Allerdings trafen beide Schiffe hier auf den englischen Schlachtenkreuzer HMS Renown, durch den die Gneisenau einen Volltreffer in die Artillerieplattform erhielt, so dass beide Schiffe abdrehen und nach Wilhelmshafen zurückkehren mussten.
Offensichtlich hatte eine aus 5 Schiffen bestehende englische Flottille bereits am Abend des 9. April den Eingang des Fjords erreicht und dort von der Anwesenheit der deutschen Schiffe vor Narvik Kenntnis erlangt, worauf der englische Befehlshaber, Bernhard Warburton-Lee sich auf Grund der unklaren Lagemeldungen zum Angriff auf den deutschen Zerstörerverband vor Narvik entschloss.
Der erste Angriff der Engländer mit den Zerstörern HMS Hardy, das Fahrzeug, das als Flottillenführer handelte, HMS Havock, HMS Hostile, HMS Hotspur und HMS Hunter begann am frühen Morgen des 10. April 1940.
Unter äußerst schlechten und ungünstigen Sichtverhältnissen, denn es schneite an jenem Morgen, liefen die englischen Zerstörer, von unserem Wächter am Eingang des Fjordes unentdeckt, bereits gegen 1:00 Uhr morgens in den Fjord ein.
Auch unsere beiden anderen, als Wache abgestellten Zerstörer, bemerkten durch die ungünstigen Sicht- und Witterungsverhältnisse die Anwesenheit und Bewegungen der englischen Schiffe im Fjord nicht, so dass die Engländer nunmehr gegen 4:00 Uhr morgens den Haven von Narvik erreichten.
Die Engländer schifften 2 Einheiten aus und diese eröffneten sogleich das Feuer auf 2 vermutete deutsche Landbatterien auf der Landzunge Framnes, während die Zerstörer Hardy, Hunter und Havock gegen 4:20 Uhr das Feuer auf unsere völlig überraschten Schiffe eröffneten.
Die Wilhelm Heidkamp unter Kommodore Bonte und die Anton Schmitt unter Korvettenkapitän Schmitt sanken daraufhin unverzüglich und innerhalb weniger Minuten.
Die Hans Lüdemann und die Herrmann Künne wurden an der Pier von Narvik während des Bunkers von Brennstoff von der Jan Wellem durch englische Schiffsartillerietreffer beschädigt, ebenso, wie die Diether von Roeder.
Unverzeihlich ist der Fehler der deutschen Schiffsbesatzungen, die die Tiefeneinstellung der Torpedos bei 4 Meter belassen hatten, der Einstellung für Großkampfschiffe, anstatt diese Einstellung auf 2 Meter anzupassen, was für die Vernichtung feindlicher Zerstörer notwendig gewesen wäre. Durch diese Unachtsamkeit ging der von unseren Schiffen aus dem Hafen von Narvik auf die Engländer abgefeuerte Torpedofächer glatt unter den Kiellinien der Engländer hindurch und verfehlte sein Ziel.
Warburton-Lee, der zu diesem Zeitpunkt bereits glaubte, einen großen und entscheidenden Sieg über unsere Flottille davongetragen zu haben, trat mit seinen unbeschädigten Schiffen nunmehr den Rückzug an, wobei er jedoch unvermittelt auf unsere Zerstörer Wolfgang Zenker, Erich Giese und Erich Koellner traf, die sich seit Beginn des Gefechtes im Herjangsfjord aufgehalten und gegen 5:00 Uhr alarmiert worden waren. Auch trafen, aus Richtung Ballangen kommend, Z 2 Georg Thiele und Z 11 Bern von Arnim ein, so dass die Engländer nun von zwei Seiten aus unter Beschuss der Schiffsartillerie genommen werden konnten. Dabei war es ihnen nach einem Seemanöver nunmehr möglich, ihre gesamten Breitseiten mit jeweils 5 Geschützen gegen die beiden Buggeschütze der Engländer abzufeuern.
Der Flottillenführer Hardy erhielt mehrere Treffer und strandete im seichten Wasser des Fjords, wobei Warburton-Lee ums Leben kam. Die Hunter wurde in Brand geschossen und später von ihrem Schwesterschiff Hotspur, das einen Treffer in die Ruderanlage bekommen hatte, gerammt, worauf die Hunter sank.
Die beiden verbliebenen englischen Zerstörer konnten die Georg Thiele und die Bernd von Arnim mit ihrer Schiffsartillerie beschädigen, bevor sie sich mit der Hotspur zurück zogen. Die deutschen Zerstörer waren gezwungen, die Verfolgung wegen Brennstoffknappheit abzubrechen.
Beim Auslaufen aus dem Fjord gelang es dem britischen Verband, den deutschen Versorger Rauenfels zu entern und in die Luft zu sprengen.
Somit war, unter hohen Verlusten, der erste feige und hinterhältige Angriff der englischen Marine auf Narvik dennoch erfolgreich abgewehrt worden.
Auf deutscher Seite waren die Zerstörer Wilhelm Heidkamp und Anton Schmitt versenkt, Diether von Roeder, Bernd von Arnim, Herrmann Künne, Hans Lüdemann und Georg Thiele durch englische Schiffsartillerie beschädigt worden, Diether von Roeder galt als schwer beschädigt.
Seitens der Engländer waren HMS Hardy und HMS Hunter versenkt und HMS Hotspur beschädigt worden.
Zwar waren wir siegreich vor Narvik bei der Abwehr des ersten hinterhältigen englischen Angriffes gewesen, aber mir selbst war zumindest zu diesem Zeitpunkt bereits vollkommen klar, dass es seitens der Engländer weitere heimtückische Überfälle auf unsere Kräfte in Narvik geben würde und die nächtlichen Bombenangriffe ihrer gewaltigen Geschwader, versorgt mit Benzin und Bomben von ihrem amerikanischen Alliierten, die unsere deutschen Städte und Dörfer heimsuchten, um uns zu demoralisieren und unseren Willen und unsere Entschlossenheit zu brechen, bestärkten mich noch einmal gründlich in der Richtigkeit meiner bereits früher getroffenen Einschätzung der anglo-amerikanischen Wesensart.
Nachdem der tapfere Bonte nun im Fjord vor Narvik den Heldentod gestorben war, führte nunmehr Fregattenkapitän Bey das Kommando über die verbliebenen deutschen Einheiten.
Die schwer beschädigte Diether von Roeder war nicht mehr seefähig, die übrigen beschädigten Schiffe konnten mit Bordmitteln repariert und instand gesetzt werden.
Am Nachmittag des 10. April befahl Raeder schließlich den Rückmarsch des Verbandes nach dem Reich.
Bey stieß beim Rückmarsch allerdings zunächst mit den unbeschädigt gebliebenen Zerstörern Erich Giese und Wolfgang Zenker am Ausgang des Fjordes auf den Leichten Kreuzer HMS Penelope, der mit 8 weiteren Zerstörern die Order erhalten hatte, der deutschen Flottille den Rückmarsch aus dem Fjord zu verlegen, so dass Bey ins Reich funkte, ein Ausbruch sei unmöglich.
Aber, schon am nächsten Tag, den 11. April 1940, lief die HMS Penelope während der Verfolgung eines unserer Versorgungsschiffe auf einen der tückischen Felsen des Fjords und wurde dabei derart schwer beschädigt, dass sie von einem Zerstörer abgeschleppt werden musste.
So konnte der offenbar durch den englischen Verband auf unsere Einheiten geplante hinterhältige Angriff zunächst nicht durchgeführt werden.
Allerdings führten die Engländer nun das Schlachtschiff HMS Warspite gemeinsam mit 4 weiteren Zerstörern in Richtung Narvik heran.
Am Nachmittag des 13. April lief dieser Verband dann, inzwischen um 4 weitere Zerstörer aus dem ursprünglichen Verband der Penelope verstärkt, unter dem Befehl von Vizeadmiral William Withworth in den Ofotfjord ein.
Unsere Einheiten waren indes durch die deutsche Funkaufklärung vor dem bevorstehenden Angriff des englischen Verbandes gewarnt worden und planten, ihre verbliebenen 7 noch seetüchtigen Zerstörer in Nebenfjorde zu verlegen, um die englischen Schiffe von dort, aus dem Hinterhalt heraus, anzugreifen.
Durch den Brennstoffmangel gelang dies jedoch nur Z 19 Herrmann Künne und Z 13 Erich Koellner, die die HMS Warspite auf dem Weg zu ihren befohlenen Positionen gegen 13:00 Uhr sichteten.
Allerdings waren Herrmann Künne und Erich Koellner bereits durch das Bordflugzeug der HMS Warspite entdeckt und ihre Positionen gemeldet worden.
Die englischen Zerstörer Eskimo und Bedouin eröffneten daraufhin sofort das Feuer. Die Erich Koellner sank nach zahlreichen Treffern durch die HMS Warspite und die beiden Zerstörer Eskimo und Bedouin.
Nachdem die Herrmann Künne ihre gesamte Munition verschossen hatte, entschloss sich der tapfere Kommandant dazu, sein Schiff im Herjangsfjord auf Grund zu setzen, damit sich die Mannschaft an Land retten konnte. Das Wrack wurde durch einen Torpedotreffer vollständig zerstört.
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