Mein Name ist …
Mein Name ist …
Ich bin Alkoholiker
Walter Wanless
Impressum
Texte: © Copyright by Robert Wanless
Umschlag:© Copyright by Robert Wanless
Verlag:Walter Wanless
Tassilostrasse 29A
85126 Münchsmünster
intern@gabauer.de
Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,
Berlin
Prolog
Geneigter Leser! Da Sie sich dieses Buch gekauft haben, kann ich wohl davon ausgehen, dass Sie mit dem Problem Alkoholismus konfrontiert wurden oder werden. Ob Sie nun selbst mit dieser Krankheit behaftet sind oder nicht, ist nebensächlich. Ich möchte Ihnen meine Geschichte erzählen, die mit Sicherheit anders ist, als die Geschichten, von denen Sie bisher gehört oder gelesen haben.
Manch einer glaubt, dass er alles weiß und doch kann man ihn immer wieder mit einer neuen Erzählung überraschen. Vor allem beim Thema Alkohol zeigt sich, dass von den vielen Millionen kranken Menschen keiner, aber auch wirklich keiner, dieselbe Geschichte hat. Man kann vielleicht sagen, dass es dem einen oder anderen ähnlich ergangen ist, aber auf keinen Fall genau so. Das Einzige, was Sie und ich gemeinsam haben, ist diese Krankheit. Die Krankheit, die unser Leben beeinflusst, uns tötet, unser Leben und unsere Umgebung zerstörten. Lesen Sie meine Geschichte und erfahren Sie, wie man aus diesem Teufelskreis herauskommen kann.
Glauben Sie nicht an irgendwelcher Heiler, die Ihnen versprechen, dass er Sie vom Alkoholismus heilen kann. Glauben Sie auch nicht an irgendwelche Rituale, die Ihnen eine Heilung versprechen. Glauben Sie an gar nichts, nur an sich selbst. Denn diese Krankheit ist unheilbar und tödlich, genauso wie manche Krebsarten unheilbar sind und unweigerlich zum Tod führen, so kann auch Sie diese Krankheit töten. Sie können sie nicht heilen, aber Sie können sie, anders als bei Krebs oder anderen tödlichen Krankheiten, zum Stillstand bringen und somit weiter leben. Lesen Sie meine Geschichte und denken Sie darüber nach.
Gute 24 Stunden wünscht Ihnen
Ihr Walter Wanless
Kapitel 1: wie alles begann
Im zarten Alter von 12 Jahren hatte ich meinen ersten Rausch. Dazu kam es, als ich mit meiner Mutter auf einem Volksfest war. Sie saß an einem der Bierzelttische und wollte partout nicht nach Hause gehen. Also dachte ich mir: „Da musst du nachhelfen.“ Das tat ich dann auch, indem ich den Bierkrug immer wieder leer trank. Dies ging ein paar Mal so und meine Mutter bestellte sich immer wieder eine Maß dazu. Schließlich war es schon spät geworden und endlich entschloss sich meine Mutter, zu gehen.
Als wir dann zuhause angekommen waren, ging ich sofort ins Bett, denn mir war speiübel. Am nächsten Morgen ging es mir so schlecht, dass ich nicht aufstehen konnte. Der Zustand dauerte drei Tage, erst dann war ich wieder in der Lage mich einigermaßen koordiniert zu bewegen. Wir hatten so ein medizinisches Buch zuhause, in dem so manche Krankheit aufgeführt war. Ich versuchte also in diesem Buch etwas zu finden, das mir helfen würde diese Übelkeit, diese Kopfschmerzen und alle anderen Symptome eines Katers zu bekämpfen.
Meine Mutter hatte dann eine „großartige Idee“: Sie gab mir Hollersekt, also hausgemachten Holundersekt. Sie bedachte aber nicht, dass auch dieser Alkohol als Inhaltsstoff hatte und so bekam ich meinen ersten „Aufgewärmten“. Danach ging es mir zwar besser, aber heute weiß ich, dass dies der Einstieg in mein Leben als Alkoholiker war. Ich will jetzt hier nicht meine Mutter an den Pranger stellen, oder ihr die Schuld daran geben, denn im Endeffekt lag es an mir, was ich daraus machte.
Wie viele andere Jugendliche zu meiner Zeit war ich auch Mitglied bei der Feuerwehr. Bei uns war es so üblich, dass die Feuerwehr am ersten Mai den Maibaum aufstellte und so ist das auch heute noch. Selbstverständlich gehört zum Maibaum aufstellen auch das Fest hinterher. Es gab Freibier und ich bediente mich großzügig. Es kam, wie es kommen musste, am Abend hatte ich einen gewaltigen Rausch und musste von meinen Kameraden nach Hause gebracht werden. Ich legte mich ins Bett, schlief meinen Rausch aus und am nächsten Morgen machte ich weiter. Mit einem unglaublichen Durst wachte ich auf und mir fiel nichts Besseres ein, als Bier zu trinken. Irgendjemand hatte mir mal gesagt, dass man, wenn man einen Kater hat, am Besten mit dem weiter macht, mit dem man aufgehört hat. Also Bier. Prompt hatte ich einen „Aufgewärmten“.
Da ich auch beim Trachtenverein aktiv war, kam es vor, dass wir nach der Tanzprobe noch ein wenig beisammensaßen und ein paar Halbe tranken. Meist blieben wir, bis uns der Wirt rausschmiss, weil er zusperren wollte. Was dann? Anstatt nach Hause zu gehen, marschierten wir zu unserer „Bude“.
Wir hatten bei einem unserer Freunde im Garten einen Schuppen gebaut, in dem wir sozusagen unsere „private Kneipe“ hatten. Dort soffen wir dann meist bis in die frühen Morgenstunden. Wir gaben dort auch Partys, meist im Sommer, und Geburtstagsfeten hielten wir auch aus Kostengründen dort ab. All diese Begebenheiten brachten mich auf den Weg zum Alkoholiker. Seltsamerweise wurde keiner meiner Freunde von dieser Krankheit befallen. Nur wussten wir das damals noch nicht. Aber selbst, wenn wir gewusst hätten, was daraus werden kann, hätten wir es mit Sicherheit trotzdem gemacht, weil uns das egal war.
Mit fünfzehn Jahren kam ich dann in die Lehre. Ich wollte den Beruf des Kochs erlernen und das weit weg von zuhause. Es ging alles gut und ich hatte viel Spaß. Weggehen, so wie meine Kollegen, war aber nicht drin, da man mir mein Alter ansah. Ich sah aus wie ein kleines Kind, obwohl ich eigentlich schon (!) fünfzehn beziehungsweise später sechzehn Jahre alt war.
Ich hatte eine Körpergröße von unter einem Meter vierzig, also durchaus als klein zu bezeichnen. Dadurch kam ich in keine Disco, in Lokalen bekam ich kein Bier und auch in meinem Lehrbetrieb war Alkohol strengstens verboten. Trotzdem kam es ab und zu vor, dass ein Gast für die Küche eine Maß Bier oder eine Radlermaß bezahlte, die wir dann trinken durften. Es blieb aber nicht allzu viel übrig, denn eine Maß für über zwanzig Leute ist nicht gerade viel. Da wir in der Küche aber eine Menge Alkohol in Form von Wein, Cognac, Weinbrand, Rum und mehr herumstehen hatten, konnte ich es nicht lassen, ab und zu davon zu trinken. Eines Tages, ich weiß es noch wie gestern, hatte ein Kollege Geburtstag und zahlte für die gesamte Mannschaft fünf Liter Goaßmaß und ein paar Laternenmaß.
Eine Goaßmaß ist eine Mischung aus Bier und Cola. Eine Laternenmaß ist eine Art Weinschorle in einem Maßkrug, in den auch noch ein Glas, meist Kirschlikör, gestellt wurde. Ich bediente mich ganz selbstverständlich und trank und trank und … Wie ich dann in mein Zimmer kam, das außerhalb vom Hotel war, weiß ich nicht mehr, aber eine Spur zeigte mir überdeutlich am nächsten Tag, wo ich lang gelaufen bin. Sie führte aus der Küche, die Straße entlang bis zu dem Haus, in dem ich mein Zimmer hatte. Dort durch die Haustüre, die Treppe hinauf und schließlich in mein Zimmer.
Natürlich musste ich die Spur selbst beseitigen, was nicht gerade angenehm war. Natürlich war mir bewusst, dass die Spur auch für andere alles anderes als appetitlich war.
Ich hatte in den Jahren danach eine ansehnliche Hausbar beisammen, die ich immer selbst leerte und die, sobald eine Flasche leer war, sofort wieder aufgefüllt wurde.
Die Jahre gingen ins Land, und ehe ich mich versah, war der Zeitpunkt für die Gesellenprüfung gekommen. Am Tag der Prüfung war ich verständlicherweise sehr aufgeregt und prompt fiel ich durch. Zum Glück bekommt man eine weitere Chance die Prüfung zu wiederholen. Am Tag, als diese Prüfung anstand, trank ich schon frühmorgens einen Kräuterlikör, um nicht so aufgeregt zu sein. Tatsächlich bestand ich die Prüfung und war nun reif für andere Schandtaten. Ich zog aus, um Koch zu werden. Leider bestand meine Haupttätigkeit von nun ab darin, mich täglich zu besaufen.
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