Reimar Oltmanns - Keine Zeit für Wut und Tränen

Здесь есть возможность читать онлайн «Reimar Oltmanns - Keine Zeit für Wut und Tränen» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Keine Zeit für Wut und Tränen: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Keine Zeit für Wut und Tränen»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Acht Stunden sind kein Tag und achtundsechzig Jahre nicht das ganze Leben. Reimar Oltmanns zeichnet seine Autobiografie auf, die sich wie ein Roman liest, um Vergangenes, Verdrängtes, Vergessenes ins Blickfeld zu rücken. So entstand ein subjektives Dokument der Zeitgeschichte von einer Offenheit, auch Gesellschaftskritik. Er traf in Deutschland und anderswo auf Charaktermasken und Karrieristen, deren Bilder sich wie Fratzen tief in sein Gedächtnis eingegraben haben.

Keine Zeit für Wut und Tränen — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Keine Zeit für Wut und Tränen», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Heimzensorinnen waren mit Scheren und Brieföffner bewaffnete Damen. Sie begutachteten jede Zeile, jedes noch winzige Schokoladen-Paket. Sie bestimmten, wie die an die Heimkinder adressierte Wirklichkeit auszusehen hatte. Was ihnen bedenklich erschien, wurde aus der Korrespondenz herausgeschnitten oder mit Filzstiften unleserlich übermalt. Vierteljährlich galt es den Aufsichtsbehörden aus Heimleitung und Jugendamt bei außergewöhnlich „abnormen Verhalten“ Mitteilung zu machen. Als Belege wurden sodann konfiszierte Briefe und Pakete aus der Asservatenkammer herbeigeholt – zur Beweiserhebung wie in einem Gerichtsverfahren.

Sein und Sinn im Hamsterrad „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ - Irgendwo hinziehen, irgendwo hin flieht. Bruchstellen.

Erwarte nichts im Leben, dann ist alles, was du bekommst, ein Bonus.

Frank Zappa, Komponist, Musiker (*1950+1993)

Keine Frage – ein Leben im Heim, der stereotype Gleichklang zwischen Zeit und Raum glich der Verlässlichkeit eines Hamsterrades. Wir waren ständig im Laufschritt auf Trab, glaubten gar, uns nach vorn zu bewegen. In Wirklichkeit galt es unsere Energie, unsere Motorik, aber auch unsere Phantasie abzuschöpfen; letztendlich mit Psychopharmaka ruhig zu halten; das Haus Neuer Kamp ein Kleintierkäfig. Verständlich, dass wir weder nach links noch nach rechts, sondern ausschließlich auf die sich drehenden Speichen starrten.

Derlei Zöglings-Erziehungsmethoden machen Jugendliche zu „geistigen Krüppeln“, letztendlich zu schlichten Ja-Sagern, Mitläufern in einer autoritär strukturierten Gesellschaftsordnung von oben bis unten. Unterwürfigkeit hier, Unterwürfigkeit dort – den ganzen lieben Tag devot, oft ungefragt, aber stets geflissentlich heraus posaunte Unterwürfigkeit. Das Passepartout „Anpassung“, durchdrang all die emotionalen Schichtungen des jugendlichen Daseins. Ein Überlebenskampf, der keine Zivilcourage, keinen Bekennermut, keine Individualität ermuntert oder gar Konfliktbewältigung erlernbar macht. Stattdessen fördert er intrigante Charaktere, die anderen Heimkindern um des Vorteils willen Schaden zufügen. Abgestumpfte Duckmäuser. Atemnot in jungen Jahren.

Auf jedem Flur, in jedem Zimmer ein Spitzel – eben Aushorcher, der praktisch von jedem heimlich gegessenen Apfelkuchen Meldung machte. Statt vertraut wurde misstraut, statt Gesprächen, die Fehlverhalten korrigieren helfen, hagelte es Verbote und Bestrafungen. Statt ein vitales, spielerisches Wir-Gefühl in den Gruppen, wurden Rivalitäten untereinander angestachelt. Statt freier, beherzter Meinungen wurde das nachgeplapperte, opportunistische Meinungsprofil belobigt. Da wurde kaum etwas in Frage gestellt, hinterfragt. Wer selbstständig dachte oder gar handelte – der machte sich verdächtig. Angepasste Selbstaufgabe mündete in Phrasen wie „Schweigen lernen vor dem Unerforschlichen“. Amen. Hier wucherte die stereotype Unterdrückung der Ich-Entwicklung des Menschen vom Kleinkind an. Augen zu und durch, hieß die Überlebens-Devise. Es war eine Heim-Sozialisation, die in Deutschland lautstark als „Erfolgspädagogik in einer demokratischen Gesellschaft“ gepriesen wurde. Kaum einer hatte in jener Zeit die Möglichkeit, gegen solch einen Redeschwall Zwischentöne zu wagen. Chancenlos.

In den Sommerferien hatte ich mir als 13jähriger Hilfsarbeiter in der ostfriesischen Konservenfabrik mein erstes Geld verdient. Ich liebäugelte mit einem kleinen Transistorradio. Es sollte mich in den Heim-Nächten unterhalten. Oft lag ich zur Schlafenszeit hellwach auf meinem Bett. Ich lauschte den Schritten der Nachtwachen. Sie alle konnte ich durch ihren Bewegungs-Rhythmus identifizieren. Wenn Angelika abends spät in die Gruppe kam, öffnete sie wortlos einen winzigen Spalt meiner Zimmertür und ich verschwand flugs in ihrem Bett.

Schließlich durften die Schlaf-Genossen Stephan Toussaint aus Hannover und Ronald Bosien (*1959+2010) aus Berlin unter keinen Umständen durch einen empfindlichen Lichtstrahl aufgeweckt werden. Wenn ich lange Nächte auf sie warten musste, hatte ich nunmehr meinen kompakten, zwanzig Zentimeter kleinen Rundfunkempfänger der Marke Sharp/Osaka mit Lange-, Mittel- und Kurzwelle unter meinem Kopfkissen. Stolz war ich. Erste Anschaffung.

Ich hatte Obacht zu geben, höllisch aufzupassen. Radios in Kinderhand, die waren verboten. Sie wurden bei Kontrollen bis auf den Sankt-Nimmerleins-Tag beschlagnahmt. Einen Fernseher, habe ich das erste Mal zu den Olympischen Spielen 1964 in Tokio gesehen – im Gemeinschaftsraum hockten wir im Halbkreis vor der Glotze. Jeder hatte seinen Stuhl mitzubringen. Indes: Ich konnte nicht ahnen, dass mein kleines Rundfunk-Kästchen einen solch gravierenden Einfluss auf mich haben sollte, ja meine Entwicklung maßgeblich prägte.

Es waren vornehmlich Nachrichten, Berichte wie Radio-Reportagen des Deutschland-Funks in Köln, Sendungen über Politik und das Weltgeschehen faszinierten mich – speisten unaufhörlich meine Gedanken. Ich kam fortlaufend mit fernen deutschen Schauplätzen, fremden, mir bislang unbekannten deutschen Worten und auch Begriffen in Berührung. Es waren Daten und Fakten aus diesem Land und vom Erdball, die mir bislang vorenthalten worden waren. Bundesrepublik Deutschland und der Rest der Welt.

Etwa der bundesdeutsche Nationalfeiertag (1954 bis 1990) zum Volksaufstand in der DDR zum 17. Juni 1953 40. Feierstunde in der Schulaula. Spalierstehen klassenweise. Groß ausgerollte Deutschland-Karte mit den Grenzen von 1937 (einschließlich polnischer Gebiete). Leitmotto: „Drei geteilt niemals“. Deutschland-Fahne, Nationalhymne geschmettert aus allen Kehlen, Dokumentar-Film über die antistalinistische Arbeiter-Rebellion. Kalter Krieg.

In der Chronologie damaliger Ereignisse wurde Willy Brandt (*1913+1992) am 16. Februar 1964 zum Nachfolger von Erich Ollenhauer (*1901+1963) zum Parteivorsitzenden der SPD gewählt. Brandt blieb bis ins Jahr 1987 in diesem Amt. Am 31. März 1964 beginnt in Brasilien mit dem Militärputsch eine 21jährige Schreckensherrschaft über das Hundert-Millionen-Volk. Gleichfalls am 31. März 1964 eroberte die britische Musikgruppe The Beatles die ersten fünf Plätze der US-amerikanischen Hitparade, eine zuvor nie da gewesene Situation.

Am 12. Juni 1964 wird Nelson Mandela (*1918+2014), Führer des African National Congress gemeinsam mit sieben Mitangeklagten wegen Subversion und Sabotage zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Am 2. Juli 1964 unterzeichnete US-Präsident Lyndon B. Johnson (*1908+1973) das Bürgerrechtsgesetz zur Aufhebung der Rassentrennung. Dieses, nach Beendigung der Sklaverei im Jahr 1863, wichtigste Dokument zur Gleichstellung der Schwarzen, wurde von John F. Kennedy (*1917+1963) vorgeschlagen.

Am 27. Juli 1964 gibt die Deutsche Bundesbank in Frankfurt a/M die ersten Banknoten im Wert von 1000 Deutsche Mark, den höchsten von ihr emittierten Nennwert aus. Am 9. Oktober 1964 läuft im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) die erste Folge der Quizshow Vergiss mein nicht mit dem Conférencier Peter Frankenfeld (*1913+1979). Das Ratespiel um Postleitzahlen ist mit einer Benefizveranstaltung zu Gunsten der neu geschaffenen Aktion Sorgenkind verbunden.

Am 14. Oktober 1964 wurde Nikita Chruschtschow (*1894+1971) vom Plenum des ZK aus seinen Ämtern entlassen.

Am 16. Oktober 1964 startete die Volksrepublik China den ersten unterirdischen Atombombenversuch.

Am 22. Oktober 1964 der französische Philosoph Jean-Paul Sartre (*1905+1980) lehnt den Nobelpreis ab. Der aus Augsburg zum FC Bologna gewechselte Fußballstar Helmut Haller (*1939+2012) wird in Italien als erster Ausländer zum „Fußballer des Jahres“ 1964 gewählt. Er kickte 33mal für Deutschland.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Keine Zeit für Wut und Tränen»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Keine Zeit für Wut und Tränen» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Keine Zeit für Wut und Tränen»

Обсуждение, отзывы о книге «Keine Zeit für Wut und Tränen» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x