Für meine Kinder,
Finn, Lena und Ole
Peter Erichsen
Beobachtungen und Erlebnisse aus Namibia
epubli GmbH, Berlin
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Erichsen, Peter:
Hoffnung auf Regen: Beobachtungen und Erlebnisse aus Namibia / Peter Erichsen.-
Zuerst erschienen:
Haag u. Herchen, Frankfurt am Main, 1988
ISBN 3-89228-235-8
© 2015 Peter Erichsen (Neuauflage)
www.peter-erichsen.de
Satz, Umschlagdesign: Bernd Oldörp, Hamburg
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-1961-8
Vorwort zur Neuauflage 2014
"Hoffnung auf Regen, Beobachtungen und Erlebnisse aus Namibia", erschien 1988. Seitdem sind 25 Jahre vergangen. Was soll jetzt noch eine Neuauflage?
Nun, zunächst möge der Leser darüber entscheiden, was er davon hält. Für den Autor ist das Risiko einer Neuauflage nicht mehr so groß wie 1988, heute gibt es einfachere Möglichkeiten, ein Buch veröffentlichen zu lassen.
Allerdings, die Leser von damals erfreuten mich mit dem Lob, mir sei eine eindrucksvolle Beschreibung von Land, Natur und Menschen gelungen. Wenn das so ist, dann hat dieser Text auch heute noch seine Bedeutung für diejenigen, die das Land bereisen.
Was aber ist mit der historischen Bestandsaufnahme? Die Rechtlosigkeit und Armut der schwarzen Bevölkerung damals? Die mühsamen, fast hoffnungslosen Bemühungen um eine künftige Nation? Hat die Unabhängigkeit nicht alle Beobachtungen von damals zu zeithistorischen Fußnoten gemacht, die nur noch für geschichtlich interessierte Leser bedeutsam sind?
Schön wär’s.
Als ich das Land 1990 von meiner neuen Wirkungsstätte Kapstadt aus bereiste, war von den Jubelfeiern der Unabhängigkeit nicht mehr viel zu spüren. Alles war wie immer, und in Karibib machten sich weiße Jugendliche an unserem Bus zu schaffen, den wir auf dem Innenhof eines Hotels abgestellt hatten. Die dunklen Gestalten kamen uns sehr bekannt vor, die Kunde von den Erichsens, den Nestbeschmutzern, die das Buch über ihr „schönes Südwest“ geschrieben hatten, hatte sich schnell herumgesprochen. Der Umstand, dass sich meine Frau in dem Auto aufhielt und aufschrak, hat wohl Schlimmeres verhindert.
Dieser Vorfall von damals erscheint uns heute symptomatisch. Die Entwicklung bis zum Jahre 2013 zeigt: Viele weiße Namibier fühlen sich immer noch als Südwester und beteiligen sich kaum am Aufbau einer neuen Nation, die nicht die ihre ist. Dabei können sie froh sein, dass sie unter dem Dach einer fortschrittlichen Verfassung von der Regierung weitestgehend in Ruhe gelassen werden. Unregierbarkeit und blutige Auseinandersetzungen wie in anderen afrikanischen Regionen blieben Namibia erspart.
Aber vielleicht sind die neuen Herren in Windhoek nur deshalb so friedlich, weil es ihnen so gut geht: Von der Rhetorik der Freiheitskampfes ist dann und wann noch etwas zu spüren, und es ist auch nicht zu unterschätzen, was die Unabhängigkeit vom weißen Südafrika in den Köpfen vieler schwarzer Menschen positiv verändert hat. Aber die satte absolute Dauermehrheit im Parlament macht träge, Korruption und Machtmissbrauch haben sich ausgebreitet. Der Kampf für ein besseres Leben im einfachen Volk ist zu mühsam, zu riskant und könnte das eigene Wohlleben gefährden – so scheint es. Kritik könnte den Politikern Beine machen, aber Kritik ist das, was sie am wenigsten mögen. Weitere Ausführungen zu dieser Thematik gibt es im Nachwort zu lesen.
Es ist also eigentlich alles wie immer. Wer das vorliegende Buch aus dem Jahre 1988 liest, wird über weite Strecken auch das heutige Namibia wiederfinden.
Peter Erichsen
Vorwort zur Neuauflage 2014
Vorwort
1983
MIT FAMILIE NACH AFRIKA
DIE FARM
ALSO AUF NACH KARIBIB!
WINDHOEK
FLEISCHJAGD
GEFAHREN
EINZUG
SCHWIERIGE LAGE
AM TUNNEL
EINKAUFEN
KEGELN
ANGELAUSFLUG
DISKUSSIONEN IN DER SCHULE
OSTERAUSFLUG
RUDOLPH
ERIKA UND MARGARETHE
OVAMBOLAND
SWAKOPMUND
TODFEINDE
ERONGO
HEREROS
WÜSTENFAHRT
WEBSCHULE
2000 KILOMETER
1984
LAND DER WAFFEN
SÜNDENFALL
BUSCHMANN-PARADIES
EDELSTEINE
GARTEN
KULTUR
REGEN
DIE ZEIT DANACH
PETITION
VIELPARTEIEN-KONFERENZ
SIND SCHWARZE MENSCHEN?
HEIMATURLAUB
ENDZEITSTIMMUNG
WEISSE DAME
VERIRRT
BLAUE BRIEFE
SOSSUSVLEI
WENN ES KRIEG GIBT...
GROSS BARMEN
AUS KARIBIBS GESELLSCHAFT
BEINBRUCH
WAS UNS TRENNT
WIEDER IN DEN SÜDEN
1985
RICHTUNG LÜDERITZ
REGEN 85
INS GRÜNE
APARTHEID UND RASSISMUS
EINE KIRCHLICHE VERANSTALTUNG
ANDERE VERSAMMLUNGEN
DAMARALAND
TSUNEB-CORPORATION-LIMITED
WATERBERG
WIRTSCHAFTSFRAGEN
ER HATTE JA DIE WAHL!
TAG DES BAUMES
DAS KÜNFTIGE NAMIBIA
OTJIMBINGWE
DER AUFSTAND
ABSCHIED VON MARGARETHE
AKTUELLE MELDUNGEN
DAS WAR´S.
ENTWICKLUNGEN SEIT 1985
ANMERKUNGEN
WIE ES POLITISCH WEITERGING
ANMERKUNGEN ZUM NACHWORT
Drei Jahre durften wir in Namibia/Südwestafrika leben, von 1983 bis Ende 1985.
Wir – das sind: Imme, meine Frau, und die drei Kinder Finn, Lena und Ole, zum Zeitpunkt der Einreise im Alter von 5, 3 und 1. Und ich, der Lehrer, mit einem 3-Jahres-Vertrag in der Tasche. Im Auftrag und durch Vermittlung des Bundesverwaltungsamtes in Köln sollte ich einer kleinen Sprachgruppenschule dienen, ihr helfen, Deutsch als Muttersprache (und damit letztlich auch als „Weltsprache“) zu erhalten und zu pflegen, und den Menschen in Namibia ein lebendiges und aktualisiertes Bild von der heutigen Bundesrepublik vermitteln – und damit ein wesentliches Ziel der auswärtigen Kulturpolitik erfüllen.
So packte eine Familie ihre Sachen, lagerte Möbel ein, löste den Haushalt auf und verabschiedete sich von Freunden und Verwandten, bewundert, beneidet und bedauert wegen der drohenden, lauernden, lockenden Ungewissheit, die angeblich, vermutlich oder tatsächlich vor ihr lag.
„Habt ihr euch wieder eingelebt?“, war die Standardfrage noch lange nach unserer Rückkehr aus Afrika. Natürlich hatten wir uns eingelebt, die drei Jahre hatten uns nicht entwurzelt. Vieles war erschreckend normal gewesen. Wir waren zwar um den halben Erdball geflogen, aber als wir dann schließlich eintrafen, standen wir auf der Erde, atmeten ihre Luft und hörten die Spatzen, die Weltbürger, in den Ästen der Bäume. Auch die Menschen waren so, wie wir sie kannten: In jeder Beziehung unvollkommen.
Und dennoch: Es gab so viel Fremdes und Faszinierendes und Nachdenklich-Machendes zu entdecken: Eine oft urweltliche Landschaft mit einer an das Wüsten- und Steppenklima hochangepassten Natur und der oft mühsame Existenzkampf der Menschen, die hier leben. Und nach und nach erschloss sich uns auch eine Ahnung vom Denken und Leben der Schwarzen, von den Auswirkungen der Apartheidspolitik, von der Entwicklung der Weißen, die so verschieden ist von unserer bundesrepublikanischen Wirklichkeit. Und wie ein roter Faden durchziehen den Bericht die oft bizarren Probleme einer privaten deutschen Auslandsschule.
Herausgekommen ist – wie ich hoffe – eine interessante und erlebnisbetonte Landeskunde aus erster Hand, die meinen Lesern Zugang und Verständnis für das „Problem Namibia“ erleichtert – und zwar nicht im distanzierten Stil der Wissenschaft, sondern mit der Wärme eines Betroffenen, der den Alltag erlebt und sich dennoch um Wahrheit und Ehrlichkeit bemüht.
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