Angela Finck
Versklavt - Zurück zur Freiheit
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Inhaltsverzeichnis
Titel Angela Finck Versklavt - Zurück zur Freiheit Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog Prolog Hallo mein älteres Ich, oh man, wenn du das hier liest, ist es 10 Jahre her, dass ich es geschrieben habe. Was in dieser Zeitspanne alles passiert, kann ich mir gar nicht vorstellen. Das ist noch so weit weg. Woher soll ich jetzt schon wissen, was bis dahin aus mir geworden ist? Ich hoffe nur, dass ich an deiner Stelle sagen kann, die langen Ferien nach dem Abi genossen zu haben. Die letzten Wochen in wahrer Freiheit - bevor, mit meiner Ausbildung, der Ernst des Lebens losgeht. Na wenigstens ist jetzt schon geklärt, dass ich nicht im Kostümchen auf der Arbeit erscheinen muss. Die finde ich so ätzend; da sieht man aus wie eine alte Frau. Vielleicht bist du jetzt auch schon verheiratet und hast Kinder - wer weiß schon, wohin mich unser Weg führen wird. Wenn es nach mir ginge, würdest du, in deiner Zeit, die ganzen Discos unsicher machen. Ich bin nämlich eine Partymaus - nicht dafür gemacht das Heimchen am Herd zu sein. Aber egal was du tust, falls du dich doch noch mal verlieben solltest, denk dran, dass es ein Typ ist, der weiß, wie man mit einer Lady umzugehen hat: nicht so wie Tim, dieser Idiot. Wenn ich mir was für unser Leben wünschen könnte, dann wäre es ein modern eingerichtetes Penthouse in der Stadt und ein schickes Auto: ein rotes Cabrio. Und natürlich ein gutes finanzielles Auskommen. Ich habe schließlich keine Lust darauf jeden Cent zweimal umdrehen zu müssen, wenn ich mir was kaufen will. Aber das sind alles nur materielle Dinge. Was ich mir wirklich für uns wünsche ist, dass wir auf keinem Abschnitt in unserem Leben jemals unsere Freiheit verlieren. Dass wir immer glücklich uns sorglos durchs Leben laufen können - mit einem Lächeln auf den Lippen. Dass es uns frei steht, wohin wir gehen und dass es niemanden gibt, vor dem wir zu Kreuze kriechen müssen. Denn ich habe nicht vor mein Leben auf den Knien auszuhauchen – wenn ich sterbe dann stehend!!! In der Hoffnung, dass es dir bis zum heutigen Tag gut ergangen ist, verbleibt in Erinnerung. Dein 19-Jähriges Ich.
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Epilog
Impressum neobooks
Hallo mein älteres Ich,
oh man, wenn du das hier liest, ist es 10 Jahre her, dass ich es geschrieben habe. Was in dieser Zeitspanne alles passiert, kann ich mir gar nicht vorstellen. Das ist noch so weit weg. Woher soll ich jetzt schon wissen, was bis dahin aus mir geworden ist?
Ich hoffe nur, dass ich an deiner Stelle sagen kann, die langen Ferien nach dem Abi genossen zu haben. Die letzten Wochen in wahrer Freiheit - bevor, mit meiner Ausbildung, der Ernst des Lebens losgeht.
Na wenigstens ist jetzt schon geklärt, dass ich nicht im Kostümchen auf der Arbeit erscheinen muss. Die finde ich so ätzend; da sieht man aus wie eine alte Frau.
Vielleicht bist du jetzt auch schon verheiratet und hast Kinder - wer weiß schon, wohin mich unser Weg führen wird. Wenn es nach mir ginge, würdest du, in deiner Zeit, die ganzen Discos unsicher machen. Ich bin nämlich eine Partymaus - nicht dafür gemacht das Heimchen am Herd zu sein.
Aber egal was du tust, falls du dich doch noch mal verlieben solltest, denk dran, dass es ein Typ ist, der weiß, wie man mit einer Lady umzugehen hat: nicht so wie Tim, dieser Idiot.
Wenn ich mir was für unser Leben wünschen könnte, dann wäre es ein modern eingerichtetes Penthouse in der Stadt und ein schickes Auto: ein rotes Cabrio. Und natürlich ein gutes finanzielles Auskommen. Ich habe schließlich keine Lust darauf jeden Cent zweimal umdrehen zu müssen, wenn ich mir was kaufen will.
Aber das sind alles nur materielle Dinge. Was ich mir wirklich für uns wünsche ist, dass wir auf keinem Abschnitt in unserem Leben jemals unsere Freiheit verlieren. Dass wir immer glücklich uns sorglos durchs Leben laufen können - mit einem Lächeln auf den Lippen. Dass es uns frei steht, wohin wir gehen und dass es niemanden gibt, vor dem wir zu Kreuze kriechen müssen. Denn ich habe nicht vor mein Leben auf den Knien auszuhauchen – wenn ich sterbe dann stehend!!!
In der Hoffnung, dass es dir bis zum heutigen Tag gut ergangen ist, verbleibt in Erinnerung.
Dein 19-Jähriges Ich.
Ich saß auf einer Holzpalette vor unserer Baracke, einem spärlich zusammen gezimmerten Gebäude aus Wellblech und Holz. Ich starrte in die Pfütze unter mir und begutachtete mein Spiegelbild. Es war schwer vorstellbar, dass ich die Person sein sollte, die aus dem Wasser zu mir hoch starrte. Das eingefallene Gesicht mit tiefen Augenringen, dünn und ausgemergelt, wie ein mit Haut überzogenes Skelett. Meine dunkelbraunen Augen hatten jeden Glanz verloren, völlig leer und ausdruckslos. Selbst wenn ich mich zu einem Lächeln durchringen konnte, sah die Fratze im Wasser immer noch gruselig aus. Meine Haare, die mir einst lang, braun und glänzend über den Rücken fielen, waren nun stumpf, verdreckt und verklebt zu einem Knoten im Nacken gebunden. Im Laufe der Jahre war das Haar so nachgewachsen, dass sich nun auch dieser Haarknoten herausgehangen hatte. Das Haargummi war untrennbar mit dem Gewirr auf meinem Kopf verbunden. Ich sah einfach nur aus wie ein Zombie, mehr tot als lebendig.
Ich versuchte mir vor Augen zu führen, wie ich einst gewesen war. Meine Gedanken schweiften ab - ich blickte zurück in die Zeit, in der es mir noch um einiges besser ging.
Ich fand mich auf einer grünen Wiese wieder. Mein Mann, unsere Freunde und ich machten ein Picknick am See. Wir tranken Bier, aßen, auf offenem Feuer, gegrilltes Fleisch; wir unterhielten uns ausgelassen und lachten viel. Es war richtig warm. Der Himmel war hellblau. Der See glitzerte in der Sonne. Wir waren einfach nur sorglos und glücklich. Nichts hätte dieses Glück trüben können. Ich wollte in diesen Gedanken versunken bleiben, denn jetzt spürte ich noch einmal die Wärme der Sonne - ich musste sogar unwillkürlich lächeln.
Allein diese kleine, banale Erinnerung sorgte dafür, dass ich mich besser fühlte. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als noch einmal die satten Farben eines Sommers zu sehen. Ich war dieses grau in grau dieser Zeit leid, es war wie ein kalter Herbst mit zu viel Regen. Hier und heute war keine Sonne mehr zu sehen. Blickte ich gen Himmel, war es ständig grau und bewölkt - blickte ich zu Boden, sah ich auch nur ein graues Aschefeld, dort wo einmal eine schöne Grünfläche gewesen war. Die Bäume waren schwarz, kahl und tot. Nie wieder würden sie von einem Blattwerk oder gar Blüten geziert werden. Der Anblick der Welt, die mich umgab, war einfach nur noch deprimierend.
Der beißende Geruch von verbranntem Fleisch und angesengten Haaren stieg in meine Nase und ließ mich ungewollt in die Gegenwart zurückkehren. Der Scheiterhaufen war gerade angezündet worden. Wieder einmal hatten die derzeitigen widrigen Umstände einige von uns dahin gerafft. Ihre Leichen wurden auf einen Haufen geschmissen und verbrannt. Jetzt würde mein Mann, Kai, bald zu mir nach Hause kommen. Er war, wie so häufig, dazu aufgerufen worden sich um die Toten zu kümmern. Vor etwa drei Monaten wurde ihm diese Aufgabe zusätzlich zugeteilt. Nun wartete ich ungeduldig auf seine Rückkehr.
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