Sofort überkommen mich Schuldgefühle. Aus Verlegenheit fang ich an zu reden.
"Tut mir schrecklich leid, dass ich dich so vollgesudelt habe und so grob zu dir war. Das kam so plötzlich mit meinem Orgasmus, dass ich keine Zeit mehr hatte, dich irgendwie vorwarnen. Ich weiß doch nicht, ob du irgendwelche Verhütungsmittel nimmst und ob es dir recht ist, wenn ich einfach alles in Dich reinlaufen lasse. Sei bitte nicht böse. Komm her, ich will versuchen, mit meinem Taschentuch das Sperma wegzuwischen."
Wortlos und mit immer noch grimmigem Blick nimmt sie mir das Taschentuch aus der Hand. Nachdem nur noch feuchte Flecken übrig sind, sagt sie endlich:
"Ich möchte unbedingt morgen noch mal mit dir darüber sprechen, wenn du nüchterner bist."
Sie beginnt, sich wieder anzuziehen.
Mir brummt der Schädel. Das ist zu viel für mich. Ich steig aus dem Bett und zieh mich ebenfalls an.
"Las mich dich wenigstens rüberbringen. Außerdem find ich es besser, wenn du mir jetzt sagst, was du sagen willst. Ich glaub, ich bin nüchtern genug dafür.“
Schweigend geht sie aus dem Zimmer. Ich hinterher. Vor dem Eingang vom Nachbarhaus, wo die Mädchen untergebracht sind, halte ich sie am Arm fest.
"Ich finde es Scheiße, wenn du einfach so abhaust. Bin jetzt schon völlig mit Schuldgefühlen überladen."
Endlich wendet sie sich mir wieder zu. Guckt auch nicht mehr ganz so trübselig aus der Wäsche.
"Also gut. Vielleicht tue ich dir auch Unrecht. Sonderlich erfahren mit Mädchen scheinst du ja nicht zu sein. Seit zwei Jahren habe ich einen festen Freund, und seit der Zeit nehme ich regelmäßig die Pille. Sex und Erotik ist für mich eine Sache, die mir nicht nur viel Spaß macht, ich halte es für eins der schönsten Dinge im Leben überhaupt. Mit meinem Freund schlafe ich regelmäßig, und hier hat mir die Sexualität gefehlt. Ständig habe ich versucht, Dir das zu zeigen, aber du hast es nicht begriffen und bist mir meistens aus dem Weg gegangen. Kann ich auch irgendwo verstehen, denn ich weiß, dass ich nicht hübsch bin. Wenn wir wieder zurück im Leverkusen sind, dürfen wir uns nicht mehr treffen. Versprich mir auch, dass du mit Niemandem über heute Abend redest."
"Das versprech ich dir auf jeden Fall. Ich merke, dass ich, was Frauen angeht, noch eine ganze Menge lernen muss. Gute Nacht."
"Gute Nacht."
Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und geh zurück zu meinem Zimmer. Es dauert lange, bis ich einschlafen kann. Monika ist nicht nur meine erste erotische Erfahrung, sie hat mir auch gezeigt, dass Äußerlichkeiten zweitrangig sind. Hinter einer unschönen Fassade kann eine ganz tolle Frau stecken. Und dass der umgekehrte Fall viel häufiger auftritt, sollte ich in meinem späteren Leben noch oft zu spüren bekommen.
Ehe und Kriminalität
1974-76
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Als meine Lehrzeit vorbei ist, kündige ich dem Jungmänner-Wohnheim und miete zusammen mit Alois eine Wohnung in Opladen. Aus verschiedenen Gründen kommt es etwa sechs Monate später zum Bruch zwischen uns beiden, und ich zieh wieder aus.
Direkt ins Nachbarhaus, in eine etwas kleinere Wohnung, zusammen mit Norbert.
Ich kenne ich von der Firma Bayer her - er absolvierte parallel zu mir eine Glasbläserlehre - und auch von der Szene. Ebenfalls ein leidenschaftlicher Kiffer und gelegentlicher LSD-Schlucker, der genau wie ich den Junk verabscheut. Durch Kameradschaftlichkeit und Sympathie erweckt er in mir das Gefühl, dass ich es länger mit ihm aushalten könnte. Er ist zwar starrköpfig, wodurch es anfänglich kleinere Reibereien zwischen uns gibt, doch im Allgemeinen kann man unser Zusammenleben als harmonisch bezeichnen.
In dieser Zeit gerate ich erstmals auf illegale Abwege. Gemeinsam mit meinem besten Freund Georg kaufe ich ein billiges Auto. Einen alten Ford 12 M, der in der Regel eine Woche von mir und die andere Woche von Georg gefahren werden soll. Das klappt bestens, da wir meistens sowieso zusammenhängen. Mit diesem Auto fahren wir des Öfteren nach Holland, kaufen dort preiswert 50 bis 150 Gramm Haschisch ein und versuchen, es in zehn- oder zwanzig Mark-Piece an den Mann zu bringen.
Doch leider sind wir unfähig, auch nur das Geringste daran zu verdienen. Den größten Teil rauchen wir selbst. Und unseren Kunden gegenüber sind wir viel zu großzügig. Sind schließlich alles unsere Freunde. Nachdem wir endlich begriffen haben, dass wir nur für das Spritgeld nebst unserem Eigenkonsum ein viel zu großes Risiko eingehen, geben wir es auf.
Einige Monate vor meinem 21. Geburtstag lerne ich Jutta kennen. Sie ist die neue Freundin von Albert, eines gemeinsamen Freundes von Norbert und mir, der uns oft in unserer Wohnung besucht. Ein bildhübsches Mädchen von 19 Jahren mit langen, leicht gewellten dunkelbraunen Haaren. Klein, zierlich, püppchenhaftes Gesicht und einen Busen, der für ihren kleinen Körper etwas zu groß geraten scheint. Sie wirkt auf Jeden der sie zum ersten Mal sieht, wie ein unschuldiges, frühreifes Kind, das eine gewisse Hilflosigkeit ausstrahlt. Arbeitet als Dekorateurin im Kaufhaus Woolworth.
Durch Alberts Beziehung zu Jutta ergibt sich automatisch auch unser Kontakt zu ihr. Zu viert verbringen wir den größten Teil unserer Wochenenden. Mich wundert ein wenig an Jutta, dass sie zugibt, außer uns keine Freunde zu haben. Nur eine Freundin, mit der sie sich einmal im Monat trifft. Doch denke ich nicht weiter darüber nach. Alles läuft gut, bis zu meinem Geburtstag.
Ich veranstalte eine kleine Fete in unserer Wohnung und lade hierzu etwa 15 Personen aus unserem Bekanntenkreis ein. Unter ihnen auch Albert und Jutta. Auf dieser Fete inszeniert Jutta einen Bruch mit Albert, indem sie sich mir regelrecht an den Hals wirft und Albert völlig links liegen lässt.
Albert verlässt demonstrativ unsere Wohnung und solidarisch mit ihm einige weitere Gäste. Ich weiß genau, dass es eine krumme Tour von Jutta ist, genieße es aber für mich, weil sich endlich mal wieder ein Mädchen für mich interessiert. Außer einigen flüchtigen homosexuellen Kontakten und einer gelegentlichen erotischen, aber geschlechtsverkehrlosen Beziehung zu einer lesbischen Freundin, haben sich für mich bis dahin immer noch keine längerfristigen Kontakte ergeben.
Noch am selben Abend schläft Jutta bei mir und mit mir. Ich entdecke erotisches Neuland, Orgasmen bis zur Erschöpfung! Jutta nimmt die Pille und alles ist problemlos.
Und sie kann, genauso wie ich, einfach kein Ende finden. Mir ist es in dieser ersten Nacht mindestens fünfmal gekommen und ihr mindestens zehnmal. Das verstärkt unsere gegenseitige Zuneigung erstmal enorm.
Von dem Tag an sehen wir uns regelmäßig, und ich bin glücklich. Innerlich habe ich mich schon nach einer festen Beziehung gesehnt. Nach Zärtlichkeit, Geborgenheit und natürlich auch nach Erotik. Sehr schnell schmieden wir Pläne für eine gemeinsame Wohnung.
Nur ohne Heirat, oder zumindest Verlobung ist das nicht drin! Es ist fast unmöglich, einen Vermieter zu finden, der unverheiratete Pärchen in sein Haus ziehen lässt. Wenn sie es gewollt hätte, wäre ich in meiner Verliebtheit im Stande gewesen, sie auf der Stelle zu heiraten.
So suche ich erstmal intensiv nach einer gemeinsamen Wohnung, Es dauert fast vier Monate, bis ich eine geeignete finde und darin einziehe, um das traute Heim vorzubereiten.
Ihren und meinen Eltern kündigen wir unsere Verlobung an. Wir kaufen uns Ringe, werden aber von unseren Eltern nicht richtig ernst genommen. Juttas Eltern hätten erleichtert sein müssen, wenn Jutta zu mir gezogen wäre. Sie leben mit fünf Kindern, Jutta ist die Älteste, in einer viel zu kleinen Wohnung. Doch Juttas Vater, ein netter, verständnisvoller Mann, macht den Kompromissvorschlag, bis Ende des Jahres abzuwarten. Sollte unsere Beziehung bis dahin noch genau so gut sein, darf sie bei mir einziehen. Wir fügen uns brav und wollen warten. Immerhin ist man erst mit einundzwanzig Jahren volljährig.
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