3 Monate Grundausbildung sind rasch vorbei. Andreas rückt als sogenannter »Spitzensportler« in die »Generaloberst Beck Kaserne« in die Sportschule der Bundeswehr in Sonthofen im schönen Allgäu ein.
Auf der »Ordensburg«, in der schon Nazi-Größen im 1000-jährigen Reich zuhause waren, sind neben der »Sportschule der Bundeswehr« auch noch »Feldjäger«, die »Military Police« untergebracht. Andi genießt zusammen mit seinen Sportkameraden absolute Sonderbehandlung.
Im Gegensatz zu Kempten, wo die Trillerpfeife gegen 5 Uhr morgens ertönt, erheben sich die »Athleten« gemächlich gegen 7.30 Uhr in ihren nett möblierten 2 Bett-Zimmern aus den bequemen Betten mit Federkernmatratze. Meist tragen sie einen schicken Trainingsanzug der Edelmarke »Carlo Gruber« mit schwarz-rot-goldenen Streifen und Trainingsschuhe von Adidas. Im Kreis der ihren Wehrdienst ableistenden Spitzensportler befinden sich im Übrigen auch der künftige Renndirektor der FIS Günther Hujara und der langjährige Erfolgstrainer der norwegischen Skialpin Mannschaften Martin Oswald. Damals wissen diese aber noch nicht, was einmal auf sie zukommen wird.
Andreas knüpft recht gute Kontakte, welche ihm im Lauf seines Lebens noch recht hilfreich sein werden. Gute Beziehungen haben selten geschadet! Auch hier kommen viele der alpinen Skisportler aus wohlhabenden und einflussreichen Elternhäusern aus ganz Deutschland.
Das opulente Frühstück wird in einem speziellen Raum eingenommen, damit kein Neid der restlichen Truppe aufkommt. Es gibt neben Müslis verschiedener Art auch Steaks, Eier mit Schinken und alles, was das Herz begehrt. Das Niveau liegt auf dem eines 4-Sterne Hotels.
Gegen 9.30 Uhr wird entsprechend den Erfordernissen der verschiedenen Sportarten trainiert. Neben den alpinen Skirennläufern gibt es Skilangläufer, Mitglieder von Eishockey Bundesliga-Mannschaften, einige Box-Champions verschiedener Gewichtsklassen, 2 Leichtathleten und einen Ski-Bob-Fahrer. Die anderen geförderten Sportarten sind in Warendorf in Westfalen untergebracht. Die ganze Kompanie zählt nur circa 30 »Superathleten«. Bald bemerkt Andreas, dass er ganz gut im Elite-Rudel mitschwimmt und dass mancher Athlet hier gar nicht so super wie auf dem Papier ist.
Anscheinend gibt es auch hier Kollegen, die nicht nur über das Leistungskriterium den Zugang zur deutschen Militärsport-Elite geschafft haben.
Sobald Ende November am Grasgehren bei Balderschwang der erste Schnee gefallen ist, rücken die alpinen Skirennläufer im kleinen Mannschaftsbus zum Slalomtraining aus.
Andreas ist auf dem Ski ganz gut dabei. Er empfindet den Wehrdienst als nett bezahlten Urlaub. Da er sich für 2 Jahre verpflichtet hat, erhält er fünfmal soviel Sold wie seine Kollegen, die nur 15 Monate fürs Vaterland im Einsatz sind. Obendrein gibt es nach 2 Jahren eine kleine Abfindung, die für ein gebrauchtes Auto reichen wird. Jeden Mittag stehen 2 Stunden Bettruhe auf dem Dienstplan, damit sich die »Superathleten« von den Trainingseinheiten erholen können.
Andreas gewöhnt sich im Lauf der Zeit so an diese Bettruhe, dass er noch nach Jahren nach dem Mittagessen müde wird. An den Wochenenden nehmen die Skirennläufer an nationalen und internationalen Skirennen teil. Sie werden üblicherweise dafür von Donnerstag bis Montag freigestellt.
Obergefreiter Oliver Vredemann ist Boxer und deutscher Vizemeister im Halbschwergewicht. Er verfügt über den stahlhart modellierten Luxuskörper von »Rocky«.
Sein Kopf ist dem eines »Primaten« sehr ähnlich. Er hat bereits die 3. Zähne, die er Abends herausnimmt und in »Kukident 3 Phasen-Reiniger« taucht. Seine eigenen wurden ihm bei einem Boxkampf ausgeschlagen. Er klappert gerne mit seinem lockeren Gebiss herum. Seine Nase ist eingedrückt und daher wirkt sein Profil mongolisch.
Vredemann ist im 2. Beruf Unternehmer. Er fährt den heißesten Boliden der ganzen Kaserne. Einen »Glemser-Ford-Capri« in grellem Orange mit fast 300 Pferdestärken, breiten Seitenschwellern, Donnerrohren und Breitreifen auf verchromten Felgen mit Kotflügel-Verbreiterung.
Oliver beschäftigt mehrere weibliche Mitarbeiter, die im Rotlichtmilieu von Braunschweig auf Beutefang gehen. Sofern nicht spätestens alle 2 Tage der Ruf:
„Gefreiter Vredemann zur Registratur zum Geldabholen“, durch die Kaserne hallt, wird Oliver unruhig und ärgerlich. Dann braust er am Wochenende schnell nach Braunschweig, um seine weiblichen Freiberuflerinnen neu zu motivieren.
Montags wieder zurück in der Kaserne erscheint er leicht verlegen in der Stube von Andreas.
„Gaucho, kannst du mir mal ne Spritze geben?“
Gaucho ist der interne Spitznamen von Andreas, der dafür bekannt ist, einem Rodeo-Reiter gleich auf Skiern durch den Slalomwald zu tanzen. Oliver Vredemann überreicht Gaucho eine Packung »Megacillin Forte«, welches intramuskulär zu spritzen ist. Die sterile Einweg-Spritze hat er auch gleich dabei. Andreas stößt die Nadel gegen Vorauskasse von 20 DM gerne und schmerzhaft tief in den durchtrainierten »Gluteus Maximus« von Oliver Vredemann, welcher bei der Prozedur laut aufstöhnt. Er hat sich in Braunschweig beim Motivieren seiner neuen Mitarbeiterinnen wieder einmal einen handfesten Tripper geholt. Das heftige Brennen in seiner Harnröhre macht nun schon zum wiederholten Mal diese schmerzhafte und sich siedend heiß anfühlende Injektion unumgänglich. Diese Behandlung wird im Lauf der Zeit zu einer soliden und oft wiederkehrenden Einkommens-Quelle für den frischgebackenen Sanitätssoldaten und Spitzensportler Andreas. Vredemann scheut den ordnungsgemäßen Gang zum hier üblicherweise zuständigen Stabsarzt, um nicht weiter aufzufallen. Nebenbei bemerkt hat er es mit persönlichem Direkteinsatz geschafft, sich die hübsche und bisher unbedarfte 19-jährige Sahra gefügig und hörig zu machen. Sahra ist die einzige Tochter des Herrn Oberst, des Kommandanten der sogenannten »Ordensburg«.
Bald geht Sahra, wie Vredemanns andere Damen auch zum »Anschaffen«. Allerdings nur ortsnah regional im Großraum Sonthofen. Sie ist dadurch für ihren Gebieter leichter kontrollierbar. Vredemann führt dies dank fehlender Vorderzähne auf seine besondere »alt-französische« Liebestechnik zurück. Dadurch scheint Sahra´s Großhirn völlig ausgeschaltet und sie ihm komplett hörig zu sein.
Gefreiter Erwin Hacklberger ist klein, zäh und hässlich. Er ist ebenfalls Boxer. Dank zahlreich erlebter Blackouts und dem damit verbundenen endgültigen Untergang mehrerer Millionen Gehirnzellen ist er geistig nicht gerade der Hellste. Er kämpft als Fliegengewichtler. Zur Zeit ist er im Wettkampf leider etwas glücklos, daher oft übel gelaunt und sucht Streit. Er findet diesen schnell und leicht in der Kantine bei den Feldjägern. Diese wissen leider nicht, dass es sich beim schmächtigen Gefreiten Hacklberger um einen Boxmeister handelt. Der befreit sich hier gern vom Frust und schlägt manchen hünenhaften Feldjäger an der Bar ohne großen Anlass beim ersten groben Wort K.O.
Skikollege Obergefreiter Carlos Hornberger ist mit der Tochter des Leiters eines bayerischen Skigaues liiert. Dies verschafft auch Andreas, der wie Hornberger aus Rosenheim stammt, unschätzbare Vorteile. Er und Carlos gelangen in den Besitz sehr wichtiger amtlicher Stempel und Briefbögen. So geschieht es des öfteren, dass Carlos und Andreas zu wichtigen Ski-Trainingskursen des bayerischen Skigaues auf das vergletscherte Kitzsteinhorn bei Kaprun oder auf den Dachsteingletscher abberufen werden. Diese Kurse finden in Wirklichkeit nicht immer statt. Statt dessen freuen sich Carlos und Andreas über den Sonderurlaub.
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