„Hat ... hat mein Gemahl Fieber?“, fragte sie, sich auf ihre Pflichten als treusorgende Ehefrau besinnend.
„Nein, meine kleine Gattin. Aber ich brenne tatsächlich“, raunte er und zog sie noch dichter an seinen großen harten Leib heran.
„Ich ... ich wollte gerade ... Ich muss mich ... umkleiden“, stammelte sie unbehaglich. Seine Nähe verwirrte sie und sie wollte so schnell wie möglich von hier fort. Fort von ihm. Von seiner Glut, die sie zu verbrennen drohte.
Er hob eine Hand und rieb über den Schmutzstreifen an ihrer Stirn.
„Ich sehe“, sagte er und legte die Hand an ihre Wange. Sein Daumen ruhte an ihrer Unterlippe und sie erschauerte ob der intimen Berührung. Wie von selbst öffneten sich ihre Lippen ein kleines bisschen, als er mit dem Daumen über das weiche Fleisch strich.
Mit einer Mischung aus Angst und Faszination sah sie, wie sein Gesicht immer näher kam, bis nur noch wenige Zentimeter sie voneinander trennten. Er würde sie küssen. Hier, mitten im Garten, wo man sie jederzeit sehen konnte. Ihr Herz machte einen aufgeregten Hüpfer. Sein heißer Atem strich über ihren Mund und ein kleiner hilfloser Laut kam über ihre Lippen. Jeden Moment würde sie seinen Mund an ihrem Mund spüren und die Aussicht darauf versetzte ihren Körper in einen seltsamen Zustand der Erregung. Doch seine Lippen berührten sie nicht. Er riss sich so plötzlich von ihr los, dass sie beinahe erneut gestrauchelt wäre. Sie konnte sich gerade noch abfangen, mit einer Hand Halt an der Hecke suchend. Ihr Gatte hatte sich abrupt umgewandt und stürmte davon, als wäre der Teufel hinter ihm her.
„O mein Gott“, flüsterte Gisela und fasste sich unwillkürlich an die Lippen. Ihr Herz schlug so wild, dass sie ihr eigenes Blut in ihren Ohren rauschen hören konnte. Verwirrt schüttelte sie den Kopf, als sie der Bestie von Trugstein hinterher starrte.
***
Alberic floh schweratmend aus dem Garten. Er musste sich erst einmal irgendwo wieder fassen, ehe er sich unter Leuten zeigen konnte. Er wusste, dass sein Zustand für jeden nur allzu sichtbar sein musste. Verdammt! Noch nie hatte eine Frau solche Reaktionen in ihm ausgelöst. Er hatte sich kaum unter Kontrolle, wie sollte er da seinen Ehepflichten nachkommen, ohne sie zu verletzen? Wenn er sie eben wirklich geküsst hätte, dann hätte er sie dort im Garten genommen. Ohne sich darum zu scheren, wer sie sehen konnte, und was seine kleine verführerische Gattin dazu zu sagen hatte. Es stimmte, was er zu ihr gesagt hatte. Er brannte. Lichterloh. Aber er würde kein sanfter Liebhaber für sie sein, nicht der Mann, den eine so zarte Frau wie sie brauchte. Eine Jungfrau noch dazu, dank seines Problems. Seine Fantasien drehten sich immer nur um dasselbe. Er wollte sie unterwerfen, fesseln und sie auf alle erdenklichen Arten besitzen. Doch das würde er niemals mit ihr ausleben können. Sie würde ihn fürchten, ihn verachten und sie würde sich vielleicht das Leben nehmen. Wie Rosamund. Der Gedanke war unerträglich. Er hatte keine zärtlichen Gefühle für seine erste Gattin gehabt, doch ihr Tod lastete schwer auf seinem Gewissen. Bei den Leuten hatte der Tod seiner Gattin dafür gesorgt, dass noch mehr schaurige Geschichten über ihn erzählt wurden. Nicht dass es ihn störte, wenn sie ihn fürchteten, doch aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen wollte er nicht, dass Gisela eine Bestie in ihm sah. Er konnte nicht mit ihr schlafen. Er wollte sie nicht zerstört wissen.
Hinter dem Stallgebäude lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Wand und schloss die Augen. Egal, wie er sich bemühte, er bekam diese dunkle Begierde die in seinen Eingeweiden wütete, einfach nicht unter Kontrolle. Dieser kleine Laut, der ihren weichen Lippen entschlüpft war, als ihre Münder sich genähert hatten, war beinahe sein Untergang gewesen. Es ließ ihn in aufgeregter Spannung über die Frage, welche Laute sie von sich geben würde, wenn er in sie hineinstieß, wenn er sich bis zu Anschlag in ihrer feuchten Hitze vergrub.
Er stöhnte verzweifelt auf. Er sollte den Rat seines Freundes beherzigen und Fara aufsuchen, um Druck abzubauen, aber irgendwie sträubte sich alles in ihm, diesen Schritt zu tun. Fara war nicht Gisela. Keine Frau war mit seiner kleinen Gattin zu vergleichen. Nie hätte er vermutet, dass aus dem farblosen Mädchen, das er vor drei Jahren geheiratet hatte, eine solche ätherische Schönheit werden würde.
„Hier steckst du“, ertönte plötzlich Tassilos Stimme neben ihm. „Was versteckst du dich hier? Willst du nicht deine Gattin begrüßen?“
„Lass mich allein“, zischte Alberic zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Tassilo sah ihn verwundert an, dann lachte er.
„O, du hast sie schon gesehen, nicht wahr?“
„Verschwinde!“
„Wann hörst du endlich auf, dich selbst zu martern?“, fragte Tassilo kopfschüttelnd. „Wer weiß, wenn du sie erst Mal gehabt hast dann wird sie vielleicht uninteressant und du bekommst dich wieder unter Kontrolle.“
„Wenn dir dein erbärmliches Leben lieb ist“, knurrte Alberic finster, „dann verschwindest du jetzt von hier und lässt mich allein!“
„Okay“, sagte Tassilo beschwichtigend. „Bin schon weg. Aber mach dich darauf gefasst, dass dein alter Herr ein Wort mit dir reden will.“
Alberic starrte seinem Freund hinterher. Hatte er Recht? Würde diese Besessenheit aufhören, wenn er seine Gemahlin endlich bestiegen hatte? Oder würde er erst recht nicht die Finger von ihr lassen können? Er befürchtete eher Letzteres. Aber es war ohnehin sinnlos darüber nachzudenken. Er konnte sich ihr nicht nähern, solange er seine Gelüste nicht unter Kontrolle hatte. Andererseits wurden seine Fantasien umso schlimmer, je länger er unbefriedigt blieb. Ein Teufelskreis aus dem er keinen Ausweg wusste.
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