Reimar Oltmanns - Keine Zeit für Wut und Tränen

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Acht Stunden sind kein Tag und achtundsechzig Jahre nicht das ganze Leben. Reimar Oltmanns zeichnet seine Autobiografie auf, die sich wie ein Roman liest, um Vergangenes, Verdrängtes, Vergessenes ins Blickfeld zu rücken. So entstand ein subjektives Dokument der Zeitgeschichte von einer Offenheit, auch Gesellschaftskritik. Er traf in Deutschland und anderswo auf Charaktermasken und Karrieristen, deren Bilder sich wie Fratzen tief in sein Gedächtnis eingegraben haben.

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Seit dem Tag des Kennenlernens teilten wir unser Bett, waren und fühlten uns unzertrennlich. Wir bedurften einander, gaben uns Halt, Zärtlichkeit. Wir spürten schon, dass wir in eine Zeit hineingehen, die keinen Raum mehr lasse für menschliche Tragik, da sie mittlerweile zu banal, zu selbstverständlich geworden war. Wirklich?

Es war tatsächlich der Beginn einer, wie ich es später nannte, „Kinder-Ehe“ zwischen Hilde und Reimar . Hier hatten sich zwei noch minderjährige Jugendliche gefunden. Sie hatten kein Geld, um zu überleben. Sie hatte praktisch nichts außer ein paar Bücher und Textilien. Auch war es nicht die Suche nach Sex, nicht die Leidenschaft, nicht die Suche nach Nähe in Diskotheken, nicht die gemeinsame Gestaltungskraft künftiger Jahre, die sie prägten. Vielmehr war es das in ihnen schlummernde Bedürfnis nach verlässlichen konstanten Gefühlen, eine wahrhaftige Partnerin, vielleicht im Gegenüber ein Zuhause gefunden zu haben. Behutsamkeit.

Drei Wochen blieben wir in einem Zimmer. Drei Wochen waren wie ein Tag, sie huschten im Nu an uns vorüber. Wir rührten uns wenig. Wir redeten, schauten uns immer wieder an, als wollten wir das Unbegreifliche in unseren Blicken festhalten, stumm andeuten – Hilde und Reimar. Wir schliefen miteinander, lasen uns Texte und Gedichte vor, hörten Mozart 58, unaufhörlich Mozart. Zwischendrin tönten dann mal The Beatles 59mit ihrem Song „Hello Goodbye“, das wir uns nicht sagen wollten oder auch konnten.

Wir spürten unsere Beklemmungen, unsere Verwirrungen. Wieder stockte unser Atem. Wieder schlich sich Vergangenes mit irgendwelchen scheinbar belanglosen Einzelheiten in die Gegenwart ein. Diese ewig dauernden Sonntagsspaziergänge, die Hilde Sonntag für Sonntag zu befolgen, die sich in die Erinnerungen eingenistet hatten und nicht weichen wollten. Artig hatte sie zu sein, einfach artig.

Es war ein Promenadenlauf, gähnend langweilig bei Wind und Wetter. Sie hasste ihn, weil er sich so kleinbürgerlich-artig und damit auch auffallend borniert ausnahm. Unnahbar waren die Leute, die sich einander begegneten, verklemmt, verschlossen. Später mit Beginn des Studiums hockte Hilde oft in verqualmten Buden wie Kneipen. Nähe und Durchbruch? Wohl eher nicht. Ok, das war sie schon im legendären Jazz-Keller in der Pädagogischen Hochschule. Man redete über die neue Linke, über Sein oder Nichtsein in diesem Land. Jedenfalls gab es damals noch keine Naturfrische oder gar Fitnessstudios. Stumpfe Blässe, dunkle Augenringe und die Nickelbrille waren >in<.

Nach drei Wochen schlenderten wir über das Einkaufszentrum namens Große Straße. Vorbei an der neuen heilen Welt kunterbunten Schaufenster-Auslagen. Auch wir konnten nicht widerstehen. Beim Juwelier Heinrich Kolkmeyer probierten wir Verlobungsringe für 160 Mark. Die hatten wir ja noch vom Schallplatten- und Adventskranz-Verkauf im Hertie- Kaufhaus. Kaum vorstellbar, dieser Fingerschmuck aus Leichtmetall sollte uns noch lange Jahre begleiten. Am 10. September 1970 heirateten wir.

Dessen ungeachtet bereitete ich mich in den Sechzigerjahren unbewusst auf politische Um- wie Aufbrüche vor, von denen damals eigentlich niemand ahnen konnte, dass sie bevorstanden. Intuitiv spürte ich es schon. Nur vermochte ich es intellektuell nicht zu benennen. „Das Morgen im Heute lebt, es wird immer nach ihm gefragt“. In diesem vom marxistischen Philosophen Ernst Bloch 60(*1885+1977) formulierten Satz fand ich mich wieder. Und Ernst Bloch formulierte weiter: „Die Gesichter, die sich in die utopische Richtung wandten, waren zwar zu jeder Zeit verschieden, genauso wie das, was sie darin im Einzelnen, von Fall zu Fall, zu sehen meinten.“

Mein avisierter Trampelpfad führte mich selten auf die Schauplätze des Protests, zwischen Wasserwerfern, Barrikaden wie Fernsehkameras. Dabei gab es mehr als nur einen berechtigten Grund die „Väter als Täter“ zu brandmarken. Es waren nicht so sehr Demonstrationen, Straßenkämpfe, die mich anlockten. Das hatte ich hinlänglich in Frankreich mit wild um sich schlagenden, speziell ausgerichteten CRS-Polizisten erleben müssen. Gewalt gegen Personen, aber gleichsam Gewalt gegen Sachen befand ich nach meiner Drangsal-Zeit – auch mit meinen Heim-Erlebnissen – als rückwärtsgewandt, nicht lebensfähig.

Stattdessen faszinierten mich Ideen-Momente über den Liberalismus 61, den zentralen Gedanken des Menschen um über die Freiheit, seine individuelle, geistige, gesellschaftliche Freiheit; Liberalität als idealtypisches Gedankenmuster. Derlei Gedankensplitter zogen mich nach Kriegsjahren, Konzentrationslagern wie unsäglichen Barbareien in seinen Bann. Danach waren gemäß dem Volkslied des Dichters Hofmann von Fallersleben (*1798+1874) nicht nur „die Gedanken frei“.

Es war die Reisefreiheit, die Meinungsfreiheit, die Freiheit der Berufswahl und gegen staatliche Bevormundung, die Religionsfreiheit, die Freiheit von Wissenschaft und Forschung – eben ein freies Land, in dem das freie, angstfreie Individuum die größte Wertschätzung widerfuhr. Faszination. Durchatmen. Von derlei Visionen, von diesem Verfassungstext war ich überzeugt, wollte ihn in der Verfassungswirklichkeit eingeklagt wissen.

Folglich machte ich mich auf zur FDP – der Freien Demokraten Partei Deutschlands 62. Es war die Überzeugungskraft von einem der markanten Gründerväter des Liberalen Thomas Dehler (*1897+1967), Bundesminister der Justiz von 1949 bis 1957. Der Politiker Dehler zählte zu jenen FDPlern, die sich ergebnisorientiert gegen einen rechtskonservativ, braun angehauchten Kurs der nationalen Vereinigung aussprachen. Seine von freiheitlichen Geist getragenen Reden und Vorträge hörte ich mir des Abends auf Wahlveranstaltungen an, seine Schriften las ich, zugeschickt von der Bundeszentrale für politische Bildung. Es war eine kantige Politiker-Sprache, die ihres gleichen suchte – fernab von griffigen, aalglatten Parteislogans aus der Abteilung Werbung und Marketing.

Thomas Dehler positionierte seine Partei in Weitsicht vieler Jahrzehnte zwischen dem konservativen wie auch sozialdemokratischen Block – eine liberale Bewegung der Mitte und des gesellschaftlichen Ausgleichs. Er vergaß dabei keineswegs auf die soziale Verpflichtung des Eigentums hinzuweisen. Er sollte mich in meinem politischen Denken beeinflussen. Thomas Dehler war ein unverwechselbares Ur-Gestein der Liberalen. Einst war er Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Personen seines Formats gab es damals wenige. Sie wurden auch in späteren Jahren zunehmend rarer.

Es war die beherzte Juristin Emmy Diemer-Nicolaus (*1910+2008), die mich mit Begeisterungsfähigkeit für politische Reformen um die Humanisierung des Deutschen Strafrechts, um den Abtreibungsparagraphen 218, um die Teilzeitarbeit für Frauen nachhaltig politisierte. Unweigerlich lenkte sie das Augenmerk auf mein Engagement bei der FDP-Nachwuchsorganisation der Jungdemokraten . Heute wissen wir, dass die Juristin und Bundestagsabgeordnete Emmy Diemer-Nicolaus als Bundestagsabgeordnete (1957-1972) ihrer Epoche um Jahrzehnte voraus war. Kärrnerarbeit. Frauen-Arbeit. Lange Jahre sollte es noch dauern, sehr lange.

Zurück in die FDP-Verhältnisse gen Osnabrück. Sie trafen sich regelmäßig an den Abenden der Donnerstage zu ihrem Stammtisch, die ehrenwerten Herren des FDP-Kreisverbandes, die Honoratioren dieses Städtchens. Sie waren, wie sollte es auch anders sein, unter sich. Sie bevorzugten es, im Halbdunkel ihre Reihen zu schließen. Sie trafen sich hinter Butzenscheiben und Fachwerkfassaden bei Bier und Korn am runden, rustikalen Stammtisch im Ratskeller des im spätgotischen Stil erbauten Gewölbes. Keine Frage, sie liebten allesamt altdeutsche Heimeligkeiten und das Gemauschel untereinander. Ämter schachern, Posten verschieben, Diäten kassieren. Männer.

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