1 ...7 8 9 11 12 13 ...33 Er nahm eine kurze Dusche und zog sich für das Abendessen um. Darauf wurde hier großer Wert gelegt. Danach lief er nach unten in den Speisesaal.
Freudestrahlend lief ihm auch schon Martin entgegen. „Na altes Haus, wie geht es dir?“ „Hervorragend und dir?“ „Mir geht es ebenso hervorragend. Bist du alleine hier?“ „Mit wem sollte ich denn hier sein?“ „Keine Zeit für Frauen?“, erwiderte Martin mit einem Lächeln. „Nein nicht bei zwei 60 Stunden-Schichten die Woche.“ Schlagartig erstarb das Lächeln auf Martins Gesicht. „Du bist einfach wahnsinnig. Das hältst du doch nicht lange durch!“
Dann wurde die Tür geöffnet und Andreas Eltern kamen herein. Andreas Mutter schob seinen Vater an die Stirnseite des Tisches. Andreas setzte sich zu seiner Rechten und zur Linken des Vaters setzte sich Andreas Mutter.
„So mein Sohn, erzähl, wie ist die Arbeit im Krankenhaus?“, fragte sein Vater. „Oh die Arbeit ist sehr spannend und interessant. Ich operiere gern. Die Kollegen sagen immer, ich fange erst an, wenn alle anderen aufgegeben haben. Für mich sind das alles Herausforderungen. Ich will nicht aufgeben – verstehst du? Nicht, bevor die letzte Chance dahin ist.“ „Dann bist du genauso wie ich! Ich konnte auch nie nachgeben. So wie jetzt.“ „Wie jetzt?“, hakte Andreas nach. Die politische Situation macht mir Sorgen. Ich zerbreche mir jeden Tag den Kopf wie das nur weitergehen soll. Aber keiner hört auf mich im Amt“ Andreas konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Andreas kannte seinen Vater durch die Arbeit im Bundesverteidigungsministerium war dies sein Lieblingsthema. „Aber ist es denn wirklich so schlimm Vater?“, fragte er ihn deshalb, aber anders als sonst hörte sich das Ganze nicht wie irgendwelche Floskeln an. „Ja auf alle Fälle! Wir werden mobilisieren müssen um unser Land vor Anschlägen oder Krieg zu schützen. Wir müssen in die feindlichen Länder und Friedensverhandlungen führen. Die Völker dort unterstützen und unterweisen, damit sie sich irgendwann selbst helfen können. Wir müssen das tun bevor ein Weltkrieg ausbricht, um auch unseren Kindern noch ein sicheres Land hinterlassen zu können. Die Lage spitzt sich zu Andreas glaub mir. Immer mehr Terroristen kommen in unser Land und dass alles nur, weil das Ganze nicht schon in deren Land eingedämmt wird.“ „Ja schon Vater, aber wir befinden uns doch noch nicht im Krieg, oder?“ „Noch nicht mein Sohn aber lass dir gesagt sein, irgendwann werden sie anfangen alle Reservisten von damals einzuberufen. Sie mussten ja die Wehrpflicht abschaffen. Und jetzt gibt es zur Verteidigung und für den Auslandseinsatz nicht genug Männer. Das haben wir jetzt davon! Und glaube mir, der Auslandseinsatz wird kommen“, sagte sein Vater ernst.
„Vater! Können wir jetzt bitte ein anderes Thema anschlagen, wo Andreas schon mal hier ist?“, warf seine Mutter nun ein, die genau wie Andreas wusste, dass ihr Mann sich bei diesem Thema in Rage reden konnte.
Den restlichen Abend sprachen sie von den Veränderungen im Ort, den Menschen mit denen Andreas aufgewachsen war. Und am Ende des Abends eröffneten Martin und Sophie, dass sie heiraten wollten und ihre Hochzeit für August geplant hatten. „Andreas ich wollte dich fragen, ob du mein Trauzeuge sein wirst?“, fragte Martin. „Es gibt nichts was ich lieber täte“, antwortete Andreas lächelnd. Seine kleine Schwester eine Ehefrau. Und das mit seinem besten Freund. Bei ihm wusste er sie in guten Händen, trotz allem konnte er es nicht unterlassen ihn zu foppen. „Ich sage dir eines mein Freund. Wenn du Sophie auch nur ein Haar krümmst …“, warnte Andreas lachend Martin. „Ich weiß schon, mit dir legt man sich besser nicht an. Du bist zu schnell mit dem Skalpell“, konterte Martin.
Am nächsten Tag erkundete Andreas seine alte Heimat. Den See, der direkt am Park des Hauses lag. Er schwamm sogar bis zur Waldinsel, das Wasser war eisigkalt. Er lief zur alten große Eiche, wo er und Sophie so oft gepicknickt hatten. Und er sah sich die Pferdeställe an, in denen zwar jetzt nicht mehr so viele Pferde untergebracht waren, aber immer noch genug um vernünftig ausreiten zu können, was er auch gleich machte. Er wählte sich Prince einen schwarzen Hengst, das Lieblingstier seines Vater. Er schien nicht mehr so oft bewegt zu werden. Sein Vater hatte einmal erwähnt, dass er nur ihn und Andreas an sich ran lassen würde. Deshalb wunderte er sich nicht über den Zustand des Tieres. Er nahm sich vor, Martin darauf anzusetzen. Außerdem wollte er, wenn erst einmal die letzten drei Monate vorüber waren, wieder öfter hierher kommen. Den rechten Flügel des Hauses hatte er vollständig zu seiner eigenen Verfügung. Er hätte dort 18 Zimmer nutzen können. Davon drei Bäder.
Am Sonntag war dann schon wieder Zeit abzureisen. Andreas hatte schöne Tage bei seiner Familie verlebt. Das würde ihm Kraft für die restlichen drei Monate geben.
*************************************************************************************
Zwei Monate später…
Es war Montag und Andreas hatte einen Termin beim Chefarzt wegen der Anstellung nach seiner Spezialisierung. Wie vereinbart öffnete er um 9:30 Uhr die Tür zu Dr. Schneiders Büro. Mit einiger Überraschung stellte er fest, dass dieser nicht alleine war und nicht gerade glücklich aussah. „Setzen sie sich Falk!“, forderte er Andreas auf. Andreas tat wie ihm geheißen. „Das ist Generaloberstabsarzt Braun“, sagte Dr. Schneider. Jetzt verstand Andreas gar nichts mehr. „Guten Tag“, sagte er nur. „Guten Tag!“, antwortete dieser Braun ziemlich einsilbig. „Falk, Generaloberstabsarzt Braun möchte ihnen gerne etwas mitteilen“, erklärte Dr. Schneider Andreas.
„Lieber Herr Falk“, begann Braun. Lieber, wenn er so Etwas schon hörte – das konnte nichts Gutes bedeuten, dachte Andreas. „Wir haben erfahren, dass sie einer der besten Nachwuchs-Chirurgen im Umkreis sind. Außerdem wissen wir, dass sie zu den abrufbaren Soldaten gehören, welche den Wehrdienst noch abgeleistet haben.“ Braun lächelte Andreas fast schon berechnend fies an und ließ sich Zeit, bevor er weiter sprach: „Herr Falk! Nachdem unser Land sich auf einen möglichen Krieg vorbereitet, werden derzeit alle Soldaten einberufen, die den gesetzlichen Wehrdienst noch pflichtgemäß abgeleistet haben. Gerade Ärzte fehlen in den Einsatzgebieten extrem.“ Während Braun sprach wurde es Andreas immer mulmiger zumute. Er wollte nicht glauben was er da hörte. Einberufung. Das war nicht deren Ernst! Und er musste an seinen Vater denken. Durch seine Gedanken hindurch hörte er Braun weitersprechen. „Deswegen Falk, bin ich angehalten sie einzuberufen und zwar nicht nur als Soldat sondern vor allem als Arzt!“, endete Braun nun. Wie bitte? Hatte er sich etwa verhört? Sie wollten IHN einberufen? „Ich glaube ich habe mich verhört, Generaloberstabsarzt Braun. Sie wollen mich einberufen?“, fragte er deswegen in der Hoffnung sich wirklich getäuscht zu haben.
„Ja allerdings Falk! Ich will sie einberufen!“, kam die prompte Antwort von Braun, welcher mit einer eigenartigen Zufriedenheit zurückgelehnt im Stuhl saß. „Können sie das denn einfach so von mir verlangen?“, fragte Andreas. „Ja Herr Falk das kann ich durchaus“, antwortete Braun. „Wenn ich sie einberufe, sind sie verpflichtet meinem Befehl Folge zu leisten!“, führte Braun weiter aus. „Was wenn ich mich verweigere?“ „Dann werden sie, für die Zeit, für die sie einberufen werden sollten, unter Arrest gestellt – kurz, sie gehen ins Gefängnis – wegen Befehlsverweigerung!“, antwortete im Braun nun knallhart. Andreas wusste nicht wie ihm geschah. Er - einberufen. Was sollte er denn im Krieg? Eben weil die Bundeswehr nichts für ihn war, hatte er sich doch einen anderen Lebensweg gewählt. Und was war mit seiner Arbeit hier im Krankenhaus? Er wollte doch noch so viel lernen? Außerdem hatte er doch endlich vor, ein normales Leben zu beginnen – mit Freundin und Familie. Er schluckte und sprach Braun dann direkt an „Wofür werde ich einberufen? Ich meine für welchen Einsatz? Wo?“ „Dr. Schneider darf ich sie bitten den Raum zu verlassen oder uns einen anderen geheimeren Raum zur Verfügung zu stellen?“, richtete Braun seine Frage an den Chefarzt, welcher jetzt selber sehr blass war. „Ich werde sie beide hier alleine lassen“, antwortete er und verließ sein Büro.
Читать дальше