Auch wenn er bis dorthin laufen müsste, weil die Schwebebahnen um diese Uhrzeit nicht mehr fuhren, dort wäre er für den Anfang zumindest sicher und keiner würde dort nach ihm suchen oder ihn dort vermuten. Dort könnte er sich für ein paar Tage verstecken, bis die Lage sich beruhigt hätte und man nicht mehr nach ihm suchen würde.
Doch es lag in einem abgesperrten Gebiet. Es wäre schwierig für ihn dort hinein zu kommen.
Aber er war sich sicher dass er einen Weg finden würde sobald er dort ankommt und machte sich einen kleinen Plan, wie er am schnellsten und sichersten dorthin gelangen könnte.
Mittlerweile war es richtig dunkel geworden und er bereitete sich darauf vor aufzubrechen.
Er kontrollierte noch ein letztes Mal seinen Rucksack um sicher zu gehen, dass er bereit für seinen Aufbruch ist und ging zum letzten Mal den Plan in seinem Kopf durch. Dann griff er nach seinem Rucksack, öffnete die Türe und warf einen Blick auf all das was er zurücklassen musste. Seinen kleinen Kühlschrank, das kleine Sofa, sein kleiner Esstisch, sein kleiner Fernseher.
Sie hatten alle ihren Zweck erfüllt. Doch anstatt traurig darüber zu sein dass er all dies zurück ließ, grinste er und dachte sich: „Ein Glück das ich mir nie mehr leisten konnte, sonst würde mir das jetzt richtig schwer fallen.“ Er schloss die Tür hinter sich und ging hinaus in die Dunkelheit.
Kapitel 3
Die Flucht
Pely entschied sich also, den Weg bis zum Lager zu laufen. Im Grunde genommen, gab es auch keine andere Möglichkeit, das Lager unauffällig zu erreichen. Die Scaneinheiten würden ihn sowieso erst ab 5 Uhr suchen, also hatte er noch ungefähr 8 Stunden Zeit um zum 40 km entfernten Lager zu gelangen. Er spazierte gemütlich die Straße entlang und dachte über vieles nach. Über alles was er bisher erreicht hatte. Über das was passieren würde, würde man ihn schnappen.
„Im schlimmsten Fall schickt man mich trotzdem zum Jupiter oder tötet mich, was in diesem Fall wahrscheinlich sogar besser wäre“, dachte er sich. Auf dem Weg traf er viele Leute die er von der Arbeit kannte.
Einige von ihnen kamen erst von der Arbeit nach Hause und Pely schüttelte nur den Kopf und konnte einfach nicht fassen wie viele Überstunden manche für ein paar Gal mehr im Monat machten.
Doch diese Menschen hatten keine andere Wahl, wenn sie für ihre Familien sorgen wollten.
Als Pely so lief und darüber nachdachte, stoppte ihn ein alter Mitarbeiter von ihm. „Wo warst du heute Pely“, fragte er ihn. Pely antwortete nur mit: „Ich hatte heute einen wichtigen Termin und habe mir den Tag frei genommen“.
Andere Mitarbeiter die ihn sahen, dachten sich schon warum er nicht zur Arbeit erschien.
Doch er hatte wichtigeres zu tun. Er musste überlegen wie er von jetzt an das nötige Gal verdienen könnte um zu überleben. Da er sich ja auf der Flucht befand, musste er eine illegale Art und Weise finden um an Gal heran zu kommen. Nur wo würde er so einen Arbeitgeber finden und wie würde seine Arbeit aussehen? Diese und viele andere Dinge fragte er sich auf dem Weg zum Lager. „Pely konzentrier dich jetzt erst einmal darauf das Lager sicher zu erreichen. Den Rest sehen wir dann“, redete er sich selbst zu.
Inzwischen waren bereits 3 Stunden vergangen. Es war jetzt Mitternacht und er hatte erst 15 km zurückgelegt. Er musste sich beeilen wenn er rechtzeitig ankommen wollte. Er hatte zu sehr getrödelt und schon zu viel Zeit verloren.
Er legte einen Gang zu. Außer den Scaneinheiten war fast niemand mehr auf der Straße zu sehen. Er bemerkte wie die Einheiten ihn immer wieder aus 50 Metern Höhe scannten und zuckte jedes Mal kurz zusammen aus Angst er wäre bereits im Suchregister eingetragen.
Doch die Einheiten schlugen kein Alarm. Er kannte nicht die genaue Funktionsweise der Einheiten. Er wusste nur, dass sobald jemand in der Datenbank als gesucht eingetragen wurde, diese Scaneinheiten Alarm schlugen und innerhalb von 10 Minuten eine Einheit mit fünf bewaffneten Soldaten auftauchte die den gesuchten mit Gewalt mitnahm. Dabei spielte es keine Rolle, ob der gesuchte sich wehrte oder nicht.
Für die unnütze Gewalt und die Brutalität die sie in jeder Situation gebrauchte, war diese fünf Mann Truppe, von einer Einrichtung die DFP genannt wurde, überall bekannt. Davor hatte er am meisten Angst. Die DFP war eine Polizeiähnliche Einheit, welche von der VIN finanziert und kontrolliert wurde.
Der Gedanke daran, dass diese ihn erwischen könnten, ließ ihn zwar zittern, aber dieser Gedanke alleine konnte ihn nicht davor zurückhalten dieses Risiko einzugehen und zu fliehen. Nichts würde ihn jetzt noch dazu bringen seine Meinung zu ändern.
Es war bereits halb vier und er hatte noch 12 km vor sich. Die Zeit raste und er wusste, dass es knapp werden würde und deswegen legte er noch einen Zahn zu. Irgendwann sah er es. Da war es, das Lager. Es war zwar noch ziemlich weit weg, aber schon in Sicht. Vielleicht noch ein Kilometer und er wäre in Sicherheit. Doch ein kurzer Blick auf die Uhr ließ ihn die Luft einen Augenblick lang anhalten.
Es war 4:59 Uhr. Wie konnte er nur die Zeit so außer Acht lassen. Jetzt galt es bis zum Lager zu gelangen ohne dass die Scaneinheiten ihn sichten konnten. Sollte er rennen oder doch lieber von Ecke zu Ecke schleichen. Zu rennen wäre riskant, da er dadurch die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde.
Immerhin war es erst 5 Uhr. Es war noch dunkel draußen und die meisten Leute schliefen noch.
Also entschied er sich den letzten Kilometer leise und unauffällig zu überwinden. Pely überlegt noch kurz wann ihn die letzte Einheit gescannt hatte. Sollte man ihn nämlich nicht scannen, würden die Einheiten die letzte bekannte Position von Pely an das Hauptquartier weiterleiten, sobald er als gesucht erfasst werden würde. „Gut es ist bereits eine halbe Stunde her dass ich gescannt wurde. Sollte die Einheiten meinen letzten Standort übermitteln, hätte ich noch genug Zeit bis man mich findet“, dachte sich Pely und konnte etwas aufatmen. Dann konzentrierte er sich wieder darauf, sicher ins Lager zu kommen.
Er sah eine kleine überdachte Bushaltestelle. Das war sein erstes Ziel. Er schaute sich kurz um ob eine Einheiten zu sehen war und lief langsam und leise dorthin als er sich unbeobachtet fühlte.
Geschafft! Jetzt den nächsten Punkt anvisieren. Etwa 100 Meter weiter war ein großes Gebüsch in das er sich verstecken könnte. „Dort geh ich als nächstes hin“, dachte er sich, „noch ein kurzer Blick ob die Luft rein ist und los“.
Er lief langsam und vorsichtig auf den Busch zu immer wieder um sich schauend. Dann sah er die Scaneinheit. Sie war etwa 50 Meter von ihm entfernt. Würde er jetzt rennen, dann würde sie ihn auf jeden Fall bemerken, also musste er weiter langsam schleichen und hoffen das Gebüsch zu erreichen bevor die Einheit ihn erreicht. Er schlich ganz langsam an den Wänden der Häuser entlang und war schon fast da. Nur noch die eine Straße war zu überqueren und er wäre am Gebüsch.
Mit einem kurzen Sprint und einem Sprung lag er schon im Gebüsch. Schnell raffte er sich wieder auf und kontrollierte seine Umgebung. Die Scaneinheit flog in seine Nähe und hielt kurz vor ihm an. Pely hielt kurz die Luft an und hoffte, dass sie ihn nicht bemerkt hatte. Nach wenigen Sekunden flog die Einheit weiter. Pely atmete erleichtert aus und sah sich um.
Er sah etwa 30 Meter von ihm eine enge Gasse auf der anderen Straßenseite und nahm sich vor dorthin zu laufen, sobald die Scaneinheit etwas weiter entfernt war. Als diese dann noch kaum zu sehen war, bereitete er sich vor loszulaufen.
Ein kurzer Blick nach links, dann nach rechts und er würde gehen. Noch einmal kurz kontrollieren wo die Einheit ist. „Gut sie ist jetzt etwa schon 70 Meter entfernt“, dachte er sich und stand aus dem Busch auf um loszurennen. „Piep! Piep! Piep! Piep!“.
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