Reimar Oltmanns - Keine Zeit für Wut und Tränen

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Acht Stunden sind kein Tag und achtundsechzig Jahre nicht das ganze Leben. Reimar Oltmanns zeichnet seine Autobiografie auf, die sich wie ein Roman liest, um Vergangenes, Verdrängtes, Vergessenes ins Blickfeld zu rücken. So entstand ein subjektives Dokument der Zeitgeschichte von einer Offenheit, auch Gesellschaftskritik. Er traf in Deutschland und anderswo auf Charaktermasken und Karrieristen, deren Bilder sich wie Fratzen tief in sein Gedächtnis eingegraben haben.

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(*1766+1846).

Die einklassige Dorfschule in Himmelpforten, ganz nah am verlassenen Örtchen Steinau im Landkreis Cuxhaven, in der oft als schwermütig empfundenen Wesermarsch kannte, nur für eine Kurzweil ihren Junglehrer Gerd Erichsen. Dorthin, „am Ende der Welt“, „fern der Heimat“ wie er zürnte, wurde er als frisch examinierter Junglehrer aufs Land verschickt.

In seinem letzten Brief, den er mir schrieb, formulierte er: „Ich habe die 1. - 4. Schuljahre und lasse den Laden laufen, mache mir keine großen Sorgen. Gerade habe ich noch ein Bier geballert, die ganze Umgebung besoffen. Hochzeit, Riesenfest. Trotzdem: Ich kann nicht hierbleiben. Ich bin Mensch und muss Mensch bleiben, hier oben packe ich es nicht. Keine Gitarre, kein Banjo, keine Frau, keine Gespräche. Meine Barbara studiert noch in Kassel und das ist so weit – zu weit.“ Es war sein Abschiedsbrief. Struppi wünschte mir für meine Zukunft alles erdenklich Gute. Viel „Glück und einen tieferen Lebenssinn“.

Einsam war es um Struppi geworden – durchbohrt, gebrochen schien sein Lebensmut. Er hockte in einem alten, mit tristen Farben bemalten Lehrerhaus. Er war umgeben von allseits Licht schluckenden Kastanien, einem eintönigen Sandstein zugeschütteten Schulhof, Wasserpumpe, Plumpsklo, schwarze Dachziegel, schwarze Fensterklappen, Obstbäume, drei Hunde, zwei Katzen, Hühner, zwei Wellensittiche. In seinen letzten Notizen schrieb er: „Die Hütte hat mich erstickt.“

Am 14. Oktober 1965 erschoss sich Struppi in der Dunkelheit mit einer Revolver- Kugel durch den Mund in seinem VW-Käfer (Standard, Baujahr 1957) auf einem Feldweg am Waldesrand des Ortes Himmelpforten.

Der Wetterbericht hatte für kommende Tage viel Nebel und Dunst mit einer Sichtweite von unter 200 Metern vorausgesagt. Die norddeutsche Tiefebene, so wissen Landschafts-Psychologen zu berichten, sei für die menschliche Neubesiedlung eigentlich nicht geeignet. Überall durchzieht dieser das Gemüt einschnürende Nebel, dieser Nieselregen, die blattlosen Baumsilhouetten vor steingrauen Wolken die Gemüter. Und immer und immer wieder – ohne Entkommen – verlieren sich Blicke wie Gedanken in das langweilige Land. Das kann böse, zornig machen. Ewig dieser matschige Boden unter kalt-angefeuchteten Gummi-Stiefeln, die mit jedem Schritt schwerer werden.

Jahre später las ich das Buch des französischen Autors Édouard Levé zum Thema Freitod. Vergangenheitsbewältigung. Der Autor brachte sich kurz nach Beendigung seines Manuskriptes um. Jedenfalls fühlte ich mich, wie sollte es auch anders sein, unweigerlich an meinen älteren Jugendfreund Gerd Erichsen erinnert. Nichts deutet noch daraufhin, dass dieser junge, sensible, oft verzweifelte Mann einmal unter uns weilte. Nichts. Flugsand. Nicht einmal ein Grabstein, nicht einmal ein Blümchen ist seiner auf dem Friedhof Birkenberg zu Leverkusen gewidmet – obwohl seine Familie recht vermögend war.

„Selbstmord“, schrieb Édouard Levé 50, „ist das finster-triumphale Psychogramm einer Verstörung, fest- und sichtbar gemacht am prozesshaften Herausfallen eines Ichs aus seinem Leben und der es umgebenden Welt. Du hast Dein Ende genau geplant. Du hattest das Szenario bewusst entworfen, dass man deinen Körper unmittelbar nach deinem Tod finden würde. Du tatst deinem lebenden Körper zwar Gewalt an, aber deinem toten wolltest du keinen anderen Erniedrigungen aussetzen als jenen, die du ihm selbst zufügen würdest … Sterben Tiere an Hoffnungslosigkeit? Nein, sie funktionieren oder verschwinden. Vielleicht warst du ein schwaches Glied in der Kette. Eine Zufallserscheinung der Evolution. Eine kurzzeitige Anomalie.“ Kurz nach Beendigung des Manuskripts nahm sich der Autor sein Leben – das Ende.

Struppi und ich sprachen viel über den Tod, die Sinnlosigkeit des Daseins und das in unseren lebenswichtigen, jungen Jahren. Vital und witzig waren wir schon. Nur seit Monaten beobachtete ich, wie ein blauer abgewetzter Schnellhefter von zwanzig Seiten mit weißen schmalen, beschrifteten Zetteln angereichert wurde. Es war, wie sich herausstellte, eine Semesterarbeit der einstigen Adolf-Reichwein-Hochschule zu der Kritik von Albert Camus (*1913+1960), dem französischen Philosophen und Schriftsteller, am Christentum unserer Zeit.

Für Albert Camus ist der Tod ein absolutes Ende. Der Tod macht keinen Sinn, das Leben aber auch nicht. Nur der Tod kennt die einzige Schicksalsfügung, die vorbestimmt ist und der man nicht entkommen kann. Der Tod war für Camus’ Menschen der krönende Abschluss eines absurden Lebens. Albert Camus – der Zeitgenosse seiner Epoche. So und kaum anders war Struppis Selbstverständnis, das er mir nahe zu bringen suchte, seine gesellschaftliche Wahrnehmung, seine Ideen-Geschichte. So hat er Albert Camus gelesen und verstanden. Ersehnte Träume, erhoffte Utopien?

Es dauerte nicht lange, da lasen wir beide aus den Schriften, aus dem Leben von Albert Camus. – Neugierde . Identifikations-Merkmale. Nobelpreisträger Camus war ein religiöser Denker ohne Gott oder Transparenz. Im Buch „Mythos von Sisyphos – ein Versuch über das Absurde“ (1942) beschwört er Don Joan, diesen Helden der Haltlosigkeit, der grundlos von einer Frau zu nächsten wandert. In weiteren Erzählungen wie “Der Fall“, für die er 1957 den Literatur-Nobelpreis bekam, zeichnet er das düster-moderne Bild einer Ehe; einer Zweisamkeit als (Selbst)-Vernichtungsprogramm in ihrer unaufhaltsamen, neurotischen Fixierung.

Er, einst chancenloser aus Algerien kommende Camus, der seine Kindheit als elend bezeichnet hatte, war gemeinsam mit Jean-Paul Sartre (*1905+1980) zum Vordenker eines neuen existenzialistischen Denkens geworden. Er, der in einem bitterarmen und bücherlosen Haushalt in Algerien aufwuchs, ohne Vater und mit einer Mutter, die des Lesens und Schreibens unkundig war. Und ausgerechnet Camus , der bezeichnenderweise durch einen absurden Autounfall den Tod fand.

Ein verpufftes, folgenloses Geschehen lässt sich lediglich bei den Reichen entdecken, nicht doch bei Albert Camus. Für die Armen und Taugenichtse zeichnet er jenes Szenario eine undeutliche Spur – zum Tod. In späteren Jahren empfand ich den damals viel diskutierten Existenzialismus 51zuweilen als eine aufgesetzte intellektuelle Modeerscheinung, als mehr oder minder pubertäre, schicke Philosophie, zu der die Zigarettenmarke Gauloises und ein Ricard-Aperitif als Zugehörigkeitssymbol obligatorisch waren.

Für Camus hingegen schien der Selbstmord eine Lösung oder auch Loslösung von einer sinnlosen Welt. Und wir beide – der Struppi und der Reimar – hatten eine gedankliche Nähe zum Tod. Sie schienen fasziniert von diffusen Ängsten und auch von der prickelnden Sehnsucht nach Freiheit. Grenzüberschreitungen.

Ich hingegen wollte leben, richtig leben, mich mit meiner Beobachtung, Ansicht, Vitalität, auch Konflikten einmischen ins Geschehen, in politische Tages-Aktualitäten, gerade auch in die Groteske oder auch Absonderlichkeiten dieser Jahre. Ich kann mich noch sehr gut entsinnen, war diese Ära durchdrungen von einem subtilen Argwohn gegenüber all jenen jungen Menschen, die nicht so wollten, wie sie sollten. Überall und nirgends begegneten mir Männer mit prallen Leibesumfängen, Bierbäuchen, Umtata-Allüren und einer gezielten Ignoranz.

Ich spürte diese verborgene Kaltschnäuzigkeit, eine wegwischende Verächtlichkeit, Beliebigkeit, Dumpfheit. Die Deutschen? Jedenfalls fluteten Misstrauen, Belehrungen, Ausgrenzungen sicher geglaubte Hoffnungen – Befehl und Gehorsam. Junge Generationen waren in diesem Deutschland eigentlich nicht vorgesehen. Dialoge, welch ein pathetisches Wort, also Wortfetzen, die mit der Väter-Generation hin und her flogen, glichen Krisengesprächen nach einem Betriebsunfall. Wir, die Jugendlichen in den Sechzigern des vergangenen Jahrhunderts, waren die Missratenen, die Versager. Punktum. Jedenfalls meine entsagungsreiche Heim-Jahre und das eingelöffelte, autoritär verabreichte Fachabitur auf einer der Höheren Handelslehranstalten zu Osnabrück lagen hinter mir. Erleichterung.

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