„Wir bleiben zusammen", befahl ich meinen Begleiterinnen. Mit der Heckenschere schlug ich die Scheibe ein, die sogleich klirrend zerbrach und zu Boden fiel.
Im Haus bot sich dasselbe Bild wie in den anderen, Staubteppiche hatten sich ausgebreitet. Allerdings stieg mir hier der widerliche Geruch von Verwesung in die Nase. „Los durchsucht die Schränke und packt alles in den Rucksack, was wir brauchen könnten", sagte ich zu Anna und Silke, während ich meinen Rucksack auf den Couchtisch stellte.
Auch ich fing an die Schränke zu durchsuchen, spitzte dabei meine Ohren um jedes Geräusch, das nicht von uns kam, mitzubekommen. Ständig sah ich zu der Terrassentür. Auch in diesen Schränken und Schubladen war mehr unnötiges Zeug als Nützliches. Anna hatte ein paar Feuerzeuge in den Rucksack gepackt. Silke hatte in einer Schublade ein paar Pflaster und eine Taschenlampe gefunden. „Habt ihr eigentlich schon irgendwo Verbände und Salben gefunden?“, fragte Silke.
„Nein, bisher noch nicht", antwortete ich, doch Silke schüttelte mit dem Kopf, „Wie unverantwortlich die Menschen sind. Eine Hausapotheke sollte doch jeder haben.“
Als wir unten fertig waren, gingen wir nach oben. Der Fäulnisgeruch wurde stärker. Im Schlafzimmer fanden wir den Grund dafür: Dort lag eine stark verweste Leiche, männlich, soweit ich das, anhand der Kleidung, erkennen konnte. Neben dem Toten lag eine Pistole; er musste sich selbst umgebracht haben. Ich hob die Pistole auf, sicherte diese, damit ich mir das Magazin und den Lauf ansehen konnte. Insgesamt fehlte nur eine Patrone. Ich steckte die Pistole im gesicherten Zustand in meine Gürtelschlaufe und suchte nach weiterer Munition, welche ich auch gleich in einer der beiden Nachtkommoden, neben dem Bett, fand.
Wir gingen ins Bad und dort hatte Silke gefunden, was sie wollte: eine Hausapotheke. Silke packte sofort Pflaster und Verbandmaterial ein; begutachtete diverse Fläschchen und Tuben, ob sie noch etwas gebrauchen konnte. Das Einzige, was sie mitnahm, war eine Wundheilsalbe und Schmerztabletten.
Weitere nützliche Dinge konnten wir im Obergeschoss nicht mehr finden. Deshalb gingen wir wieder zurück ins Erdgeschoss und von dort folgten wir der Treppe weiter in den Keller. Auch dieser stand voll mit Kisten. Wir würden einiges zu tun haben und ich hoffte, dass wir auch entsprechend viel finden würden. Stunden verbrachten wir unten in dem Keller, doch auch hier waren die Kisten voll mit altem Porzellan sowie alter Kleidung und ich fragte mich, warum die Menschen so etwas aufbewahrten. Unter all dem Müll , den ich schon längst weggeschmissen hätte, fanden wir lediglich noch einen Kompass, ein Fernglas sowie eine kleine Sammlung aus der asiatischen Kampfkultur, bestehend aus sechs Dolchen, mehrere Wurfsterne und einen zusammensteckbaren Zweihandkampfstock. Zu guter Letzt fanden wir noch einen alten Rucksack.
Nach dieser recht guten Ausbeute gingen wir wieder zurück in unseren Keller, dort breitete ich unsere gesamten Fundstücke aus und teilte sie auf. Zunächst gab ich Silke den dritten Rucksack, damit sie dort ihre Ersatzkleidung einpacken konnte. Sie übernahm ebenfalls die Verantwortung für das Verbandmaterial, dazu bekam sie von mir das zweite Taschenmesser und zwei Kampfdolche.
Anna gab ich ebenfalls zwei Messer, die sie nun zu ihrem Inventar zählen konnte.
Alles andere behielt ich erst mal bei mir, wobei ich vorhatte, Ami ebenfalls etwas von der Ausbeute zu geben. Kai sollte den zweiten Kompass und die Pistole samt Munition bekommen, da ich ihn für den besten Schützen hielt. Und für Ben legte ich das Butterfly beiseite.
Während Anna, ein paar Dosen fürs Abendessen öffnete, kletterte ich noch einmal nach oben ins Schlafzimmer, um mir ein wenig Unterwäsche zum Wechseln einzupacken.
„Morgen werde ich euch noch mal im Nahkampf mit den Dolchen trainieren, dann werden wir für jeden von uns eine Wasserflasche und Dosenfutter einpacken und natürlich Besteck", teilte ich Anna und Silke beim Abendessen mit, „Sobald es dunkel wird, werden wir zur Luke gehen und dort auf die anderen warten.“
Ich hatte diese Nacht sehr schlecht geschlafen. Mich beschlich ein schlechtes Gefühl, Bens, Amis und Kais Flucht betreffend. Ich befürchtete, dass dort irgendetwas schief laufen würde. Bisher war einfach alles viel zu glattgegangen . Nachdem auch die Mädels aufgewacht waren, machten wir uns gleich an das Nahkampftraining. Wobei sich Anna als besonders talentierte Kämpferin darstellte; Silke hingegen noch ein paar Anlaufschwierigkeiten hatte.
Nach einem späten Mittagessen packten wir noch Essen, Wasser und Besteck in die Rucksäcke und ruhten uns noch einmal für den Abend aus. Wir unterhielten uns darüber, was wir möglicherweise in der Stadt vorfinden würden. „Anna, wie weit ist es in etwa von der Ruine bis in die Stadt?“, wollte ich wissen. „Im Dunkeln und mit aller Wachsamkeit werden wir wohl unsere drei Stunden brauchen", antwortete sie.
„Wo werden wir denn als Erstes hingehen?“, fragte Silke.
„Ich dachte mir, wir gehen als Erstes zu Heinz’ Bunker, ich hab den Schlüssel noch und da sind Waffen. Danach sollten wir mal sehen, wie weit der U.S.-Army-Shop schon geplündert wurde oder die Outdoor-Abteilung in den Kaufhäusern, wir brauchen schließlich festeres Schuhwerk und noch drei Rucksäcke", erklärte ich. „Also, ich wäre dafür, wir gehen auch mal schauen, was aus unserem Haus geworden ist.“, schlug Silke noch vor.
„Und außerdem brauchen wir einen sicheren Ort, an dem wir unser weiteres Vorgehen planen können", warf Anna noch ein.
Die Dämmerung brach ein. Ich packte mir meinen Rucksack auf den Rücken und fixierte meine Dolche und die Pistole am Gürtel. Die Frauen taten es mir gleich. Wir machten uns zu der Luke auf, um dort auf die anderen zu warten. Wir schlichen langsam von Baum zu Baum, und als wir die Ruine erreicht hatten, kletterte ich wieder auf einen Baum, diesmal nahm ich das Fernglas, in der Hoffnung einen Blick ins Lager zu erhaschen. Glücklicherweise konnte ich etwas erkennen, ich sah, wie Greta und Ami von unserer Baracke aus in Richtung Raumschiff gingen. Ich kletterte wieder runter. „Wir werden wohl noch etwas warten müssen. Ami wird gerade wieder zu ihm gebracht", sagte ich, während ich einen langen Ast aufhob und seine Stabilität testete. „Hier, gib den gleich Ami, zur Stütze, falls sie das braucht“, sagte ich an Anna gewandt. Ich ging zur Luke und öffnete diese mit dem Schlüssel. „Silke, wir werden gleich sofort weiterlaufen, du wirst also keine Zeit haben Ben überschwänglich zu begrüßen.“, vielleicht sagte ich das etwas zu schroff, aber es ärgerte mich einfach, dass Ami jetzt noch einmal ran musste, um die Gelüste des Großen zu befriedigen.
JONAS ENDE
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.