»Norman ist nach Hogans Ermordung ausgestiegen. Wirtschaftskriminalität war ja gut und schön, aber Mord - da bekam er kalte Füße. Aysha fürchtete, er würde durchdrehen und sie verraten. Aus Angst, daß ihre Tochter erwischt würde, hat Ottoline ihn dann wohl erdrosselt. Ich bin sicher, daß das alte Mädchen diesbezüglich die Wahrheit sagt, obwohl wir keinen Beweis haben.« »Dann hat Ottoline es die ganze Zeit gewußt.« Harry war verblüfft.
»Nicht von Anfang an.« Cynthia zuckte die Achseln. »Als Mike Hucksteps Leiche gefunden wurde, hat's bei Ottoline zum erstenmal geklingelt. Als Hogan ermordet wurde, muß sie es gewußt haben. Vielleicht hat Aysha es ihr sogar erzählt. Wie gesagt, Aysha leugnet alles, und Ottoline gesteht alles.«
»Sie hat getötet, um ihre Tochter zu schützen.« Mim schüttelte den Kopf.
»Zu spät. Und die Mordwaffe in Kerrys Toyota zu deponieren - das war auffällig und ungeschickt.«
»Dann war das Aysha auf dem Motorrad, das aus Sugar Hollow kam?« Harry erinnerte sich an ihre brenzlige Begegnung.
»Ja.« Cynthia verzehrte einen Hühnerflügel, während die anderen tratschten.
»Wißt ihr« - Mim wechselte das Thema -, »Ottoline war immer Ayshas Sicherheitsnetz. Sie ließ sie nie erwachsen werden, so daß sie nie für ihr Handeln verantwortlich war. Die falsche Art Liebe«, bemerkte Mim. »Ich hoffe, daß ich dir das nicht angetan habe.«
Ihre Tochter erwiderte: »Na ja, Mutter, du würdest mit Freuden mein Leben für mich leben und das aller anderen in diesem Zimmer obendrein. Du bist nun mal ein Tyrann.«
Stille senkte sich über die Gruppe.
Big Marilyn brach das Schweigen: »Ach.?«
Alle lachten.
»Hattet ihr vermutet, daß es Aysha war?« fragte Pewter mit vollem Mund.
»Nein. Wir haben nur gewußt, daß es nicht Kerry war. Zumindest waren wir uns ziemlich sicher, daß sie's nicht war«, antwortete Tucker.
»Bin ich froh, daß wir noch leben.« Murphy schnippte mit dem Schwanz. »Ich verstehe nicht, warum die Menschen sich gegenseitig töten. Das werde ich wohl nie begreifen.«
»Du mußt sie lieben, wie sie sind.« Tucker pirschte sich an Pewters Teller heran, um ihn zu beschnuppern.
Pewter versetzte Tucker einen Nasenstüber. »Weg da. Wilddiebe muß ich überhaupt nicht lieben!«
Tucker zuckte zusammen. »Du brauchst so lange zum Essen.«
»Wenn du langsamer essen würdest, hättest du mehr davon«, riet Pewter ihr.
Sie hörten den Kombi des Tierarztes draußen vorfahren, das Schlagen einer Tür, dann stieß Fair die Fliegentür auf. Die Anwesenden, alle ins Essen vertieft, begrüßten ihn. Dann fiel es einem nach dem anderen auf.
»Was haben Sie denn gemacht?« rief Mrs. Hogendobber aus.
»Mir die Haare ein bißchen gekräuselt«, erwiderte er mit ungewohnt energischem Ton. »Ist nicht ganz so geworden, wie ich es mir vorgestellt hatte.«
»Darf ich fragen, warum du das gemacht hast?« Harrys Ton war höflich.
»Bei Blair funktioniert's.« Er zuckte die Achseln. »Dachte, bei mir könnte es auch funktionieren.«