O ende nicht, mir schaudern im Tiefsten Herz und Mut.“
„So soll des Vaters Herkunft der Sohn nicht kennen!
Das Volk wird ihn verwerfen und Bastard nennen:
Den Kleinen tu's zuliebe und sprich einmal;
Vergib, vergib der Mutter, ihr bleibt nicht andre Wahl.“ –
„Es ist geschehen! Eilet herbei, ihr Mannen!
O wär' das Wort vermieden! Ich muß von dannen.
Nun sollt ihr alles hören: mich, Lohengrin,
Hat her der Gral gesendet, zum Glücke wie es schien.
Das Glück ist zerbrochen, mich ruft der Vater,
Parzival der König, des Grals Berater:
Einst hätten unsre Söhne sein Reich geerbt,
Die Frage, die uns scheidet, die hat auch sie verderbt.
Euch muß ich sie befehlen, die holden Kleinen,
Und laßt nicht ungetröstet die Mutter weinen;
Drei Kleinode bleiben den drein zurück,
Solang' sie die bewahren, bewahren sie das Glück.“
Da kam der Schwan geschwommen auf blauer Welle,
Noch einmal klang das Glöcklein wie Silber helle;
Der Gräfin rief's den Gatten nicht wieder her:
Er ist hinweggefahren, sie sah ihn nimmermehr.
K. S. [Karl Simrock]
„Herr Homburg, dies mir kundgetan:
Du kamst soeben erst hier an,
Da bog vor einem sich dein Knie,
Dem wurde solche Ehre nie.
Der Bursch mir sonst gar wohlgefällt,
Zum Schützen hab' ich ihn bestellt,
Und weil er stets ins Schwarze flammt,
Ward ihm des Schützenkönigs Amt.“
Dient der als Schütz am Hofe hier,
Der unsres Landes Hoffnungszier?
Ihn aufzusuchen mußt' ich ziehn,
Denn groß ist Hessens Not um ihn.
So reiches Erb' auf ihn erstarb,
Dieweil er hier um Minne warb.
Ich wüßte wohl, wonach er schießt:
Eure Tochter, wenn's Euch nicht verdrießt. –
„Mein Mädel der? Nun ja doch, recht,
Es ist landgräfliches Geschlecht.
Hessen für Klev', das Herzogtum:
Ei nun, das nehm' ich gar nicht krumm.
Schafft mir den Pfaffen gleich ins Haus;
Wir führen einen Handstreich aus.
Der beßre Schütz bin ich diesmal:
Mein Ländchen ist nur klein und schmal.“
Man fand den Schützen nirgendwo,
Weit über Berg und Tal er floh.
Er hat den Homburg wohl gesehn:
„Soll's wieder in ein Kloster gehn?“
Das ist der jüngern Söhne Los,
Doch Otto achtet es nicht groß:
„Was ist das faule Leben nütz?“
Da riß er aus und ward ein Schütz.
Doch diesmal holen sie ihn ein:
Da marsch in die Kapell' hinein!
Schon steht die Braut vor dem Altar:
„Du bist's zufrieden doch, nicht wahr?“ –
„Herr, treibt mit mir nicht solchen Hohn,
Wägt treuen Diensten bessern Lohn.“ –
„Bei meinem Eid! es ist kein Spott:
Wie ziemte der? wir stehn vor Gott.“
Der Priester traut das Paar geschwind,
Laut weint die Mutter um ihr Kind:
„Nun sage, wofür hältst du dich?
Für Schützenkönig sicherlich.
Ja fehlgeschossen! Abgesetzt,
Landgraf von Hessen bist du jetzt.
Ich aber traf ins Schwarze heut',
Wenn dich die Heirat nicht gereut.“
K. S. [Karl Simrock]
Zum Andenken der siebzehnjährigen Schönen, Guten, aus dem Dorfe Brienen, die am 13. Januar 1809 bei dem Eisgange des Rheins und dem großen Bruche des Dammes von Cleverham, Hilfe reichend, unterging.
Der Damm zerreißt, das Feld erbraust,
Die Fluten spülen, die Fläche saust.
„Ich trage dich, Mutter, durch die Flut,
Noch reicht sie nicht hoch, ich wate gut.“ –
„Auch uns bedenke, bedrängt wir sind,
Die Hausgenossin, drei arme Kind!
Die schwache Frau! ... Du gehst davon!“ –
Sie trägt die Mutter durchs Wasser schon.
„Zum Bühle da rettet euch! harret derweil:
Gleich kehr' ich zurück, uns allen ist Heil.
Zum Bühl ist's noch trocken und wenige Schritt;
Doch nehmt auch mir meine Ziege mit!“
Der Damm zerschmilzt, das Feld erbraust,
Die Fluten wühlen, die Fläche saust.
Sie setzt die Mutter auf sicheres Land;
Schön Suschen, gleich wieder zur Flut gewandt.
„Wohin, wohin, die Breite schwoll;
Des Wassers ist hüben und drüben voll.
Verwegen ins Tiefe willst du hinein!“ –
„Sie sollen und müssen gerettet sein.“
Der Damm verschwindet, die Welle braust,
Eine Meereswoge, sie schwankt und saust.
Schön Suschen schreitet gewohnten Steg,
Umströmt auch gleitet sie nicht vom Weg,
Erreicht den Bühl und die Nachbarin;
Doch der und den Kindern kein Gewinn!
Der Damm verschwand, ein Meer erbraust's,
Den kleinen Hügel im Kreis umsaust's.
Da gähnet und wirbelt der schäumende Schlund
Und ziehet die Frau mit den Kindern zu Grund;
Das Horn der Ziege erfaßt das ein',
So sollten sie alle verloren sein!
Schön Suschen steht noch strack und gut:
Wer rettet das junge, das edelste Blut!
Schön Suschen steht noch wie ein Stern,
Doch alle Werber sind alle fern.
Rings um sie her ist Wasserbahn,
Kein Schifflein schwimmet zu ihr heran.
Noch einmal blickt sie zum Himmel hinauf,
Da nehmen die schmeichelnden Fluten sie auf.
Kein Damm, kein Feld! nur hier und dort
Bezeichnet ein Baum, ein Turm den Ort.
Bedeckt ist alles mit Wasserschwall;
Doch Suschens Bild schwebt überall.
Das Wasser sinkt, das Land erscheint
Und überall wird schön Suschen beweint. –
Und dem sei, wer's nicht singt und sagt,
Im Leben und Tod nicht nachgefragt!
Goethe.
Xanten
8. Siegfried der Drachentöter
Aus Wieland der Schmied.
(Amelungenlied I.)
„Drei Söhne zeugte Wate, der älteste war ich,
Der andere hieß Eigel, der dritte Helferich. – –
An ihm war viel versäumet, des war er sich bewußt,
So wollt' er an den Söhnen doch schauen seine Lust!
Die sollten alles lernen, das deucht' ihm keine Schmach,
Sich jeder Kunst befleißen, an der ihm selber gebrach.
Nun wußt' er wohl die Märe, daß an des Rheines Strand
Der Schmiede bester wäre, Mime genannt;
Auch hatte Nordlands König, sein Bruder Nordian,
Eckarten den getreuen zu diesem Meister getan.
Im Kriege braucht man Waffen, zu Schutz und Trutz gesellt,
Wer die sich mag verschaffen, das ist der beste Held:
So dachte König Nordian, drum sandt' er seinen Sohn
Zu Mimen in die Lehre und verhieß ihm reichlichen Lohn,
Wenn er dem Jungen hülfe zu seiner Meisterschaft.
Nun hatte bei Waten dies Beispiel große Kraft:
Er sandt' auch mich zu Mimen: das war dem König lieb,
Daß Eckart da, der Treue, nicht ohne Gefährten blieb.
Wir wurden Schwurbrüder, Eckart und ich,
Wie wir schon Vettern waren; von meiner Seite wich
Der treue Knabe nimmer, er war mein fester Schild.
Viel mußte meine Jugend von den zwölf Gesellen wild
Und Siegfrieden dulden. Denn oft zu Mimen kam
Der junge Frankenkönig und niemand war ihm gram,
Obwohl er alle neckte und die Gesellen schlug.
Mich ließ er lang' in Frieden, weil es Eckart nicht ertrug,
Wenn seinem Notgestallen das kleinste Leid geschah:
Wie oft an den Gesellen er ihn das rächen sah!
Doch konnt' er's einst nicht lassen in seinem Übermut
Mich Elfensohn zu schelten: da geriet Eckart in Wut
Und warf seine Zange Siegfrieden hinters Ohr,
Daß der Knabe blutete und schier den Sinn verlor;
Doch kam er bald zu Kräften: Mit seiner linken Hand
Griff er Eckarten ins Haar und warf ihn in den Sand.
Da lief ich ihm zu Hilfe und die Gesellen all',
Wir sparten nicht der Schläge: das war ihm eitler Schall:
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