Doch um dies zu schaffen sprach Almonara regelmäßig zu ihm. Einige Menschen in Marillien und in der ganzen Wüste Mandroma beunruhigte dies. Almonara hatte ihm gesagt, dass er zuerst seinen alten Diener, den Dämon des verlorenen Tales, vernichten müsse. An ihn war seine Macht noch gebunden. Wenn er das schaffen sollte, brauchte er jedoch mehr magische Energie und nicht nur die Almonaras, sondern auch die seiner Brüder, so sprach Almonara zu ihm. Er benötige mindestens 5 Artefakte des Lichts und er musste eine Möglichkeit finden, die Macht von mindestens 5 Magiern der Ausgeglichenheit in sich aufzunehmen. Selbst, wenn dies nur durch ihren Tod funktionierte, dann sollte es so sein, prophezeite ihm Almonara.
Denn nach seiner Ernennung würde ihn nichts aufhalten können diesen Krieg zu gewinnen.
Während dieser ganzen Überlegungen ging er mit geistesabwesenden Gesichtsausdruck durch den gesamten Tempel. Der Tempel Almonaras in Marillien war zwar nicht so prunkvoll und schön eingerichtet wie die Universität oder die Gotteshäuser des Iknars auf der Ebene von Kranon oder der Hohetempel in der Eiswüste von Arbonar, aber in der Wüste legte man weniger Wert auf die Inneneinrichtung als mehr auf die funktionierende Klimatisierung eines Gebäudes.
Der Tempel von Marillien hatte ein äußerst kompliziertes System verschiedener Rohre und Schächte in den Wänden, durch die jede Sekunde, mithilfe von Magie, kalte Luft floss, um die Wände kühl zu halten, damit der Raum nicht der prallen Hitze der Wüste ausgesetzt war. Im Boden einer jeden Etage des Tempels floss, ebenfalls mit Magie, kalt gehaltenes Wasser, damit den Menschen nicht die Sohlen von den Füßen schmolzen. Letztendlich, hatte er nun durch den Aufzug die Eingangshalle erreicht. Der Aufzug wurde keineswegs durch primitive Flaschenzüge oder ähnliches bewegt. Nur Magier waren in der Lage ihn zu bewegen. Lehrlinge und Sklaven mussten Treppen steigen. Da sah er nun den Magier des Lichts in seiner rot-goldenen Prunkrobe. Die verlängerten Kragen welche sich über den Brustkorb bis hin zu den Füßen zogen waren, wie bei Magiern des dritten Kreises üblich, schwach glänzend und rotbraun. Mit jedem Kreis, den ein Magier des Lichts meisterte, änderten sich diese Farben. Der erste Kreis hatte zu der roten Robe einen schlichten blassroten Kragen. Der zweite Kreis nahm nun schon ein etwas dunkleres und schimmerndes Rot an. Im dritten Kreis mischte sich in das schimmernde Rot ein leichter Braunton. Dieses Phänomen vollendet sich im vierten Kreis.
Nun sind Rot und Braun gleichermaßen stark und glänzend. Der fünfte Kreis wiederum trägt anstatt rot schon ganz leicht gelb-goldene Farbtöne zusammen mit dem Braun. Im sechsten verschwinden die Brauntöne fast vollends und weichen einem leicht silbernen Glanz. Nur die höchsten Magier des Lichts, die den siebten Kreis meistern, tragen einen Kragen aus einem reinem Goldton, welcher der Sonne und des Lichts ähneln soll.
Sarbor hielt von dem Gesamten rein gar nichts. Er hielt es für Wichtigtuerei und befand seine schwarzen Roben als wesentlich praktischer und effektiver. Bei den Schwarzmagiern hielt sich alles etwas einfacher. Mit jedem Kreis gewann man einen weiteren Silber glänzenden Almonarakopf auf seinem Kragen. Diese schlichte und einfache Form bevorzugte er, weil man sofort sehen konnte mit wem man es zu tun hat und nicht erst auf Farbspielerei und Lichteinflüsse achten musste.
Die Magier des Umodes hatten sogar gar keine Robenordnung. Nur die führenden fünf höchsten Magier tragen andere Roben. Die restlichen Magier kleiden sich in Einheitsroben.
Aber er wollte diesen Darion nicht noch länger anstarren. Er sah ohnehin schon sehr gequält und ermüdet aus und für sein junges Alter sehr gezeichnet vom Leben.
Doch konnte er nicht anders, als mit einer gewissen Ironie die Frage stellen: „Ein Erwählter Iknars in unseren heiligen Hallen, was verschafft uns die Ehre, dass ein Diener unseres ehrenwerten und höchsten Gottes in diese bedauernswerten Räumlichkeiten Almonaras wandelt?”
Darion widerten dieser Spott und die Großkotzigkeit des Schwarzmagiers an. Dennoch antwortete er gefasst: „Nun ich vermute der oberste schwarze Magier Almonaras und sein Mund und offenes Ohr sollten wissen, warum Iknar, gepriesen sei er, seine Diener zu den Hallen seines Bruders schickt oder ist er nicht so gesprächig wie seine Marionette denkt?”
Sarbor wusste nicht worauf er hinauswollte, hatte jedoch eine schreckliche aber wahrscheinliche Vermutung. Andru, dafür wird er bezahlen und wenn es nötig ist auch mit seinem erbärmlichen Leben. Es gibt genügend andere Sklaven, denen ich meine Kraft entnehmen kann.
Darion schien zu wissen, was er wollte: „Nun Meister der Dunkelheit sprecht oder soll ich euch ein wenig Hilfestellung geben? Es geht um jemanden namens Andru. Er muss sich gerade vor dem Hohen Rat des Lichts rechtfertigen, warum er diesen bestohlen hat.”
Sarbor zog es sämtliche Farbe aus dem Gesicht: „Den Hohen Rat? Bestohlen? Einer meiner Sklaven? Was sollte ihn dazu bewogen haben?”
Darions Miene wurde nun wütend. Er blieb jedoch ernst: „Vielleicht sollten wir diese Unterhaltung nicht in aller Öffentlichkeit in der Eingangshalle fortsetzen. Ladet mich doch auf einen Gang durch euren erstaunlichen Garten ein, ich fand die Geschichten der blühenden Wüste schon immer faszinierend. Es wäre zu schade mir dieses Schauspiel nicht anzusehen, wo ich doch schon einmal hier bin.”
Sarbor war verärgert über diese unfassbare Selbsteinladung und Dreistigkeit dieses hochnäsigen Magiers. Dennoch hatte dieser nun mal die besseren Karten bei dieser Verhandlung, also blieb ihm nichts übrig als zuzustimmen: „Ja, ich denke sie werden Euch gefallen, da unsere Räumlichkeiten an den Glanz eurer Tempel auf der Ebene keineswegs herankommen.”
So schritten sie gemeinsam aus dem Tor. Auch in diesem Tempel öffneten sich die Tore und Türen von allein. Sie gingen ein kleines Stück um den Tempel herum und dann erblickte Dorian etwas, dass ihn wirklich staunen ließ. All die Pracht und die Verzierungen in den Tempeln Iknars waren nichts gegen dieses Wunder der Natur. Selbstverständlich wusste er, dass dies alles unmöglich wäre ohne Magie. Doch eine unglaubliche Pflanzenvielfalt erbot sich vor ihm. Mitten in der tristen Wüste floss ein Bach in einem ewigen Kreislauf durch diesen Garten. Er war auf mehrere Stufen angebaut, sodass das Wasser teilweise in kleinen Wasserfällen von einer auf die andere Stufe fiel. Inmitten des Gartens war eine runde Fläche angelegt worden, umgeben von einer Dornenpflanze, aus der sich das Abbild der drei Götter, ähnlich wie im Eingangsbereich der Universität von Largon, erhob. Nur dass die Statuetten hier nicht durch das Lichtspiel, sondern direkt von Baldonit, Draktonit, Talakonit, Prutuonit, Maknal, Aroknal, Roknal und Tarknal ihre typischen Farben bekamen. Die meisten dieser Quarze und Erze waren höchst selten und hatten teilweise von Natur aus, einen gewissen Teil magischer Energie gespeichert. Außerdem waren Pflanzen aus allen Teilen des Reiches vertreten.
Sogar einige Eisrosen, die nur in der Eiswüste Arbonar gedeihen konnten, waren in einem faszinierenden Beet angelegt worden.
Sarbor empfand eine gewisse Genugtuung, als er den beeindruckten Ausdruck auf Darions Gesicht sah, was er ihn auch gleich spüren lies:
„Wie ich sehe, scheinen wir doch tatsächlich auch die verwöhnten Magier des Lichts noch zum Staunen zu bringen.”
Darion stieg Röte ins Gesicht und musste beschämt zugeben, dass Sarbor Recht hatte: „Ja, in der Tat, alles andere wäre gelogen. Ich habe selten einen solch idyllischen Ort gesehen. Ich werde ihn bei Gelegenheit erneut aufsuchen, aber dann mit einem schöneren Hintergrund. Wir wissen beide ganz genau, dass Andru nicht aus freiem Willen und eigener Überzeugung gehandelt hat. Und dass er ausgerechnet Pymos von Kohenstein sein Lichtamulett stehlen musste, war ein für ihn bedauerlicher Zufall.
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