Ja, Kind, Frau Junge: wir waren also auf dem Septemberfeldzug und mitten in der Tiefe des polnischen Raumes!
Der ganz äußerste rechte Flügel der 10.Armee rannte praktisch mit den Polen, die sich auf ihre großen Flüsse ins Landesinnere hin zurückzogen, um die Wette. Das waren ganz starke polnische Kräfte und Verbände, die sich da in Richtung auf die Weichsel hin zurückzogen, um dann zu forcieren und nach Osten über die Weichsel zu setzen. Aber am 9. September hat dieser äußerste rechte Flügel unserer 10. Armee diese sich unablässig in Richtung Weichsel zurückziehenden Kräfte doch tatsächlich überholt und sie noch vor dem Weichselufer eingekesselt.
Es waren starke Kräfte der polnischen Armee Prusy, die unsere Panzer von der Weichsel in östlicher Richtung abgeschnitten und eingeschlossen hatten. Sie verteidigten noch das Gebiet um die mittelpolnische Kleinstadt Radom herum und ein ganz klein wenig polnische Infanterie lag noch im Gelände einer mittelalterlichen Burg oberhalb der Stadt I??a. Aber am 9. September drückten wir dann den Kessel ein und nur ganz wenige polnische Infanterieverbände konnten noch über die Weichsel hinweg entkommen. Wir machten hier ungefähr 60.000 Gefangene, als der Kessel von Radom dann am 12. September kapitulierte.
Nur ein einziges Mal im gesamten Septemberfeldzug griffen uns die Polen aktiv an! Nur ein einziges Mal!
Es war die Armee Posen, die nördlich der Stadt Kutno den linken Flügel unserer 8. Armee attackierte.
Unsere Aufklärung hatte in schändlichster Form versagt, so dass es den Polen unbemerkt gelungen war, nördlich der Bzura, was ein zentralpolnischer linksseitiger Nebenfluss der Weichsel ist, zwei polnische Armeen zusammenzuziehen, die insgesamt acht Infanteriebrigaden und zwei Kavalleriedivisionen umfassten.
Diese Streitmacht griff nun die vorrückende 8. Armee unter Blaskowitz an. Und zwar in der Flanke und im Rücken.
Aber die Armee konnte, unter ganz geringen Verlusten, die Situation stabilisieren und mit der Umfassung dieser polnischen Truppen beginnen.
Aus Norden und Westen griff dann sogleich die 4. Armee unter von Kluge ein.
Zusätzlich verlegte die 10. Armee unter von Reichenau aus dem Südosten schnell zahlreiche Panzer und motorisierte Verbände an den Brennpunkt der Kämpfe. So konnten wir auch hier die Polen rasch einkesseln und ich befahl am 16. September einen Großangriff der Luftwaffe mit 820 Flugzeugen. Nachdem der Ausbruchsversuch der Polen aus dem Kessel misslungen war, ergaben sie sich am 19. September. Wir machten allein hier 170.000 polnische Gefangene! Damit war der Septemberfeldzug praktisch für uns gewonnen!
Warschau war nun also großräumig eingekesselt! Die Festung Modlin war eingekesselt! Und der Kessel von Radom hatte am 12. September kapituliert. Am 13. September hatte die Luftwaffe die Kleinstadt Frampol bei Lublin in Schutt und Asche gelegt. Unter dem Eindruck dieser überwältigenden Siege, befahl die polnische Führung nun ihren versprengten Truppen, sich in den Südosten des Landes zurückzuziehen. Vermutlich, weil sie hofften, sich dort in den Bergen noch einige Zeit halten zu können, bis Frankreich und England Nachschub an Kriegsgerät und Munition über das mit Polen verbündete Rumänien geliefert hätten.
Die im Südosten Polens kämpfende 14. Armee ließ ich nunmehr nach Nordosten einschwenken, wo sie sich hinter dem Bug mit der Heeresgruppe Nord vereinigte.
Die Heeresgruppe Süd schloss nun, wie bereits gesagt, die Armee Posen mit Masse ein und rieb sie auf.
Guderian gelang es mit dem XIX. Armeekorps, die polnische Verteidigungslinie am Fluss Narew zu durchbrechen.
Es waren hier vor allem Bunker errichtet worden, allesamt Stahlbetonkonstruktionen, ganz ähnlich wie die Maginot-Linie in Frankreich nur kleiner, also vielleicht acht Bunker, um die Linie am Narew und um den Flußübergang östlich der Stadt Wizna zu verteidigen.
Die Polen hatten hier die Brücke über den Narew gesprengt. Aber Guderian ließ eine 60 Meter breite Pontonbrücke errichten. Es gab hier nur ganzwenig deutsche Verluste an Menschen und an Material. Ich glaube, einige deutsche Panzerwagen hatten wir verloren.
Guderian machte an diesem Platz ungefähr 70 Gefangene in den Bunkeranlagen.
Nun konnte Guderian östlich des Flusses Bug mit starken Panzerkräften nach Süden und auf Brest-Litowsk vorstoßen.
Brest-Litowsk: das war ja eine polnische Festung am Flusse Bug. Guderian erreichte das Gebiet am 13. September und begann unverzüglich mit der Aufklärung. Am 14. September begann er dann mit dem Angriff. Und am 17. September hatte er dann die Festung eingenommen.
Brest-Litowsk: das waren ja Gebiete, die ich Stalin zugesichert hatte.
Jedenfalls konnten sich am 18. September 1939 Guderians Truppen südlich von Brest-Litowsk mit der 14. Armee vereinigen. Damit hatten wir nun die Masse der polnischen Truppen vollständig umfasst und auch deren Hoffnung, wenigstens den Südosten noch eine Weile halten zu können, war ja nun zerschlagen worden.
Ich hatte ja unablässig, schon seit der Kriegserklärung Frankreichs und Englands an das Reich, die Russen immer wieder dazu gedrängt, nun endlich auch ihrerseits in Polen einzumarschieren.
Aber Molotow ließ mir über Schulenburg und das Auswärtige Amt ausrichten, die Russen wären noch nicht so weit und sie bräuchten bis zum Einmarsch in Polen noch mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Wochen.
Und nun dauerte es noch bis zum 17. September, ehe der Russe endlich seinerseits angriff und in Ostpolen einmarschierte.
Unsere Truppen konzentrierten sich jetzt darauf, die zwischen Weichsel und Bug eingeschlossenen polnischen Einheiten zu liquidieren und polnische Verbände bei Lemberg und bei Rawa Ruska aufzureiben, die versuchen wollten, sich in das verbündete Rumänien zurück zu ziehen.
Am 22. September ließ ich den großen Warschauer Kessel durch eine Offensive von Osten her in zwei Teile spalten.
Zwei volle Tage lang ließ ich die Luftwaffe den Kessel bombardieren. Das Opfer von 26.000 polnischen Zivilisten rührte mich nicht. Dies ist ein Krieg der Weltanschauungen! Und in einem solchen Kriege kenne ich keine Zivilisten!
Am 23. September zerschlugen wir bei Lublin die Reste der polnischen Armee und brachen damit ihren organisierten Widerstand vollständig!
Am 28. September 1939 kapitulierte der Kessel von Warschau. Wir machten hier 120.000 Gefangene. Am 29. September kapitulierte dann der Kessel von Modlin. Hier hatte ich auch die Leibstandarte-SS Adolf Hitler eingesetzt. Wir machten ungefähr 35.000 Gefangene.
Und am 1. Oktober 1939 kapitulierte dann endlich die polnische Besatzung der Festung auf der Halbinsel Hela.
Die allerletzte Feldschlacht, die wir in diesem Septemberfeldzug in Polen schlugen, war die Schlacht bei der Kleinstadt Kock, vom 2. bis zum 5. Oktober 1939.
Das XIV. motorisierte Korps unter von Wietersheim erzielte hier am Morgen des 6. Oktober 1939 die Kapitulation der polnischen Einheiten, die über keinerlei Munition mehr verfügten. An diesem Platz machten wir 17.000 polnische Gefangene.
Die polnische Regierung war ja bereits am 18. September 1939 nach Rumänien geflohen. Demzufolge blieb eine offizielle Kapitulation aus.
Ich schickte dann Ribbentrop am 28. September nach Moskau, wo er mit Molotow den Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag abschloss, der auch die territorialen Demarkationslinien unser beiderseitigen Interessensgebiete in Polen festlegte.
Ich bin nicht bereit, an dieser Stelle über angebliche Gräueltaten zu sprechen, die unsere Truppen angeblich im besetzten Polen zu verantworten hätten! Ich habe es bereits mehrfach gesagt: in diesem Kriege gibt es, vor allem im Osten, wo er ein Weltanschauungskampf ist und seiner Natur nach auch immer sein muss, keinerlei Zivilisten mehr!
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