Fausta Nicca Capeder - Tschai Khana

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In «Tschai Khana, Abenteuer auf der Seidenstrasse» lässt uns Fausta am grossen Abenteuer einer fast zweijährigen Weltreise teilhaben, in eine Welt die schon Reisende wie Marco Polo und ihr grosses Vorbild Ella Maillart fasziniert hatte, und die man heute, aufgrund der Konflikte in Nahen Osten, nicht mehr ganz so einfach bereisen kann. Angefangen in Jordanien, Syrien, auf der legendären Seidenstrasse durch die Türkei, den Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan und Kasachstan, durch Chinesisch-Turkestan, Tibet, die Mongolei nimmt uns die Autorin mit auf ihre spektakuläre Reise auch abseits von überlaufenen Touristenpfaden. Mit der spontanen Idee auf russischen Motorrädern mit Seitenwagen über die himmlischen Berge und Steppen zu fahren. Die Reise ist nach Ländern in Kapitel gegliedert, und mit zahlreichen Farbfotos illustriert. Die vielen schönen Erlebnisse dank der Gastfreundschaft der Einheimischen sind eine grosse Inspiration – für weitgereiste Globetrotter genauso wie «Arm-Chair-Readers».

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Tschai-Khana

Abenteuer auf der Seidenstrasse

Erzählung einer 20-monatigen Weltreise

Fausta Capeder

Für Corsin Aibek

Wie es Leute gibt, die Bücher wirklich studieren,

und andere, die sie nur durchblättern,

gibt es Reisende, die es mit Ländern ebenso machen:

sie studieren sie nicht, sie blättern sie nur durch.

Ferdinando Galiani

The world is a book,

and those who do not travel,

read only a page.

Saint Augustine

Copyright: © 2014 Fausta Nicca Capeder

Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-2162-8

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Jordanien: Beduinen und Wüstenschlösser

Syrien: Freundschaft und Basare aus 1001 Nacht

Türkei: Apfeltee und Minarette

Iran: Poesie und Rosen

Turkmenistan: Mikrorayons und Wüste

Usbekistan: Freilichtmuseum und Gastfreundschaft

Kirgistan: Jurten und Hirten

Kasachstan: Steppennomaden und Vater der Äpfel

Chinesisch-Turkestan: Oasen und Jekschenba-Bazaar

Pakistan: Karakoram Highway und Mogularchitektur

Indien: Tibetische Flüchtlinge und Himalayagipfel

Nepal: Reisterrassen und Thron der Götter

Thailand: Palmenstrand und Korallenriff

Vietnam: Bergvölker und Reisbauern

Kambodscha: Charme-Hauptstadt und Khmer-Kultur

Laos: Dschungel und Mekong

Nepal/Tibet/China: Lamaistische Kultur und das Dach der Welt

Mongolei: Endlose Steppen und Dschingis Khans Erbe

Russland: Altai und Turksib

Kasachstan: Zurück zu Babuschka und wieder Ischy Rider

Kirgistan: Bakyt und zum ersten Mal zum Son-Kul

Usbekistan: Seidenproduktion und Abschied von der Seidenstrasse

Karte

Glossar

Literaturnachweis und –empfehlungen

Über die Autorin

Vorwort

«Ihr seid Swissair-geschädigte Kinder!», rief mein Vater schmunzelnd vor ein paar Jahren, als meine Schwester Alexandra gerade ihren vierten Guatemala-Urlaub plante und ich schon zum fünften Mal nach Indien flog. Reisen liegt bei uns in der Familie; mein Vater arbeitete 34 Jahre bei der Swissair, daher konnten wir sehr billig fliegen. Noch im Bauch meiner Mutter war ich bereits in New York gewesen und bevor ich in den Kindergarten ging, verbrachten wir zwei Wochen am Meer. Als ich zehn Jahre alt geworden war, nahm mich mein Vater mit nach Rio de Janeiro, Sâo Paolo und Dakar; mit 13 Jahren verbrachten wir unsere Ferien in Durban, Südafrika. Mit 14 flog ich zum erstem Mal nach Kinshasa, Johannesburg und Nairobi, und mit 15 entdeckte ich den asiatischen Kontinent als Reisedestination, als ich wieder eine Swissair-Crew nach Karatschi, Hong Kong und Bombay begleiten durfte. 1981, kurz bevor ich 16 wurde, machten wir Badeurlaub in Florida. So ging es weiter. Unterdessen besuchte ich mit gleichaltrigen Freunden die ersten Länder Europas, begleitete aber immer wieder meinen Vater auf Reisen nach Sri Lanka, Indien, Indonesien, Thailand, China und Japan.

Irgendeinmal war ich mit dieser Art von Reiserei nicht mehr richtig glücklich. Ich wollte mehr sehen von einem Land als nur dessen Grossstädte, wollte nicht vom Flughafen mit dem klimatisierten Minibus direkt in ein Fünfsternehotel gebracht werden, wo mir von einem schlecht bezahlten, uniformierten Einheimischen in Handschuhen die Türe aufgehalten wurde und wir uns am nächsten Tag die Stadt von einem Taxi aus anschauten. Für mich «roch» Bombay nach Ferien, während ein paar an der Kultur gänzlich uninteressierte Damen beim Verlassen des Flugzeuges ihre Nase rümpften und stöhnend von sich gaben, es «stinke» nach Indien.

Wahrscheinlich war es der Börsencrash von 1987, der mir so richtig bewusst machte, dass es so nicht weitergehen konnte: Karrierestress und nur vier Wochen Ferien pro Jahr! Für drei bis vier Wochen in ein fernes Land zu fliegen, an romantischen Palmenstränden an der Sonne zu liegen und am Schluss noch schnell wie verrückt zu shoppen; Kleider und Souvenirs, die ja in Asien so viel billiger zu ergattern sind als bei uns in Europa.

Reisen bedeutet heute schnell ankommen, auf dem schnellsten Weg zum Zielland. Unterwegs sein gilt als Zeitverschwendung. Weil Fliegen immer günstiger wird, wollen viele nur noch ankommen, aber keiner will mehr unterwegs sein. Freiheit über den Wolken gilt als verlorene Zeit. Aber Land und Leute lassen sich nicht mit Last-Minute -Angeboten erjetten und fremde Kulturen sich schon gar nicht mit zweiwöchigen Kurzvisiten begreifen. Wer schnell ankommen will und sich keine Zeit nimmt, trifft nur auf exotische Kulissen. Kontinente und Kulturen werden nur über-flogen, nicht erfahren. Nicht genug, um mehr von der Welt zu sehen.

Ein altes venezianisches Sprichwort heisst: « Loda el mar e tiente a la tera » - Preise das Meer, aber halte dich ans Land. Für den Weltreisenden Marco Polo bedeutete es, dass er nicht mit dem Schiff reisen wollte, sondern über Land, über-das-Land. Er wollte die fremden Kulturen auf dem Weg zum Hofe Kubilai Khans, dem Enkel Dschingis Khans im fernen Osten, kennen lernen. Im Zeitalter der Flugzeuge wollen viele nur noch in einem Terminal ein- und in einem anderen aussteigen.

Ella Maillart, eine der Reise-Pionierinnen dieses Jahrhunderts, definierte Reisen so: «Der wahre Reisende ist derjenige, der sowohl aus physischen, ästhetischen und intellektuellen als auch aus geistigen Gründen sich getrieben fühlt, umherzuwandern. Man reist, um das Leben wieder wie ein Kind bestaunen zu können.»

Goethe schrieb 1797 an Schiller: «Für Naturen wie die meine, die sich gerne festsetzen und die wichtigen Dinge festhalten, ist eine Reise unschätzbar, sie berichtigt, belehrt und bildet.»

Aber was hat der Börsencrash für mich mit dem Reisen zu tun? Ich hatte plötzlich die Krankheiten unserer Zeit erkannt: Egoismus, Materialismus und das sogenannte Nord-Süd-Gefälle. Auf einmal hatte ich das tiefe Bedürfnis, von den Leuten zu lernen, die in Armut leben und mit viel weniger materiellen Dingen auskommen müssen, aber meistens glücklicher sind als reiche Westeuropäer mit Sportwagen. Mehr als ein Fünftel der Weltbevölkerung lebt laut einer Studie der Weltbank von täglich weniger als einem Dollar und jeder fünfte Erdenbürger lebt mit einem US Dollar pro Tag!

Auf dem Zürcher Börsenparkett sah ich täglich, wie die Händler trauriger und verzweifelter wurden, ihre Köpfe immer mehr hängen liessen. Auch ich hatte Geld verloren, aber am meisten nervte es mich, dass es mich so mitnahm, dass ich Geld verlor! Was bedeutet schon Geld, ich war gesund und jung! Und fuhr mit einem Freund nach Thailand. Wir übernachteten nicht in Erstklasshotels, fuhren nicht in klimatisierten Taxis und shoppten uns auch nicht in Bangkok zu Tode. Wir gingen auf Tempeltour und zu den ethnischen Minderheiten, den Bergvölkern im Norden. Im selben Jahr verbrachte ich zwei Wochen auf Bali, ging mit einer Freundin nach Hawaii und mit meiner Mutter nach Ägypten. Ich sah zwar mehr vom jeweiligen Land als nur die Hauptstadt, aber trotzdem war ich noch nicht vollends befriedigt. Im Zeitraffertempo um die Erde zu fliegen und in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Orte aufzusuchen und sprichwörtlich abzuhaken, um dann einen weiteren Reissnagel auf die Weltkarte in die Wand zu stecken? In dieser Form von Reisekonsum entstehen Eindrücke, die eigentlich kein Werturteil erlauben, aber trotzdem wird eins gefällt. Ein weiser Mann hat einmal gesagt: «Jeder hat auf Reisen seine Sicht, aber nicht jeder sieht etwas.»

1989, als ich 24 Jahre alt geworden war, nahm ich mir zum ersten Mal mehr Zeit: Für drei Monate flog ich nach Asien und bereiste langsam und bewusst Nordindien, Nepal und die Philippinen. Es kommt darauf an, was eine Reise aus einem macht. Eine Reise fördert auch unbekannte Welten zutage, die schon immer in einem waren. Mit diesem Bewusstsein bereichert und erweitert, lernte ich mich selbst besser kennen. Es ist ein grosser Unterschied, ob ich einfach in die Ferien gehe und danach wieder in die gewohnten Gegebenheiten zurückkehre oder alles aufgebe und aufbreche, um mich der Welt und ihren sich bietenden Abenteuern ganz zu öffnen. Reisen soll in uns ein Gefühl der Verbundenheit und Solidarität mit den Menschen eines anderen Kulturkreises wecken. Man braucht dazu nicht Hindi zu lernen, denn die Sprache, die aus dem Herzen kommt, ist auf der ganzen Welt die gleiche.

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