Ingrid Neufeld
Verfangen
Im Netz des Bösen
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Inhaltsverzeichnis
Titel Ingrid Neufeld Verfangen Im Netz des Bösen Dieses eBook wurde erstellt bei
Prolog
Fast perfekt
Am Existenzminimum
Die Botschaft
Steine auf dem Herzen
Ein guter Kern
Unheimlich
Die Versuchung
Gewissensbisse
Schwierige Verhältnisse
Verkauft
Ein winziger Augenblick
Der Visionär
Rachegelüste
Betäubt
Karriere
Keine Einsicht
Wut
Entführt
Friedenswunsch
Eingesperrt
Erpresst
Gebet
Im Keller
Qual
Ungeplant
Entkommen
Schlechtes Gewissen
Tiefe Sorge
Geänderte Planung
Irritation
Machtfantasien
Verlockungen
Schweigen
Rache
Schreckliches Geschehen
Schuld
Klärung
Impressum
Prolog
Der Mann am wuchtigen, sorgfältig polierten Mahagoni-Schreibtisch hätte der Chef eines großen Konzerns sein können. Der Nadelstreifen-Anzug saß perfekt. Er hatte das energisch wirkende Kinn und die entschlossenen Augen von karrierebewussten Führernaturen. Das gewisse Etwas des ehemaligen französischen Staatschefs Sarcozy und das Charisma von Barack Obama vereinten sich in seinem Gesicht zu einer optimalen Mischung aus Charme und Entschlossenheit.
Doch diese Person war mehr als nur der Chef eines großen Unternehmens, er war Chef eines riesigen Imperiums, einer unüberschaubaren Maschinerie, die die Welt mit einem ausgeklügelten System in Atem hielt.
Ein System das niemand durchschaute und jeder in Abrede stellte. Diejenigen, die mit ihm zu tun hatten, beschrieben ihn als attraktiv, beeindruckend und sehr faszinierend. Niemand hätte ihm Attribute wie skrupellos, hinterhältig, unsympathisch, oder auch nur unzuverlässig zugeschrieben.
Es war die Art wie er Macht ausstrahlte, seine Art zu gehen, sich zu bewegen, ja mit den Menschen umzugehen. Jeder wurde sofort von ihm eingenommen. Die Leute begegneten ihm mit Sympathie und erhofften sich viel von ihm.
Professor Dr. Dr. Lukas Morgenroth war eine Kapazität auf den verschiedensten Gebieten. Er brachte sein umfassendes Wissen in vielen Büchern ein, darunter gab es viel beachtete Fachliteratur genauso wie Belletristik. Daneben war er ein brillanter Geschäftsmann und an den unterschiedlichsten Firmen beteiligt. Auch bei bedeutenden Erfindungen stellte er oft genug sein Wissen zur Verfügung. Er beriet Politiker und Medienfachleute. Sein Einfluss reichte bis in die höchsten Kirchenkreise. Kurz, er war jemand, an dem niemand so ohne weiteres vorbei kam. Jemand, der gerne um Rat gefragt und dessen Meinung oft kopiert und immer wieder übernommen wurde.
Bei all seinem Einfluss liebte es Professor Dr. Dr. Lukas Morgenroth sich im Hintergrund zu halten und sich keinesfalls in den Mittelpunkt zu stellen. Interviews wich er grundsätzlich aus. Es existierten auch keinerlei Fotos von ihm. Er blieb bescheiden und beanspruchte keinen Ruhm für seine Taten.
Unauffällig und von vielen unbemerkt war sein Imperium über die ganze Welt gewachsen. Seine Leute agierten überall auf der Welt. Kein noch so kleines Fleckchen, das nicht von ihm kontrolliert wurde.
Gerade schaute er auf die Monitore, die an den Wänden um ihn herum flirrten. So viele Menschen, die in ihren Designeranzügen, Luxuskarossen und Jachten ihren Wohlstand zelebrieren! So viele Menschen, die satte Börsengewinne einstrichen! Er wechselte das Blickfeld: so viele Menschen, die täglich Krieg und Unterdrückung erlitten. So viele Menschen, die nicht wussten, was sie essen sollten und vor lauter Hunger starben.
Nicht schlecht, freute sich der Professor. Aber nicht gut genug! Es sind noch zu viele, die im scheinbaren Wohlstand leben! Wenn die jetzt abstürzen…
Da wollen wir doch mal sehen. Der Professor führte ein kurzes Telefonat. Danach lehnte er sich zufrieden in seinen Sessel zurück. Er studierte die aktuellen Börsenkurse und grinste böse.
Luxusmodekonzern meldet Insolvenz an. LKW-Zulieferer vermeldet einen Kurssturz ins Bodenlose. Staaten wurden kreditunwürdig. Und so weiter, und so fort…
In der Hand hielt er ein gefülltes Glas mit seinem Lieblingswhiskey. Mit dem prostete er sich selbst zu und lachte genussvoll. Die seit Jahren andauernde Wirtschaftskrise ging einem neuen Höhepunkt entgegen!
Gleich danach telefonierte er an mehreren Mobilteilen gleichzeitig. Ein Mann seiner Machtbefugnis musste die Fähigkeit haben, sich zu teilen und an mehreren Orten gleichzeitig zu agieren.
Kaum, dass er eines nach dem anderen auflegte, schellten die Telefone erneut. Wieder alle auf einmal. Lukas Morgenroth war dieses Tempo gewöhnt. Schrillende Telefone nichts Neues für ihn. Er nahm die Anrufe entgegen und redete wieder mit allen zur scheinbar gleichen Zeit.
Sein Sekretär betrat das Zimmer. Es war Amphion Kerberos und kam aus dem wirtschaftlich angeschlagenen Griechenland. Doch Amphion Kerberos hatte sicherlich seine Schäfchen rechtzeitig ins Trockene gebracht. Lukas Morgenrot vertraute Amphion Kerberos in allen Dingen. Er war nicht nur sein Sekretär, sondern auch sein Freund.
Amphion setzte sich unaufgefordert auf den Stuhl vor dem großen Schreibtisch. Auch er war von durchaus beeindruckender Gestalt. Durchtrainiert, gut gebaut, mit einem attraktiven Gesicht, braunen Augen und gerader Nase. Er war ein Frauentyp. Die Damen umschwärmten ihn und merkten anscheinend nicht, dass sein charmantes Lächeln die Augen nicht erreichte.
Lukas Morgenroth drückte sämtliche Anrufer weg und wandte sich Amphion zu.
„ Gut, dass du kommst. Es gibt schlechte Nachrichten.“
Amphion schaute seinen Chef fragend an. „Was ist los?“
„ Es gibt Krieg!“, Lukas Morgenroth schob entschlossen sein Kinn vor.
„ Ist das was Neues?“, Amphion wirkte nicht beunruhigt.
„ Diesmal schon.“, erwiderte Lukas. Er schaute nicht wirklich besorgt aus. Im Gegenteil. Die neue Bedrohung brachte seine Wichtigkeit erst richtig zur Geltung. „Weil dieser Wahnsinnige die Weltherrschaft für sich alleine beansprucht.“
Amphion nickte. „Verstehe.“ Langsam setzte er hinzu. „Er will uns also die Macht aus der Hand nehmen?“
„ Richtig!“, bestätigte Lukas und grinste freudlos.
„ Doch so einfach ist das nicht. Die Macht über diese Welt wurde mir vor langer Zeit übertragen. Seitdem haben wir unsere Herrschaft immer verteidigt. Und das werden wir weiterhin tun.“
Nach einer Pause fügte er hinzu: „Mir wurde einst von höchster Stelle zugesagt, der Fürst dieser Welt zu sein. Diesen Anspruch gebe ich jetzt nicht auf!“
Professor Dr. Dr. Lukas Morgenroth stand vom Schreibtisch auf, trat ans riesige Fenster mit der großen Glasfront und der gigantischen Aussicht auf eine pulsierende wohlhabende Großstadt.
„ Dies alles will er uns mit seiner Rückkehr streitig machen?“ er machte eine wirkungsvolle Pause und setzte hinzu. „Ganz bestimmt nicht.“
Amphion kratzte sich am Kinn. Er runzelte die Stirn, so dass seine dunklen Augenbrauen wie eine schwarze Linie wirkten. „So schlimm steht es?“
Der Professor nickte nur.
„ Du weißt schon, dass nach den alten Schriften und Prophezeiungen die Wiederkunft unser Ende bedeutet?“
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