Der Sternenraum ist Heimat mir,
umfasst mich doch für alle Zeiten.
Getrieben von der Sonnen Wind,
will ich immer weiter gleiten.
Sag Himmel – wo ist dein End …
Es gibt kein Halten und kein zagen,
ich würd es immer wieder tun.
Sternenwind wird mich weiter tragen,
mag das Ziel auch verborgen ruh’n.
Sag Himmel – wo ist dein End …
Am Ende werd ich glücklich sein,
egal, wie lang es dauern mag.
Ewigkeit – vielleicht ein schöner Schein,
doch dem Schöpfer nur ein einzig Tag.
Sag Himmel – wo ist dein End …
Jede Reise hat ein Ziel,
auch wenn wir es nicht sehn.
Ich bin daheim vom großen Spiel
und alles – kann ich nun verstehn.
Und weiß – der Himmel hat kein End.
Zeit:Gegenwart
Koordinate:Fuxina
Hieronymus Stern war der Einladung der Pangäerin zu einem Treffen
nachgekommen und so versammelten sich zu nächtlicher Zeit,
genau zur Stunde der Eule, fünf Menschen um ein knisterndes
Lagerfeuer, das der Barde Bentus Clovis zuvor entfacht hatte. Haya
Moon’dan oder Mondlicht , wie sie meist genannt wurde, war nur in Begleitung
ihres Gefährten gekommen während Stern seine Waffenmeisterin
Gysell Sadori und den Schiffsmedicus Doc Jalinka Merith im Gefolge hatte.
Die Fee war eine außergewöhnliche Person. Von Gestalt hoch gewachsen,
reichte sie fast an Sterns Größe heran. Sie war eine faszinierende
Frau und in punkto weiblicher Schönheit und Ausstrahlung
seiner eigenen Gefährtin durchaus ebenbürtig. Ihre langen
silbernen Haare fielen offen bis zur Hüfte herab und umschmeichelten
den schlanken Körper. Aus einem fein geschnittenen elfengleichen
Gesicht blitzten ein Paar tiefblauer Augen mit einem
kobaltfarbenen Schimmer, wie Stern sie noch nie gesehen hatte.
Ihre alabasterfarbene Haut bildete einen wunderbaren Kontrast zu
dem schlichten Kleid, das sie trug. Ein langes, bis zu den Knöcheln
reichendes, fast weißes ärmelloses Gewand umspielte ihren weiblichen
Körper mit unerhört luftiger Leichtigkeit. Es schmiegte
sich verführerisch und faltenlos um ihre Kurven und betonte dabei
mehr als es verhüllte.
Dazu passend ein schwarzes gürtelartiges breites Band, das sich
um die schlanke Taille wand und mit auffälligen runenhaften Stickereien
verziert war. Die zierlichen Füße steckten in Sandalen,
deren Riemen unterhalb des Gewandes verschwanden und die
Waden bis auf halbe Kniehöhe umschlangen.
Sie hatte Temperament und hielt es auch nicht zurück während
sie mit rauchiger Stimme eine unglaubliche Geschichte vortrug.
Heftig gestikulierte sie beim Reden mit allen Gliedmaßen und
legte die schmale Hand mit den langen Fingern immer wieder vertraulich
auf den Arm von Hieronymus Stern. Dabei fiel ihm sogleich
ein großer breiter Ring auf, der am Mittelfinger ihrer linken
Hand steckte. Er bestand aus einem matt silbern schimmernden
Material, doch es handelte sich nicht um Silber. Stern vermutete,
dass der Ring aus dem überaus seltenen Obsidianmetall gearbeitet
war, was den Reif überaus selten und sehr kostbar machte. Die ungewöhnliche
Formgebung unterstrich seinen Eindruck nachdrücklich.
Das Schmuckstück ähnelte einem Baum mit langen fadenartigen
Ästen, an denen, kaum sichtbar, fein ziselierte Blätter von
winzigen grünen Juwelen dargestellt wurden. Dazwischen waren
mehrfarbige, nur um eine Winzigkeit größere Steine eingearbeitet,
die wie Früchte eines Baumes wirkten.
Eigenartigerweise glaubte er, darin ein Muster zu erkennen, das
ihm seltsam vertraut vorkam. Tief in seinem Unterbewusstsein
regten sich verschollene Erinnerungen an eine ferne Zeit aus seiner
Vergangenheit. Doch bevor dergleichen an die Oberfläche seines
bewussten Denkens gelangten konnte, holte ihn die Stimme der
Pangäerin aus seiner Gedankenversunkenheit zurück. Immer noch
betrachtete Hieronymus Stern gebannt den Ring und überhörte
dabei fast ihre Worte.
»Hört ihr m irüberhaupt zu, Kapitän?«, schalt Mondlicht den
abwesend erscheinenden Piraten.
»Bei Neptun, ich bin ganz Ohr und bekomme alles mit – seid
unbesorgt«, lächelte Stern verlegen und legte die Stirn in nachdenkliche
Falten, um damit den Anschein angestrengter Aufmerksamkeit
zu erwecken.
»Ich befürchtete schon, dass Murania mir einen falschen Rat gab
als sie mir empfahl, euch um Hilfe und Unterstützung zu bitten.
Schließlich geht es um die Rettung Aluriens, wenn nicht von ganz
Joy. Da kann ich keine Tagträumer brauchen, sondern nur kampferprobte
Männer und Frauen, die weder Tod noch Teufel oder,
wie in eurem Fall, den Klabautermann fürchten.«
Beruhigend legte ihr Begleiter Clovis seinen Arm um sie und
machte mit dieser Geste klar, dass sie beide zusammengehörten.
Auch der Barde zählte zu den hochgewachsenen Männern seines
Volkes und war mit Sicherheit noch ein wenig größer als Hieronymus Stern.
Schlanker und zierlicher gebaut, wirkte er in seiner ganzen Erscheinung
sehnig und ausdauernd. Weniger wie ein Liedermacher,
sondern mehr wie ein einheimischer Waldläufer. Eine freche grüne
Kappe, geschmückt mit einer farbenprächtigen Feder, saß nachlässig
auf seinem schmalen Kopf, der von üppigen dunkelbraunen
Haaren bedeckt war. Hervorstechend prägte eine wohlgeformte
Adlernase das Gesicht. Zwei etwas größer geratene spitz zulaufende
Ohren, die zudem eng am Schädel anlagen, lenkten ein wenig
vom großen Mund mit den perlweißen Zähnen ab. Ebenfalls auffällig
waren seine Augen, die ebenso tiefblau wie die seiner Gefährtin
waren. Mit ihnen blickte er im Moment freundlich, dennoch
bestimmt auf seine Begleiterin.
Bentus Clovis trug schlichte Waldläuferkleidung. Dazu ein
grünes Hemd sow ieeine ebenso gefärbte Hose. Leichte Wildlederschuhe
vervollständigten seine zweckmäßige Kleidung. Umso
mehr fiel die Laute des Barden auf. Ein wundervolles Instrument,
das aus einem unbekannten Holz und fein gearbeitetem Metall
hergestellt war. Es wirkte etwas abgegriffen, war jedoch hervorragend
gepflegt. Auf ihr vermochte der Barde die herrlichsten Töne
zu spielen und mit seiner unnachahmlich sanften Stimme zu begleiten,
wie er seinen Zuhörern bereits unter Beweis gestellt hatte.
»Bleib ruhig, Haya. Der Rat der Zauberin Murania war sicher
richtig und sobald wir Kapitän Stern von unserem Anliegen überzeugt
haben, wird er uns sicher die Hilfe gewähren, die wir benötigen.«
Zustimmend nickte Gysell Sadori, Waffenmeisterin des Sternenteufel
und warf ihr langes br ünettes Haar mit einer entzückenden
Kopfbewegung nach hinten. In ihrer Erscheinung brauchte sie sich
nicht hinter der Pangäerin zu verstecken, war sie doch mit ihren
dreißig Jahren noch ziemlich jung, jedoch schon sehr erfahren und
kampferprobt. Ihre schwarzen Augen bildeten einen wunderbaren
Kontrast zu der tief gebräunten Haut. Man sah ihr an, dass sie
lange Fahrten im Sternenmeer unternommen hatte. Die vollen
Lippen lagen unter einer kleinen Nase während zwei Grübchen
ihrem Gesicht einen schelmischen Ausdruck verliehen.
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