Paradoxerweise waren die Chancen, dass Sklaven erfolgreicher am Reproduktionsprozess teilnehmen konnten als ihre Herren, ausgesprochen groß. Man kann also davon ausgehen, dass die Bevölkerung von Hochkulturen, von den eigenen verschleppten Unfreien im Laufe der Zeit verdrängt worden ist. Dies ist für sich genommen nicht weiter erwähnenswert, aber diese Aussage birgt eine gewisse Brisanz. Denn es bedeutet, dass die Bewohner eines Landes, welche auf dem gleichen Territorium leben wie einst die Bewohner einer Hochkultur, genetisch genauso viel mit den Schöpfern dieser Hochkultur zu tun haben wie die Bewohner eines beliebigen Nachbarlandes: nämlich annähernd nichts.
Auch diese Aussage ist für sich genommen nicht weiter dramatisch. Wen kümmert es schon, ob die Vorfahren vor langer Zeit Sklaven oder Adlige waren? Politisch brisant wird diese Aussage durch die Tatsache, dass die Regierungen und auch die Bewohner solcher Länder ihren Anspruch auf die Errungenschaften und Kulturgüter dieser Hochkulturen genau von dieser Tatsache ableiten.
Wenn aber die einzige Gemeinsamkeit zwischen den gegenwärtigen Bewohnern eines Landes und den ausgestorbenen Schöpfern von Kulturgüter ist, dass beide auf dem gleichen Territorium leben beziehungsweise lebten, dann besteht für die gegenwärtigen Bewohner auch kein Rechtsanspruch auf eben diese Kulturgüter. Daher sind Regierungen solcher Länder auch stets bemüht, einen möglichst ununterbrochenen Faden von der Hochblüte einer einstigen Hochkultur bis in die Jetzt-Zeit zu konstruieren. Wenn man solchen Beschreibungen folgt, wird man feststellen, dass in praktisch allen Fällen mehrere Jahrhunderte schlichtweg unterschlagen werden. Tatsache ist aber auch, dass genau diese Volksgruppen, welche heute sehr bemüht sind, Gemeinsamkeiten zwischen sich und einer einstigen Hochkultur zu finden, vor nicht allzu langer Zeit genau diese wenig schätzten, ja sogar verachteten.
Eine Vielzahl von Kulturgütern wurde zerstört, weil sich die Bewohner mitnichten als Nachfolger vergangener Kulturen sahen – was sie höchstwahrscheinlich auch nicht waren. Interessanterweise begannen die Bewohner von Territorien, auf denen einstige Hochkulturen beheimatet waren, sich erst dann mit diesen zu identifizieren, als sie bemerkten, dass gänzlich Andere (insbesondere Nordeuropäer) diese hoch einschätzten. Vorher war dies ganz und gar nicht der Fall und entsprechend freizügig wurde mit den Kulturgütern umgegangen.
Heute klagen die Regierungen solcher Länder andere des Kunstraubes an. Aber von Raub kann in den meisten Fällen keine Rede sein – oft müsste man eher von Kunstrettung sprechen. Viele Kulturgüter wären schlichtweg zerstört worden, hätten sich nicht Ausländer darum bemüht, diese Kunst- und Kulturgüter zu erhalten und zu bewahren. Heute wollen die Bewohner und Regierungen solcher Territorien nichts mehr davon wissen, dass sie diese Kulturgüter auf ihren Territorien im 19. Jahrhundert für annähernd wertlos hielten. Auch von Raub kann keine Rede sein. Diese Kunstrettungen waren zumeist völlig legal und hatten rein gar nichts mit „Nacht und Nebel-Aktionen“ zu tun. Für die Bewohner solcher Territorien waren diese Kulturgüter damals fremdartig und sie sahen mit den Erschaffern von diesen und sich selbst keinerlei Verbindung(was heute natürlich vehement bestritten wird). Die geistige Aneignung eines eigentlich fremden Kulturgutes ist vermutlich deutlich verwerflicher als deren materielle.
Obwohl Verdrängung überall wirkt, ist sie dennoch nur in wenigen Fällen überhaupt nachweisbar. Wenn sie aber nachgewiesen wird, liefert dieser Nachweis oft geradezu unglaubliche Ergebnisse. Dies liegt schlichtweg daran, dass Verdrängung einerseits höchst wirkungsvoll und andererseits für das einzelne Individuum nicht wahrnehmbar ist. Zum Beispiel haben genetische Untersuchungen an den Einwohnern der britischen Inseln Ergebnisse erbracht, welche demonstrieren, wie wirkungsvoll Verdrängung sein kann .
So kamen diese genetischen Untersuchungen zu dem verblüffenden Ergebnis, dass man relativ leicht zwischen Engländern und Walisern unterscheiden kann, nicht aber zwischen (Süd-)Engländern und norddeutschen Friesen.Dies ist überaus erstaunlich, denn es legt den Schluss nahe, dass die angestammte Bevölkerung der britischen Inseln in großen Gebieten komplett genetisch von angelsächsischen Invasoren verdrängt worden ist. Diese genetischen Untersuchungen kamen zu dem unerwarteten Ergebnis, dass die englische Bevölkerung zum überwiegenden Teil von den angelsächsischen Invasoren und nicht von der angestammten keltischen Urbevölkerung abstammt.Diese Tatsache ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die angelsächsischen Invasoren anfangs zahlenmäßig eine geradezu unbedeutende Minderheit gegenüber der keltischen Urbevölkerung darstellten. Die keltische Urbevölkerung machte sicherlich mehrere Millionen aus (man schätzt sie auf etwa vier bis fünf Millionen), während die angelsächsischen Invasoren bei großzügigen Schätzungen bestenfalls 200000 Individuen ausmachten. Selbst diese Zahl ist ziemlich hoch geschätzt. Wahrscheinlich war die Zahl der Invasoren deutlich kleiner.
Sicher ist, dass die Zahl der Invasoren sich gegenüber der Zahl der angestammten Bevölkerung im unteren einstelligen Prozentbereich bewegte. Trotzdem schafften es die angelsächsischen Invasoren, (welche übrigens nicht nur aus Angeln und Sachsen bestanden, sondern auch aus Friesen und Jüten) die keltische Urbevölkerung innerhalb erstaunlich kurzer Zeit und zahlenmäßig deutlich unterlegen, zu verdrängen. Dieser Tatbestand ist kaum zu erklären. Man muss daher davon ausgehen, dass die Invasoren (bewusst oder unbewusst) evolutionstheoretische Instrumente gezielt eingesetzt haben. Offensichtlich wurde der männliche Teil der angestammten Bevölkerung ganz gezielt aus dem Reproduktionsprozess ausgeschlossen.Wie das geschah, ist rätselhaft – möglicherweise durch Vertreibung. Andererseits müssen die Invasoren mit den keltischen Frauen reichlich Nachwuchs gezeugt haben, denn die Reproduktionsraten der wenigen angelsächsischen Frauen hätten bei weitem nicht ausgereicht.
Aus den Untersuchungen ergibt sich ein heute nur schwer nachvollziehbares Szenario: Die angelsächsischen Invasoren errichteten auf dem südlichen Teil der britischen Inseln eine Gewaltherrschaft und hinderten den männlichen Teil der Bevölkerung durch Vertreibung oder Unterdrückung gezielt daran, ihre Gene weiterzugeben, während sie gleichzeitig mit keltischen Frauen nicht nur Nachwuchs zeugten, sondern sich auch um diese Frauen kümmerten, sie beschützten und ernährten.
Anders ist der schnelle genetische Erfolg der Invasoren kaum zu erklären. Hätten sie eine brutale und rücksichtslose Haltung auch gegenüber der angestammten weiblichen Bevölkerung gezeigt, hätten sie es kaum zu einer so schnellen und vollständigen Verbreitung ihrer eigenen Gene gebracht. Man kann durch Vergewaltigung, Plünderung und anderweitiger Unterdrückung die Einwohner recht schnell von einem bestimmten Gebiet vertreiben, hohe Reproduktionsraten erreicht man damit allerdings nicht. Es bleibt daher nur der Rückschluss, dass die Invasoren zum weiblichen Teil der Bevölkerung ein, gegenüber dem männlichen Teil der Bevölkerung, diametral entgegengesetztes Verhältnis gehabt haben müssen. Das Verhältnis war daher janusköpfig: brutal und rücksichtslos gegenüber dem männlichen Teil der Bevölkerung, fürsorglich und bemüht gegenüber dem weiblichen Teil. Die keltischen Frauen trugen damit allerdings zur ethnischen Auslöschung ihrer eigenen Volksgruppe auf großen Teilen ihres eigenen Territoriums bei.
Hier tut sich ein Widerspruch auf: Denn die keltischen Frauen haben ihre Gene ja zumindest genauso weitergeben können wie die angelsächsischen Invasoren. Die Kinder waren also zur Hälfte keltisch. Dies stimmt zunächst auch so. Hier kann man aber leicht zu einer Fehlannahme kommen: Der Multikulti-Gedanke trifft nämlich nur auf das Individuum, nicht aber auf die Gruppierung zu. Würde man von der theoretischen Vorstellung ausgehen, dass die angelsächsischen Invasoren in ihrem Herrschaftsgebiet wirklich alle keltischen Männer aus dem Reproduktionsprozess ausgeschlossen haben, wäre in der Folgegeneration mit einem Schlag die Hälfte der Individuen genetisch angelsächsischen Ursprungs. Diese angelsächsische Hälfte war vorher aber auf diesem Gebiet gar nicht vorhanden. Wären angelsächsischen Männer nachgerückt, und davon ist recht sicher auszugehen, wäre aus der Hälfte ein Viertel geworden. So linear laufen Verdrängungsvorgänge zwar nicht ab, aber mit der Zeit kommen auch die realen Vorgänge zum gleichen Ergebnis. Vermischung kann daher zu Auslöschung führen.Hierzu folgen später noch weitere Beispiele.
Читать дальше