Henriette Pascher
Astralux - Wo bist du?
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Inhaltsverzeichnis
Titel Henriette Pascher Astralux - Wo bist du? Dieses ebook wurde erstellt bei
1. Jugend
2. Tante Elli
3. Lernzeit im Gefängnis
4. Moor-Labyrinth
5. Dr. Lichtermann
6. Jugend trifft auf Alter
7. Anna wird zu Hephaistos
8. Neue Chance
9. Ungewöhnliche Lösungen für zwischenmenschliche Probleme
10. Selbst gezüchtete Sorgen
11. Manuel’s Lebens-Schule
12. Ein unheimliches Erlebnis
13. Manuel’s Reflexionen
Impressum neobooks
"Sieh mal an, da kommt ja unsere Geldquelle!"
Hämisch grinsend näherte sich Norbert, der Anführer der vier Peiniger seinem Mitschüler Manuel.
"Na, du Typ eines jämmerlichen Versagers, ich hoffe, du hast diesmal genug Kohle mit. Wenn nicht, du weißt ja, was dann mit dir passiert, nicht wahr?"
Manuel sah noch die üblichen Taschenmesser aufblitzen, doch dies- mal wurde er zum Täter. Blitzschnell brachte er die Pistole in Position und schoss so lange, bis sich keiner der jahrelangen Mobber mehr rührte. Schreiend stoben die Klassenkameraden aus dem Zimmer.
Als Professor Schweinemann den Klassenraum betrat, wurde er eben-falls von dem 14-jährigen bedroht. Da Manuel bisher immer ein ruhiger, unauffälliger und leicht lenkbarer Schüler war, konnte er sich diesen Ausraster nur schwer vorstellen.
"Kommen Sie ja nicht näher, oder ich schieße!"
"Manuel, sei doch vernünftig. Dir ist doch hoffentlich klar, dass dir eventuell eine lebenslange Gefängnisstrafe droht, wenn du hier wahllos Leute über den Haufen schießt."
"Schnauze, das geht Sie gar nichts an. Bisher war Ihnen mein Leben doch scheißegal. Warum auf einmal diese scheinheilige Fürsorge? Oder haben Sie etwa Angst, dass ich Sie auch kalt mache?"
"Aber so kenn ich dich doch gar nicht. Junge, denk an deine Zukunft."
"Damit Sie sehen, dass Sie keinen Einfluss mehr auf mich haben, gebe ich Ihnen einen kleinen Vorgeschmack davon, wie und vor allem wo Sie Ihre Zukunft verbringen werden."
Und schon knallte ein neuer Schuss direkt auf die Geschlechtsteile des Professors. Mit einem Schrei des Entsetzens und des Schmerzes sackte er am Boden zusammen.
"Professorchen, ich bin ja nicht so ein Unmensch wie Sie, ich gebe Ihnen jetzt den Gnadenschuss, einverstanden?"
Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte ihn Professor Schweinemann an und bat demütig, ihn am Leben zu lassen. Aber es war schon zu spät.
Die zweite Kugel durchbohrte direkt sein Herz.
Nachdem Manuel nun alle Quälgeister, die ihm das Leben beinahe rund um die Uhr zur Hölle machten, ins Jenseits katapultiert hatte, ließ er sich von den nun eintreffenden Polizeibeamten - alle vorsorglich in kugelsicheren Anzügen verpackt - widerstandslos festnehmen.
"Na, da werden sich deine Eltern aber freuen, wenn sie erfahren, was sie da für ein Früchtchen großgezogen haben.
"Die brauchen Sie erst gar nicht anzurufen, die hab ich auch kaltgemacht."
"Wie bitte, das ist doch wohl nicht dein Ernst?"
"Wissen Sie, auf ein paar kaputte Typen mehr oder weniger kommt es mir wirklich nicht mehr an."
Sprachlosigkeit machte sich breit. Soviel Zynismus und Abgebrühtheit, aber auf der anderen Seite ein freiwilliges Eingeständnis eines weiteren Mordes war selbst für erfahrene Polizisten, die es auch schon mit mehreren zerstückelten Leichen zu tun hatten, zu viel.
Zwei Beamte fuhren nun zu seinem Elternhaus. Als sich auf ihr Läuten niemand rührte, sperrten sie mit Manuels Schlüssel die Gartentür auf.
Es empfing sie großer, gepflegter Swimmingpool, der von Blumen- und Gemüsebeeten eingerahmt wurde. Im Haus befand sich im Erdgeschoss neben Vorraum, WC und Abstellraum eine Wohnküche, ein geräumiges Wohnzimmer mit Kamin und einer Orgel mit drei Manualen. Dann ging es noch zu einer zu einem Wintergarten umgebauten Terrasse mit vielen exotischen Pflanzen. Erst im Obergeschoß fanden sie neben drei weiteren Zimmer und
zwei luxuriösen Bädern die gesuchten Leichen seiner Eltern. Todesursache bei beiden
Kopfschuß. Wahrscheinlich im Schlaf überrascht.
"Mensch, Andi, ich hab mir immer gewünscht, in so einem wunder-schönen Haus zu leben, und dieser junge Schnösel macht sich mit dieser Wahnsinnstat alles kaputt."
"Der Junge wird schon seine Gründe haben. Uns wird er das sicher nicht erzählen."
Und die hatte er auch. Aber er war weder bereit, seinem Verteidiger noch dem Richter etwas über seine Eltern davon zu erzählen.
"Sie geben also zu, nicht nur vier Mitschüler, Herrn Professor Schweinemann sondern auch ihre Eltern ermordet zu haben. Möchten Sie sich dazu äußern?" fragte ihn der Richter.
"Ich wurde gemobbt und in letzter Zeit musste ich auch Schutzgeld bezahlen, damit sie mich eine Weile in Ruhe ließen. Und was den Herrn Professor Schweinemann betrifft. Er war äußerst ungerecht zu mir. Ein kleines Beispiel: Nur weil mein Nachbar bei einer Klassenarbeit von mir abgeschrieben hat, bekam ich für eine fehlerfreie Arbeit ein genügend."
"Und wie war ihr Verhältnis zu ihren Eltern?"
"Darüber möchte ich keine Auskunft geben."
"Das könnte aber eventuell ihr Strafausmaß mindern."
"Ja, ich weiß, ich möchte aber trotzdem nicht."
"Gut, wie Sie wünschen. Wir werden uns jetzt zur Beratung zurückziehen."
Manuel konnte dem Richter schwer sagen, dass er sich als Kind zu sehr bemuttert und umklammert fühlte. Später hat sich seine Mutter nur noch auf ihre Karriere konzentriert. Seinen Vater hatte er zumindest bis zu seiner Volksschulzeit in guter Erinnerung. Da er Jäger war, nahm er ihn manchmal auch auf Hochsitze mit. Hier gab es einige der seltenen Gelegenheiten, wo er wenigstens beweisen konnte, dass er fähig war, ohne fremde Hilfe hinauf- und hinunter zu klettern. Er durfte dann auf seinem Schoß sitzen und spannenden Märchen lauschen. Zwischendurch tauchten dann am Rande der Lichtung ganz vorsichtig schnuppernd Rehe, Hirsche oder Füchse auf. Hin und wieder verirrten sich auch Hasen direkt in die Schusslinie. Er durfte sie dann auch im Fernrohr ganz nahe betrachten. Aber diese Idylle änderte sich schlagartig mit dem Karriere-Wahnsinn seiner Mutter.Sein Vater begann zu trinken, wurde alkoholabhängig und verlor da-durch auch seinen Job. Alles Lamentieren seiner Mutter, seine Sucht in den Griff zu bekommen und sich wieder einen Job zu suchen gingen ins Leere. Wozu auch, wenn die Frau das Doppelte von ihm verdiente. Anfangs kümmerte er sich wenigstens noch einigermaßen um den Haushalt, aber dann hängte er auch tagsüber in diversen Kneipen ab. Da seine Mutter jetzt zeitmäßig nur mehr Einkauf und Kochen schaffte, musste er sich zusätzlich zu den Hausaufgaben um die Reinigung des Hauses und Gartenbetreuung kümmern. Am Abend mussten sie dann seinen Vater suchen, nach Hause transportieren, von der Urin verseuchter Kleidung befreien, waschen, und für das Bett fertig machen.
"Wir sind zu der einstimmigen Erkenntnis gelangt, dass das Urteil auf lebenslange Haft lautet. Es besteht jedoch die Möglichkeit, wieder die Freiheit zu erlangen, wenn zwei Puzzles mit je fünftausend Teile zusammengesetzt werden. Dann würde das lebenslang in bedingt um-gewandelt werden. Die kleinste Straftat im weiteren Leben wird jedoch die ursprüngliche Haftstrafe sofort wieder aktivieren.
Angeklagter, haben Sie das verstanden?"
"Ja, ich denke schon. Obwohl ich sagen muss, dass ich lebenslang schon sehr hart finde. Ich habe maximal mit zehn Jahren gerechnet."
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