Reimar Oltmanns - Keine Zeit für Wut und Tränen

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Acht Stunden sind kein Tag und achtundsechzig Jahre nicht das ganze Leben. Reimar Oltmanns zeichnet seine Autobiografie auf, die sich wie ein Roman liest, um Vergangenes, Verdrängtes, Vergessenes ins Blickfeld zu rücken. So entstand ein subjektives Dokument der Zeitgeschichte von einer Offenheit, auch Gesellschaftskritik. Er traf in Deutschland und anderswo auf Charaktermasken und Karrieristen, deren Bilder sich wie Fratzen tief in sein Gedächtnis eingegraben haben.

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Das Bildungsversprechen, das mir gegeben wurde, hieß Volksschule. Meine Volksschule lag im Osnabrücker Stadtteil Kalkhügel. Täglich marschierte ich die Sutthauser Straße entlang stadteinwärts – einem verdreckten, mit Fabrik-Ruhs überzogenen und scheinbar endlosen Autoschlangen vollgestopften Ausfahrt-Boulevard. Als Neubauten der Martin-Luther-Schule im Jahre 1961 eingeweiht wurde, wussten Bildungsplaner längst, dass sich diese evangelische Konfessions- und Volksschule längst überlebt hatte.

Das hinderte verantwortliche Politiker und katholische Bildungsplaner nicht daran, gemäß dem Konkordat 41des Landes Niedersachsen mit der Apostolischen Nuntiatur, weitere Konfessionsschulen einzuweihen. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Martin-Luther-Schule führte die Piusschule der Katholiken ihr abgeschottetes päpstliches Eigenleben. Auch diese katholische Lehranstalt verschwand schon nach kurzer Zeit. Gemeinschaftsschulen ebneten den Weg aus einem künstlich stilisierten, aberwitzigen Glaubenskampf besagter Jahre.

Mit der neu konzipierten Hauptschule sollte die alte, traditionelle Volksschule aufgewertet werden; insbesondere galt es, durch erweiterte Fächerangebote mit Englisch und Naturwissenschaften ins Curriculum diese oft vernachlässigte Schulform aus dem Keller zu holen, Bildungs- wie Berufschancen zu erhöhen. Und: Nicht mehr der sogenannte Allroundpädagoge, sondern ausgebildete Fachlehrer sollten auf einem höheren Niveau Schülern wie Schülerinnen ihren Weg in die Zukunft zeigen. In Niedersachsen besuchten im Jahre 1963 immerhin 699.000 Kinder Volks- wie Zwergschulen auf dem Lande.

Mein Klassenlehrer Willi Böhm (*1902+1969) war aber eben nur kein gewünschter Fachvermittler in der neu ausgerufenen Lernfabrik Hauptschule. Sein Lebensprofil entsprach auch nicht dem eines stereotypen Wissensvermittlers oder gar Wissensprüfers. Zensuren spielten bei ihm kaum eine Rolle. Alle Monate gelegentlich bei einer Klassenarbeit oder auf den Schulzeugnissen, wo sie nun mal zu stehen hatten.

Als Anthroposoph 42zählte der hagere Mann mit seinen grau melierten Haaren und seiner meist geröteten Knollennase zu den Anhängern der von Rudolf Steiner (*1861+1925) gegründeten, weltweit vertretenen spirituellen Weltanschauung des Menschen zum Übersinnlichen. So wollte er den Homo sapiens sehen, so ließ er sich als Pädagoge auf seine Schüler ein. Er strahlte Ruhe aus, die sich offenbar auf uns übertrug. Er konnte zuhören, ausreden lassen, Konflikte entschärfen, klären, Gewalt von ihm war undenkbar, unter den Schülern in seiner Gegenwart ausgeschlossen.

Wie Rudolf Steiner trachtete Willi Böhm danach, seine Pädagogik nicht von „den Qualifikations-, Reproduktions- und Selektionsanforderungen einer spätindustriellen demokratischen Leistungsgesellschaft“ zu bestimmen. Sein zentrales Anliegen war vielmehr, in den jungen Menschen „Seelenfähigkeiten im Denken, Fühlen und Wollen“ zu verankern. „Lass dir nie das Rückgrat brechen“, war einer seiner Lieblingssätze.

Meiner Geschichtslehrerin Adelheid Uffrecht, die um Jahre später Fischer hieß, blieb es vorbehalten, mich überhaupt erst einmal mit der Kulturtechnik des Buches vertraut zu machen, mich zum Lesen zu bewegen. Ich kannte keinen Lesestoff, auch kein Vorlesen, die Phonethik der gelesenen Sprache war mir nicht vertraut. Wenn überhaupt, dann stotterte ich mit einem verkrampften Zeigefinger die Druckspalten begleitend auf den Schulbüchern entlang. Berührungsängste in jungen Jahren aus bildungsferner Zeit.

Das Fräulein Adelheid, wie sie damals noch gerufen wurde, war von zierlicher Gestalt, mit kurz geschnittenem Haar, zuweilen listigen Blickes und zwei Grübchen auf ihren Wangen. Sie kam gerade mit ihrem Staatsexamen von der Pädagogischen Hochschule – eine couragierte wie unerschrockene Junglehrerin, das war sie.

Im Klassenraum sangen wir vor ihrem Unterrichtsbeginn gelegentlich aus Jux den Ohrwurm von Billy Sanders aus dem Jahre 1962, „Adelheid, schenk mir einen Gartenzwerg“. Stattdessen schenkte sie mir die Trilogie „Der Wind der Freiheit des Reiseschriftstellers Alfred E. Johann (*1901+1996) 43. Es wurde erst für mich zu einer Pflicht-, sodann aber zur Lektüre der neu entdeckten Leselust. Der Bann der Lesefaulheit schien gebrochen. Oft hatte ich in ihrem Unterricht vorne an der Tafel zu stehen. Ich musste über aktuelle Tagesereignisse, aber auch Gräuel in der Nazi-Epoche berichten. Traurige Erfolgserlebnisse.

Erst später erfuhr ich, dass diese vermeintlich unscheinbare Adelheid Uffrecht, die sich nach ihrer Ehe Fischer nannte, erbitterte Kämpfe mit ihrem Rektor Gustav Gorontzi (*1904+2004) auszufechten hatte. Er war nämlich ein Mann brauner Vergangenheit mit „heldenhaften“ Kriegserlebnissen. Ihre täglichen Konflikte waren Vorläufer spätere Geschlechterkämpfe um die Emanzipation.

Er, der Schulleiter, war ein Mann der Waffen-SS 44. Überall erhielt er für seine Militärattacken an Leib und Leben im „Namen des Führers“ hoch dekorierte Auszeichnungen – in Polen, Frankreich, Russland, bis er alsbald nach dem Kriege zum Rektor berufen wurde. Die Kontinuität von Hitler-Deutschland hatte auch im Bildungswesen, in diesem Fall auf dem Osnabrücker Kalkhügel einen Namen. Gorontzi. Dieser zackig auftretende, mit kurz geschorenem Fasson-Schnitt wollte sich nun mal – entsprechend seinem Frauenbild – nichts von „solchen Mädels“ sagen lassen. Sie hätten zu lernen, zu lächeln und in allgewichtigen Lehrerkonferenzen zuzuhören, sonst nichts. Es waren damals noch oft bagatellisierte und jeweils nur auf die Personen bezogenen Auseinandersetzungen, hinter denen sich das neu aufkeimende feminine Selbstverständnis verbarg – das um die Emanzipation, Autonomie und des Rollenbildes der Frau im Beruf.

Explizit jene eigentlich unverdächtigen Lehrer-Mädels um Adelheid Uffrecht wollten sich nicht Tag für Tag für vergilbte Kasernen-Zackigkeit auf dem Schulhof hergeben; still- wie strammstehen vor dem Macht-Faktor Mann, zum Morgen-Rapport des Rektors. Die Außerparlamentarische Opposition, ein zunächst zaghafter Bewusstseinswandel nach mehr Demokratie, nagte schon seit Anfang der sechziger Jahre an so manchen Gemütern. Ewig dieses von Mehlwürmern durchlöcherte Drill-Korsett – ewig dieser einzubläuende Gehorsam, stillgestanden, Augen geradeaus, singend, immer wieder singend, „Befiehl du deine Wege, was dein Herze kränkt. Der allertreusten Pflege Des, der den Himmel lenkt …“, Kirchenlied von Paul Gerhardt (*1607+1676).

Tag für Tag, Jahr für Jahr. Jeden Morgen um 7.45 Uhr hatten wir in der Schulaula in Klassenformationen zum Zählappell anzutreten. Jeden Morgen gab der Rektor eine Bibel-Losung aus, bevor die Gebetsmühle vom „Vaterunser“ durch die Vorhalle tönte – mithin das gesamte Lehrer-Kollegium tonverstärkend mit zu röhren hatte. Präsenzpflicht. Erst dann galt es in stramm gehenden Dreier-Formationen Klasse für Klasse in den Schulalltag abzurücken. Martin-Luther-Schule zu Osnabrück. Schulalltag, Kasernenalltag. „Gelobt sei, was hart macht“, war eine oder „Ein deutscher Junge weint nicht“, eine weitere pädagogische Standard-Maxime in jenen scheinbar geläuterten Jahren der Nachkriegs-Ära.

Zumindest mochte ich mich sehr präzise an jene, im Baustil ähnlichen Schulkappelle erinnern, als ich Jahre später – am 13. März 1969 – das Tor der Blücher-Kaserne in der Skagerrak Straße im ostfriesischen Aurich passierte. Ausgerechnet in der denkwürdigen Straße namens Skagerrak 45, die als die größte Seeschlacht im Ersten Weltkrieg mit 35 gesunkenen Schiffen und über 8.645 Toten in die Geschichtsbücher einging, sollte ich zum Kriegsdienstverweigerer mutieren. Ausgerechnet in dieser kalt abweisenden Klinkerbau-Kaserne nach Gebhard Leberecht von Blücher 46(*1742+1819) benannt, wurde ich zum Pazifisten. Dabei hatte ich stets jenen Generalfeldmarschall vor Augen, der sich als Haudegen offensiver Schlachten ohne Rücksicht auf Verluste hervorgetan hatte. Deutsche Tugenden.

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