So leid es uns tut, aber das wird als kriegerische Tat gewertet. Wir sind bereit Gnade walten zu lassen, wenn ihr auf Andru verzichtet. Er wird in die Lehre des Lichts geführt, ob er will oder nicht, das ist seine Bestrafung. Pymos von Kohenstein war diesbezüglich sehr konkret. Entweder Andrus Tod oder der Verzicht seines Meisters, das sind sie Meister Sarbor auf Andru als Energielieferant für Magische Kraft. Des Weiteren die Zustimmung zur Aufnahme in den Orden des Lichts oder aber Krieg zwischen Schwarzmagiern und Magiern des Lichts. Wir gehen davon aus, dass sich die Magier des Umodes raushalten werden und das Gleichgewicht erst wieder versuchen herzustellen, wenn die Seite, welche im Recht war, siegreich war.
Also für welchen Weg entscheidet ihr euch, Kampf oder Kompromiss.”
Diese Informationen trafen Sarbor mit solch einer Wucht, dass ihm erstmal die Sprache wegblieb. Almonara du mein Herr und Gott erhöre mein Flehen und erweis mir die Ehre deines Beistandes… Sarbor wartete einen Augenblick und hielt Darion noch eine Weile hin: „Diese Entscheidung bedarf einer gewissen Überlegung. Ich werde mich in die Mitte des Gartens zum Abbild der Götter begeben und Ihnen Meister Dorian meine Entscheidung in spätestens zwei Stunden mitteilen. Sie sind gerne eingeladen, so lange Sie wünschen, im Garten zu verweilen.”
Mit dieser Antwort hatte Darion am aller wenigsten gerechnet.
Ist der oberste Schwarzmagier, Meister Sarbor wirklich bereit einen offenen Krieg zwischen den Städten der Ebene Kranons und der Wüste zu riskieren?
Diesen Gedanken schob er ganz schnell beiseite und suchte nach dem Geist von Pymos: „ Pymos?…” „Darion? Was ist los, gibt es Probleme beim Aushandeln der Bedingungen?” Pymos klang genervt und ungeduldig. Er war ein weiser und gerechter Anführer, doch starke Nerven und Geduld waren nicht das, was man als seine Stärken bezeichnen würde. “ In der Tat, Sarbor ist wirklich bereit einen offenen Krieg zu riskieren, er verlangte zwei Stunden Bedenkzeit.”
Pymos wusste, dass es nicht um Bedenkzeit ging, er hielt Rücksprache mit Almonara. “ Na mein Freund, du solltest ab und zu mal deinen scharfen Verstand einsetzen, um die Dinge richtig zu kombinieren. Er berät sich mit Almonara, Darion. Teil mir Almonaras Entscheidung mit, sobald er sie seiner erbärmlichen Marionette prophezeit hat.”
Ein gewisses Gefühl von Scham stieg erneut in Darion auf, wie konnte er nur so blind sein, vielleicht lag es daran, dass es seine erste Verhandlung solch großen Ausmaßes war.
Die zwei Stunden zogen sich in die Länge und Darions Gedanken schweiften ab. Zu einer besonderen Person, Marga von Dak, die einzige Magierin des Lichts. Keiner Frau wurde es erlaubt Magie zu wirken, geschweige denn zu studieren. Nur Marga von Dak, die einst eine mächtige Kriegerin war. Sie war eine der Frauen, die in der kaiserlichen Garde gedient hatten und geholfen hatten, den Hohen Tempel Iknars in der Eiswüste zurück zu erobern. Die Gesetzlosen von Gynuss waren in ihn eingefallen und besetzten ihn einige Wochen, sie raubten einige der bedeutendsten Schriften aus der Bibliothek des Tempels und zerstörten wertvolle Artefakte im Tempel, um Gewinn daraus zu schlagen.
Einmal war er der jungen Frau erst begegnet. Sie war ungefähr in seinem Alter und hatte doch schon noch wesentlich mehr erlebt als er. Iknar selbst hatte den Altmeistern des Lichts damals befohlen, ihr für ihre Verdienste um seinen Schrein und seine Hallen die Würde der Magie zu verleihen.
Sie war die letzte, die die Altmeister in die Reihen der Magier aufnahmen. In den letzten 5 Jahren hat sie seitdem jedes Jahr einen neuen Kreis gemeistert, sie wartet nur noch auf die Erlaubnis von Meister Pymos, in den siebten Kreis treten zu dürfen.
Seit seiner Begegnung mit ihr ging sie ihm nicht aus dem Kopf, auch wenn Darion wusste, dass es eine verlorene und verwunschene Liebe war. Niemals würde sich die mächtige Marga von Dak, Meisterin des sechsten Kreises der Magie und Herrin der Bergfestung Dak auf ihn einlassen.
Einen normalen, durchschnittlichen Magier des dritten Kreises, der nichts Besonderes in seinem bisherigen Leben geleistet hat, nur schon in seinen jungen Jahren zu viel erlebt hatte.
Sarbor sprach im Geiste erneut die zeremoniellen Worte: “Almonara, du mein Herr und Gott erhöre mein Flehen und erweise mir die Ehre deines Beistandes…” Eine unglaubliche Macht und Kraft erschien in ihm, Almonara war in ihn gekehrt, dieses Gefühl war das höchste an Gefühlen, was Sarbor bisher jemals erlebt hatte und er hoffte, es schon bald dauernd in sich tragen zu dürfen. “Sarbor, fass dich kurz ich hab noch andere Pflichten und Aufgaben als Gott und bin immer noch seit Jahren mit der Suche nach Rakon beschäftigt. Also was hast du mir mitzuteilen?”
Sarbor fiel auf die Knie vor Ehrfurcht: “Almonara, Andru ist gescheitert das Licht wünscht seinen Tod oder unsere Zustimmung zu seiner Bekehrung und damit Verrat an dir, oh du mein Meister. Andernfalls wollen sie einen offenen Krieg Sind wir dazu schon bereit, Herr?”
Kurzes Schweigen trat ein, danach seine Antwort und selbst Götter schienen manche Entscheidungen schwer und mit Sorge zu treffen:
“ Keinen offenen Krieg. Wir sind zu schwach und diese arroganten Diener meines Bruders bekommen wesentlich mehr Zuspruch und Verstärkung durch Kaiser Boranto den II., als wir jemals bekommen werden. Ihre Mittel und Wege in der Ausbildung neuer Magier scheinen unbegrenzt zu sein. Nein, erlaubt Andru den Verrat. Er muss am Leben bleiben, ich werde ihn noch benötigen, wenn die Zeit reif ist. Ich gehe nun.”
Das berauschende Gefühl verließ Sarbor und er sprach die zeremoniellen Worte zum Abschied: “ Almonara, du mein Herr und Gott, ich danke dir für deinen Beistand und werde deinen Willen, soweit es meiner Menschlichkeit möglich ist verwirklichen.”
Er rief einen Sklaven zu sich, der gerade mit der Pflege der Eisrosen beschäftigt war: “ Du, Sklave, finde diesen Magier des Lichts, welcher heut Morgen hier eintraf und richte ihm aus, die Entscheidung ist gefallen, mehr nicht.”
Der Sklave war so erschrocken, dass der oberste Magier ihn ansprach, dass er fast die Verbeugung und das: “ Ja Meister” vergaß, was er nun allerdings beides zugleich ausführte, worauf Sarbor nur sagte: “ Verschwinde endlich. Deine erbärmlichen Formalitäten kannst du im Theater aufführen.”
Darion hatte sich in das Lesezimmer im Erdgeschoss des Tempels zurückgezogen und war vertieft in eine Legende von einem längst verlorenen Tal und Tempel Umodes aus einer alten Welt, “ ein verlorenes Tal, schon wieder? Legende heißt nicht Wahrheit, aber beruht oft auf…”
“Meister Darion? Der ehrenwerte Herr und Meister Sarbor, Magier des 7. Kreises der Magie und bescheidener Diener Almonaras wünscht sie zu sprechen. Er lässt ausrichten: Die Entscheidung sei gefallen.”
Verärgert über das Verhalten des Sklaven erwiderte er: “ Ich werde aufbrechen und bitte lass dieses ewige Geschwätz von ehrenwert und 7. Kreis. Ich mache mir nicht viel aus Formalitäten und ich bitte dich - keine Verbeugung. In meiner Heimat ist Sklaverei verboten und unsere Diener werden entlohnt für ihre Dienste.”
“ Ich werde mich nie wieder vor irgendeinem Meister verbeugen!” dachte der Sklave und ging an einem anderen Schwarzmagier vorbei ohne formelles Verhalten, welcher ihn sofort bestrafte und ihn mit Hilfe eines magischen Hiebes in die Magengegend zur Verbeugung zwang.
Darion konnte sich ein leichtes Kichern nicht verkneifen und machte sich auf den Weg zum Garten.
Sarbor wartete nicht lange, als er in der Ferne schon die rote Robe des Magiers des Feuers sah, welche er immer noch für übertrieben hielt. Er ging Darion entgegen und zweifelte keineswegs an der Entscheidung seines Gottes.
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