„Wir müssen Wache halten“, sagte ich. „Ich möchte nicht überrascht werden, egal von wem auch immer!“
„Darf ich zuerst?“, fragte Rosa.
„Das geht in Ordnung“, antwortete ich. Wenn Sie kommen, erst in der zweiten Nachthälfte, dachte ich so bei mir.
Nachdem ich die Wunde von Rosa versorgt hatte, die sehr gut heilte, legte ich mich schlafen. Rosa weckte mich in der Nacht.
„Ich glaube, sie kommen.“ Blitzartig war ich wach. Schnell war ich an Deck und schaute in die Nacht. Es war eine klare Nacht, wir hatten Halbmond und ich schaute in das Dunkel. Am Horizont waren Lichter zu sehen. Schwer einzuschätzen, wie weit entfernt. Sie verfolgten uns also immer noch. Hatten sie irgendwelche Späher? Wussten Sie, dass wir hier ankerten? Die Hauptfrage war, warum verfolgten sie uns? Einen kleinen Medikus und eine Frau. Was war so wichtig an mir oder war es gar Rosa? Egal, ich zog den Ankerstein ein, ließ das Segel nach oben gleiten und setzte mich ans Ruder.
„Geh schlafen Rosa“, sagte ich, „mache bitte kein Licht.“
Das Schiff nahm Fahrt auf und ohne Mühe segelten wir los. Die Lichter kamen nicht mehr näher, sondern wurden wieder kleiner. Der Mond schenkte genug Licht, um weiterzufahren. So fuhren wir vorsichtig dem Morgen entgegen.
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Kapitel 5
Am nächsten Morgen kam Rosa aus der Kajüte und brachte mir einen Tee.
„Na gut geschlafen?“
„Ja, sehr gut. Das Bett ist unglaublich bequem und diese, wie sagtest du, „Toilette“ ist sehr interessant. So etwas habe ich noch nie gesehen. Auch die Waschgelegenheit ist sehr beachtenswert.“
Warte es ab, ich habe noch mehr Überraschungen im Gepäck, dachte ich und lächelte während ich einen Schluck Tee nahm.
„Hier ist etwas für dich“, sagte Rosa und gab mir einen kleinen mit einer Kordel zugeschnürten Stoffsack.
„Mein Beitrag für das Mitnehmen“, sagte Rosa.
Ich öffnete den Beutel und schaute hinein. Lauter Rohdiamanten in den verschiedensten Größen.
„Ähh“, sagte ich, „das ist viel zu viel. Das kann ich nicht annehmen.“
„Doch, nehme sie nur. Ich habe noch mehr davon. Mein Vater hatte eine ganze Menge davon.“
Ich musste schlucken. Da erzählte mir diese Frau ganz beiläufig, dass sie Millionärin ist. Wahrscheinlich wusste sie es noch nicht einmal. Woher hatte ihr Vater die alle?
„Hast du die anderen in deinen Kisten?“, fragte ich.
„Ja, willst du doch mehr?“
„Nein, um Gottes willen. Wie gesagt, das ist mehr als genug, was du mir gegeben hast. Kannst du nähen?“, fragte ich ablenkend Rosa.
„Ja, sehr gut sogar“, antwortete Rosa.
„Prima, ich habe einen Baumwollstoff weben lassen. Er ist im rechten Rumpf. Kannst du daraus für mich eine Hose und ein Hemd machen?“
Rosa lächelte: „Für die Heimat landfein machen?“
„Ja, ich möchte endlich wieder wie ein Germane aussehen.“
„Da kann ich dir noch etwas anbieten. Von meinem Vater habe ich noch ein paar Sachen, vielleicht passen sie dir. Sonst ändere ich sie.“
Sie schaute sich den Stoff an und war überrascht. „Was ist das für ein Stoff? Vor allem in Blau?“
„Nun, ich habe der Weberin gesagt, was sie nehmen soll und sie hat diesen Stoff gewebt.“
Es war ein Stoff, der dem Jeansstoff ähnlich sah. Klar war er nicht so perfekt wie ein industrieller Stoff, aber er sah recht gut aus.
„Steh mal auf“, sagte Rosa, „damit ich Maß nehmen kann.“ Sie war schnell und schaute mich fragend an.
„Werkzeug findest du im linken Rumpf“, sagte ich. „Dort sollte auch eine Schere, Nadel und Faden zu finden sein.“ Rosa machte sich an die Arbeit.
„Hast du sonst noch irgendwelche verborgenen Talente?“, fragte ich, als Rosa mir anschließend das Ergebnis präsentierte.
Sie strahlte mich an und sagte schelmisch: „Wer weiß.“
Die Hose war klasse. Endlich wieder eine vernünftige Hose. Rosa hatte ein Hemd ihres Vaters herausgeholt und es passte einigermaßen.
Als Rosa das nächste Mal aus der Kajüte kam, fiel mir die Kinnlade runter. Sie hatte ihre Kopfbedeckung abgenommen, hatte eine Art Bluse und einen Rock an. Lange braune Haare mit vielen Locken bedeckten ihren Kopf. Eine wunderschöne Frau. Ich glaube, das war der Moment, wo ich mich in Rosa verguckte.
Ich hatte ja auch schon lange keine Frau mehr kennengelernt, von Sex ganz zu schweigen. Und nun stand diese Traumfrau in der Kajüten Tür.
„Na, wie sehe ich aus?“
„Wahnsinnig gut“, sagte ich nur. „Jedes Topmodell würde vor Neid erblassen. Willst du mich heiraten?“, fragte ich Rosa lachend zum Spaß.
Sie schaute mich an, legte den Kopf zur Seite und sagte: „Nun…das kann ich noch nicht sagen. Aber vielleicht?“ Und das schien mir nicht nur so dahingesagt.
Mir wurde richtig warm und das nicht nur, weil die Sonne am Himmel stand. Wir lachten uns an und Rosa setzte sich neben mir ans Ruder. Wir segelten immer noch in Sichtweite des Ufers.
„Wenn ich doch nur einen Kompass hätte“, sagte ich.
„Was ist ein Kompass?“, fragte Rosa.
Ich versuchte ihr zu erklären, dass es eine Art Stein sei, der Eisen anzieht und dass man damit einigermaßen den Kurs von Schiffen bestimmen kann.
„Warte mal“, sagte sie und verschwand in der Kajüte. Kurz darauf kam sie mit einem Beutel wieder.
„Schau, mein Vater hat auf seinen Reisen Steine gesammelt, vielleicht ist ja so einer dabei, wie du ihn brauchst.“
Das wäre mehr als ein Wunder, dachte ich bei mir. Nahm den Beutel und kippte ihn auf den Sitz. Verschiedene kleine und etwas größere Steine lagen in der Sonne und glitzerten um die Wette. Es waren einige Edelsteine und normale hübsche Steine. Ein Rubin war dabei, ein schwarzer Stein, oh, ein Bernstein und etwas schwarzes Zerklüftetes wie, ja, wie Magnetit. Das könnte tatsächlich ein kleines Stück Magnetit sein. Ein kleiner Stein, aber das Stück sollte genügen.
„Das könnte der Stein sein“, sagte ich. „Ich brauche etwas, was schwimmt. Was könnte ich da nehmen?“, dachte ich laut.
„Bist du blind?“, fragte Rosa, „hier ist doch alles aus Holz, haben wir nicht irgendwo etwas übrig?“
Typisch Frau, dachte ich. Ich ging in die Kombüse und holte ein Stück Feuerholz. Eine Nähnadel aus Eisen genommen und immer in einer Richtung mit dem Magnetit darüber gestrichen. Ich schnitzte mit einem Messer ein Loch ins Holz und legte die Nadel hinein. Dann schnitzte ich das Feuerholz so klein wie möglich. Es sollte ja nur schwimmen.
In meinem Becher, den ich schnell mit Wasser füllte, ließ ich vorsichtig das fertige „Stäbchen“ mit der Nadel zu Wasser. Dass es magnetisch war, hatte ich festgestellt, denn am Messer haftete die Nadel. Also, jetzt hieß es Daumen drücken. Heute war das Meer uns gnädig. Es wehte nur ein leichter Wind, sodass das Schiff einigermaßen ruhig lag.
Der selbst gebastelte Kompass funktionierte. Das Holzstück hatte sich in eine Richtung gedreht und drehte sich auch nicht, als ich das Ruder veränderte. Es zeigte immer in die gleiche Richtung.
„Klasse“, rief ich begeistert, „das wird uns helfen.“ Ich markierte Norden, gegenüber Süden, dann Westen und Osten.
„Das ist ein Kompass?“, fragte Rosa scheinbar etwas enttäuscht.
„Ja“, sagte ich. „Das sind die Himmelsrichtungen. Wir müssen genau nach Nordwesten, also diese Richtung oder wir fahren direkt nach Norden und dann nach Westen, so sollten wir Italien erreichen.“
„Woher weißt du das?“, fragte Rosa mit großen Augen.
„Das erkläre ich dir später, lass uns losfahren“ würgte ich Rosa ab.
Da wir nun wussten, wo lang, legte ich den Kurs fest und wir segelten aufs offene Meer hinaus. Am Horizont sah ich ganz klein ein Segel hinter uns. Ob das die Verfolger waren oder war es ein anderes Schiff? Wer es auch war, er war weit weg.
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