Meine Reise fiel in die Ueberschwemmungszeit. Die Wasser, wiewohl im Fallen, strömten doch noch in ziemlicher Höhe, ein Umstand, der für uns gerade günstig war, da bei niedrigem Wasserstande das Fahrzeug leicht strandet; denn es kostet oftmals viel Anstrengungen, bis es flott wird.
Eine neue Erscheinung für Egypten sind die Telegraphenthürme. Dann und wann unterbrechen sie während der Nilfahrt die Gleichförmigkeit der Aussicht. Für ein Zeichen der höhern Kultur mochte ich sie eben nicht ausgeben, und wahrscheinlich thun sie ihr nicht den leisesten Vorschub. Dem Europäer mögen sie Vergnügen gewähren, indem sie ihn an das Land seiner Väter zurückmahnen, und indem er sich aufs neue der Wahrheit bewußt wird, daß nun Europa mit seinem Tochterlande Amerika den eigentlichen Brennpunkt der Wissenschaften und Künste, der Entdeckungen und Erfindungen bildet. Vielleicht kommen die Telegraphen, die schnellen Ueberbringer oberherrlicher Befehle, in Egypten der seidenen Schnur trefflich zu Statten.
Links sahen wir noch nach Schubbra, welches sich eines vizeköniglichen Gartens von seltener Schönheit rühmt, und an einer Stadt ergötzte sich das Auge schon von Ferne her. Es war Bulâk, in dessen Hafen wir bald einliefen.
Rechtes Ufer. Linkes Ufer.
Galiubb. Burgaschi.
Basûß. Errahauwi.
Mid-Halfé. Òm-dinâr.
Damanhur. Dikelkó.
Schubbra. Èl-Achsâß.
Minièt-èl-Sirik. Dschaladmé.
Gésiret-èl-Batrân. Hassan-inn.
Bulâk. Èl-Górótin-Hin.
Russim.
Sigîl.
Tanâsch.
Gésiret-Mohammet.
Waran.
Embâbé.
Wir langten in Bulâk eben in der größten Sonnenhitze an, und wir konnten zwischen der großen Menge von Kähnen uns nur mit Mühe Platz verschaffen, auf daß wir das Ufer erreichten. In Atfue zerschmetterten wir beim Anlanden den Hintertheil einer Barke, ohne daß es viel Krieg absetzte.
Unsere Barke war nicht schön, doch gut. Der europäische Holzarbeiter würde an ihr Manches ausgesetzt haben. Dafür leistete sie reichlichen Ersatz mit Mäusen und andern Plaggeistern. Ich wußte mehr als einmal beinahe nicht: Wo wehren? In der Kajüte stand, nach der Uebersetzung des französischen Dragoman, an der Wand auf arabisch, daß man sich den Verordnungen zu unterziehen habe. Etwa den Verordnungen dieser Unholden? Ueber unserer Barke schwebte die dreifarbige Flagge der Franzosen.
Nachdem meine Effekten untersucht waren, wurden sie auf einen Esel gepackt, und einen andern bestieg ich. An hohen Häusern, zwischen denen angenehme Kühlung herrschte, ritt ich vorüber, und bald war ich außerhalb der Stadt. Jetzt, im Freien, erblickte ich das große Kairo, ehedem das Kahira, jetzt das Maser des Arabers. Ergreifendes Schauspiel. Keine halbe Stunde mehr, und ich befand mich in den Ringmauern der Hauptstadt. Da verließen mich die beiden Franken, und, mit einem Eseltreiber allein, zog ich fürbas. Kairo machte gleich Anfangs einen ungemein günstigen Eindruck auf mich. In dem Wirrwarre von Häusern und Gassen folgte ich getrost der Führung des Eseltreibers. Er hätte mich in eine Casa di Diavolo verführen können. Ich wollte freilich nicht dahin, sondern ins Quartier der Franken (el-Musky), die übrigens in Kairo vielmehr zwischen den Mohammetanern zerstreut leben, als in Alexandrien. Lange ritt ich durch Gassen und Gassen, jetzt krumm herum, dann gerade dahin, ohne daß ich einem Abendländer begegnete. Ich war auf dem Punkte, Zweifel zu fassen, daß mein Geleitsmann das Quartier der Franken wisse. Auf einmal bog er um, und ich erblickte Hüte. Ich war richtig im Quartiere; umsonst aber suchte ich die Lokanda, die man mir empfahl. Und kurzen Prozeß, — ich ritt zum ersten besten Wirthshause.
Der Wirth des Hôtel de l’Europe wies mir ein gefälliges und hohes Zimmer an; aber kaum sah ich mich recht um, so fand ich ein Licht ohne Glasfenster. Das fiel mir schwer; denn bei offenem Fenster wollte ich nicht schlafen. Dem Uebel war auch bald geholfen; der Gastgeber eröffnete mir ein anderes Zimmer, welches mit Thüre und Fenster gesperrt werden konnte. Die heimatlichen Gefühle erneuerten sich, als wäre ich in einem Gasthause des Abendlandes; eine Mousquetiere (Vorhang um das Bette, gegen die Stechfliegen) und eine gute, reine Bettung ließen mit Recht eine süße Schlafnacht erwarten. Man lernt den ruhigen Genuß des Schlafes erst recht schätzen, wenn man desselben, sei es durch die Plage des Ungeziefers, oder durch andere störende Einflüsse, eine Zeitlang beraubt war.
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