Voller Selbstvertrauen und mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck sah Darion den Meister der Dunkelheit auf sich zukommen. Wie auch immer er sich entschieden hat und was auch immer Almonara ihm mitgeteilt hatte, er war sich der Sache so sicher, dass Darion wusste, es hätte keinen Sinn, ihn von einer unweisen Entscheidung abzubringen.
Er konnte nur hoffen, dass der Gott der Finsternis, etwas der Weisheit und Reinheit Iknars in sich trug und in diesen Zeiten keinen offenen Krieg riskierte.
Sarbor sprach mit übertriebener Höflichkeit, beinahe schon ekelhaft, schlimmer als die Sklaven: “ Meister des Lichts, Beherrscher des dritten Kreises der Magie und erwählter Magier Iknars unseren obersten Gottes, Darion aus Largon, ich kann euch hiermit mitteilen, dass der Waffenstillstand und Frieden zwischen der Wüste und der Ebene Kranon bestehen bleibt. Mein ehrenwerter Herr und Gott teilte mir mit, dass der Sklave Andru nun mehr ein freier Mann sei. Wir entschieden ihn der Gnade des hohen Rates unterkommen zu lassen und wie auch immer der Hohe Rat über ihn richtet, akzeptieren wir ihr Urteil, denn ihre Absichten sind weise und ehrlich.
Auch wird er von unserer Seite aus nicht bestraft werden, sofern er Verrat an Almonara begeht und in den Feuerclan Iknars eintritt. Eine Bedingung ist jedoch hinzugekommen. Er ist von nun an verbannt aus der Wüste Mandroma und der Heimat der Schwarzmagier.”
Diese ganze Sache und die übertriebene Höflichkeit gefiel Darion gar nicht, er hatte eine dauernd gedankliche Verbindung zu Pymos aufgebaut. Er sah und hörte alles, was Sarbor sagte und tat. Pymos übermittelte ihm: “Nimm das Angebot dankend an und kehre schnellstmöglich zurück. Komm zuerst zu uns ins Kloster. Bis dahin werden wir über Andru gerichtet haben und ich hoffe, ich kann die Meister Garon, Altoren, Sahiro und Ukarno davon überzeugen, dass wir diesen Jungen benötigen. Er scheint mir eine wichtige Rolle in dem Krieg der Götter zu spielen und seine Verbannung aus der Wüste kommt mir nur recht. Ich werde ihn an die Universität schicken, wo er sein magisches Studium beginnen soll. Und dann werde ich ihn aus Gründen, die mir bis dahin noch einfallen, dazu verdammen in das verlorene Tal zu gehen. Dieser Mann, scheint einer der wichtigsten Lehrlinge zu sein, den wir haben werden. Achte auf ihn. Er wird ein Ausgestoßener sein, er kommt als Sklave aus der Wüste und wird erneut ins verlorene Tal verbannt. Mach ihm seine Zeit an der Universität in Largon möglichst angenehm.
Ich werde ihn an dich übergeben. Wenn das Urteil gesprochen ist, du wirst zu allererst mit ihm nach Marga von Dak reisen, er darf die Teleporter nur in Begleitung nutzen und ich brauche dich in Largon. Nach deinem Aufenthalt in Dak wirst du sofort nach Largon teleportieren und alles Nötige für die Aufnahme Andrus in die Wege leiten. Überzeuge die höheren Magier mit allen Mitteln. Sie sollen nicht wissen, dass er ein “Günstling” von mir ist. Die Straßen sind zu gefährlich für uns geworden, aber Marga ist auch der Kriegskunst mächtig. Sie wird Andru sicher auf direktem Weg, über Fargona und Kohenstein, nach Largon führen. Es wird für ihn eine anstrengende Reise und mehrtägig. Aber ich glaube der Aufenthalt in Dak kommt nicht nur ihm zugute, nicht wahr mein Freund? Also wir sehen uns spätestens morgen im Kloster. Erbitte Sarbor um den Gefallen ihre Teleporter zu nutzen, aber ruhe dich erst noch eine Nacht aus. Die vor dir liegenden Verhandlungen mit den höheren Magiern werden anstrengend und nervenaufreibend für dich sein. Ich erwarte keine Antwort von dir. Lass Sarbor nicht länger warten. Wir sehen uns. “
Mit diesen Worten zog sich Pymos zurück. Darion konnte nicht anders als zu lächeln. Pymos wusste genau, dass er Marga verehrte, sonst hätte er ihn mit Andru direkt in die Universität geschickt und ihm ein Gästequartier vermacht bis er die Verhandlungen mit den höheren Magiern abgeschlossen hatte. Er konnte nicht umhin als seinem alten Freund dankbar für diese Tat sein. So hatte er die Möglichkeit Marga von Dak mindestens zweimal zu sehen, einmal in ihrer Bergfestung Dak, wenn er Andru ablieferte und ihr alles erklärte und das nächste Mal einige Tage später in Largon, wenn es umgekehrt lief und sie Andru als ihre Empfehlung abgab. Manche Lügen durften selbst Magier des Lichts verwenden, sofern sie zum Wohle des gesamten Reiches dienten. So antwortete er Sarbor nach einigen Minuten, dieser schien nicht verwundert über die längere Verschwiegenheit von Darion. Ihm war sicher klar, dass er Rücksprache mit dem Hohen Rat hielt. “Die Magier des Lichts nehmen eure Bedingungen mit Dank an und freuen sich über dieses Übereinkommen. Jetzt lassen wir das förmliche Gerede aber mal weg und ich erbitte um eine Nacht in eurem Tempel nächtigen zu dürfen und auch bitte ich um die Benutzung eures Teleporters, um eine möglichst schnelle und bequeme Heimreise zu haben, der Hinweg ging zwar schnell, innerhalb eines Tages und einer Nacht, doch habe ich nicht die Zeit und bin ein wenig bequem, was die Bewegung zu Fuß oder zu Ross angeht.”
Sarbor musste leicht auflachen: ”Ja die Wüste hat schon ihre Tücken es sei dir gestattet hier zu nächtigen und deine Heimreise über unseren Teleporter anzugehen. Die feinen Magier des Lichts waren schon immer zu faul zu Fuß und auf Ross. Ich werde mich nun in meine Gemächer zurückziehen, wenn ihr gestattet.”
Gekränkt aber zufrieden erwiderte Darion: “ Ich werde dich nicht aufhalten, geh in deine Kammern und ich bedanke mich für die Erlaubnis euren Teleporter zu nutzen. Ich werde noch ein wenig im Garten bleiben und dann mein Gästequartier im Erdgeschoss einnehmen. Es wäre nett, wenn ihr mir ein Getränk und eine kleine Mahlzeit in meinem Zimmer bereitstellen könntet. Ich sollte mich noch stärken, bevor ich morgen aufbreche.”
“ Aber natürlich, ihr seid unser Gast” “ aber ich nicht der Wirt einer billigen Taverne” fügte Sarbor mit weiterhin freundlich aufgesetzter Miene in seinen Gedanken hinzu. Er befahl einem Sklaven, der ihm grade über den Weg lief, ein kühles Wasser und einen Salat aus dem Garten mit etwas Geflügelfleisch auf das Zimmer des Magiers des Lichts zu bringen. Einem anderen Schwarzmagier befahl er später, im Tempel den Teleporter für morgen früh zu aktivieren. Darion genoss die letzten Stunden des Tageslichts im Garten und seine Gedanken schweiften hin und her, zwischen Marga von Dak und der Frage was so wichtig an Andru sei, dass sich die oberen Magier so um ihn stritten und sorgten. Er bezog in der Abenddämmerung sein Zimmer und sah einen wunderschönen Salat mit allen Kräutern und Pflanzen, welche essbar waren, aus dem Garten und mit etwas mickrigem Wüstenhuhnfleisch, was aber wahrscheinlich normal für Lebewesen in der Wüste war. Nach dem Mahl legte er sich auf das dürftige Bett des Gästequartieres und schlief sofort ein.
Als Andru erwachte und ihm wieder einfiel, wo er war, verzog sich sein Gefühl von Erholung, was einem nach einer Nacht mit gesundem tiefen Schlaf durchströmte, ganz schnell. Es wandelte sich in Unwohlsein, Angst und Hoffnungslosigkeit. Was würde der Hohe Rat sagen? Was würden sie mit ihm machen? Er wusste absolut nicht, was er denken und machen sollte.
Er war in einem Lehrlingsquartier untergekommen, nicht unbedingt luxuriös, aber immerhin bequemer als sein Schlafplatz bei seinem Meister, in den Außenanlagen auf Strohmatten in der Wüste mit dürftigen Dächern, wenn überhaupt überdacht. Die Lehrlingsquartiere im Kloster waren einfache Gewölbe, rund wie fast alle Gebilde auf der Ebene Kranon. Diese Architektur fand Andru äußerst bewundernswert, runde Bauten gab es in der Wüste nirgends. Aber er wusste auch warum. Sie waren nicht so gut kühl zu halten und heizen sich wesentlich schneller auf.
Eine Glocke im Kloster ertönte und plötzlich kam einer der Magier. Er kannte ihn nicht, doch er sagte zu Andru „bitte folge mir zum Hohen Rat“. Er glaubte im ersten Moment, es sei Darion gewesen, doch Darion war etwas verschobener in den Gesichtszügen als dieser Mann und hatte auch eine gewisse Ausstrahlung an Wissbegierde. Dieser Magier jedoch sah ihm so ähnlich, dass wenn man nicht genau hinsah, eine Unterscheidung unmöglich war. Er kam zu dem Schluss, dass sie Zwillinge sein mussten. Anders konnte er es sich nicht erklären.
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