neuankömmlinge, herbeigelockt von der betörenden Anzie­hungskraft der Blue Ridge Mountains. Ob alt oder neu, reich oder arm, schwarz oder weiß, die Bewohner der Stadt nickten und winkten einander aus dem Auto zu, riefen und winkten von der anderen Straßenseite, und wer zu Fuß unterwegs war, konn­te sich darauf verlassen, daß jemand ihn im Wagen mitnahm. Heckenzäune boten den idealen Rahmen für fruchtbaren Klatsch, während die Leute von der Gartenarbeit ausruhten. Wer was mit wem machte, wer was zu wem sagte, wer wem Geld schuldete und, Glanzpunkt allen Tratsches, wer mit wem schlief. Das Gerede verstummte nie. Selbst im tiefsten Schnee griffen die Bewohner von Crozet zum Telefon, um das Neueste loszuwerden. Handelte es sich um etwas wirklich Pikantes, zog man sich warm an und eilte durch den Schnee zu einer heißen Tasse Kaffee, dem Begleiter aller anzüglichen Gespräche unter Freunden.

Das Stadtzentrum bestand aus dem Postamt, den drei Haupt­kirchen - lutherisch, baptistisch und episkopalisch - nebst ei­nem kleinen Ableger, der >Kirche zum Heiligen Licht< ; den Schulen - vom Kindergarten bis zur zwölften Klasse -, Market Shifletts kleinem Lebensmittelgeschäft und einer Pizzeria mit Namen Crozet Pizza. Da man nur in jeweils einer Kirche betete, blieben die Vorgänge in den anderen drei Kirchen womöglich ein Geheimnis. Der kleine Laden bot reichlich Gelegenheit, sich auf dem laufenden zu halten, nur mußte man natürlich auch etwas kaufen. Außerdem mußte man aufpassen, daß Pewter, Markets dicke graue Katze, einem nicht das Essen klaute, bevor man dazu kam, es zu verzehren. Die Schulen waren ebenfalls eine gute Informationsquelle, doch wer kinderlos war oder seine Lieblinge endlich auf dem College hatte, war von der Versor­gung abgeschnitten. Somit fiel dem Postamt die zweifelhafte Ehre zu, als Haupttreffpunkt zu dienen, als Klatschzentrale.

Die Posthalterin - diese Bezeichnung war ihr lieber als der of­fizielle Titel Postvorsteherin - Mary Minor Haristeen frönte selten dem, was sie unter Klatsch verstand, das heißt, wenn eine Geschichte für sie nicht stichhaltig war, erzählte sie sie nicht weiter. Ansonsten verbreitete sie Neuigkeiten ausgesprochen gern. Ihre inoffizielle Assistentin, Mrs. Miranda Hogendobber, die Witwe des ehemaligen Postvorstehers, genoß die »Neuig­keiten«, aber bei Rufmord hörte für sie der Spaß auf. Wenn die Leute anfingen, andere in den Dreck zu ziehen, ermahnte Mrs. Hogendobber sie zur Mäßigung oder brachte sie kurzerhand zum Schweigen.

Harry, wie Mary Minor liebevoll genannt wurde, meisterte ih­re Aufgaben mit Bravour. Noch ziemlich jung für diesen Po­sten, profitierte sie von Mirandas Erfahrung. Aber Harrys hilf­reichste Assistentinnen waren Mrs. Murphy, ihre getigerte Kat­ze, und Tee Tucker, ihre Welsh-Corgi-Hündin. Sie schwelgten in Klatsch. Nicht nur das Treiben der Menschen hielt sie in Bann, sondern auch die Macken der Tiergemeinschaft, von denen jeder Hund berichtete, der sein Herrchen ins Postamt begleitete. Was den Hunden entging, fand Pewter nebenan her­aus. Wenn sie etwas zu erzählen hatte, rannte die rundliche graue Katze zum Hintereingang des Postamts, um es auszu­plaudern. In den vergangenen Jahren hatten die Katzen so oft an der Tür gekratzt und solch einen Radau veranstaltet, daß Harry schließlich ein Katzentürchen eingebaut hatte, damit die Freun­dinnen nach Belieben kommen und gehen konnten. Harry hatte eine Abdeckplatte konstruiert, mit der sie die Tierpforte ab­schließen konnte, weil das Postamt jede Nacht vorschriftsmäßig verriegelt werden mußte.

Nicht, daß es im Postamt von Crozet viel zu stehlen gab - Briefmarken, ein paar Dollar. Aber Harry befolgte die Vor­schriften gewissenhaft, da sie Staatsbeamtin war, eine Tatsache, die sie unendlich amüsierte. Sie hatte für die Bundesregierung nicht viel übrig und konnte die Staatsregierung kaum ertragen, die sie als Eldorado der Kleingeister betrachtete. Aber immer­hin wurde sie von dem aufgeblähten Regierungsapparat am Nordufer des Potomac bezahlt, also bemühte sie sich, ihre Mei­nung für sich zu behalten.

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