Sie machten sich immer den Spaß mit einer vollen Packung Donuts zu einem der örtlichen Fitnessstudios zu fahren, sich dort einen Parkplatz vor dem Panoramafenster zu suchen und genüsslich auf der Motorhaube ihre Donuts zu essen, während die Leute auf dem Laufbändern, mit Blick auf den Parkplatz, schwitzten und hungrig ihnen beim vertilgen der Donuts zusehen mussten!
Da saßen sie nun auf der Motorhaube des gelben und leicht verbeulten Wagens. Aßen ihre Donuts und spülten die Reste mit lauwarmen Kaffee runter, den Blick immer in das Fenster des Fitnesscenters gerichtet.
„Und mein Freund, wie läuft es so mit Sam und Dir?“
„Es läuft prima, nur der Tod ihrer Mutter macht ihr noch oft zu schaffen! Aber zwischen uns ist alles genial.“
„Ja, das mit ihrer Mum war ein Schock für uns alle, aber sie ist stark. Sie schafft das!
„Weißt du Hawk, ich glaub diesmal ist es echt was Ernstes!
„Scheiße Alter! Der Hawk gönnt es dir! Aber eins sag ich dir…Wenn ich bald alleine dicke Typen ärgern muss, weil du einen auf Mr. Love machen willst, dann erzähl ich überall, das du abends in Frauenkleidern joggen gehst!“
„Geht klar, Hawk. Das hört sich fair an!
Beide lachen laut und widmeten ihre Aufmerksamkeit dann ganz der hübschen Trainerin, die einem Fleischberg gerade mit vollem Körpereinsatz Instruktionen gab.
Als die Trainerin wieder verschwand, stopften sie sich die Reste des letzten Donuts in den Mund, schütteten die letzten Tropfen Kaffee nach und rutschten langsam von der Motorhaube.
Hawk machte seinem Magen mit einem kräftigen Rülpser Luft und stieg ins Auto. Tony schnappte sich den Müll, der auf der Haube lag und schmiss ihn in einen nahe gelegenen Mülleimer. Er wollte gerade den Türgriff fassen, da gab Hawk Gas und er griff ins Leere. Hawk wiederholte dieses Spielchen drei- oder viermal und machte sich vor Lachen fast in die Hose, bis er endlich stehen blieb und Tony ungehindert einsteigen ließ.
Mit lautem Hupkonzert und spöttischen Winkbewegungen fuhr er noch mal provokativ das Panoramafenster entlang und ordnete sich dann in Mittagsverkehr der Straßen ein.
Pünktlich mit dem Schlussgong der Schulglocke erreichten Hawk und Anthony wieder den Schulparkplatz. Sie stellten sich etwas abseits, damit die Lehrer sie nicht sehen konnten und warteten auf Sam.
Sam war eine der letzten, die das Gebäude verließ. Sie unterhielt sich dabei mit einer Schulfreundin mit der sie den Physiktest geschrieben hatte.
Die beiden waren so in das Gespräch vertieft, das sie ohne es zu bemerken an Hawks Auto entlang schlenderten.
„Hey, du blindes Huhn“ schrie Hawk aus dem Auto.
„Hier sind wir! Spring rein, wir fahren dich nach Hause!“
Sam hob erschrocken den Kopf. Suchte kopfdrehend nach der Person, die sie gerufen hat.
„Ach du bist das! Und der Herr Leery erfreut uns ja auch mit seiner Anwesenheit. Wie nett!“
„Hawk ist Schuld, Sam. Ich wollte ja, aber er brauchte dringend meine Hilfe!“
„Wobei? Beim Donut essen oder beim sinnlos herum fahren?“
„Bei Beidem!“ klingte Hawk sich ein.
„Ich bekomm den „Zehner Mix“ doch nicht alleine auf. Das wäre doch Verschwendung der leckeren Köstlichkeiten!“
Tony blickte Sam in die Augen, setzte seinen Mitleidsblick auf und nickte mit dem Kopf.
„Ich kann einen Freund doch nicht hängen lassen!“
Sam ignorierte den Blick und drehte sich zu ihrer wartenden Freundin um.
„Ok, Beth. Ich werd dann mal mit den Jungs mitfahren und aufpassen, dass sie keinen Unsinn machen. Wir sehen uns dann morgen wieder.“
Sie gaben sich einen Kuss auf die Wange und Sam stieg ins Auto.
„Lust irgendwo die Stadt unsicher zu machen“, fragte Hawk in die Runde.
„Tut mir Leid, aber ich muss gleich auf meinen kleinen Bruder aufpassen!“
„ Und du, Tony?“
„Ich werde bei Sam bleiben und ihr helfen. Aber um Zehn heute Abend komm ich rüber und wir unternehmen noch was! OK?“
„Geritzt, mein Alter! So wird’s gemacht! Dann mal ab nach Hause! Lehnt euch zurück und lasst Hawk mal machen! Und denkt dran, während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen.“
Nach diesen Worten drehte Hawk so stark an dem Lautstärkeregler seiner Anlage, das die laute Musik eh jedes Gespräch unmöglich machte.
Nach etwa fünfzehn Minuten Fahrt hielt der Wagen von Hawk vor der Garage seines Elternhauses.
„So, dann sehen wir uns gegen Zehn!“ Und bis dahin immer schön artig bleiben, ihr Zwei!“
Sam und Tony erwiderten auf diesen Spruch nichts und stiegen aus dem Auto.
„Bis später Hawk!“
Die beiden liefen das kurze Stück über den Rasen des Vorgartens, die drei Holzstufen der Veranda hoch und ließen die Haustür hinter sich ins Schloss fallen. Im Haus wartete schon Josh, der kleine Bruder von Sam.
„Dad ist gerade zur Arbeit, Sam! Kann ich was im Garten spielen?“
„Klar, Josh! Aber wenn du woanders hin möchtest, sag bitte bescheid, ok?“
„Ja“, freute sich Josh und verschwand durch die Hintertür der Küche in den Garten.
„Sollen wir uns was zu essen machen? Ich hab einen tierischen Hunger!“
„Das wäre prima! Dann sag mir, was ich machen soll, Küchenchefin!“
Sam schmunzelte und dann ging es auch schon los! Sam gab Tony vor, was er aus dem großen doppeltürigen Kühlschrank holen sollte.
Tony stapelte alles auf der Arbeitsfläche in der Mitte der Küche, so wie es sich für eine gute Küchenhilfe gehört.
Es gab nichts Aufwendiges…Sandwichs mit Truthahnfleisch, Tomate, Salat und ihrer beiden Lieblingsdressing.
Noch schnell all den Rest zurück in den Kühlschrank geschmissen, die Sandwichs auf einen großen gemeinsamen Teller und ab auf die große weiße Rundcouch im Wohnzimmer.
Mit den Füßen auf dem Tisch saßen sie ganz eng nebeneinander, sodass die Schultern sich berührten. Den Teller stellte Tony auf seine Oberschenkel. Sam kramte noch eben die Fernbedienung hervor und schaltete den großen Plasmafernseher, der an der Wand gegenüber der Couch hing, an. Nach kurzen und schnellen zappen durch die über Hundert Kabelkanäle, blieb sie schließlich bei einer Talkshow hängen, in der sich, wie üblich ein Expaar um Fremdgehen, Vaterschaft und Unterhalt stritten, wild aufgestachelt von Moderator und Publikum.
Wie sie da so saßen und ihre Sandwichs aßen und später kuschelnd eine Fernsehsendung nach der anderen guckten, bemerkten sie gar nicht, wie die Zeit verging. Erst als Josh polternd das Wohnzimmer betrat und Sam nach Abendessen fragte, fuhren beide erschrocken hoch.
„Abendessen? Jetzt schon?“ fragte Sam verunsichert ihren Bruder.
Dieser guckte sie nur leicht verwundert an.
„Klar, es ist schon nach Sieben!“, erwiderte Josh.
Entsetzt sprang Tony auf.
„So ein Mist. Ich hab meinem Vater versprochen den Rasen zu mähen. Süße…Ich muss los! Vielleicht bekomm ich das ja noch hin, bevor es dunkel wird.“
Er quetschte seine Füße hektisch in die Schuhe, gab Sam während er von der Couch aufstand einen Kuss und rannte, so schnell es sein kaputtes Bein zuließ, zur Eingangstür.
„Tschüss auch…“, sagte Sam leise und mit enttäuschter Stimme. Dann fiel die Tür auch schon mit einem lauten Knall ins Schloss.
Sie hasste es, wenn die Zeit mal wieder wie im Flug vergangen war und Tony fast fluchtartig ihr Haus verließ, nur weil er mal wieder was vergessen hatte. Aber was sollte sie machen? So war er nun mal…Leicht vergesslich und extrem chaotisch.
Als er in Sichtweite seines Hauses war, stellte er mit Freuden fest, dass die Hofeinfahrt leer war. Seine Eltern waren also noch nicht von der Arbeit zurück. Aufgrund dieser neuen Gegebenheiten, konnte er nun gelassen mit der Gartenarbeit anfangen. Wäre sein Vater schon zu Hause, hätte er sich bestimmt, wie eigentlich immer wenn er für seinen Vater etwas erledigen sollte, eine Standpauke seines Vaters anhören zu müssen, dass er mal wieder alles auf den letzten Drücker erledigte.
Читать дальше