Beim Themengebiet der Verdrängung muss man zwischen Männern und Frauen unterscheiden. Männer haben bei Verdrängungsvorgängen eine offensive, Frauen eine defensive Funktion. Je nachdem, wie die Individuen einer Gruppierung dieser Funktion gerecht werden, können Verdrängungsvorgänge in Gang kommen oder nicht.
Bei der angelsächsischen Invasion Englands nutzten die Invasoren diese Gelegenheit und verbreiteten ihre Gene sehr schnell und nachhaltig. Die Gründe für diesen Verlauf lagen aber primär gar nicht auf der angelsächsischen, sondern vielmehr auf der keltischen Seite. Die keltischen Frauen nahmen einerseits ihre Defensiv-Funktion kaum wahr und die keltischen Männer wurden erfolgreich daran gehindert, ihre offensive Rolle auszufüllen. Ob dies gerecht oder ungerecht war, ob dies unter Zwang oder freiwillig erfolgte, spielt keine Rolle. Einen Gerechtigkeitsgedanken gibt es bei menschlich sozialen, nicht aber bei natürlichen Vorgängen.
Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, dass Männer (wenn sie denn die Gelegenheit dazu haben) viel stärker an den Verdrängungsprozessen beteiligt sind als Frauen. Man könnte sogar behaupten, dass Verdrängung nur über Männer stattfindet. Wenn der männliche Teil einer Gruppierung gegenüber einer konkurrierenden Gruppierung ständig ein „evolutionäres Plus“ erwirtschaftet, wird dies langfristig zur Auflösung der bedrängten Gruppierung führen.
Es hat den Anschein, dass es während der angelsächsischen Invasion zu einer Art „Idealverdrängung“ kam. Die Invasoren, welche wohl überwiegend (möglicherweise ausschließlich) aus Männern bestanden, konnten offensichtlich die Reproduktionsmöglichkeiten voll nutzen. Wenn ein Mann beispielsweise mehrere Frauen hatte, pflanzten sich seine Gene in Relation viel stärker fort als die der Frauen. Tötet diese Person keltische Männer oder hindert sie diese anderweitig am Reproduktionsprozess teilzunehmen, pflanzen sie sich gar nicht mehr fort. Die Reproduktionsressourcen wurden von den Invasoren annähernd optimal genutzt. Dies konnten sie aber auch nur deshalb, weil die Bedrängten unfähig oder unwillig waren, sie daran zu hindern.
Die angelsächsische Verdrängung konnte deshalb so nachhaltig gelingen, weil neben den rein genetischen noch weitere Aspekte hinzukamen, welche die Verdrängungsprozesse beschleunigen, zum Beispiel der Großelterneffekt.
Obwohl Großeltern nicht aktiv am Reproduktionsprozess teilnehmen, müssen sie positive, evolutionäre Effekte ihr Eigen nennen, sonst würde sich die Lebenserwartung kaum über den Reproduktionszeitraum erstrecken. Reproduktion oder auch Verdrängung funktionieren also besser, wenn sie von Mitgliedern unterstützt werden, welche an den eigentlichen Prozessen gar nicht beteiligt sind. Dies müssen aber nicht unbedingt Großeltern oder nahe Verwandte sein, sondern können sogar von Mitgliedern der Gruppierung erfolgen, welche selbst gerade verdrängt wird. Das heißt, dass keltische Knechte durch ihre Arbeitskraft diejenigen unterstützen, die gerade dabei waren, ihre ethnische Gruppierung auszulöschen. Ob dies freiwillig oder unter Zwang geschah, ist schwer zu sagen. Aus evolutionärer Perspektive ist dieser Umstand aber egal.
Der Umstand, dass man selbst die eigene Auslöschung unterstützt, kommt uns heute dumm und absurd vor, kam und kommt aber in der Geschichte oft vor und wird auch aktuell praktiziert. Beispielsweise unterstützten die nordamerikanischen Indianer die Ausrottung der Urbevölkerung teilweise kräftig, indem sie sich mit den Europäern einließen. Übrig blieben bei diesem Prozess fast ausschließlich die Europäer.
Auch während der Zeit der muslimischen Besetzung Spaniens im Frühmittelalter war die Unterstützung der eigenen Verdrängung üblich. Es gab zwar theoretisch eine Form der Religionsfreiheit, aber die Christen mussten derart hohe Steuern abgeben, dass nur die Muslime prosperierten. Hier war die Unterstützung sicher unfreiwillig. Auch heute erwirtschaften viele Bürger Steuergelder, welche letztlich Gruppierungen unterstützen, die aktiv an Verdrängungsprozessen beteiligt sind. Wie bereits erwähnt, spielt es bei der Unterstützung von Verdrängungsprozessen keine Rolle, ob dies freiwillig, unfreiwillig, bewusst oder unbemerkt erfolgt. Aus evolutionärer Sicht ist es nur von Belang, ob es erfolgt oder nicht.
Es scheint so, dass insbesondere das Nachrücken, also der stetige Zustrom von außen, für Verdrängungsvorgänge von entscheidender Bedeutung ist.
Die angelsächsischen Invasoren der zweiten Generation zeugten Kinder mit den Nachkommen der ersten Generation. Diese waren aber wie bereits erwähnt nur noch zur Hälfte keltischen Ursprungs. Erfolgt ein stetiger Zustrom von außen, verschwindet die ursprüngliche Bevölkerung genetisch recht schnell. Wobei „männliche“ Verdrängung besser funktioniert. Diese ist aber davon abhängig, ob die einheimischen weiblichen Reproduktionsressourcen genutzt werden können oder nicht.
Es gibt aber auch durchaus „weibliche“ Verdrängung. Auch Frauen beteiligten sich an Verdrängungsvorgängen, insbesondere weil auch sie Ressourcen beanspruchten, welche dann den Kelten nicht mehr zur Verfügung standen. Der Fall, dass ein keltischer Mann eine angelsächsische Frau hatte, kam vermutlich überhaupt nicht vor. Verdrängung ist eine recht einseitige Angelegenheit.
Heute werden Kinder nicht selten als persönliche Belastung wahrgenommen und nicht wenige entscheiden sich daher ganz bewusst gegen Kinder Der Gedanke, dass Verdrängungsmechanismen bewusst und gezielt angewandt wurden, erscheint uns daher fremdartig, geradezu bizarr. Genetische Untersuchungen beweisen aber recht eindrucksvoll, dass es so etwas wie gezielte Reproduktion wohl gab.
Bei genetischen Untersuchungen im asiatischen Raum stießen Wissenschaftler auf einen seltsamen Umstand: Offensichtlich teilen sich Millionen von Menschen einen gemeinsamen Vorfahren, welcher vor einigen hundert Jahren lebte. Diese Untersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass dieser Urvater mehrere hundert (möglicherweise auch mehrere tausend) Kinder gezeugt haben muss. Man kam bei der Suche nach möglichen Kandidaten recht schnell auf Dschingis Khan. Heute sind bewiesenermaßen ganze sechzehn Millionen Männer (und damit 0,5% der kompletten männlichen Weltbevölkerung) direkte Nachfahren von Dschingis Khan. Damit noch nicht genug: Aufgrund dieses geradezu unglaublichen Ergebnisses machten sich die Wissenschaftler auf die Suche nach weiteren Urvätern – und sie wurden fündig. Es gab noch weitere Stammväter, welche heute Millionen von Nachfahren haben, insbesondere im asiatischen Raum. Dass jemand hunderte oder gar tausende von Kindern gezeugt haben soll, erscheint unglaubwürdig. Noch unglaubwürdiger erscheint es, dass dies ungesteuert geschehen sein soll. Vor allen wenn man bedenkt, dass natürlich nicht jeder Geschlechtsverkehr zu Zeugung führt.
Selbst bei gesunden und fruchtbaren Partner ist die tatsächliche Zeugung eher die Ausnahme. Vorausgesetzt allerdings, der Geschlechtsverkehr findet ungesteuert und nicht gezielt statt. Daher liegt die Vermutung nahe, dass die nachgewiesenermaßen enorme Anzahl von Kindern des Dschingis Kahn durch gezielte Reproduktion entstanden sind. Die bewiesenen Zahlen bewegen sich ohnehin schon am Rande der Unglaublichkeit. Geht man von gezielter Reproduktion aus, rückte das mögliche Szenario mehr in den Bereich des tatsächlich Machbaren. Es ist also durchaus möglich und sogar wahrscheinlich, dass sich die Frauen des Dschingis Kahn bewusst haben schwängern lassen. Höchstwahrscheinlich ging das mit ganz konkreten Vorteilen für die jeweilige Frau einher. Vermutlich hatten diese Frauen ausgesorgt, waren gesellschaftlich aufgestiegen und in vielen Bereichen unangreifbar. Das „Besenkammer-Phänomen“ unserer Tage ist daher eigentlich ein ganz alter Hut und dieses gab es vermutlich, wie auch die Prostitution, schon immer. Für mittellose Frauen konnte es schon immer vorteilhaft sein, einem Prominenten ein Kind unterzujubeln. Es gibt in diesem Zusammenhang aber einen besonders wichtigen Punkt zu beachten:
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