Dies war auch einer der Gründe, dass ich mehrmals meine Arbeitgeber wechseln musste. Nach etwa einem Jahr musste ich zur Bundeswehr. Da ging es dann richtig rund. Ich war bei einer Einheit, die mehrmals im Jahr zu Übungsplätzen fahren musste. Da ich in der Küche war, was absolut nicht selbstverständlich gewesen ist, wir hatten sogar einen Postboten in der Küche, „durfte“ ich selbstverständlich mit auf Übung. Ich erinnere mich noch gut, als wieder einmal die Ostsee an der Reihe war. Da ich von anderen wusste, dass es dort selbst für Manöver schön war, meldete ich mich freiwillig. Falsch gedacht!
Da mich der zuständige Feldwebel der Küche nicht leiden konnte, lehnte er meine Meldung ab. Also nichts mit Ostsee! Ich kam aber trotzdem mit, denn nach etwa einer Woche zerstörte ich die Plane eines Lkw, indem ich ohne Einweiser rückwärtsfuhr und auf die Befestigungsschnur drauf kam. Logischerweise riss dadurch die Plane und es kam, wie es kommen musste: Unser Spieß wollte mich dafür logischerweise bestrafen und schickte mich an die Ostsee! Das waren sechs Wochen Besäufnis pur. Selbst unser Küchenchef, ein Stabsunteroffizier, besoff sich so, dass er sogar im Dienst auf dem Tisch tanzte. Es stellte sich natürlich die Frage, wie wir die Sauferei finanzieren sollten. Unser „Stuffz“ wusste schon, wie. Er war schon öfter dort und hatte seine Verbindungen nach draußen zu den Lieferanten. So kam es, dass der Bäcker von uns Wurst erhielt, der Metzger dafür Brot und wir noch Geld dazu.
Nach der Zeit bei der Bundeswehr suchte ich mir wieder Arbeit als Koch. Da dieser Berufsstand über mangelnde Arbeit und zu wenig Personal nicht zu klagen hatte, fand ich bald eine Stelle in einem bayerischen Urlaubsort in der Nähe des Königssees. Auch dort ging selbstverständlich meine Sauferei weiter. Ich fing dazu noch ein Verhältnis mit meiner Küchenhilfe an, was vom Arbeitgeber her nicht gerne gesehen wurde. Er hatte mir sogar, da mein Zimmer neben dem ihren lag, aufgetragen, dass ich etwas aufpassen sollte, denn sie hatte während ihrer Tätigkeit im Hotel immer wieder andere Männer mit auf ihr Zimmer genommen.
Da hatte er wohl den „Bock zum Gärtner“ gemacht! Ich hatte mein Zimmer im obersten Stockwerk, es war die vierte Etage, gleich unter dem Dach. Wieder einmal verbrachte ich die Nacht bei ihr und wir soffen eben zu zweit. Als ich in der Nacht in mein Zimmer zurück wollte, stellte ich mit Entsetzen fest, dass ich meinen Schlüssel verlegt hatte. Wir suchten das gesamte Zimmer ab, sogar unter dem Bett haben wir nachgesehen.
Aber kein Schlüssel war zu finden. Ich hatte schon den Verdacht, dass sie nicht wollte, dass ich wieder gehe, aber sie beteuerte mir überzeugend, dass dem nicht so war. Ich musste aber zurück in mein Zimmer, denn dort hatte ich meine Berufskleidung. Was tun? Kurzerhand kletterte ich aus dem Fenster und übers Dach zu meinem Zimmer. Ich hatte damals, genauso wie heute, die Angewohnheit, das Fenster bei Nacht offen zu lassen. Daher schien mir das der einzige Weg, zurück in mein Zimmer zu kommen.
Wenn ich heute daran denke, dass ich, voll wie tausend Haubitzen, über das Dach im vierten Stock kletterte, wird mir immer noch übel. Es klappte aber alles bestens. Es passierte mir nichts. Am nächsten Morgen, als ich wieder in der Küche stand, kam sie mit dem Schlüssel in der Hand zu mir und gab ihn mir lächelnd. Anschließend gab sie mir eine gewaltige Ohrfeige und stauchte mich zusammen. Leider hatte diese Nacht auch zur Folge, dass ich meine Kündigung bekam. Da es aber immer noch an qualifiziertem Küchenpersonal in der Gegend mangelte, war es nicht schwer, eine neue Stelle zu bekommen.
Dort ging meine Sauferei natürlich weiter und ich hielt es für selbstverständlich, dass ich die Nächte meist in irgendwelchen Kneipen verbrachte. Auch hier gab es natürlich Küchenmädchen und eine davon hatte ich für mich auserkoren. Sie war Türkin, aber sie hatte etwas an sich, das mich ungeheuer anzog. Sie war sehr hübsch, fast schon eine Schönheit, denn sie war auch noch Eurasierin. Sie erwiderte meine Gefühle auf ihre Art und war auch nicht böse, wenn ich wieder mal eine Nacht wegblieb.
Zu einer näheren Beziehung kam es aber nicht, weil sie Mohammedanerin war und ihrem Glauben und Erziehung nach voreheliche Beziehungen verboten waren, was ich selbstverständlich akzeptierte. Natürlich redeten wir auch über das Thema und sie erklärte mir, dass sie nichts dagegen habe, wenn ich mir eine andere Frau nebenbei suchen würde. Es käme für sie nur nicht infrage, mit mir im Bett …! Also tat ich, was sie mir erlaubt hatte. Mein Kollege Sammy, ein Kellner, hatte in einem Hotel direkt am Königssee ein Zimmermädchen zur Freundin.
Er nahm mich einmal mit zu ihr und ich stellte fest, dass sie gemeinsam mit einer Kollegin ein Zimmer bewohnte, das im ersten Stock eines Friseurladens war. Ich freundete mich mit der Kollegin an und schon bald wurden wir einig. Ich verbrachte so manche Nacht dort und stellte für mich fest, dass ich doch ein Riesenschwein sei. Ich hatte hier ein Verhältnis und im Hotel, in dem ich arbeitete, eine feste Freundin. Eines Abends, Sammy und ich waren wieder einmal auf Sauftour, kam uns die glorreiche Idee, doch unsere „Zimmermädchen“ zu besuchen. Gesagt, getan, ich fuhr also mit dem Auto, obwohl ich schon ziemlich getankt hatte, hinauf zum Königssee und wir gingen zu dem Haus, in dem die beiden wohnten.
Wir sahen das Licht aus ihrem Fenster scheinen und warfen kleine Steinchen nach oben. Es dauerte eine Weile, bis sich das Fenster öffnete und mein Mädchen herausschaute. Ich sagte: „Mach auf, ich möchte zu dir.“ Sie antwortete: „Das geht heute nicht, der Chef ist im Haus und hat die Haustüre abgesperrt.“ Ich dachte mir: „Na gut, dann eben anders.“ Unter dem Fenster war eine Markise angebracht, die im Sommer ausgerollt wurde, damit die Sonne nicht in den Friseurladen, der unterhalb ihres Zimmers lag, scheinen konnte.
Sammy und ich benutzten diese „Steighilfe“, um in das Zimmer zu kommen. Bei Sammy, der als Erster kletterte, ging noch alles gut. Aber bei mir krachte die Markise herunter und war stark beschädigt. Sammy hatte mich noch mit einer Hand erwischt und zog mich hinauf. Als wir in dem Zimmer waren, wurden wir ziemlich unfreundlich vom Chef der beiden Mädchen begrüßt. Er hatte den Lärm, den wir beim „Fensterln“ gemacht hatten, gehört und war in das Zimmer der beiden gegangen. Natürlich nicht, ohne vorher anzuklopfen. Sammy und ich mussten uns eine gewaltige „Gardinenpredigt“ anhören und die Mädchen natürlich ebenso. Die beiden konnten sofort ihre Koffer packen, denn ihnen waren noch auf der Stelle fristlos gekündigt worden. Die Markise bezahlten wir natürlich, denn es wäre nicht unbedingt die feine Art gewesen, diesen Schaden dem Friseurmeister selbst bezahlen zu lassen.
Nun standen wir da, Sammy und ich. Wir sind dann die nächsten Tage in die Kneipen und Discos, um uns neue Mädchen zu suchen. Sammy war erfolgreich dabei, ich aber leider nicht. So kam es, dass ich eines Nachts bei meiner türkischen Freundin war. Es war alles ganz harmlos, denn wir haben nur fern gesehen. Plötzlich ging die Zimmertüre auf und ihre Schwester stand vor uns.
Als sie mich sah, ging sie sofort wie eine Furie auf mich los. Wir kamen gar nicht dazu, irgendetwas zu erklären. Sie schrie mich nur an: „Wenn ich jetzt eine Messer hätte, ich wurde dich totmachen! Jetzt gleich, sofort!“ Ihr Deutsch war nicht das Beste, was mir seltsamerweise sofort auffiel. Ich verließ das Zimmer und sie lief schreiend immer hinter mir her. Sie schwang dabei ihre Handtasche und drohte damit, sie mir auf den Kopf zu schlagen und mich damit umzubringen.
Schließlich kam die Besitzerin des Hotels angelaufen und fragte, was denn hier los sei. Die Schwester schrie sie an: „Was fällt dir ein! Warum lässt du dass zu, dass meine Schwester mit einem deutschen Mann in einem Zimmer alleine ist?“ Die Wirtin schrie zurück: „Halt du deinen Mund! Das hier ist mein Haus und was deine Schwester macht, ist ganz alleine ihre Sache!“ Inzwischen hatten auch Hotelgäste das Geschrei mitbekommen und fragten, was denn los sei.
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