Vor der sonntäglichen Autofahrt von Rosenheim nach Sonthofen gibt es bei Mutter und bei Kugelblitz selbst gebackenen Obstkuchen und Torte mit Schlagsahne. Dazu jede Menge gut gemeinter Ratschläge für eine bombensichere Fahrt durch Feindgebiet. Für den Fall eines Überfalls gibt Mutter den tapferen Sportsoldaten zur Selbstverteidigung präventiv ein großes Fleischermesser mit. Im südlichen Bayern lauert nämlich ein heimtückisches und blutrünstiges Bergvolk am Straßenrand. Mit an Bord ist auch Fredi, der Vater des späteren Fußballstars Bastian Schweinsteiger. Er ist als Skirennläufer mit Andi in etwa auf Augenhöhe. Andreas & Co. nehmen auch an exotischen Orten an diversen Skirennen teil, die gar nie stattgefunden haben. Dabei herausragend bleibt der legendäre Riesentorlauf auf den Hängen des Vulkans Ätna auf Sizilien. Diese Teilnahme macht aufgrund der weiten Auto-Anreise einen recht langen Sonderurlaub zwingend nötig. Andreas hat eine kreative Ader für das Erstellen täuschend echter Ergebnislisten. Man könnte das durchaus auch als eine Art von krimineller Energie auslegen, nennen wir es aber doch lieber Kreativität!
Kollege Carlos und ein weiterer, hier namentlich nicht genannter Freund einer sehr bekannten deutschen FIS-Skirennläuferin treten eine sportlich-beruflich bedingte Reise nach Italien an. Diese endet dank guter Beziehungen bei zwei charmanten Flugbegleiterinnen der ALITALIA. Möglich macht dies ein im nächtlichen Bozen in Nachthemd und Schlafmütze durch eine medizinische Kapazität ausgestelltes Attest über eine verhängnisvolle Fischvergiftung. Diese akute Erkrankung macht laut Dokument einen längeren Hospital-Aufenthalt im sonnigen Südtirol zwingend nötig. Professor. Dr. emerit. Weinbrand war ein ehemaliger Kriegskamerad des Vaters von Carlos Hornberger. Beide standen damals im Auftrag des Führers Seite an Seite.
Die bei internationalen Rennen virtuell erreichten Platzierungen von Müller und Hornberger können sich sehen lassen. Tatsächlich können diese erdachten Ergebnisse bei Testrennen dann aber gut in die Realität umgesetzt werden. Der Kopf fährt eben mit und macht den Körper erst erfolgreich!
Heutzutage wäre dies im Zeitalter des Internets ein unvorstellbarer Vorgang. Die Kreativlinge wären blitzschnell entlarvt worden und in hohem Bogen aus der Sportkompanie geflogen. Nach über 40 Jahren und dem damit verbundenen Ablauf der Verjährungsfrist können Andi & Co. nun durchaus zufrieden darüber schmunzeln.
Im Sommer des Olympiajahres 1972 trainiert Andreas mit den Leichtathleten, macht bei Bergläufen mit, spielt Fußball und fährt Rennrad. Für die geplante Olympia-Teilnahme durch die dafür gewährte Olympiaförderung hat es nicht gereicht.
Bei einem Leichtathletik-Wettkampf in Paris holt er sich einen massiven Oberschenkel-Muskelfaserriss.
Seit er den beiden nordisch-blonden Töchtern des quasi kommandierenden Diplom-Sportlehrers Rochus Traber im Fach »Latein« Nachhilfeunterricht gibt, ist aber auch sein sommerlicher Verbleib in dieser winterlichen Eliteeinheit garantiert.
Traber ist in der Spezialeinheit faktisch dem Oberst, dem Vater der hübschen Sahra, gleichgestellt. »Militärdienst« im echten Sinne gibt es bis auf wenige Übungen am Schießstand so gut wie keinen. Die ganze Sportkompanie schießt dabei mit einem G3, das dann unter der heißen Dusche gereinigt wird. So bleiben die anderen blitzsauber. Das sonst lästige und zeitraubende Reinigen erübrigt sich. Generell stellt das jedoch einen, in der normalen Truppe unvorstellbaren Vorgang dar, welcher mit aller Härte des Gesetzes geahndet würde. Der zuständige Leutnant Alexander Huber ist so schlau, den Mund zu halten. Er weiß warum! Sein Vorgänger endete mit einer ordentlichen Portion schwarzer Schuhwichse auf den Weichteilen zwischen seinen beiden Hinterbacken. Da diese Wichse mit einer groben Drahtbürste nicht gerade zärtlich sanft aufgetragen wurde, wurde ein 1-wöchentlicher Lazarett-Aufenthalt für Leutnant Gröbeke unabdingbar.
Leutnant Huber nimmt daher diesen Vorgang lieber billigend in Kauf und sichert während des Duschvorgangs des kommunal genutzten G3-Gemeinschaftsgewehres den Kasernengang vor dem potenziellen Auftauchen anderer Vorgesetzter strategisch ab.
Andreas ist in München mit dem Inhaber eines führenden Radsportgeschäftes befreundet. Er hat eine Idee: Rennradfahren ist eine ausgesprochen gute Möglichkeit, an der Grundkondition eines Leistungssportlers zu feilen.
Er unterbreitet Dipl. Sportlehrer Rochus Traber den Vorschlag, die Sportkompanie und darüber hinaus noch weitere Interessenten der gesamten Sportschule der Bundeswehr mit stark verbilligten Marken-Rennrädern auszurüsten. Müller handelt dafür mit dem Fahrradgroßhändler bei Abnahme von mindestens 100 Stück einen sensationell günstigen Preis aus. Traber ist beeindruckt, der Oberst ebenfalls.
Obergefreiter Müller erhält freie Hand. Zur Abholung der Rennräder vertraut man ihm sogar einen NATO-olivfarbenen LKW inklusive Fahrer an. Die Sportsoldaten erhalten für die Bestellung der Räder einen finanziellen Zuschuss der Sportschule. Fast alle nehmen das Angebot an. Andreas und Kollege gondeln bald mit über 30.000 DM Baranzahlung versehen mit dem 5-Tonner von Krauss-Maffei gemächlich nach München-Karlsfeld.
Selbstverständlich wird die Anreise von einem ausgiebigen Weißwurst-Frühstück am Ufer des idyllischen Ammersees unterbrochen. Der Deal ist perfekt. Müller hat für sich selbst ein Rad plus 10 % Honorar auf den Gesamtbestellungspreis eingerechnet. Die Räder sind leider nur vormontiert und die Felgenbänder nicht sauber angebracht. Bei der ersten Trainingsfahrt platzen 2 Vorderreifen, was bei den betroffenen Kollegen zu einer gebrochenen Schulter und zu einer mittelschweren Gehirnerschütterung führt. Müller passiert nichts. Er besucht die Verletzten und organisiert sofort die Nachbesserung. Jeden Mittwoch ist mittags Sauna angesagt, danach gibt es Ausgang bis zum Wecken.
Die Diskotheken zwischen Oberstdorf und Sonthofen sind gut gefüllt. Alles in allem erlebt Andreas während seines schönen, sportlichen Wehrdienstes ein interessantes, staatlich vollfinanziertes Leben. Zudem macht er wichtige Bekanntschaften, welche ihm in seinem späteren Leben nützlich sein werden.
Besondere sportliche Höchstleistungen gelingen ihm nicht. Er ist aber überall gut im vorderen Drittel mit dabei und bricht sich weder Hals noch Beine. Für diese schöne Zeit ist er der Deutschen Bundesregierung und den Steuerzahlern sehr dankbar.
Wir schreiben das Jahr 1973.
Der Ernst des Lebens sollte dann doch beginnen!
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