Bernard Le Cordonnier
Ich überlebte den Urlaub
Ich überlebte den Urlaub
Bernard Le Cordonnier
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published by: epubli GmbH, Berlin
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Copyright: © 2019 Bernard Le Cordonnier
Cover & Konvertierung: Sabine Abels | www.e-book-erstellung.de
Eine ganz spezielle Nuance erfährt dieses Phänomen insbesondere dann, wenn Singles mit anderen Singles, die ihnen zu Anfang noch völlig fremd sind, Reisen unternehmen. Denn dabei gesellen sich zur persönlichen Befindlichkeit noch zwei weitere Kameraden: nämlich das Bilden von Gruppen, die sich untereinander nicht unbedingt grün sind und im Idealfall das Kennenlernen eines neuen Partners. Doch wie immer im Leben haben besonders für Letzteres die Götter den Schweiß vor den Erfolg gesetzt. Und die ersten groben Klippen möchten erstmal umschifft werden, was logischerweise im Single-Urlaub erfolgen soll, denn dafür ist er ja schließlich erfunden worden.
Dies alles vor der ungewohnten, sonnigen Traumkulisse am Meer, im Gebirge oder auf der Skipiste und natürlich beim Aprés danach. Dazu gesellt sich für die meisten Workaholics noch die Tatsache, dass Urlaub an sich immer einen Ausnahmezustand bedeutet, auf den man sich erstmal einlassen können muss. Für viele Stress pur.
All diese Befindlichkeiten und Komplikationen der Schutzbefohlenen unter einen Hut zu bringen erfordert bereits im Vorfeld das Talent, mit den zu erwartenden bekannten und gleichzeitig unwägbaren Situationen zurecht zu kommen, um selber stets den Überblick zu bewahren und das gemeinsame Ziel mit den anvertrauten Reiseteilnehmern erfolgreich zu erreichen.
Wie heißt es doch so schön: Der Weg ist das Ziel oder dass jeder Tag eine neue Welt bringe: Dies erkannt zu haben ist genau jenes Talent, das Bernd Schuster als Reiseführer auszeichnet und bei seiner Klientel so beliebt macht: Wie der wackere Odysseus, der so manche Klippen umschiffen musste, bevor er endlich daheim und damit bei sich selber ankam, und der die auferlegten Prüfungen nur bestand, weil er das Jetzt stets als einzige Realtität betrachtete, schafft es auch Bernd Schuster, seinen Gästen unvergessliche Erlebnisse zu vermitteln, die sich täglich neu aus diesem Jetzt und Hier ergeben.
Und gerade solche Umstände, die, wenn sie gerade auftreten, nur mit Anstrengungen zu meistern sind, bleiben als echte Urlaubserlebnisse in den Köpfen der Mitreisenden - denn Bernd Schuster hat das Talent, diese Klippen mit Sachverstand, Witz und Menschlichkeit zu umschiffen.
Somit werden aus Singlereisen echte Abenteuertrips zu sich selber aber auch mit vielen anderen, mit denen man besondere Gemeinschaftselebnisse teilen kann. Und es entstehen Bekanntschaften, ja oft Freundschaften und so manche neue Liebe.
Wer Bernd Schusters kurzweiliges und inspirierendes Buch liest, wird feststellen, dass man stets Herr, Dame oder Sternchen des eigenen Glücks ist. Man muss es nur zulassen.
Dr. Robert Betzl Verleger, Rosenheim
Nicht nur in „Corona-Zeiten“ ist der Job eines Reiseleiters beziehungsweise eines Urlaubs-Kapitäns vielseitig. Wer glaubt, dabei nur schönen und entspannten Urlaub zu genießen und ferne Länder zu sehen liegt nicht immer richtig. Nur wenige meiner Kollegen und Kolleginnen inklusive meiner Wenigkeit tragen das Reiseleiter-Gen in sich, das trotz manchmal anstrengend empfundener Gesellschaft auch eigenes Urlaubsgefühl vermittelt. Wer es drauf hat, es bis zu zwei Dutzend urlaubsreifen Reise-Teilnehmern bei Tag und Nacht lächelnd und immer gut gelaunt recht zu machen, ist dafür perfekt geeignet.
Je nach Reiseziel und Thematik sollte der Urlaubskapitän sportliche Fitness, Kenntnis möglichst vieler Fremdsprachen, geschichtliche und sonstige Ortskenntnis, einen Universitätsabschluss als Diplom-Psychologe und Psychotherapeut, ärztliche Universalkenntnisse wie der Bergdoktor und Fähigkeiten analog zu MacGyver mitbringen, um den Urlaubs-Alltag professionell zu meistern. Zudem sollte er mit 4-5 Stunden Schlaf auskommen und eine gut trainierte Leber und Milz besitzen, die etliche Promille gut wegstecken können.
Die Fähigkeit, Menschen interessiert zuzuhören, deren Vita über weite Strecken manchmal nicht gerade ein Abenteuerroman ist, wird zwingend vorausgesetzt. Wer als Philantrop alias Menschenfreund auf die Welt gekommen ist hat hier die Nase weit vorn und kann für sein eigenes Karma Gutes tun!
Ich persönlich freue mich sehr über diesen bunten Beruf, der meinen derzeitigen Lebensabschnitt bereichert. Ich habe meine wahre Bestimmung gefunden und fühle mich am Ziel meines Lebenstraums. Gut gelaunt und entspannt kann ich über viel Menschliches schmunzeln, schöne Urlaubsziele bereisen, an denen ich mittlerweile fast schon zuhause bin und von den vielen Single-Gästen den einen oder die andere auch privat treffen, wenn der gebuchte Urlaub zu Ende ist.
Vom vielen Geld, das Reiseleiter verdienen sprechen wir lieber nicht. Die meisten Berufe, die Spaß vermitteln werden nicht durch hohe Spitzensteuersätze gefährdet. Doch das ist auch eher sekundär.
Bei dieser mannigfaltigen Sammlung an Charaktären, Ereignissen und Landschaften bleibt das Leben spannend und abwechslungsreich. Mit Lust im Leben bleibt man bis zum letzten Atemzug gefühlt jung und wie Udo Jürgens sang „Mitten im Leben!“
„Carpe diem!“
Lieber mit Corinna im Schnee
als mit Corona im Bett!
Wir schreiben Sonntag, den 15. März 2020.
Die letzte Gondel der Hintertuxer Gletscherbahn schwebt ins Tal. Nun ist Schluss! Noch gestern skandierten meine Reiseteilnehmer beim Après-Ski im Hexenkessel das Lied „Tux-Tux-Hintertux“ , gefolgt von „Cordula grün“ ! Nach dem dringenden Rat von Gesundheitsminister Jens Spahn soll sich ab sofort jeder, der aus den frisch ernannten Corona-Krisengebieten Italien, Südtirol und Tirol nach Deutschland einreist sofort in 14-tägige, häusliche Quarantäne begeben. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz lässt die Skigebiete Ischgl und St. Anton am Arlberg abriegeln und unter Quarantäne stellen. Da Geld die Welt regiert und so mancher Hotelier und die Betreiber der Bergbahnen wegen Gier oder wegen ihrer angespannten Wirtschaftslage Geschäft vor Gesundheit stellten, kam es so weit. Schuld ist erst mal niemand. Kanzler Kurz weist alle Ausländer an, auf schnellstem Weg in ihre Heimatländer zurückzukehren.
Ich persönlich gelte nun nach 8 Skiwochen, die ich als Skiguide in vielen genannten Krisengebieten einschließlich Schwedens verbracht habe, eigentlich als biologische Waffe. Im potenziellen Fall meines Dahinscheidens würde meine Asche wohl als Sondermüll behandelt und in einem Atom-Endlager bei Gorleben entsorgt. Möglicherweise ist mein Immunsystem aber durch 9 Jahre Afrika-Aufenthalt ohne sichtbare Erkrankungen abgehärtet. Es hat dort bereits Ebola und HIV-Viren erfolgreich getrotzt. Das könnte nun auch gegen das Corona-Virus geholfen haben!
Wie mir zugetragen wird liegt ein Skilehrer-Kollege in einem Schweizer Hospital im künstlichen Koma und wird beatmet. Der größte Teil der Reiseleiter-Truppe steht unter Quarantäne, die mehr oder weniger befolgt wird. Das gesamte Zillertal und die angesagten Aprés-Ski Tempel Tirols sind Corona-verseucht. Touristen werden, falls bekannt und ortbar, von den völlig überlasteten Gesundheitsämtern angewiesen, sich sofort auf eine Covid 19-Infektion testen zu lassen.
Wie ich selber erfahren darf, gibt es aber kaum Kapazitäten für diese Tests. Wer keine Symptome zeigt oder nicht als Direktkontakt mit einem Infizierten identifiziert ist, kommt gar nicht dran.
Somit drehe ich im Unterholz nur mir und dem Oberförster bekannten Bergwäldern fast unsichtbar einsame Quarantäne-Runden mit dem Mountainbike oder wandere alleine durch die schöne oberbayrische Berglandschaft. Auch einsame Skitouren mit Aufstiegsfellen verhelfen dank Corona nun zu Traumbedingungen, wie es sie sonst nur in Alaska gibt. Oberbayern wirkt fast wie ausgestorben und nach dem Abwurf einer Neutronenbombe. Die Vögel zwitschern, der Himmel ist stahlblau. Kondenzstreifen der sonst hoch über dem Inntal cruisenden Jets fehlen. Ein stiller, warmer Traum-April, der wie ein Juni wirkt! Irgendwie hat das auch was!
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