Der chemische Stress ist nicht ungefährlicher. Zu diesem Bereich gehören das Einatmen von Abgasen, radioaktive Belastung durch unnötiges Röntgen oder auch die Auswirkungen des Tschernobyl und neuerdings des Fukushima Unglücks, beruflicher Kontakt mit Giftstoffen oder chemische Nahrungsmittelzusätze. Das ist nur ein kleiner Teil der vielen möglichen Chemiestressoren.
Während der psychische Stress zuerst unser Nervensystem und dann auf Umwegen andere Organsysteme belastet, wirkt der chemische Stress ebenfalls auf verschiedene Organsysteme ein. Ein chemischer Nahrungsmittelzusatz mag zunächst die Leber belasten. Dann werden wichtige Enzymsysteme gestört, und über bestimmte Mechanismen wie Nährstoffunterversorgung kann das Nerven und Immunsystem überfordert und zum Reagieren gezwungen werden. Oder Toxine stören den Hormonstoffwechsel, was wiederum eine Kette von Fehlreaktionen verursachen kann.
In den letzten Jahrzehnten bewiesen Pioniere der Nährstofftherapie wie der Nobelpreisträger Dr. Roger Williams, dass eine optimale Nährstoffzufuhr organunterstützend wirkt und die körpereigene Stress-Abwehr erhöht. Mit anderen Worten: der allergiegefährdete Patient kann seine Abwehrkräfte durch gezielte Nährstoffzufuhr verbessern. Hierzu gehören die Vitamine, Mineralstoffe sowie auch lebenswichtige Fettsäuren.
Verbindet man diese Nährstoffzufuhr mit einer individuellen Wechseldiät, so werden Verdauungsorgane und Funktionen unterstützt, und Nahrungsmittel, die vorher nicht vertragen wurden, können wieder effektiver aufgespalten werden. Das allein verbessert den Gesundheitszustand. Sobald die Verdauung besser funktioniert, können Körperfunktionen besser funktionieren, Organe werden entlastet und das Immunsystem erholt sich. Wir werden abwehrfähiger.
Typische Kennzeichen eines nahrungsmittelempfindlichen Patienten
Patienten, die unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten leiden, zeigen häufig spezifische Charaktereigenschaften:
Sie essen mit Vorliebe und regelmäßig die Nahrungsmittel, die ihre typischen Gesundheitsprobleme verursachen.
Sie sind stark auf das Nahrungsmittel fixiert, das sie am wenigsten vertragen. Wenn Sie auf dieses Nahrungsmittel verzichten, treten nicht selten Entzugserscheinungen auf, ähnlich denen eines Süchtigen.
Nach zwei bis drei Tagen Fasten fühlen sie sich körperlich und geistig erstaunlich gut, und verspüren einen deutlichen energetischen Aufschwung.
Patienten, die deutlich nahrungsmittelabhängig sind, zeigen neben körperlichen Beschwerden meist auch psychische Probleme wie Depressionen, Reizbarkeit, Übererregbarkeit oder zeichnen sich durch aggressives Verhalten aus. Gerade bei diesen Patienten verzeichnet man erstaunlichste Erfolge.
Nach Umstellung der Ernährungsgewohnheiten treten erste Erfolg in der Regel schnell ein; die Stabilisierungsphase erstreckt sich über zirka drei Monate bis zu einem Jahr. Je kränker der Patient, umso länger dauert die Rehabilitationsphase. Allerdings bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel.
Patienten sind meist völlig überrascht von ihrer schnellen Genesung und bedauern, nicht früher von dieser Diät gehört haben.
Ich kenne niemanden der nicht von einer vernünftigen Ernährungsweise profitieren würde. Selbst Athleten berichten über Leistungssteigerungen nach gezielter Nahrungsmittelumstellung. Bei einseitiger Ernährung treten Nahrungsmittelunverträglichkeiten leichter auf. Die ständige Organbelastung ist ein nicht zu unterschätzendes Problem. Man denke nur an den Alkoholiker, der tagtäglich seine Leber überfordert, oder an den "Süßschnabel", dessen Bauchspeicheldrüse ständig überbelastet wird. Die Galle reagiert unweigerlich auf eine zu hohe Fettzufuhr; Magen und Darm muss sich mit zu großen Fleischportionen auseinandersetzen. Der Darm, der ja nicht nur für die Endspaltung unserer Nahrung verantwortlich ist, sondern auch Nährstoffe aufnimmt und Giftstoffe aus unserem System hinausbefördert, wird durch unsere moderne, verfeinerte und denaturierte Nahrung zur Trägheit erzogen.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind immer durch ungenügende Aufspaltung der Nahrungsbestandteile verursacht. Wenn wir unsere Verdauungsorgane entlasten und unterstützen, wird diese wichtige Spaltung besser funktionieren. Das Resultat: Nahrungsmittelunverträglichkeiten werden auf natürliche Weise beseitigt.
Sobald unsere Verdauungsorgane besser funktionieren, wird unsere körpereigene Nährstoffversorgung unweigerlich optimiert. Das bedeutet, dass alle Körperzellen und Organe, und nicht zuletzt auch unser Immunsystem, besser versorgt werden. Somit kann eine einfache Diätumstellung eine ganze Reihe positiver Kettenreaktionen verursachen. Der Patient, der unter Bauchschmerzen, Hyperaktivität und Heuschnupfen oder Dermatitis litt, kann nach und nach alle Symptome verlieren. Das ist keineswegs Zufall. Dies beweist lediglich die Fähigkeit des Körpers zur Selbstheilung.
Weshalb werden diese Zusammenhänge ständig übersehen und ignoriert? Unsere moderne Medizin ist sehr fortschrittlich in ihrem Wissen um jedes Organ, um jede menschliche Zelle. Es gibt Spezialisten, die sich nur mit unserem Gehirn befassen, die aber den Funktionen der Eierstöcke beispielsweise keine Beachtung schenken. Wegen einer Harnleiterentzündung schickt man den Patienten zum Urologen, der wiederum für das unruhige Herzflattern nicht zuständig ist. Der Patient wird somit zum Kardiologen geschickt. Dieser zeigt zwar Verständnis, wenn er von den zusätzlichen Hautproblemen des Patienten hört und überweist den Menschen dann zum Dermatologen. Letzterer erfährt dann noch nebenbei von den Sexualproblemen des Patienten und hilft ihm auch, indem er ihn zurück zum Urologen oder gar zum Psychiater schickt. So hält man den Menschen für eine Masse von Teilen, die alle getrennt beobachtet und behandelt werden. Der Mensch als Ganzes wird kaum beachtet.
KAPITEL 3 - Die Entstehung von Allergien
"Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung", lehrte Hippokrates schon vor 2500 Jahren. Unsere Erkenntnisse sind also nicht neu. "Was dem einen als Nahrung dient, ist dem anderen Gift", erkannte der römische Philosoph und Dichter Lukretius vor mehr als 2000 Jahren und Moses Maimonides, ein Arzt des 12. Jahrhunderts stellte fest: "Eine Krankheit, die mit Diät allein behandelt werden kann, sollte niemals mit anderen Mitteln therapiert werden."
Befassen wir uns mit Geschichtlichem, wie unsere moderne Medizin Allergien entdeckte .
Prinz Albert I. von Monaco interessierte sich lebhaft für die Naturwissenschaften und lud regelmäßig Forscher zu seinen Reisen ein. Sein Steckenpferd war das Leben im Meer. Im Sommer 1901 waren Charles Richet und Paul Portier von der Sorbonne in Paris seine Begleiter. Deren Interesse galt dem Tentakelgift des portugiesischen Kriegers, einer Quallenart, die mit eben diesem Gift ihre Beute tötet.
Die Forscher isolierten das Gift und testeten es erwartungsvoll an Tauben aus. Die Versuchstiere reagierten nicht. Nach einer Woche bekamen die Tauben eine weitere, wesentlich kleinere Dosis verabreicht. Diesmal wurden die Tiere deutlich krank, und einige starben auch.
Portier und Richet folgerten daraus, dass der wiederholte Kontakt mit einer bestimmten Substanz eine Empfindlichkeit hervorrufen kann, die man seither Allergie nennt. Für diese und weiterführende Erkenntnisse erhielt Richet 1933 den Nobelpreis.
Richet dehnte seine Forschungen auf den Nahrungsmittelbereich aus. Auch hier konnte er Parallelen feststellen: Die zunehmende Belastung mit einem bestimmten Stoff führt zu Reaktionen. Schon damals stellte Richet fest, dass Kopfschmerzen, Nervosität und Verhaltensstörungen durch Allergien ausgelöst werden können.
Natürlich akzeptiert man inzwischen gewisse Medikamente wie beispielsweise Penicillin oder Metalle wie Nickel als Allergieauslöser. Dass Nahrungsmittel Koliken oder Hautprobleme verursachen, ist auch noch einleuchtend. Dass jedoch Lebensmittel Muskelfunktionen oder sogar das Zentralnervensystem stören können, ist für viele schwer zu begreifen. Nach dem Motto, "es kann nicht sein, was nicht sein darf" ignoriert man unbequeme Tatsachen, hofft stattdessen auf Wunderdrogen und Sofortlösungen.
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