Yupag Chinasky - Männerphantasien - Hochhausromantik

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Geschichten von Menschen, die im Hier und Heute leben, von sonderbaren Begegnungen, problematischen Beziehungen und unerwarteten Wendungen und das alles nicht in exotischen Gefilden oder in einer fernen Vergangenheit, sondern in diesen Wochen und direkt in der Nachbarschaft. Hier ein paar Beispiele
HOCHHAUSROMANTIK: Alles läuft schief, der Beruf, die Ehe. Es findet nur Trost im Hochhaus, auf der roten Couch bei Jessica. Aber da ist auch noch Naomi, ihre Mitbewohnerin, und die ist eigentlich viel attraktiver, auf den ersten Blick zumindest. Und was ist mit Sweet Cherry in Thailand?
DER FAHRSTUHL: Er traf sie jeden Morgen im Fahr­stuhl und schien sie krampfhaft zu ignorieren. Ihr entging je­doch nicht, dass er sie trotzdem heimlich und geradezu lüstern anstarrte. Sie schien es zu genießen, denn sie versuchte nichts zu verbergen.
ABWEGE: Wo war denn hier nur der Zigarettenautomat? Er stierte in die Runde. Die werden den doch nicht ins Frauenklo gehängt haben? Er öffnete die Tür. «Du Spanner, mach das du raus kommst» kreischte die Frau am Waschbecken. «Tschuldigung, ich wollte nur…». Dahinten war ja noch eine Tür, mit dem Hinweis «Privat». Vielleicht war er dort?
GEFÜHLTER FISCH: Als Mitternacht vorbei war und sich noch immer kein weiterer Gast hatte sehen lassen, sagte die Frau mit schwerer, schleppender Stimme, dass sie jetzt diesen Scheißladen dichtmachen würde und dass sie vorschlüge, sich jetzt sofort mit einer Flasche Schampus auf sein zu verziehen, um es sich dort genial gemütlich zu machen.
KAFFEE TOGO OHNE NEGERKÜSSE: Warum gibt es in der Backfactory Kaffee Togo, aber keinen Kaffee Kamerun und muss man künftig Afrikanerküsse statt Negerküsse bestellen.
AUSSEN VOR Vielleicht kam der Besuch tatsächlich ungelegen. Aber musste man die Gäste gleich in den ersten Stock verbannen, nur weil der Chef mit Gattin und Töchterlein zu einem die Karriere fördernden Essen eingeladen worden war?

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Männerphantasien

Hochhausromantik

14 Geschichten aus dem Hier und Heute

von Yupag Chinasky

Impressum

Yupag Chinasky

Männerphantasien - Hochhausromantik

Copyright © 2018 Udo Pagga

epubli GmbH Berlin www.epubli.de

Übersicht

Geschichten von Menschen im Hier und Heute, von sonderbaren Begegnungen, problematischen Beziehungen und unerwarteten Wendungen und das alles nicht in exotischen Gefilden, sondern direkt in der Nachbarschaft.

HOCHHAUSROMANTIK: Alles läuft schief, der Beruf, die Ehe. Es findet nur Trost im Hochhaus, auf der roten Couch bei Jessica. Aber da ist auch noch Naomi, ihre Mitbewohnerin, und die ist eigentlich viel attraktiver, auf den ersten Blick zumindest. Und was ist mit Sweet Cherry in Thailand?

DER FAHRSTUHL: Er traf sie jeden Morgen im Fahr­stuhl und schien sie krampfhaft zu ignorieren. Ihr entging je­doch nicht, dass er sie trotzdem heimlich und geradezu lüstern anstarrte. Sie schien es zu genießen, denn sie versuchte nichts zu verbergen.

ABWEGE: Wo war denn hier nur der Zigarettenautomat? Er stierte in die Runde. Die werden den doch nicht ins Frauenklo gehängt haben? Er öffnete die Tür. „Du Spanner, mach das du raus kommst“ kreischte die Frau am Waschbecken. „Tschuldigung, ich wollte nur…“. Dahinten war ja noch eine Tür, mit dem Hinweis „Privat“. Vielleicht war er dort?

GEFÜHLTER FISCH: Als Mitternacht vorbei war und sich noch immer kein weiterer Gast hatte sehen lassen, sagte die Frau mit schwerer, schleppender Stimme, dass sie jetzt diesen Scheißladen dichtmachen würde und dass sie vorschlüge, sich jetzt sofort mit einer Flasche Schampus auf sein zu verziehen, um es sich dort genial gemütlich zu machen.

KAFFEE TOGO OHNE NEGERKÜSSE: Warum gibt es in der Backfactory Kaffee Togo, aber keinen Kaffee Kamerun und muss man künftig Afrikanerküsse statt Negerküsse bestellen.

AUSSEN VOR Vielleicht kam der Besuch tatsächlich ungelegen. Aber musste man die Gäste gleich in den ersten Stock verbannen, nur weil der Chef mit Gattin und Töchterlein zu einem die Karriere fördernden Essen eingeladen worden war?

DER BALKON: Die Affenhitze machte den Aufenthalt in der Wohnung zur Qual. Er war nicht der Einzige, der es vorzog, die Nächte auf dem Balkon zu verbringen. Da war auch noch diese Frau im roten Kleid auf dem Balkon schräg gegenüber.

DER GRÜNE PUNKT: Die Begegnung zwischen den beiden dauerte höchstes eine Sekunde, hinterließ aber eine bleibenden Eindruck bei ihm, weil sie eine kleine Unregelmäßigkeit an sich hatte.

FUSSBALLFIEBER: Für ihn zählte nur Fußball, sonst nichts. Sie war mehr an anderen Dingen interessiert. Es kam, wie es kommen musste, aber am Ende bedauerten es beide.

DIE ERSCHEINUNG: Sie betrat das Opernfoyer und die Blicke all dieser Spießer und Etablierten richteten sich auf sie. Es lag nicht nur an ihrem Outfit sondern auch an dem etwas unangemessenen Verhalten.

FALSCH VERBUNDEN: „Hallo, ist dort Max?“ „Nein. Hier gibt es keinen Max. Sie sind falsch verbunden.“ Der Satz mit Max ist verdammt kurz, reicht aber aus, um ihn zu elektrisieren. Nicht der Inhalt, aber diese Stimme: dunkel, rauchig, geheimnisvoll. Nur vier Worte, aber sie lösen einen Schauer bei ihm aus. Unglaublich.

DIE TANGOTÄNZER: Tango, schöner, guter, romantischer Tango, der beruhigt und zugleich elektrisiert. Diszipliniert und unermüdlich drehen die Paare ihre Kreise, die Damen schmiegen sich eng an ihre Partner, suchen Körperkontakt. Dance or die – tanzen oder sterben.

DER COUP: Er hat seit kurzem eine Freundin und braucht Geld und er weiß auch, wie er beschaffen kann im Dschungel des Internets. Alles scheint zu funktionieren, der große Coup läuft hochpräziese ab, doch im Keller ist ein Feind am Werk, der alles und auch sich selbst zerstören wird.

JACUZZI: Die Auberge lag einsam im Wald, hatte aber eine gute Küche und der Wellnessbereich war mit Sauna und Jacuzzi ausgestattet. Er traf Kleityn nur an zwei Abenden, aber die hatten es in sich.

Hochhausromantik

Orangensaft

“You want to fuck me?” Die Frage (oder war es eine Feststellung?) war eindeutig und kam unvermittelt. Sie saßen auf der großen Couch mit der roten Überdecke, aßen Chips, tranken warmen Riesling und schwitzten. Es war stickig warm in dem Zimmer, aber das Fenster blieb zu, denn von draußen wäre an diesem Hochsommernachmittag noch mehr Hitze herein gekommen. Die Frage überraschte und verwirrte ihn. Er starrte sie an, ohne eine Antwort zu geben. Sie lachte, sagte an seiner Stelle „yeah“, stand auf, stellte sich vor ihm in Positur, knöpfte langsam die hellgrüne Bluse auf und zog am Reißverschluss der engen, verwaschenen Jeans. Dann begann sie, sich langsam um die eigene Achse zu drehen, wackelte dabei sanft mit dem Hintern und streifte zugleich die Bluse über die Schultern und die Jeans Zentimeter für Zentimeter die Hüfte hinab. Nach einigen Umdrehungen war sie völlig nackt, sie trug keine Unterwäsche, nur ein kleines Kreuz an einem goldenen Kettchen um ihren Hals, das sich deutlich von der dunklen Schokoladenhaut abhob. Ihre Figur war mädchenhaft niedlich, die Hüfte schmal, die Taille eng, der Busen klein, wenn auch etwas schlaff, dafür war der Po um so straffer und genauso wohl geformt, wie die etwas kurz geratenen Beine. Sie genoss offensichtlich die Überraschung, die sich in seinem Gesicht spiegelte, und verharrte ein Weilchen in einer herausfordernden Pose: Eine Hand stützte sich auf die abgewinkelte Hüfte, die andere vergrub sich in ihren Haaren. Der Busen und das Becken waren vorgereckt. Ein Schmollmund und ein lasziver Schlafzimmerblick vollendeten den Eindruck, den sie vermitteln wollte, den einer erfahrenen Verführerin. Dann setzte sie sich mit einem Kichern wieder auf das Sofa, rückte ganz nahe an in heran und begann seine Kleider auszuziehen.

Er hatte sie im Supermarkt kennengelernt, als er am Weinregal stand, die Brille hochgeschoben, eine Flasche Rioja in der Hand, deren Etikett er aufmerksam las. Ein leiser Aufschrei hinter ihm, „oh, shit!“ ,veranlasste ihn, sich umzudrehen und die junge Frau fragend anzusehen, die bei den Obstsäften stand und in einem Portemonnaie kramte. Ihre Blicke trafen sich. Sie fühlte sich ertappt und sah ihn verlegen lächelnd an. Er wollte sich schon wieder seinem Wein zu wenden, als sie ihn unvermittelt fragte, ob er ihr fünf Euro leihen könne. Sie habe nicht genug Geld dabei und brauche unbedingt Orangensaft. „Es ist so heiß, so very hot, und ich viel Durst, very thirsty, you know“, fügte sie entschuldigend hinzu. Erst wollte er unwirsch abwinken, er war keiner, der anderen bereitwillig etwas gab, aber dann rührte ihn dieses verlegene, hilflose Lächeln und der auf ihn gerichtete Blick irritierte ihn, ein Blick aus Augen mit tiefbrauner Iris und nachtschwarzer Pupille in dem weißen Oval der Augäpfel.

Kleine Menschen, sagt man, erregen eher Mitleid als große und hübsche Menschen, besonders hübsche Frauen, erregen Aufmerksamkeit. Sie war klein und zierlich, reichte ihm vermutlich gerade mal bis an die Schulter und sie war alles andere als hässlich. So war es nahezu zwangsläufig, dass er sie nun doch genauer in Augenschein nahm. Auf den zweiten Blick fand er sie sogar richtig attraktiv. Das Gesicht mit den großen Augen, die ihn so unschuldig anschauten, fand er richtig sympathisch. Es war auffallend schmal, die Nase und die Lippen zeigten eher nubisch-ägyptische als negride Züge. Attraktiv fand er auch die Farbe ihrer Haut, ein schokoladenfarbenes Goldbraun und ihre Haar, diese dichten, buschigen, schwarz-glänzenden Haare, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren. Es waren, wie sie ihm später sagte, Fremdhaare, die sie alle vier Wochen erneuern musste und die nicht mit Wasser in Berührung kommen durften, „sonst Frisur kaputt und ich wieder zu Frisör and Frisör very expensive“. Jedenfalls las er nicht weiter das Etikett, sondern legte den Rotwein in den Einkaufswagen und kramte in seiner Hosentasche nach einem Fünf-Euro-Schein. Sie sagte „Thank you so much, Danke scheen. I give you back, be sure“, noch bevor er ihr das Geld zureichte.

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