und keine Liebe, die mich nur umgarnt,
wenn du gedenkst, mir jemals was zu schenken,
gib mir ein Wort, das du auch halten kannst.
Von Karla Ciuca (Littlelady)
Dichter denken
Dichter schenken
Wort und Sprache ein Gesicht
Dichter sehen
Dichterwehen
kreißen nur ums Kurzgedicht
Dichter fragen
Dichter sagen
dichter Nebel inspiriert
Dichter wühlen
Dichter fühlen
sich zu Unrecht kritisiert
Dichter grollen
Dichter wollen
doch in lichte Höhen rauf
Dichter leben
Dichter geben
ihren Lesern Rätsel auf
Dichter schauen
Dichter bauen
trübe Verse dicht am Meer
Dichter brennen
Dichter kennen
ja den dichtesten Verkehr
Dichter reimen
Dichter meinen
immer muss das auch nicht sein
Dichter träumen
Dichter säumen
Wald und Flur und Stock und Stein
Dichter lauern
Dichter trauern
dann wenn keine Unke unkt
Dichter schreiben
Dichter bleiben
machen ungern einen Punkt
Von Didi Costaire (Didi.Costaire)
Du hast dich, getrieben von Leichtsinn und Jugend,
ganz gerne auf irgendnen Irrweg begeben
statt bestens durchdacht auf den Pfaden der Tugend
geradlinig zielführend vorwärts zu streben.
So gingst du verwegen, um nichts zu verpassen,
womöglich in manche entlegene Gegend,
bewegtest dich eher in dunkleren Gassen
und fandst das natürlich besonders erregend.
Oft kamst du ins Straucheln, bist mehrmals gescheitert,
und wurdest deswegen allmählich gescheiter:
Auf Abwegen hast du dein Blickfeld erweitert.
Wer immer nur abwägt, kommt letztlich nicht weiter.
Von Didi Costaire (Didi.Costaire)
Zwischen Bett & Klosett (Ein Schüttelreim-Sonettduett)
I.
Im Raum ein heller Kleiderschrank,
im Traum ein Bon, chérie, Gazetten.....
Was sonst noch geht, der Puschen dank?
Die Leute wollen Federbetten.
So machen sich die Schlauen lang,
um die Umgebung platt zu glätten,
und reden schlicht vom dreisten Fang.
Ob andere die Heime retten?
Ein Typ bringt erst Geschirr, dann Kleister.
Sein Tun verstört: Die Made beißt er.
Da schwirren viele Daunen rum.
Man bettelt, möchte wohnen, trinken,
in voller Blüte stehen, blinken.
Nun sitzt man hier, der Kreis ist stumm. ....
Im Raum ein heller Schrei, der klang,
im Traum ein Bonscher, Zigaretten.
Was sonst noch geht? Der Duschen-Punk:
Die Leute wollen Bäder fetten.
So machen sich die Lauen schlank,
um die Umgebung glatt zu plätten,
und reden schlicht vom feisten Drang.
Ob andere die Reime hätten?
Ein Typ bringt erst Geklirr, dann scheißt er.
Sein Tun verstört die Bademeister.
Da schwirren viele, raunen dumm.
Man bettelt, möchte thronen, winken,
in voller Blüte blähen, stinken.
Nun sitzt man hier, der Steiß ist krumm.
Von Didi Costaire (Didi.Costaire)
Von der Treulosigkeit meiner ungeborenen Söhne
Einmal im Sommer stand ich an den Türrahmen gelehnt und blickte in die Küche, wo Valentina Maria am Ofen Salsa zubereitete. Sie führte die Küchengeräte mit achtloser Sicherheit und trug ein geblümtes Sommerkleid, unter dem sich ihr Bauch hervorwölbte. Sie erschien mir wie ein Gespenst, das ein Versprechen aus einer früheren Zeit erfüllt, und ich war für den Moment reglos. Auf dem Boden krabbelte Rebekka, das Mädchen über dessen Namen wir uns tödlich zerstritten hatten.
Seit das Mädchen ihren Namen hat, trägst du diesen Blick, sagte Valentina Maria, sie hatte bei ihrer Arbeit innegehalten und betrachtete mich. Ich wandte mich ab und ging.
Dieser Sommer war von einer besonderen Schwüle, die über Tage und Wochen anhielt, bis alle Kleidung klamm war und die Schuhe von innen heraus verrotteten. Wir alle litten unter der Schwüle gleichermaßen und jeder für sich alleine, denn es gab kein Entkommen. Die Feuchtigkeit war in unsere Gehirne gedrungen und hatte unsere Gedanken ersetzt. Unsere Köpfe schmerzten von den hoffnungslosen Versuchen, sie zu eröffnen und wir hielten es in unseren Kleidern so wenig aus, wie wir es ohne sie aushielten. Nur mühsam hatten wir uns daran gewöhnt und waren zum Alltag übergegangen.
Mein Vater, ein alter Lügenpriester, den die Straßen irgendeiner versunkenen Stadt hervorgewürgt hatten, schritt mit seiner Frau durch meine Tür. Er sprach vom Weltenende, wenn alles in gleichsamer Feuchtigkeit verfault, und begann, nachdem er zwei Flaschen Agavenwein geleert hatte, zu schreien und nach Valentina Maria zu schlagen.
Du bist eine Missgeburt, sagte ich. Man hätte dich schon lange begraben sollen.
Die Frau blickte seinen wankenden Schritten nach, durch ihre sternenen Brillengläser hindurch, bevor sie wie von Fäden gezogen von ihrem Schemel emporstieg und davon schlurfte.
Wir sind alle Todgeweihte, schrie der Mann. Verfaulte, aus unserem Innersten heraus.
Er spricht schlimme Dinge, sagte Valentina Maria. Er ist wie du.
Ich hatte den Tod in Rebekka gesehen als ich das Neugeborene in den Armen hielt und das verborgene Gewürm aus ihren Herzohren kriechen hörte. Ich sah Rebekka blühen, wie ein Korallenbaum in der unwahrscheinlichen Zukunft.
Es gibt keinen unerwarteten Tod für ein vom Beginn an zum Sterben verdammtes Geschöpf.
Lange nachdem wir Rebekka vergraben hatten, war Valentina Maria wieder schwanger geworden und ich sah, wie sie täglich mehr durch die wuchernde Eihülle ausgefüllt wurde, die den anmutigen Platz ihres Körpers weder mit mir noch mit Valentina Maria teilen wollte. Ihre Haut wurde weich und formlos, sie ging auf wie Hefeteig. Eines Morgens wachte ich neben einer überlebensgroßen Qualle auf, die vom unermüdlichen Rauschen des Ozeans ihres Herzens sprach und auf der Seepocken und Algen wuchsen. Sie sagte, es wird ein neues Mädchen werden, und ich sagte, du kannst nur Huren aus dir herausbringen.
Ich wollte keinen Namen für das Kind, auch nicht für einen Grabstein, Herrgott, ich wollte keinen Namen für meinen eigenen Grabstein.
Meine Freunde lachten mich aus. Du hast eine Hure geheiratet, sagten sie. Huren gebären Huren. Und sie leerten den Aguardiente.
Als ich in dieser Nacht die Wohnung betrat, war Valentina Maria wach. Sie stand in der Mitte des Raumes, die Arme auf dem Rücken verschränkt.
Ich werde dich ertränken, sagte sie. Ich sank zu Boden und Valentina Maria bettete meinen Kopf an ihre Brust. Sie presste die Finger in meine Augen bis Tränen heraus schossen. Das Herz ihres Meeres brauste. Du wirst der schönste Ertrunkene von der Welt sein, sagte sie. Sie war das einsamste Wesen auf Erden.
Von Markus Eichelmann (Vessel)
Eben noch durch Dein wuscheliges Haar
den Morgen kommen sehen
Dein Duft der Nacht noch in meiner Nase
viel zu kurz - eine Nacht, ein Tag
viel zu lang die Stunden, Tage
bis der Morgen wieder durch Dein
wuscheliges Haar scheint
Von Tom Eichler (tueichler)
die hängenden gärten sind lang schon geschichte
du zeigst mir graue straßen
und ich
erfahre erinnerung an weintrunkene abende
gipfelhoch strebende absicht
diesmal alles neu beginnen
erinnerung an die weinselige zeit
der unbekümmertheit
weicht der realität
dass nun alles anders ist
unsere hängenden gärten haben schon lange
automarken zur zier
die grauen straßen sind längst
nicht mehr grau
nur bleibt die sehnsucht nach
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