Rainer Adamaszek - Familien-Biografik

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Das Böse wurde in abergläubischen Zeiten dem Wirken des Teufels zugeschrieben. Der Teufel ist aber der Diabolo, und der Diabolo ist – etymologisch gesehen – derjenige, der alles durcheinander wirft (abgeleitet aus dem Griechischen «diabolein» = «durcheinander werfen»). Die Doppelsinnigkeit des «Leibhaftigen» enthält einen beabsichtigten Verweis auf die Rätsel des Bösen, die mittels Biografik enthüllt werden sollen.
Mein Buch leitet dazu an, aus den «leib-haftigen» Spuren von Symptomen das Gesetz ihres Ursprungs zu lesen und kommt zu dem Schluss:
Wenn es aus der Perspektive der menschlichen Kreatur so etwas wie das Grundunrecht unseres Lebens, das Kernproblem der Sünde, gar das Grundübel der Schöpfung, die Wurzel alles Bösen geben sollte, so handelt es sich um die Tatsache, dass ein jeder Mensch zunächst zum Ersatz für andere Menschen geboren zu sein scheint und dann doch darunter zu leiden hat, dass er ebendieser Ersatzfunktion nicht gerecht zu werden vermag. Darin liegt zweifellos eine grundlegende Paradoxie, auf die sich die unschuldige «Schuld» oder die schuldige Unschuld des menschlichen Lebens gründet. Wie wir damit umgehen, ist ein existentielles Problem, das wir nicht mehr abschütteln können, nachdem wir erst einmal ungefragt gezeugt und geboren sind. Statt uns aber wie Kaninchen zu verhalten und darauf zu starren, als seien wir jenseits von Eden auf die Schlange gestoßen, also statt die Infragestellung unseres Seins als ein Übel zu betrachten, ist es auch möglich, dass wir einander beistehen, um sie gemeinsam als die Ironie unseres Schicksals verstehen zu lernen. Das verlangt freilich Einigkeit im Humor, ist also mit harter Arbeit verbunden.

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Ich selbst aber folgerte in den Wochen danach aus den Erfahrungen, die ich in anderen therapeutischen Sitzungen machte: Wenn man beobachtet, dass sich Lebensereignisse immer in dieser oder ähnlicher Weise abspielen, als seien sie - in offenkundigem Gegensatz zu den Lebensinteressen der Beteiligten und blindlings - auf einen virtuellen Ausgleich des längst Vergangenem bezogen, dann muss man die Art und Weise, wie dieser Bezug in Erscheinung tritt, möglichst präzise beschreiben. Nur dann nämlich hat man die Chance, zu einer Erklärung zu gelangen, durch die unser Anspruch auf Vernünftigkeit des menschlichen Gesprächs nicht beleidigt sondern gewürdigt wird.

Ich erinnerte mich in diesem Zusammenhang daran, dass ja kein Mensch weiß, was es mit der Schwerkraft, der wir alle unterliegen, auf sich hat, wie nämlich die Schwerkraft es eigentlich macht, dass wir fallen. Ebenso wenig weiß irgend jemand, wie es eigentlich kommt, dass sich Energie von einer Form in die andere verwandelt. Schließlich weiß auch niemand, warum Masse und Energie ineinander umwandelbar sind. Was wir wissen, hat sich einzig aus genauen Beschreibungen dessen, was wirklich geschieht, ergeben. Und alle Gesetze, die wir aus den Naturwissenschaften kennen, sind lediglich begriffliche Zusammenfassungen unserer Erfahrungen. Das Wunder, dass solche begrifflichen Zusammenfassungen möglich und hilfreich sind, ist selbst nur hinzunehmen, nicht aber in seiner Tiefe zu ergreifen. Vielmehr sind wir in unserem gesellschaftlichen Leben von der Möglichkeit dieses Wunders abhängig und werden von dem Wunder dieser Möglichkeit selbst ergriffen.

Man darf also zurecht sagen, dass wo immer von wirksamen „Kräften“ die Rede ist, im Grunde nur das Gesetz gemeint ist, dessen unumschränkte Geltung wir durch gezieltes Anstellen und Analysieren unserer Beobachtungen zum Bewusstsein gebracht haben. Darum sollte mich auch nichts daran hindern, denselben Weg im Zusammenhang mit biografischen Phänomenen zu beschreiten. Was mich ebenfalls unterstützte, war die Gewissheit, dass keines der durch Beschreibung des wirklichen Geschehens erforschten Naturgesetze am Fortbestand unserer Verantwortung als Menschen etwas geändert hat. Die Entdeckung der Fallgesetze beispielsweise hat bislang noch niemanden gezwungen, fortan beständig auf die Nase zu fallen, sondern nur die Freiheitsgrade unserer Fortbewegungsarten beflügelt. Ganz ähnlich war es ja bei dem Paar gewesen, dem ich meine Deutung ihres Verhaltens angeboten hatte: Es hatte sich fortan die Freiheit genommen, auf einen ohnehin verspäteten, nur neues Scheitern hervorrufenden Ausgleichsversuch zu verzichten und sich stattdessen auf das ihnen Mögliche, vor allem auf das für sie selbst, füreinander und ihre Kinder Gute zu beschränken.

Meine Erfahrungen mit jenem Paar ermutigten mich zur ausdrücklichen Formulierung der Gesetzesannahme, die in jener vorläufigen, hypothetischen Beschreibung des Bindungsgeschehens zum Ausdruck gekommen war. In wenige Worte gefasst, lautet das Gesetz, das ich damals implizit meiner Deutung zugrunde gelegt habe:

Das Paar ist gleichsam mit seiner Bindung unter dem Eindruck des Verlustes der beiden Mütter in die Pflicht genommen, eine Ausgleichsbewegung zu vollziehen, welche dem Unglück in der Beziehung zwischen den beiden Großelternpaaren durch ein umgekehrtes Unglück auf fatale Weise die Waage hält. Der Zwang zum Ausgleich hat seinen tieferen Grund in einem vergangenen Mangel. Die resultierende Ausgleichsbewegung erfolgt blindlings. Und sie wird getragen von bewussten Begründungen, gerechtfertigt von vorgeblichen Motiven, mit Anlässen verknüpft, welche selbst die Gesetzmäßigkeit des Vollzugs jedoch nicht wirklich erklären können sondern nur zu verschleiern vermögen.

Hypothetisch handelte es sich demnach also um ein biografisches Gesetz, das eine dem spontanen Bewusstsein übergeordnete Stellvertretungsfunktion der Nachfahren für ihre Vorfahren regelt und das - wie bei einer Waage - ein Gewicht auf der Seite des Vergangenen durch ein Gegengewicht auf der Seite des Gegenwärtigen schicksalhaft auswiegt. Aus diesem Gesetz der aufwiegenden bzw. aufwiegelnden Stellvertretung folgt ein zeitlich exakt determinierter Druck bzw. Sog, wodurch ein Kind in eine merkwürdige Position verrückt wird: Die damit ausgelöste Bewegung entspricht der Bedeutung, welche dem Kind von seinen Eltern zugewiesen wird. Die Zuweisung erfolgt offenbar unwillentlich, allein durch ein (wiederum nur blindes, aber doch exakt erspürtes) Mangel- bzw. Unrechtsgefühl der Eltern.

Genau genommen, darf man hier gar nicht von einem Gefühl sprechen, sondern nur von einer Gesetzmäßigkeit, die sich unter anderem auch im Wandel der Gefühle, im Auftauchen und Untertauchen von Gefühlen der systemisch Beteiligten offenbart und verbirgt. Die Bedürftigkeit der Eltern nach Ausgleich - in dem Beispiel: die Unrechtserfahrung der Mütter in Bezug auf die Ehe der Großeltern - wirkt als Programm des Lebenslaufs der Kinder, von einigen Autoren als „Skript“ bezeichnet. Die Bezeichnung „Skript“ ist zwar nicht anschaulicher als die üblichere Bezeichnung „Rolle“, aber nicht weniger treffend. Im Grunde besagt sie dasselbe. Denn in der Schriftrolle, die ein Schauspieler in früheren Zeiten vom Autor bzw. Regisseur erhielt, ist seine Funktion im zu spielenden Stück, sind Worte, Taten und Leiden vorschrieben. Bevor aber das Stück aufgeführt ist, bleiben die Charakteristika der vom Schauspieler zu verkörpernden Person verborgen - wie die Schrift in dem zusammengerollten Pergament.

Abb 21 Genogramm des Paares mit Trennungsproblematik Legende Quadrate - фото 1

Abb. 2.1: Genogramm des Paares mit Trennungsproblematik

Legende: Quadrate = männl. Personen; Kreise = weibl. Personen; durchgezogene Linie = Ehe; * = Geburtsjahr; + = Todesjahr; Pfeile = Sogrichtung der Stellvertretungsaufgaben

Die erste Graphik (Abb. 1.1) soll die Sogrichtung der Bedürftigkeit der jeweiligen Mütter nach ausgleichender Stellvertretung oder nach stellvertretendem Ausgleich durch die beiden Kinder als Pfeile darstellen. Der Sog, das soll die Graphik hauptsächlich verdeutlichen, wird auf die Ehepartner durch eine Bedürftigkeit ausgeübt, die hier jeweils von einem Vakuum im Leben der betreffenden Mütter ausgeht: vom „ungelebten Leben“ der Großeltern. Mit dieser Formulierung knüpfe ich bewusst an dem Weizsäckerschen Satz an, wonach das „ungelebte Leben das Wirksame“ sei. (Weizsäcker 1967, 249 ff)

Eine so genannte endogene Depression

Einmal gefasst, ließ mich die Idee einer an der Bedürftigkeit der Eltern orientierten Ausgleichsbewegung im Lebensschicksal der Kinder nicht mehr los. Kurz darauf kam ein Patient zu mir wegen einer seit zwei Jahren anhaltenden und in jüngster Zeit stark zunehmenden depressiven Symptomatik: Schlafstörungen, Fühllosigkeit, Initiativelosigkeit, Verstummen, Gefühl der Verlorenheit, Grübeln, Freudlosigkeit, Angst. Seit Jahren leide er unter arteriellem Hochdruck bei Fettleibigkeit. Beruflich fühle er sich seit etwa 5 Jahren überfordert durch eigentlich unerfüllbare Aufgaben im Außendienst einer Versicherung und durch Schikanen seines Vorgesetzten. Vor einigen Monaten sei der ältere Bruder seiner Mutter gestorben.

Der Mann, dessen Stammbaum ausschnittsweise in Abb. 2.2 wiedergegeben wird, war zu jenem Zeitpunkt 47 Jahre alt, verheiratet, hatte eine 18-jährige Tochter und eine 25-jährige Stieftochter aus der ersten Ehe seiner Frau. Er war das einzige Kind seiner Eltern, die 1944 heirateten. Sein Vater (Jahrgang 1900) war 20 Jahre älter gewesen als die Mutter und kurz vor Geburt des Sohnes (1945) aus der Wohnung in Oberschlesien zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt worden. Wie ein heimkehrender Mitgefangener später berichtete, sei er dort 1947 an Typhus verstorben.

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