Ein Weichei von Ministerpräsident. Dazu passt seine Verbindung zur IWAC. Und der amerikanische Präsident glaubt wie schon so viele seiner Vorgänger, in Israel ein Feld für die eigene politische Profilierung gefunden zu haben. Lächerlich. Reeds hat recht, ein Bollwerk muss fallen …
Markowitz zog sein Mobiledevice aus der Tasche und steckte den Verschlüsselungs-Dongle ein: »Rishon, hier ist Kemuel. Ich brauche dich in Jerusalem für eine Sonderoperation für Ikarus! Es ist an der Zeit, operativ tätig zu werden.«
Rishon saß in seinem Büro im Internat in Hodaya und bestätigte die Anweisung.
»Du erhältst morgen das Dossier. Sonst kein Kontakt, keine Unterlagen, keine Verbindung zum Geheimdienst, zur Armee oder zu mir. Diese Operation läuft vollständig verdeckt, du und dein Team werdet alleine und auf eigene Verantwortung hin handeln. Hast du verstanden?«
»Jawohl, Ikarus wird fliegen lernen.«
»Ich verlasse mich auf dich, wie ich mich auf deinen Vater verlassen habe.«
Weisz lehnte sich zurück. Also doch noch der alte Haudegen, wie er leibt und lebt. Als oberster militärischer Sonderberater von Eizenburg war Markowitz in keiner direkten militärischen oder nachrichtendienstlichen Befehlskette integriert. Offiziell galt er als liberaler Vermittler zwischen der Armeeführung und dem Ministerpräsidenten. Weisz wusste von seinem Vater, dass Markowitz in Tat und Wahrheit ein Hardliner war – zumindest früher gewesen war. Der Colonel vermutete, dass er das immer noch war, er glaubte nicht an die biblische Wandlung vom Saulus zum Paulus. Allerdings hatte er seit der Beerdigung seines Vaters vor drei Jahren bis zur Amtseinsetzung des Generals nichts mehr von ihm gehört.
Der Anruf vor zwei Jahren war entsprechend überraschend gekommen: »Rishon, dieses Gespräch ist ein Gespräch unter Freunden und nicht offiziell. Ich brauche dich in meiner Nähe, die Situation in Gaza beunruhigt mich.«
»General Markowitz, ich bin als verdeckter Rekrutierungsoffizier für die Akademie tätig, meine Vorgesetzten – «
»Mach dir darüber keine Sorgen, das werde ich regeln. Du wirst deine Zöglinge nicht aus den Augen verlieren, deine Tarnung ist perfekt. Ich brauche zwei neue Teams, ein ›waches‹ für die Aufklärung und ein ›schlafendes‹ für Einsätze. Es geht um die IWAC – und darum, die dahinter liegenden Ziele und Operationen aufzudecken. Wir wissen einfach zu wenig und Eizenburg wird alles nur Erdenkliche tun, um uns davon abzuhalten, mehr zu erfahren. Deshalb musst du außerhalb operieren. Die Zentrale richten wir an der Akademie in Haifa ein, dort kannst du unbehelligt arbeiten.«
»Wem werde ich rapportieren?«
»Ausschließlich mir!«
Dem Colonel war klar, dass hier etwas nicht stimmte. Der israelische Geheimdienst interessierte sich zweifelsohne auch für die IWAC. Offenbar ungenügend oder zu wenig ergebnisorientiert. Wie immer blieb unklar, wo der wirkliche Feind saß. In den eigenen Ministerien, in ausländischen Regierungen und Organisationen oder, das war dann jeweils das Einfachste, in den Rängen von radikalen Islamisten und Kohorten.
Das einzige, was die ›Wachen‹ und die eingeschleusten Agenten in diesen zwei Jahren herausgefunden hatten, war eine Operation mit dem Decknamen ›Phoenix‹. Mehr nicht. Oder doch? Habe ich etwas übersehen, was dem alten General wichtig ist?
Das Einsatzdossier, welches er anderntags in den Händen hielt, war ganz nach seinem Geschmack: Es schmeckte nach Blut. Weisz zog sein abgegriffenes schwarzes Notizbuch hervor. Hier drin würde er alle Namen finden, die er für den Einsatz benötigte.
»Wir haben in der Kabinettssitzung beschlossen, das Vermittlungsangebot von Präsident Davidson anzunehmen. Der Widerstand der Generäle, Markowitz ausgenommen, war vehement«, berichtete Eizenburg ungerührt.
»Wann und wo wird das erste Treffen stattfinden?«, fragte Charles am anderen Ende der Leitung.
»Am kommenden Montag im Willy Brandt Center in Jerusalem. Šarīf hat sich dazu bereit erklärt unter der Bedingung, dass die Amerikaner für seine Sicherheit sorgen. Er meint wohl noch immer, wir hätten unseren Laden nicht im Griff«, fügte er verächtlich an.
»Er ist dank seines Siegs auf alle Seiten hin exponiert … Ich hoffe, ihr seht trotzdem zum Rechten?«
»Selbstverständlich werden wir für die Sicherheit aller am Treffen Beteiligten besorgt sein!«
»Danke, Liron, sollte sich die Situation nach der Wahl tatsächlich entspannen, wäre das Wasser auf unsere Mühle.«
»Ich werde mit Davidson so weit gehen, wie ich kann.«
In wenigen Tagen also werden wir wissen, ob wir auf die richtigen Pferde gesetzt haben, dachte Charles. Er verbrachte eine unruhige Nacht. Die Hitze verließ die Mauern von Trois-Ruisselets selbst in den frühen Morgenstunden nicht.
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