Joachim Hoell - Der literarische Realitätenvermittler

Здесь есть возможность читать онлайн «Joachim Hoell - Der literarische Realitätenvermittler» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Der literarische Realitätenvermittler: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Der literarische Realitätenvermittler»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Ich bin nicht eigentlich Schriftsteller, habe ich zu Gambetti gesagt, nur ein Vermittler von Literatur und zwar der deutschen, das ist alles. Eine Art literarischer Realitätenvermittler, habe ich zu Gambetti gesagt, ich vermittle literarische Liegenschaften sozusagen.
Thomas Bernhard. Auslöschung. Ein Zerfall, 1986
Diese Selbsteinschätzung des erzählenden Protagonisten Franz-Josef Murau erhellt aus seiner Tätigkeit in Rom: er ist der Deutschlehrer Gambettis, der diesem die deutsche Literatur nahezubringen versucht. So wird auf den ersten Seiten des Romans ein Kanon zu lesender Werke aufgestellt, die Gambetti auf das aufmerksamste und mit der in seinem Fall gebotenen Langsamkeit studieren soll. Im Verlauf des Romans wird diese Literaturliste ständig erweitert, um am Ende mit einer beträchtlichen Anzahl an Autoren und Werken die freien Regale dieser Bibliothek des bösen Geistes gefüllt zu haben. Der geistesgeschichtliche Horizont, den Murau in diesem Pandämonium absteckt, reicht von Montaigne bis zu Ingeborg Bachmann, von der Spätrenaissance bis in die Gegenwart.
Joachim Hoell begibt sich auf die literarische Reise nach diesen 'Liegenschaften' und veranschaulicht in dieser größten Monographie zu Bernhards letztem und umfangreichsten Roman Auslöschung, auf welche Weise Thomas Bernhard von Autoren wie Jean Paul, Novalis, Hebel, Goethe, Kafka, Musil, Broch, Bachmann, Kropotkin, Pavese, Sartre, Montaigne, Descartes, Pascal, Voltaire und Rousseau thematisch, weltanschaulich und ästhetisch geprägt wurde.
Die intertextuelle Analyse bildet somit einen neuen Schlüssel für das Werk des 1989 verstorbenen österreichischen Schriftstellers.

Der literarische Realitätenvermittler — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Der literarische Realitätenvermittler», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Ohne diese Anekdote mit einer psychologischen Deutung strapazieren zu wollen, scheint offensichtlich, daß der Siebenkäs ein trauriges Kapitel aus Muraus Kindheit darstellt. Murau behauptet sogar, daß "alle Bücher, die [er] in Wolfsegg gelesen habe, [...] an eine solche Nachgeschichte (oder Vorgeschichte !) für [s]ein Leben angebunden" (A 268) seien. Daß Murau »literarische Realitäten« vermittelt, wird hier klar, denn der Siebenkäs besitzt eine reale Bedeutung für Murau, die den Roman Jean Pauls aus der fiktionalen Sphäre herauslöst und an einer tristen Wirklichkeit teilhaben läßt.

Die Vergötterung des Onkels und die geistige Bestätigung durch diesen führte ihn erst recht zur Literatur hin. Der Siebenkäs repräsentiert den dornenreichen Weg des jungen Muraus gegen Unbill der Eltern und Unverständnis dieser gegen jegliche Form von Kultur. Daher ist es nicht verwunderlich, daß einige Passagen des Siebenkäs in die Auslöschung eingeflossen sind.

Inhalt

Der Siebenkäs, der in der ersten Fassung 1796/97 erschien, also mehr als zehn Jahre vor den Wahlverwandtschaften (1809), gilt als der erste realistische Eheroman der deutschen Literatur. In der Jean Paul eigenen dichten und komplizierten Sprache wird ein Feuerwerk komisch-humoristischer Einfälle, satirischer Seitenhiebe gegen das Bürgertum und auch empfindsam-sentimentaler Liebesszenen gezündet.

Die Lebensbeschreibung eines verarmten Schriftstellers, des Armenadvokaten Firmian Stanislaus Siebenkäs in Kuhschnappel, und dessen kleinbürgerlicher Umgebung steht im Zentrum des Romans. Aus den Fesseln seiner Gattin Lenette, die wenig Verständnis für seine literarischen Bemühungen aufbringt und Siebenkäs dabei die "Höllenpein" (Jean Paul 157) ständiger Unterbrechung bereitet, befreit er sich durch geschickte Manipulation, indem er seinen Tod vortäuscht und mit dem Namen seines Freundes Leibgebers eine neue Existenz beginnt.

Die liebevolle Beschreibung des Kleinbürgertums und des Zerbrechens einer Ehebeziehung wegen vordergründig materieller Probleme hebt den Siebenkäs von der zeitgenössischen Literatur, insbesondere von Goethe, ab, dessen Werk der kleinbürgerliche Anstrich wesensfremd ist. Der dominierende Grundzug der Ironie schafft jedoch eine Distanz zum Geschilderten, wie der inszenierte Scheintod, der Siebenkäs wieder die verlorene Freiheit verschafft, und den Roman mit der Sentenz enden läßt: "[...] und die Leiden unseres Freundes waren vorüber." (Jean Paul 576)

Das "Erste Blumenstück" im Siebenkäs korreliert mit seinem revolutionären Charakter am deutlichsten zu den anarchischen Phantasien, die dem Leser Gambetti von seinem Lehrer Murau unterstellt werden.

Anarchie und Atheismus

Jean Paul (und Schlegel) sagen, die Ironie sei die klare Vernunft inmitten des Traums und der Dichtung, die anarchisch seien. (C. Pavese 11.6.41)

Die "Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei" (Jean Paul 270ff.), ist sozusagen das philosophische Filetstück des Romans, welches bereits in Bernhards Amras "Entsetzen" (Am 24) bei dem Brüderpaar auslöste. Die Kühnheit des Eintretens "in das atheistische Lehrgebäude" (Jean Paul 270), wie es im Vorbericht der Rede heißt, maßt sich der Erzähler nur im Traum an, dessen Schilderung noch durch eine Fußnote entschuldigt wird. 63

[Christus hob,] groß wie der höchste Endliche die Augen empor gegen das Nichts und gegen die leere Unermeßlichkeit und sagte: "Starres, stummes Nichts! Kalte, ewige Notwendigkeit! Wahnsinniger Zufall! Kennt ihr das unter euch? Wann zerschlagt ihr das Gebäude und mich? (Jean Paul 274)

Die atheistische Botschaft, die der Titel schon evoziert, ist Ausdruck einer sinnentleerten Welt und eine exemplarische Gestaltung des Nihilismus in der Literatur. Der Dichter des Siebenkäs erwachte, als "ein unermeßlich ausgedehnter Glockenhammer [...] die letzte Stunde der Zeit schlagen und das Weltgebäude zersplittern" (Jean Paul 275) sollte. Das versöhnliche Ende gestaltete Jean Paul nicht nur wegen der Zensur – in Österreich [!] wurde der Siebenkäs wegen jakobinischer Tendenzen verboten -, sondern aus tiefstem Empfinden heraus, denn seine Glaubenskrise dieser Jahre mündet in eine aufgeklärte Religiosität, die ihm existenziellen Halt gibt. Wie die Erlösung des Träumenden durch das Aufwachen, dessen Seele vor Freude weinte, "daß sie wieder Gott anbeten konnte" (Jean Paul 275), hat auch Jean Paul einen zwar distanzierten, jedoch für ihn nützlichen Zugang zur christlichen Religion gefunden. "Die Wendung zum Glauben wird so eine zur Poesie" 64, interpretiert Günter de Bruyn diese Solution des zweifelnden Jean Pauls. Seine Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen wird jedoch umso schärfer, da der Schriftsteller nun festen Boden unter den Füßen hat, der ihm ermöglicht, die Welt zu zerlegen:

Jean Pauls Roman zeigt die Welt so detailliert, um desto mehr Argumente zu ihrer (poetischen) Vernichtung zu haben. Aufhebung der Realität ist also das letzte Ziel seines "Realismus". 65

Dieses Verfahren Jean Pauls höhlt die Welt durch seinen Zweifel an den bestehenden Verhältnissen aus. Ein Zweifler ist auch Murau wie sein Schüler Gambetti:

Gambetti, der größte Zweifler, der mir jemals begegnet ist, der mich mit meinen Zweifeln noch übertrifft, der den Zweifel zum Prinzip gemacht hat und dessen Zweifel angefangen hat, die ganze Welt zu zersägen, um sie tatsächlich studieren zu können. (A 513)

Die angeführten Geistesgrößen konstituieren Muraus geistiges Fundament, und ebnen den Weg der (poetischen) Auslöschung, denn auf einem religiösen Fundament hat er seine Geistesexistenz nicht gründen wollen. Allein die Rolle der Kirche im »Dritten Reich« schließt eine solche Lösung aus, wie seine Tiraden gegen die katholische Kirche belegen, der man sich durch eine Revolution entledigen müsse:

[…] nur eine tatsächlich grundlegende, elementare Revolution, hatte ich zu Gambetti gesagt, kann die Rettung sein, eine solche, die zuerst einmal alles vollkommen zugrunde richtet und zerstört, tatsächlich alles . (A 146)

Murau fordert die Zerstörung der Kirche als irdischem Repräsentanten der Gläubigen, während Jean Paul lediglich seiner eigenen Glaubenskrise Ausdruck verleiht. Daher führt Murau den Nihilismus der »Rede des toten Christus« in der Auslöschung fort, wo Jean Paul sich von ihm abwendet. Er fordert das Zersplittern des Weltgebäudes, die "Vernichtung der Welt" (A 211). Muraus Hoffnung, diese reale Zerstörung durchzuführen, liegt in Gambetti, der "nicht nur der geborene Phantasierer [ist], er ist auch der geborene Ausführer seiner Phantasien " (A 544).

Inwiefern am Ende der Auslöschung, die Muraus Tod als unumstößlich einklagt, Gambetti den Hoffnungsschimmer eines Neubeginns symbolisiert, ist fraglich. Die Kontinuität von Onkel Georg über Murau bis zu Gambetti drückt sich in destruktiver, passiver Beobachtung aus, nicht in konstruktiver, aktiver Erneuerung. Murau hat Züge Hamlets, Gambetti ähnelt Horatio, aber wer ist der Fortinbras der Auslöschung?

Siebenkäs ist die Möglichkeit gegeben, durch den Scheintod und den Namenstausch als Leibgeber sein irdisches Dasein fortzuführen. Er ersehnt ein glücklicheres Leben mit der angebeteten Natalie, mit der er in dem Garten "Fantaisie" zusammengekommen ist. Der Name wird hier zum Programm, denn Siebenkäs flieht aus der Realität in die Phantasie. Dieser sentimentale Schlußakkord des Siebenkäs vermag nicht darüber hinweg zu täuschen, welche Leiden Siebenkäs erdulden mußte. Jean Paul entläßt den Leser in der Hoffnung, daß die zweite Existenz Siebenkäs’ als Leibgeber glücklicher als die erste werden mag (seine Wiederkehr als Schoppe im Titan, der über der Wissenschaftslehre Fichtes verrückt wird, sollte diese Hoffnung als Illusion demaskieren). Die hilflose Geste Muraus, Wolfsegg an die Israelitische Kultusgemeinde zu verschenken (A 650), die nun die Nazi-Liegenschaft verwalten soll, raubt den Glauben an eine Flucht aus dem geschilderten circulus vitiosus . Das Zitat Heinz Schlaffers über den Siebenkäs und über Jean Paul trifft auch auf den Kern der Auslöschung und auf Bernhard zu:

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Der literarische Realitätenvermittler»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Der literarische Realitätenvermittler» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Der literarische Realitätenvermittler»

Обсуждение, отзывы о книге «Der literarische Realitätenvermittler» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x